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Eine gute Mundhygiene ist entscheidend für die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch. Sie beugt Karies, Parodontitis und anderen Mundkrankheiten vor, fördert das allgemeine Wohlbefinden und schützt vor unangenehmem Mundgeruch. Regelmäßige Zahnpflegegewohnheiten tragen zu einem gesunden Lächeln und langfristigen Erfolg bei.
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Darum ist Mundhygiene wichtig
Mundhygiene – Arten
Die Mundhygiene setzt sich aus vielen unterschiedlichen Faktoren zusammen und ist insgesamt auch ein Spiegel der gesamtkörperlichen Gesundheit. Chronische Erkrankungen, endokrine Entgleisungen und lange Medikamententherapien können sich genauso auf die Mundschleimhaut und die Zähne auswirken, wie auf jedes andere Organ auch. Dementsprechend bildet der gesamte Gesundheitszustand die Grundlage der Mundpflege.
Zähne putzen
Regelmäßiges Zähneputzen verhindert Karies, Zahnfleischentzündungen und Zahnstein. Wer zweimal täglich zwei bis drei Minuten putzt, fördert die Mundhygiene erheblich. Kindern wird die KAI-Methode (Kau-, Außen- und Innenseiten) beigebracht, während Erwachsene rüttelnde Bewegungen nutzen sollten, um den Biofilm vom Zahnfleisch weg Richtung Mundhöhle fegen sollten. Klinisch gibt es keinen bekannten Unterschied zwischen Hand- und elektrischen Zahnbürsten, obwohl letztere oft effektiver sind.
Und welche Zahnpasta nutze ich am besten? Fluoridierungsmaßnahmen spielen dabei eine entscheidende Rolle, da sie die Zähne je nach Produkt unterschiedlich aber allesamt in deutlichem Maße vor Karies schützen können. Fluoridierte Zahnpaste (1.000 bis 1.500 ppm Fluorid) hat bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen einen schützenden Effekt vor Karies. Außerdem kann ein hoher Fluoridgehalt in der Zahnpasta (bis 5.000 ppm) sogar die Ausbreitung von bereits bestehendem Karies auf die Zahnwurzel reduzieren.
Zahnzwischenräume reinigen
Die Reinigung der Zahnzwischenräume kann ein wichtiges Tool zum Erhalt der Mundhygiene darstellen. Mit der Zahnbürste werden diese Räume in der Regel nicht erreicht, weswegen man härtere Materialien – wie Zahnseide oder Interdentalbürsten – zur Hand nehmen kann, um hier angesammelte Unreinheiten zu entfernen. Dies betrifft besonders Menschen mit einer Neigung zu Plaquebildung und generell schlechterer Mundhygiene: Denn es ist gar nicht so wichtig, den Biofilm selbst, sondern eher den Plaque, der sich an den entsprechenden Stellen sammelt, zu entfernen. Dafür sind reguläre Zahnbürsten nämlich nicht hart genug.
Zunge reinigen
Die Reinigung der Zunge kann zudem ein wichtiges Tool bei der Mundhygiene sein. Zungenreiniger entfernen den Biofilm auf der Zunge und verbessern so vor allem den Mundgeruch deutlich. Für die tatsächliche Mundgesundheit spielt dies jedoch eine eher zweitrangige Rolle.
Mundspülungen benutzen
Als Ergänzung zu den zuvor genannten mechanischen Möglichkeiten der Zahnpflege kann eine chemische Behandlung mit Lacken oder Mundspülung förderlich sein. Hierbei tendiert die Leitlinienempfehlung vor allem zu antibakteriellen Erzeugnissen, die Inhaltsstoffe wie Chlorhexidin (CHX) oder Cetylpyridiniumchlorid enthalten. Wichtig ist jedoch, dass die Verwendung von Mundspülung niemals die mechanische Zahnreinigung ersetzen sollte!
Zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen
Das deutsche zahnärztliche Vorsorgesystem ermöglicht die frühzeitige Erkennung und Prävention von Zahn- und Zahnfleischerkrankungen durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen (meist halbjährlich) und professionelle Zahnreinigungen. Für Kinder und Jugendliche existieren spezielle Programme, die Fluoridierungen, Fissurenversiegelungen und Putztrainings umfassen. Bei Erwachsenen konzentriert sich das System auf die Vermeidung von Karies, Gingivitis und Parodontitis. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen Kosten für bestimmte Vorsorgemaßnahmen und fördern die regelmäßige Teilnahme durch Zuschüsse beim Zahnersatz.
