Für Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA), Zahnmedizinische Fachassistentinnen (ZMF) sowie als Zahnmedizinischen Prophylaxeassistentin (ZMP) kann sich eine Weiterbildung zur Dentalhygienikerin (DH) lohnen. Zwar hat man zunächst Kosten und Lernaufwand zu bewältigen – danach können durch eine höhere Qualifikation jedoch Gehalt und berufliche Perspektiven für die zukünftige Karriere deutlich verbessert werden. Ob per Weiterbildung oder Studium, ob in Vollzeit oder Teilzeit – die Wahl des Ausbildungsanbieters ist vor allem eine Frage persönlicher Vorlieben und zeitlicher Möglichkeiten der angehenden Dentalhygienikerin.
Dentalhygienikerin – Voraussetzungen
Da der Beruf der Dentalhygienikerin – anders als die Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten – kein klassischer Ausbildungsberuf ist, kann unter verschiedenen Anbietern wie zahnmedizinischen Fortbildungszentren, Akademien für zahnärztliche Fort- und Weiterbildung, Zahnärztekammern, verschiedenen Fortbildungsinstituten und Universitäten gewählt werden. Bei gleichen Lerninhalten unterscheiden sich die Zugangsvoraussetzungen je nach Ausbildungsträger.
Berufliche Fortbildung
Neben einer dreijährigen Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten ist im Anschluss zunächst eine Fachspezialisierung zur ZMP oder ZMF notwendig. Die Dauer beträgt etwa 400 Fortbildungsstunden. Für die Fachspezialisierungen muss eine mindestens einjährige Tätigkeit als ZFA ebenso nachgewiesen werden wie die Führung eines Pflichtenhefts im Berufspraktikum mit 100 Stunden und ein aktueller Kenntnisnachweis nach § 23 Ziffer 4 der Röntgenverordnung. Nach einem weiteren Jahr Berufserfahrung als ZMP oder ZMF kann nach bestandener Eignungsprüfung die Aufstiegsfortbildung zur Dentalhygienikerin begonnen werden.
Studium
In einige Bundesländern kann ein Abschluss als Dentalhygieniker an einer Hochschule erworben werden. Die Studiengänge Bachelor Dentalhygiene und Präventionsmanagement, B. Sc. Dental Hygienist oder B. Sc. Dentalhygieniker können je nach Hochschule in Vollzeit oder berufsbegleitend studiert werden. Die Zugangsvoraussetzung unterscheiden sich dabei in Teilen. Meist wird die (Fach)-Hochschulreife und eine abgeschlossene Ausbildung als ZMF verlangt.
Dentalhygienikerin – Inhalt und Dauer der Weiterbildung
Die Dauer der Fortbildung richtet sich in erster Linie danach, wo sie absolviert wird. In den meisten Einrichtungen wird die Fortbildung zur Dentalhygienikerin wahlweise über ein halbes Jahr in Vollzeit oder berufsbegleitend angeboten. Bei einer Dauer von etwa 800 bis 950 Fortbildungsstunden entspricht das ca. sechs Monaten in Vollzeit oder 13 Monaten berufsbegleitender Fortbildungszeit. Ein Studium an einer Hochschule dauert in der Regel sechs Semester. Absolvierte Aufstiegsfortbildungen können bei einigen Hochschulen angerechnet werden und ermöglichen die Verkürzung des Studiums auf vier Semester.
Auch wenn der zeitliche Ablauf und die Anbieter sich unterscheiden, so ist der Inhalt grundlegend darauf ausgelegt, der künftigen Dentalhygienikerin das gleiche Grundwissen und die notwendigen Kompetenzen zu vermitteln. Dabei unterteilt sich die Fortbildung in einen vorklinischen und einen klinischen Teil. Im vorklinischen Teil steht die theoretische Vermittlung naturwissenschaftlicher, interdisziplinärer, allgemeinmedizinischer und zahnmedizinischer Kenntnisse. Dies geschieht innerhalb von Vorlesungen, Workshops oder dentalen Simulationseinheiten. Im klinischen Teil wird dieses Wissen vertieft und praktisch am Patienten angewandt. Der Unterricht findet daher oft in Universitätskliniken oder in Zahnarztpraxen statt, die mit der ausbildenden Institution zusammenarbeiten.
Vorklinischer Teil
Die medizinisch-naturwissenschaftlichen Themen, die den Dentalhygienikern im vorklinischen Teil vermittelt werden, sind:
- Anatomie, Histologie und Physiologie: Hier erlernen die angehenden Dentalhygienikerinnen und Dentalhygieniker die Besonderheiten des Blut-Lymphkreislaufs, den Aufbau und die Funktionen der endokrinen Organe, der Lunge, des Kiefergelenkes, des Nervensystems sowie der Verdauungsorgane sowie allgemeine Zell- und Gewebekunde.
- Mikrobiologie und Hygiene: Im Vordergrund stehen hier epidemiologische Begriffsabgrenzungen, Mikroorganismen als Krankheitserreger, Bakterien und ihre anorganische und organische Chemie, sowie deren Bezug auf die Stoffwechselabläufe im Körper.
