Viele Krankenschwestern wechseln in die Freiberuflichkeit. Doch welche Konsequenzen ergeben sich, wenn man als Krankenschwester freiberuflich tätig ist? Gibt es Besonderheiten hinsichtlich Ausbildung, Alltag im Beruf und Gehalt? Hier gibt es die Antworten zum Nachlesen!
Ausbildung Krankenschwester freiberuflich – Voraussetzungen und Dauer
Wer als Krankenschwester freiberuflich arbeiten möchte, muss zuerst die generalistische Pflegeausbildung zur Krankenschwester (offiziell: Pflegefachfrau/-mann) durchlaufen. Dabei handelt es sich um eine duale Ausbildung. Sie wird an Berufsfachschulen für Krankenpflege absolviert, wo es theoretischen und praktischen Unterricht gibt. Zusätzlich ergänzen praktische Phasen in der ausbildenden Klinik die Ausbildung. Die Ausbildungsdauer beträgt drei Jahre. Auszubildende, die bereits eine Ausbildung im pflegerischen Bereich abgeschlossen haben, können eine Verkürzung der Ausbildungszeit beantragen.
Das Krankenpflegegesetz bestimmt die Zugangsvoraussetzungen. Gefordert wird der mittlere Schulabschluss (Realschulabschluss) oder ein Hauptschulabschluss in Verbindung mit einer abgeschlossenen pflegerischen Ausbildung. Bewerber/innen müssen zudem die gesundheitliche Eignung durch ein ärztliches Attest belegen und über einen aktuellen Impfstatus verfügen. Bestimmte persönliche Kompetenzen sind in dem Beruf unabdingbar: Belastbarkeit (körperlich und psychisch), Einfühlungsvermögen, Sorgfalt, Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Als Krankenschwester, die freiberuflich arbeitet, gehören auch Flexibilität, Organisationstalent und eine strukturierte Arbeitsweise dazu. Gutes Ausdrucksvermögen, Freundlichkeit und Geduld zählen ebenfalls. Wer gute Noten in den naturwissenschaftlichen Fächern (Biologie, Chemie, Physik) vorzeigen hat, erntet Pluspunkte bei der Bewerbung. Aber das Interesse für medizinische Zusammenhänge und naturwissenschaftliche Themen ist noch wichtiger.
Ausbildung Krankenschwester freiberuflich – Inhalte
An der Berufsfachschule, die häufig an eine Klinik angegliedert ist, stehen Anatomie, Erste Hilfe, Krankheitslehre und Pflegetechniken auf dem Stundenplan. Als angehende Krankenschwester lernt man Blut abzunehmen, Infusionen zu legen, Spritzen zu setzen und Wunden zu versorgen. Man erlernt unterschiedliche diagnostische und therapeutische Maßnahmen vorzubereiten, wie man bei diversen Behandlungen und Operationen assistiert und was bei der Visite wichtig ist. Auch alles Wichtige zur Aufnahme und Verlegung von Patienten sowie zur Dokumentation von Pflegemaßnahmen und Erstellung von Pflegeplänen wird an der Berufsschule gelernt. Zusätzlich zum Unterricht an der Schule gibt es Praktika im Krankenhaus. Typischerweise arbeitet man auf verschiedenen Stationen (zum Beispiel: Chirurgie, Gynäkologie, Inneren Medizin oder Pädiatrie).
Praktischer Teil der generalistischen Pflegeausbildung | Ausbildungsjahr 1/2 | Ausbildungsjahr 3 |
Orientierungseinsatz | 400 Std. | |
Stationäre Akutpflege | 400 Std. | |
Stationäre Langzeitpflege | 400 Std. | |
Ambulante Akut-/Langzeitpflege | 400 Std. | |
Pädiatrische Versorgung | 120 Std | |
Psychiatrische Versorgung | 120 Std. | |
Vertiefungseinsatz | 500 Std. | |
Weitere Einsätze zur freien Verteilung | 160 Std. | |
Gesamt | 1.720 Std. | 780 Std. |
Während der Praxiseinsätze wird der professionelle Umgang mit Kranken und Pflegebedürftigen trainiert. Gesundheits- und Krankenpfleger werden dabei dafür sensibilisiert, das kulturelle und soziale Umfeld der Patienten bei der Arbeit nicht aus den Augen zu verlieren, in Krisen- und Konfliktsituation einen kühlen Kopf zu bewahren und mit Angehörigen umzugehen, wenn diese Fragen haben oder die richtige Pflege erklärt bekommen müssen.
