Der Beruf der Medizinischen Versorgungsassistentin soll ein wenig den Druck von den deutschlandweit überlasteten Hausarztpraxen nehmen und den Medizinischen Fachangestellten mehr Verantwortung und Handlungsspielraum übertragen. Dabei handelt es sich um eine lohnenswerte Möglichkeit der Weiterbildung für Medizinische Fachangestellte. In dieser Position unterstützt man Hausärzte/-ärztinnen, indem man delegierbare ärztliche Tätigkeiten im Rahmen von Außeneinsätzen übernimmt.
Wie genau diese Weiterbildung abläuft, welches Gehalt man nach Abschluss erzielen kann und wie der Alltag einer Versorgungsassistentin aussieht, wird in diesem Artikel behandelt.
Was macht eine Versorgungsassistentin?
Eine Versorgungsassistentin übernimmt im Auftrag eines/-r Arztes/Ärztin Hausarztbesuche bei Patienten/-innen und versorgt diese im Rahmen ihrer Möglichkeiten vor Ort. Somit entlastet sie den/die Hausarzt/-ärztin durch das Übernehmen von nichtärztlichen Tätigkeiten. Dazu gehört beispielsweise, Wunden fachgerecht zu versorgen, Vitalparameter zu überprüfen, ein professionelles Notfallmanagement in kritischen Situationen durchzuführen sowie die Koordination verschiedener Prozesse innerhalb der Versorgung.
Insgesamt unterstützt eine Versorgungsassistentin also die Diagnose-, Präventions- und Therapiemaßnahmen, die im Rahmen der ärztlichen Tätigkeit durchgeführt werden müssen. Dabei ist die Position der Versorgungsassistentin vor allem auch für den Patientenkontakt von entscheidender Bedeutung, denn Patienten/-innen können so durch vertrautes Praxispersonal umfassend betreut und versorgt werden. Dieses gesamte Konzept soll insgesamt zu einer Entlastung der hausärztlichen Versorgung beitragen und diese zudem stärken und optimieren.
Versorgungsassistentin-Ausbildung – Übersicht
Für die Ausbildung zur Versorgungsassistentin gibt es aktuell in Deutschland zwei verschiedene Ansätze. Zum einen hat der Hausärzteverbund in Zusammenarbeit mit dem Verband der Medizinischen Fachangestellten das Ausbildungsmodell “VERAH” (Versorgungsassistent/in in der Hausarztpraxis) ins Leben gerufen, um MFA eine professionelle Möglichkeit zur Weiterbildung zur Verfügung zu stellen.
Zum anderen gibt es auch noch den Weg der “Nicht ärztlichen Praxisassistentin” (kurz: NäPa), in manchen Teilen Deutschlands auch als “Entlastende Versorgungsassistentin” (EVA) bezeichnet. Die Weiterbildung zur NäPa wurde von der Bundesärztekammer initiiert und verläuft im Detail ein wenig anders als das Modell der VERAH. Nichtsdestotrotz trägt man bei beiden Weiterbildungen nach erfolgreichem Abschluss jeweils den Titel Versorgungsassistentin.
Versorgungsassistentin-Ausbildung – Zugangsvoraussetzungen
Um eine Ausbildung zur Versorgungsassistentin antreten zu können, muss man zu Beginn erstmal einige Kriterien erfüllen. Demnach ist die erste Voraussetzung für eine Zulassung eine abgeschlossene Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten oder zu einem anderem Medizinischen Fachberuf, wie etwa Gesundheits- und Krankenpfleger/in. Darüber hinaus wird gefordert, dass man mindestens zwei Jahre (für NäPa sogar drei Jahre) Berufserfahrung in einer hausärztlichen Praxis mitbringt.
Neben den formalen Zugangsvoraussetzungen sind für den Beruf als Versorgungsassistentin auch einige persönliche Eigenschaften von entscheidender Bedeutung. Der Patientenkontakt kann in vielen Fällen durchaus eine Herausforderung darstellen. Außerdem handelt es sich bei der Gesundheit der Patienten/-innen um ein sehr wertvolles Gut, weshalb man am besten die folgenden Eigenschaften haben sollte.