Themen des medizinischen Teils der Weiterbildung zur Dentalhygienikerin:
- Allgemeine Pathologie wie z.B. Stoffwechselstörungen, Entzündungen und Wundheilung.
- Orale Manifestationen von Allgemeinerkrankungen und deren Pathophysiologie (Lehre von Krankheitsvorgängen und Funktionsstörungen eines Organs).
- Pharmakologie wie z.B. Definition und Abgrenzung, Wirkungsmechanismen und unerwünschte Wirkungen der Medikamente.
- Dermatologie im Hinblick auf Schleimhautmanifestationen und intraorale Manifestationen von Erkrankungen des allergischen Formenkreises (Erkrankungen, die durch Abwehrreaktionen des Immunsystems wegen des Kontakts mit Allergenen ausgelöst werden, wie beispielsweise Asthma, Bindehautentzündung, Heuschnupfen).
Im Bereich der Zahnmedizin behandelt die Dentalhygienikerin folgende Themen in der Theorie:
- Ätiologie und Pathogenese der Parodontopathien – dazu gehören die Epidemiologie der parodontologischen Erkrankungen (Erkrankungen des Zahnhalteapparats) sowie die Verwendung und Wirkungsweise von Antibiotika in der parodontologischen Therapie.
- Orale Histologie und Pathologie wie z.B. pathologische Veränderungen von Hart- und Weichgewebe, Entzündungen und Zysten im Mundraum.
- Orale Präventivmedizin und Kariologie mit den Themen Karies und Ernährung, Aufbau des Zahnes, mikrobielle Zahnbeläge, Funktion der Mundflüssigkeit u.a.
- Röntgenologie.
Für den optimalen Umgang mit den Patienten und die Organisation der Abläufe in der Praxis erlernt die angehende Dentalhygienikerin im interdisziplinären Bereich unter anderem wichtige Grundlagen in den Bereichen:
- Psychologie und Pädagogik
- Patientenführung
- Praxismanagement
- Rechtsgrundlagen
- Rhetorik und Moderation
- Mitarbeiterführung
- Therapieplanung
- Umgang mit Fachliteratur und Werbematerialien
Klinischer Teil
Im praktischen Teil ihrer Fortbildung arbeitet die Dentalhygienikerin in direktem Patientenkontakt und ist teilweise in den Arbeitsalltag integriert. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Patientenaufklärung und Patientenbehandlung.
Ziel der Patientenaufklärung ist unter anderem eine Herbeiführung der Verhaltensänderung zur Verbesserung der Mundhygiene durch:
- Aufklärung über Ursache und Verlauf von Karies und parodontalen Erkrankungen.
- Anleitung und Überwachung der Anwendung individueller Mundhygienehilfsmittel und -methoden.
- Aufzeigen von Zusammenhängen zwischen parodontalen Erkrankungen und allgemeinmedizinischen Erkrankungen.
- Ernährungsberatung.
- Rauchstoppintervention.
Bei der Patientenbehandlung beschäftigen sich die zukünftigen Dentalhygieniker mit:
- Instrumenten-, Material- und Apparatekunde
- Erstellung und Interpretation von Röntgenaufnahmen
- Befunderhebung, Dokumentation und Evaluation
- Herstellung der Hygienefähigkeit der Mundhöhle
- Erstellung eines individuellen Behandlungs- und Prophylaxeprogrammes
- postoperative Nachsorge
In zusätzlichen Praktika können sich die Kursteilnehmerinnen in den Bereichen Kinderzahnheilkunde, Gruppenprophylaxe sowie Betreuung und Behandlung von Patienten mit Behinderungen und komplexer allgemeinmedizinischer Anamnese ausbilden lassen.
Dentalhygienikerin – Prüfung
Die Prüfung zur Dentalhygienikerin gliedert sich in drei Teile:
- Schriftliche Prüfung
- Praktische Prüfung (komplette Patientenbehandlung inklusive Anamnese, Befunderhebung und Aufklärungs- bzw. Informationsgespräch)
- Mündliche Prüfung in Form eines maximal 30-minütigen Fachgesprächs
Dentalhygienikerin – Aufgaben
Die Kernaufgaben als Dentalhygienikerin liegen in der Parodontaltherapie. Ihre Arbeit erledigen die Dentalhygieniker allerdings immer unter der Aufsicht, Delegation und Verantwortung des jeweils anwesenden Zahnarztes. Der Aufgabenbereich einer Dentalhygienikerin umfasst dabei im Wesentlichen folgende Tätigkeiten:
- Screening der Mundhöhle und Bewertung der Zahngesundheit der Patienten sowie Erkennen von Veränderungen am Zahnfleisch, der Mundschleimhaut, am Zahnhalteapparat und an den Zähnen.
- Beratung und Motivation der Patienten zur korrekten regelmäßigen Zahnpflege.