Ein Schwerpunkt der Ausbildung liegt auf der Organisation und Dokumentation. Beide Kompetenzen sind besonders wichtig, wenn man später als Krankenschwester freiberuflich tätig sein möchte. Denn der Beruf als Gesundheits- und Krankenpfleger gewinnt an Komplexität. Damit einher geht einerseits ein Zugewinn an Kompetenzen für Krankenschwestern, andererseits aber auch eine engere Zusammenarbeit mit Assistenzdiensten, an die zahlreiche Aufgaben delegiert werden. Die Organisation und Dokumentation dessen spielt eine zunehmende Rolle im Beruf.
Die Ausbildung endet mit einer staatlichen Prüfung. Diese setzt sich aus einem mündlichen, einem praktischen und einem schriftlichen Teil zusammen.
Krankenschwester freiberuflich – Ausbildung Gehalt
Da es keine gesonderte Ausbildung für eine Krankenschwester, die freiberuflich tätig sein will, gibt, gelten die generellen Verdienstmöglichkeiten. Angehende Gesundheits- und Krankenpfleger erhalten ein Gehalt, das sich nach dem Tarifvertrag für Auszubildende des öffentlichen Dienstes -Pflege (TVAöD-BT-Pflege) richtet. Demnach gibt es:
Konfessionelle Ausbildungsträger und große Hilfsorganisationen orientieren sich ebenfalls daran.
Ausbildungsplätze als Pflegefachfrau / Pflegefachmann
Der Beruf Krankenschwester freiberuflich – Tätigkeiten und Alltag
Wer im Anschluss an die Ausbildung eine Anstellung sucht, findet diese etwa in Altenwohn- und -pflegeheimen, Einrichtungen der Kurzzeitpflege, Facharztpraxen, Gesundheitszentren, Krankenhäusern, Reha-Kliniken sowie Wohnheimen für Menschen mit Behinderungen. Wen Arbeitsverdichtung, Kostendruck, Schichtdienst und unzureichende Bezahlung abschrecken, der kann als Krankenschwester freiberuflich arbeiten. In Kliniken und Praxen Personalengpässe auffangen oder die Urlaubsvertretung übernehmen, beziehungsweise in Privathaushalten nach Krankheit oder Operation für Pflegebedürftige sorgen. Dabei führen Freiberufler die üblichen Tätigkeiten einer festangestellten Krankenschwester aus. Zahlreiche Vermittlungsagenturen haben sich auf die Vermittlung solcher Stellen für freiberufliche Krankenschwestern spezialisiert – und nehmen ihnen damit einen Teil der Bürokratie ab. Üblich ist, dass eine Krankenschwester, die freiberuflich tätig ist, regelmäßig neue Aufträge (befristete Aufträge auf Honorarbasis) übernimmt und an verschiedenen Standorten arbeitet. Daher muss man längere Arbeitswege in Kauf nehmen, als das bei einer Festanstellung der Fall wäre. Die Freiberuflichkeit erfordert eine schnelle Auffassungsgabe und Orientierung, da man sich rasch an neue Gegebenheiten anpassen muss. Auf der Seite der Vorteile stehen freie Zeiteinteilung und Selbstbestimmung bei der Arbeit. Auf der Seite der Nachteile steht das unternehmerische Risiko. Denn Vorteile des klassischen Angestelltenverhältnisses inklusive der damit verbundenen Sicherheiten gelten in der Selbstständigkeit nicht. Es kann auch zu Phasen mit wenigen Aufträgen kommen.
Kein Einsatz in Kliniken und Heimen!
Wichtiger Hinweis: Das Bundessozialgericht (BSG) hat Anfang Juni 2019 geurteilt, dass Pflegekräfte auf Honorarbasis künftig nicht mehr in Kliniken und Pflegeheimen eingesetzt werden dürfen.Das Urteil kann Auswirkungen auf freiberuflich tätige Krankenschwestern haben und wurde vom BvfPk (Bundesverband freiberuflicher Pflegefachkräfte) mit Bedauern zur Kenntnis genommen.