- Selbstständige Arbeitsweise
- Verantwortungsbewusstsein
- Gründlichkeit, Sorgfalt
- Gute Beobachtungsgabe
- Engagement
- Empathie, Freundlichkeit
- Geduld
- psychische Stabilität
Wichtige Vorkenntnisse
Einige Vorkenntnisse in den nachfolgenden Bereichen sind zwar nicht zwingend notwendig, können aber das Verständnis der Ausbildungsinhalte und den Einstieg als Versorgungsassistentin maßgeblich erleichtern. Dazu zählt Wissen in den Gebieten Medizin, Ernährungslehre und Kommunikation.
Versorgungsassistentin-Ausbildung – Form und Aufbau
Bei der Ausbildung zur Versorgungsassistentin muss man zunächst einmal die beiden verschiedenen Konzepte getrennt voneinander betrachten. Die Weiterbildung zur VERAH findet im Rahmen eines Kompaktkurses statt, welcher insgesamt 200 Unterrichtseinheiten, kurz “UE”, beinhaltet. Dieser umfasst drei Teilgebiete:
- Acht Theorie-Module (106 UE)
- Kompetenznachweise vom Arbeitsgeber (54 UE)
- Praktikum (40 UE)
Das Praktikum muss die angehende Versorgungsassistentin bei einer Einrichtung absolvieren, die mit der Hausarztpraxis bei der Patientenversorgung kooperiert. Das können demnach zum Beispiel Apotheken, spezialisierte Vertragsarztpraxen, Pflegedienste, Sanitätshäuser oder Krankenhäuser sein. Das Ziel des Praktikums ist es, dass die zukünftige Versorgungsassistentin bereits in der Ausbildung wichtige persönliche Kontakte knüpfen kann, um Schnittstellen in der Versorgung zu optimieren.
Die Weiterbildung zur NäPa hingegen umfasst einige Unterrichtseinheiten mehr. Die insgesamt 271 UE sind wie folgt aufgebaut:
- Theorie-Lehrgang (201 UE)
- Hausbesuche bei Patienten/-innen (50 UE)
- Notfallmanagement/erweiterte Notfallkompetenz (20 UE)
Versorgungsassistentin-Ausbildung – Inhalte und Dauer (VERAH)
Die Ausbildungsdauer zur VERAH beträgt in der Regel elf Tage für die 106 theoretischen Unterrichtseinheiten. Die Unterrichtseinheiten bestehen dabei zum überwiegenden Teil aus Präsenzunterricht und zum geringeren Anteil aus den Kompetenznachweisen. Dahingegen sind für die praktischen Einsätze je Unterrichtseinheit 45 Minuten vorgesehen. Folgende Inhalte werden innerhalb der theoretischen Module gelehrt:
Modul | Umfang | Inhalte |
Case Management | 40 UE | Kommunikation & Gesprächsführung, Wahrnehmung & Motivation, Interaktion mit chronisch kranken Patienten/-innen, Therapie- & Sozialmaßnahmen |
Präventionsmanagement | 20 UE | Impfmanagement, Reisemedizin, Vorsorgemaßnahmen, Screening-Verfahren |
Gesundheitsmanagement | 20 UE | Ernährung, Gesundheitserziehung & Risikofaktoren, Suchtmittel & Suchtgefahren, Betreuung von Risikogruppen, Altersmedizin |
Technikmanagement | 10 UE | Anwendung von Medizinprodukten, Geriatrisches Basisassessment, Patientenlagerung |
Praxismanagement | 28 UE | Qualitätsmanagement, Personal- & Ausbildungsmanagement, Rechen- & Finanzwesen, Abrechnung, Hygiene, Sicherheit & Unfallverhütung, Datenschutz, Arbeitsmedizin, Telemedizin & Digitalisierung |
Besuchsmanagement | 12 UE | Rahmenbedingungen von Hausbesuchen, Kontrolle Hausbesuchstasche, Protokollführung, Antragsstellung, |
Notfallmanagement | 20 UE | Erstversorgungsmaßnahmen, Lebensbedrohliche Erkrankungen, Traumatologie, Arztpraxisrelevante Kenntnisse des Rettungsdienstes, Notfallmedizinische Ausstattung |
Wundmanagement | 10 UE | Wundheilungsmechanismen, Wundversorgung & Verbandstechniken, Wundprophylaxe, Wunddokumentation, Hebe- und Lagerungstechniken |
Versorgungsassistentin-Ausbildung – Inhalte und Dauer (NäPa)
Die Ausbildung zur Versorgungsassistentin nach dem NäPa-Konzept ist für einen längeren Zeitraum vorgesehen. Für das Absolvieren aller notwendiger Voraussetzungen wird ein maximaler Zeitrahmen von fünf Jahren festgelegt. Die praktischen Einsätze dauern dabei pro Besuch etwa 30 Minuten und müssen stets dokumentiert werden, vier davon sogar mit einer ausführlichen Falldokumentation und Beschreibung. Welche Themen hingegen in der Theorie behandelt werden, zeigt die Tabelle im Anschluss.