Mundhygiene – Häufige Erkrankungen
Eine unzureichende Mundhygiene kann eine Vielzahl von Erkrankungen im Mundraum und darüber hinaus verursachen. Diese betreffen nicht nur den Zahnzustand, sondern können sich schnell auch auf den ganzen Organismus – vor allem das Herz-Kreislauf-System – ausbreiten.
Karies
Karies entsteht durch das Zusammenspiel von Bakterien, schlechter Ernährung und mangelnder Mundhygiene. Bakterien wie Streptococcus mutans bilden Plaque und verarbeiten freie Zucker zu Säuren, die den Zahnschmelz angreifen und demineralisieren. Kleine Defekte entwickeln sich zu sichtbaren Löchern. Unbehandelt dringt die Karies bis zum Dentin vor und kann den Zahnnerv schädigen, was oft erst dann Schmerzen verursacht. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen erkennen die Demineralisierung früh und ermöglichen Eingriffe – bei früher Erkennung auch ohne Bohrer.
Die Bedeutung der Mundhygiene wird oft erst spürbar, wenn Probleme auftreten. Nicht jeder Kariesbefall erfordert jedoch eine Füllung: Durch gute Mundhygiene, passende Ernährung und Fluoride kann eine frühe Demineralisierung gestoppt und manchmal rückgängig gemacht werden, sodass der Zahn von selbst remineralisiert. Eine solche konservative Behandlung sollte jedoch mit zahnärztlichen Fachkräften abgestimmt und regelmäßig überprüft werden.So viel kann Mundhygiene
Unbehandelte Karies kann zu Zahnschmerzen, Entzündungen, Zahnverlust und in schweren Fällen zu Abszessen und Infektionen im Kieferbereich führen, die den gesamten Organismus belasten können.
Parodontitis
Parodontitis ist eine entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates, die durch bakterielle Plaque verursacht wird und unbehandelt zu Zahnverlust führen kann. Sie beginnt meist mit einer Gingivitis (Zahnfleischentzündung), die sich, wenn sie nicht behandelt wird, auf das Zahnfleisch und den Kieferknochen ausbreitet. Die Bakterien und die vom Körper produzierte Entzündungsreaktion zerstören schrittweise das Gewebe, das die Zähne festhält. Zu den Symptomen zählen Zahnfleischbluten, -rückgang, Mundgeruch und lockere Zähne. Parodontitis ist außerdem mit einem erhöhten Risiko für systemische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme und Diabetes verbunden.
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Weitere Erkrankungen
Mangelnde Mundhygiene kann neben Karies und Parodontitis auch zu anderen gesundheitlichen Problemen führen. Eine unzureichende Zahnpflege begünstigt etwa die Bildung von Zahnstein und Entzündungen wie Gingivitis, die in fortgeschrittenen Fällen auch den Kieferknochen angreifen können. Auch das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Frühgeburten ist bei schwangeren Frauen mit Zahnfleischerkrankungen höher. Schließlich kann eine schlechte Mundhygiene auch zu chronischem Mundgeruch und Pilzinfektionen wie der Mundsoor führen, die oft schwierig zu behandeln sind. Besonders schwerkranke und immunsupprimierte Menschen sind von den möglichen Folgen schlechter Mundhygiene stärker betroffen.
Mundhygiene – Tipps und Hilfsmittel
Bei der Mundhygiene gilt es vor allem, die Basics der Zahnreinigung zu beachten. Darüber hinaus gibt es aber noch weitere hilfreiche Tipps, um die Zahnpflege zu verbessern:
- Mit dem Rauchen aufhören: Nikotin verfärbt Zähne und Fingernägel in ein unschönes Gelb – das ist allgemein bekannt. Doch Nikotin und Tabak können auch Erkrankungen im Mundraum fördern, darunter lokale Entzündungen (Gingivitis und Paradontitis) sowie eine Schädigung des Bandapparates, der die Zahnwurzeln im Zahnfleisch hält. Darüber hinaus verursacht der Konsum von Tabak, Nikotin und Alkohol vermehrt Läsionen im Mundraum und erhöht das lokale Krebsrisiko.