- Beratung zu Prävention und Therapie sowie bei Wechselwirkungen zwischen Allgemeinerkrankungen und Erkrankungen der Mundhöhle.
- Prophylaxe zur Vorbeugung von Mundhöhlen- und Zahnerkrankungen.
- Festlegung der Vorgaben für die individuelle Mundhygiene zusammen mit dem Zahnarzt.
- Therapie oraler Erkrankungen sowie die Durchführung therapeutischer Maßnahmen.
- Assistenz bei komplizierten Behandlungen.
- Abnahme von Zahnabdrücken und Röntgenaufnahmen der Zähne.
- Dokumentation der Behandlungspläne.
- Nachsorge.
- Organisation der arbeitsökonomischen Abläufe der Praxis im Team als auch fachübergreifend unter Beachtung des Praxiskonzepts.
- Qualitätssicherung und -entwicklung.
Dentalhygienikerin – Kosten und Abrechnung der Weiterbildung
Den Hauptanteil der Kosten macht in der Regel die Kursgebühr aus. Hinzu kommen Kosten für das benötigte Material und die Instrumente sowie einer Prüfungsgebühr. Auch die Kosten einer Weiterbildung zur Dentalhygienikerin unterscheiden sich je nach Institution und Bundesland und liegen meist zwischen 7.000 Euro bis 15.000 Euro. Die Art und Höhe der Förderungsmöglichkeiten sind abhängig von individueller Situation und Bundesland. Grundsätzlich ist die Fortbildung zum/r Dentalhygieniker/in nach Ausbildungsförderungsgesetz förderfähig. Studenten können während des Studienganges laut Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) in der ausbildungsintegrierenden wie verkürzten Vollzeitvariante Unterstützung beantragen.
Dentalhygienikerin – Gehalt
Dentalhygienikerinnen bringen mit ihrem Fachwissen eine unverzichtbare Kompetenz in jede Zahnarztpraxis mit ein, die dadurch bei richtiger Auslastung hohe Umsätze erwirtschaften kann. Daher kann nach erfolgreich abgeschlossener Fortbildung zur Dentalhygienikerin eine Gehaltserhöhung von ca. 30 Prozent angestrebt werden. Allgemeingültige Aussagen über die Höhe das Dentalhygieniker-Gehalt sind schwer zu treffen, da neben der mitgebrachten Berufserfahrung auch hier von Bundesland zu Bundeland Unterschiede auszumachen sind. So liegt das monatliche Durchschnittsgehalt von Dentalhygienikern zum Beispiel in Brandenburg bei etwa 2.000 Euro, in Thüringen bei 2.200 Euro und in NRW bei ca. 2.700 Euro, wohingegen in Berlin, Bayern und Baden-Württemberg mit ca. 3.000 bis 4.000 Euro pro Monat gerechnet werden darf. Viele Zahnarztpraxen bieten für ihre Dentalhygienikerinnen die Möglichkeit, das Gehalt durch eine erfolgsorientierte Umsatzbeteiligung zusätzlich zu erhöhen.
Dentalhygienikerin – Arbeitszeiten
Die Arbeitszeiten der Dentalhygienikerin entsprechen in der Regel den Kernarbeitszeiten bzw. Öffnungszeiten der Praxis des Arbeitgebers. Es finden sich häufig auch Teilzeit-Stellenangebote, die lediglich an bestimmten Tagen der Woche die Anwesenheit der Dentalhygienikerin verlangen.
Dentalhygienikerin – Einsatzorte
Als Dentalhygienikerin arbeitet man vorwiegend in Dentalzentren und in modernen, präventiv orientierten Zahnarztpraxen, in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Zahnkliniken. Dentalhygienikerinnen können auch ihre pädagogischen Kompetenzen ausbauen und sich mit der Förderung der Zahngesundheit in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen befassen. Außerdem ist es für Dentalhygienikerinnen möglich, eine Karriere im Bereich des Vertriebs von Zahnarztbedarf und Dentalgeräten anzustreben, da sie die für den Verkauf von zahntechnischen und zahnärztlichen Produkten notwendige Kompetenz mitbringen.
Passende Stellenangebote für Dentalhygienikerinnen
Wer als ausgebildete Dentalhygienikerin derzeit noch auf der Suche nach einem passenden Stellenangebot ist, findet bei Medi-Karriere eine große Auswahl an Dentalhygieniker-Jobs, aber auch Ausschreibungen für weitere Berufe im Bereich Zahnmedizin, wie beispielsweise Jobs für Zahnmedizinische Fachangestellte.
1. www.fa-dent.de/fortbildungen/dh-fortbildung.html (Abrufdatum 03.09.2021)
2. dentalhygienikerin.de/fortbildung/ (Abrufdatum 03.09.2021)
3. www.bddh.info/die-aufgaben-einer-dentalhygienikerin/ (Abrufdatum 03.09.2021)
4. www.medicalschool11.de/studium/dentalhygiene/ (Abrufdatum 03.09.2021)