Rahmenthema | Umfang | Modulinhalte |
Grundlagen und Rahmenbedingungen beruflichen Handelns / Berufsbild | 15 UE | Basisinformationen zum Beruf |
Medizinische Kompetenz | 160 UE |
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Kommunikation / Dokumentation | 26 UE |
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Versorgungsassistentin-Ausbildung – Abschluss
Um die Weiterbildung zur Versorgungsassistentin als VERAH abzuschließen, muss man zunächst alle Teilnahme- und Kompetenzbestätigungen vorweisen. Erst dann wird man zur abschließenden Prüfung zugelassen, die wiederum aus zwei Teilen besteht.
Im schriftlichen Part wird eine Hausarbeit verlangt, die sich mit einer konzeptorientierten Fallbeschreibung befasst und dabei mindestens Inhalte aus drei der behandelten Module umfasst. Der Umfang dieser Arbeit beträgt ungefähr acht bis zwölf Seiten. Darauf folgt ein mündlicher Prüfungsteil, in welchem man noch einmal Fragen zur eigenen Arbeit und zu den Modulen beantworten muss. Der Prüfungsausschuss setzt sich dabei aus einem/-r Hausarzt/-ärztin, einer MFA sowie einem/-r Protokollanten/-in zusammen.
Zur schriftlichen Abschlussprüfung der NäPa-Fortbildung wird man hingegen zugelassen, sofern man die Anwesenheit bei mindestens 90 Prozent der Unterrichtseinheiten nachweisen kann. Inhaltlich umfasst diese Prüfung Themen aus dem Bereich “Medizinische Kompetenz”.
Perspektiven nach der Ausbildung
Im aktuellen Gesundheitssystem sind viele der hausärztlichen Praxen, vor allem im ländlichen Bereich, sehr stark überlastet. Demnach ist die Nachfrage nach Versorgungsassistentinnen recht hoch, denn diese können in einer Hausarztpraxis für eine Menge Zeitersparnis sorgen.
Darüber hinaus werden Hausbesuchsfahrten in der Regel extrabudgetär vergütet, wodurch eine Versorgungsassistentin auch zum wirtschaftlichen Erfolg der Praxis beitragen kann. Außerdem bieten die zusätzlich erworbenen Kompetenzen eine sehr gute Basis für zukünftige Gehaltsverhandlungen.
Versorgungsassistentin – Gehalt während der Ausbildung
Die Weiterbildung zur Versorgungsassistentin wird an sich nicht vergütet. Im Normalfall ist demnach nur das reguläre Gehalt als MFA zu erwarten. Vielmehr entstehen allerdings für die Weiterbildung an sich einige Kosten. So muss man für den Besuch der theoretischen Module und für die Prüfungen Gebühren bezahlen, was sich je nach Anbieter auf einen Betrag zwischen 1.500 und 1.800 Euro summiert.
Ausbildungsplätze als Medizinische Fachangestellte
Versorgungsassistentin – Gehalt im weiteren Berufsleben
Als Versorgungsassistentin kann man im Durchschnitt ein monatliches Bruttogehalt von 2.906 Euro erwarten. Betrachtet man dabei die geographischen Unterschiede in Deutschland bezüglich der Bezahlung, so verdient man im Bundesland Hessen am meisten in diesem Beruf (3.145 Euro) und in Mecklenburg-Vorpommern am wenigsten (2.240 Euro).