- Regelmäßiger Wechsel der Zahnbürste: In einer regelmäßig verwendeten Zahnbürste sammeln sich nicht nur Bakterien. Auch die Borsten fangen mit der Zeit an, ihre ursprüngliche Form zu verlieren. Um den Nutzen aufrecht zu erhalten, sollte man alle zwei bis drei Monate eine neue Zahnbürste verwenden.
- Die richtige Ernährung: Für die ideale Mundhygiene ist es grundsätzlich sinnvoll, allgemeine Ernährungsbestimmungen zu befolgen. Speziell der Konsum von freien Zuckern (wie Saccharide und Disaccharide) wirkt sich direkt auf die Zahngesundheit aus. Dies betrifft vor allem den Konsum von anteilig mehr als 10 Prozent Zucker der aufgenommenen Kalorien. Durch regelrechte Fluoridierung kann der Effekt jedoch stark abgeschwächt werden. Zuckerersatzstoffe haben allgemein keine Korrelation zu Kariesbefall, insbesondere bei Xylit vermutet man sogar einen schwach negativen Zusammenhang (es könnte also vor Befall schützen). Säurehaltige Lebensmittel können ebenfalls negative Auswirkung auf die Zahngesundheit haben, insbesondere in Kombination mit Zucker (Süßgetränke etc.). Allerdings gibt es auch viele, die sich grundsätzlich positiv auf die Mundgesundheit auswirken, wie Zitrusfrüchte durch deren Vitamin-C-Gehalt. Als Lösungsansatz empfehlen Zahnärzte, nicht direkt nach dem Konsum von Zitronen, Orangen und Äpfel die Zähne zu putzen, um den Zahnschmelz nicht zu beschädigen.
- Den Speichelfluss anregen: Der Speichel verändert den pH-Wert im Mund und bringt viele Enzyme und Abwehrstoffe mit sich, die den Zahnschmelz schützen und fremden Bakterien schaden. Ein höherer Speichelfluss sorgt für eine verbesserte Mundhygiene. Er kann beispielsweise durch das Essen von Speisen, die man gut kauen muss, verbessert werden. Auch Kaugummikauen (etwa 15 bis 20 Minuten am Tag) kann über den verbesserten Speichelfluss für bessere Mundgesundheit sorgen. Hierbei sollte es sich jedoch um zuckerfreie Produkte handeln.
Mundhygiene bei Patienten verbessern
Die Verbesserung der Mundhygiene bei Patienten erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Pflegekräften, Zahnärztlichen Fachangestellten und anderen Praxismitarbeitenden. Pflegekräfte können Patienten durch gezielte Anleitungen und regelmäßige Unterstützung bei der täglichen Mundpflege helfen, insbesondere bei immobilen oder pflegebedürftigen Personen. Wichtig ist zu beachten, dass auch beispielsweise bewusstseinsgestörte Patienten ein verbessertes Wohlbefinden durch gute Mundhygiene und regelmäßige Mundbefeuchtung erleben können.
Passende Stellenanzeigen
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- Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO), Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), S3-Leitlinie (Langversion), Häusliches mechanisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis, Stand November 2018
- Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ), Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), Sk2-Leitlinie (Langversion), Kariesprophylaxe bei bleibenden Zähnen – grundlegende Empfehlungen, Stand Juni 2016
- Gajendra S, McIntosh S, Ghosh S., Effects of tobacco product use on oral health and the role of oral healthcare providers in cessation: A narrative review., Tobacco Induced Diseases. 2023 Jan 25;21:12.
- Gondivkar SM, Gadbail AR, Gondivkar RS, Sarode SC, Sarode GS, Patil S, Awan KH. Nutrition and oral health. (Review), erschien in: Disease-a-Month, Elsevier (Verlag), 2019 Jun;65(6):147-154.
- Hornick B. Diet and nutrition implications for oral health. (Review), erschien in: Journal of dental hygiene, 2002 Winter;76(1):67-78; quiz 79-81.
- Malcangi G, Patano A, Morolla R, De Santis M, Piras F, Settanni V, Mancini A, Di Venere D, Inchingolo F, Inchingolo AD, Dipalma G, Inchingolo AM. Analysis of Dental Enamel Remineralization: A Systematic Review of Technique Comparisons. erschien in: Bioengineering (Basel). 2023 Apr 12;10(4):472.
- Malhotra R, Kapoor A, Grover V, Kaushal S., Nicotine and periodontal tissues. (article), erschien in: J Indian Soc Periodontol. 2010 Jan;14(1):72-9.