Krankenschwester freiberuflich – Gehalt
Freiberufler profitieren von einer gewissen Preisautonomie. Die Verdienstmöglichkeiten einer Krankenschwester, die freiberuflich tätig ist, können daher besser als bei Festanstellung sein. Grundsätzlich liegen die Stundensätze über denen, die es in festen Angestelltenverhältnissen gibt. Zum Vergleich eine Übersicht der Gehälter von Krankenschwestern/-pflegern in Festanstellung:
Altersgruppe | weiblich | männlich | Median |
< 25 Jahre | 3.367 € | 3.356 € | 3.366 € |
25 – 54 Jahre | 3.615 € | 3.844 € | 3.666 € |
55 + Jahre | 3.924 € | 4.305 € | 3.998 € |
Gesamt | 3.593 € | 3.855 € | 3.645 € |
Zu Beachten gilt jedoch, dass man als Freiberufler zahlreiche Ausgaben hat (vor allem Steuern und die eigene Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung, aber auch für Akquisition und Auftragsabwicklung), die nachträglich vom Honorar abgehen. Auch Krankheits- und Urlaubstage müssen bedacht werden. Daher ist es in der Freiberuflichkeit unabdingbar, ausreichende Rücklagen zu bilden. Konkrete Angaben zum Verdienst als freiberuflich tätige Krankenschwester lassen sich folglich nicht machen.
Pflegefachfrau / Pflegefachmann Stellenangebote
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Häufige Fragen
- Was macht eine Krankenschwester freiberuflich?
- Was muss man als freiberufliche Krankenschwester wissen?
- Wie findet man Aufträge, wenn man als Krankenschwester freiberuflich arbeiten möchte?
- Wie lange dauert die Ausbildung, wenn man als Krankenschwester freiberuflich arbeiten möchte?
- Wo kann man nach der Ausbildung als Krankenschwester freiberuflich arbeiten?
- Wie läuft die Krankenschwester Ausbildung ab?
Eine freiberufliche Krankenschwester ist eine Krankenpflegerin, die nicht in einer Einrichtung fest angestellt, sondern freiberuflich tätig ist. Als Freiberufler führt man die üblichen Aufgaben einer Krankenschwester aus, mit dem Unterschied, dass man in der Regel befristete Aufträge auf Honorarbasis übernimmt.
Grundsätzlich benötigt eine freiberufliche Krankenschwester dieselben medizinischen Fachkenntnisse wie eine angestellte Krankenschwester. Darüber hinaus benötigt eine freiberufliche Krankenschwester eine schnelle Auffassungsgabe, da man sich immer wieder an neue Umgebungen und Umstände gewöhnen muss. Weiterhin sind Organisationsgeschick und eine gute Planung nötig, da man rechtzeitig neue Aufträge finden muss und eine finanzielle Rücklage für auftragsschwache Zeiten bilden sollte.
Wer als Krankenschwester freiberuflich arbeiten möchte kann selbst bei Krankenhäusern nachfragen und die Augen offen halten für potenzielle Stellenangebote. Es empfiehlt sich jedoch die Arbeit mit einer Vermittlungsagentur. Diese vermitteln nicht nur Aufträge, sondern übernehmen auch viele bürokratische Aufgaben, zum Beispiel das Schreiben einer Rechnung.
Wer als Krankenschwester freiberuflich arbeiten möchte, führt die reguläre Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger/in durch. Diese dauert drei Jahre. Eine Verkürzung kann beantragt werden, wenn zuvor bereits eine Ausbildung in der Pflege absolviert wurde.
Als freiberufliche Krankenschwester kann man in Krankenhäusern und Praxen Personalengpässe auffangen und Urlaubsvertretungen übernehmen. Alternativ ist die Arbeit in Privathaushalten möglich, wo man pflegebedürftige Patienten/-innen nach einer Operation oder Krankheit in ihrem Haushalt pflegt und betreut.
Die Krankenschwester-Ausbildung findet seit 2020 über die generalistische Pflegeausbildung statt. Wer sich hier nicht für eine Spezialisierung für Altenpflege oder Kinderkrankenpflege entscheidet, schließt als Pflegefachkraft.