Auch bei einer Anstellung im Öffentlich Dienst hat die Weiterbildung zur Versorgungsassistentin positive Auswirkungen. Nach Abschluss dieser Fortbildung steigt man in die Tätigkeitsgruppe IV des Tarifvertrages auf. Die Bezahlung anhand von Tarifverträgen orientiert sich neben der persönlichen Eingruppierung auch an der Berufserfahrung in Jahren. Im Jahr 2023 würde eine Versorgungsassistentin mit einer Berufserfahrung zwischen fünf und acht Jahren somit 2.876 Euro pro Monat verdienen. In der letzten Stufe ab 29 Berufsjahren sind dann sogar 3.670 Euro möglich.
Versorgungsassistentin – Aufgaben im Arbeitsalltag
Im Berufsalltag kümmert sich eine Versorgungsassistentin um Patienten/-innen im Rahmen von Hausbesuchen. Dabei führt sie von dem/-r Arzt/Ärztin übertragene, medizinische Tätigkeiten durch.
Dazu gehören Blutentnahmen und das Überprüfung der Vitalzeichen, wozu etwa Blutdruck, Puls und Blutzucker zählen. Außerdem kümmert sie sich um das Notfallmanagement, ein korrektes Wundmanagement und führt koordinative Maßnahmen aus. Darüber hinaus erstellt eine Versorgungsassistentin Versorgungspläne und überwacht die korrekte Einnahme von Medikamenten.
Versorgungsassistent/in Stellenangebote
Versorgungsassistentin – Weiterbildungsmöglichkeiten
Vor allem im medizinischen Bereich ist es sehr wichtig, sich konstant weiterzubilden und das persönliche Wissen stets auf dem neusten Stand zu halten. Auch als Versorgungsassistentin sollte man sich entsprechend an neue Entwicklungen anpassen und den Wissensstand kontinuierlich auffrischen und erweitern.
Sinnvolle Maßnahmen zur Weiterbildung finden sich zum Beispiel in den Bereichen Qualitätsmanagement, Medizinische Dokumentation oder Abrechnung. Zusätzlich können derartige Weiterbildungsmöglichkeiten auch den persönlichen Verantwortungsbereich vergrößern und außerdem das Gehalt steigern.
Versorgungsassistentin – Arbeitszeiten
Die Arbeitszeiten als Versorgungsassistentin decken sich weitestgehend mit den Stunden, die man zuvor als MFA abgeleistet hat. Das entspricht in der Regel einer wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 Stunden, wobei die spezifische Zeit natürlich von der jeweiligen Praxis abhängig ist, in der man angestellt ist. Wochenend-, Feiertags- oder Nachtdienste muss man normalerweise als Versorgungsassistentin nicht verrichten.
Versorgungsassistentin – Wo kann gearbeitet werden?
Angestellt ist eine Versorgungsassistentin nach wie vor klassischerweise bei einer hausärztlichen Praxis. Der spezifische Arbeitsort ist allerdings sehr variabel, denn Außeneinsätze können in einer Vielzahl von Umgebungen notwendig sein. Sie können beispielsweise bei Patienten/-innen zu Hause, in Altenheimen oder sonstigen Pflegeeinrichtungen stattfinden. Vereinzelt bieten auch Krankenhäuser vergleichbare Stellen für Versorgungsassistentinnen an.
Passende Stellenangebote für Versorgungsassistentinnen
Auf der Suche nach einem Job als Versorgungsassistentin? Auf Medi-Karriere findet man zahlreiche Angebote zu freien Stellen als Versorgungsassistentin, Jobs als MFA oder zu Berufen im Bereich Krankenpflege.
- Gehaltstrafivertrag MFA 2021-2023, https://www.bundesaerztekammer.de/... (Abrufdatum: 28.12.2022)
- VERAH, https://www.verah.de/... (Abrufdatum: 28.12.2022)