Das deutsche Gesundheitssystem ist auf zugewanderte Pflegekräfte angewiesen. Zu diesem Schluss kommt der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) in seinem am 10. Mai 2022 veröffentlichten Jahresbericht. Spätestens die COVID-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig eingewanderte Fachkräfte für die Gesundheitsversorgung sind. Daher fordert der SVR von der Politik bessere Arbeitsbedingungen für Beschäftigte mit Migrationsgeschichte.
Zugewanderte Pflegekräfte – Viele Beschäftigte mit Migrationshintergrund
Wie das SVR Jahresgutachten 2022 zeigt, weist fast ein Viertel der Beschäftigten im Pflege- und Gesundheitswesen einen Migrationshintergrund auf, ist also entweder selbst zugewandert oder stammt aus einer Migrantenfamilie. Die Zahl der im Gesundheitswesen tätigen Zugewanderten mit ausländischer Staatsangehörigkeit hat sich zwischen 2013 und 2019 fast verdoppelt. Deutlich gestiegen ist auch die Zahl der tätigen Pflegefachkräfte mit Migrationsgeschichte, die in Deutschland geboren sind.
Unter allen Erwerbstätigen in der Gesundheits- und Krankenpflege liegt der Anteil der Beschäftigten mit Migrationsgeschichte bei 21,2 Prozent. Ende 2020 hatten knapp zehn Prozent eine ausländische Staatsangehörigkeit. In der Altenpflege weisen 30,1 Prozent der Beschäftigten einen Migrationshintergrund auf, 24,9 Prozent davon sind selbst zugewandert. Rund 15 Prozent haben eine ausländische Staatsbürgerschaft. Auch arbeitet der überwiegende Anteil dieser Gruppe auf Helferniveau, unter den Fachkräften machen sie nur einen Anteil von acht Prozent aus.
Überdurchschnittlich viele Menschen mit Migrationsgeschichte finden sich auch unter den Ärzten/Ärztinnen. Rund ein Viertel weist einen Migrationshintergrund auf, etwa 14 Prozent sind Ausländerinnen und Ausländer. Ärzte/Ärztinnen mit ausländischer Staatsangehörigkeit arbeiten häufiger als ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen angestellt in der Klinik, zudem sind sie eher in ländlichen Regionen tätig.
Die wichtigsten Herkunftsländer
Die Mehrheit der im Gesundheitswesen Beschäftigten mit Migrationshintergrund stammt aus Europa, insbesondere aus Osteuropa. Auch gehören zu den wichtigsten Herkunftsländern Polen, die Russland, Kasachstan, Rumänien und die Türkei. In der Altenpflege sind überdurchschnittlich viele Menschen aus den östlichen EU-Staaten beschäftigt. Ärzte/Ärztinnen mit Migrationshintergrund kommen überwiegend aus Osteuropa und dem Nahen Osten, die wichtigsten Herkunftsländer sind Rumänien und Syrien.
Zugewanderte Pflegekräfte – Forderungen des SVR Migration
Die Zahl der Fachkräfte, die in Deutschland einen Antrag auf Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Qualifikationen stellen, hat sich von 2015 bis 2019 fast verdoppelt und ist von knapp 6.000 auf rund 15.000 im Jahr gestiegen. Im Jahr 2020 ging die Zahl der Anträge leicht zurück, vermutlich Pandemie-bedingt.
Für den SVR zeigen die Zahlen, wie wichtig zugewanderte Pflegekräfte für die Gesundheitsversorgung in Deutschland sind. Darum fordert der Sachverständigenrat von der Politik, die Rahmenbedingungen für Beschäftigte mit Migrationshintergrund zu verbessern. Unter anderem sollen Anerkennungsverfahren beschleunigt und Nachqualifizierungsverfahren erleichtert werden.
Der SVR empfiehlt zudem, nicht nur Gesundheits- und Pflegefachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren, sondern auch stärker für eine entsprechende Ausbildung in Deutschland zu werben. Damit die Abwanderung von Gesundheits- und Pflegefachkräften sich nicht negativ auf die Gesundheitsversorgung im Herkunftsland auswirkt, sollen sie nur dort rekrutiert werden, wo es ein Überangebot gibt. Bilaterale Vereinbarungen wie Ausbildungspartnerschaften sollen zudem sicherstellen, dass beide Seiten von der Migration profitieren.
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SVR Migration – Jahresgutachten 2022, https://www.svr-migration.de/publikationen (Abrufdatum 12.05.2022)