Als Kardiotechniker/in ist man Experte/-in für medizinische Systeme, die Kreislauf, Atmung und Herzfunktion unterstützen oder sogar komplett übernehmen können. In diesem Beruf muss man somit den Einsatz dieser komplexen Geräte genauestens koordinieren und überwachen sowie andere Personen mit der Bedienung in einer verständlichen Art und Weise vertraut machen. Dieser Artikel befasst sich damit, wie genau der Weg in diesen verantwortungsvollen Job in der Kardiotechnik verläuft, wie der Berufsalltag aussieht und welche weiteren Möglichkeiten man nach der erfolgreich abgeschlossenen Weiterbildung hat.
Was macht ein/e Kardiotechniker/in?
Als Kardiotechniker/in ist man in einem interdisziplinierten Fachgebiet tätig, das sich zwischen Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Intensivmedizin, Herzmedizin und Medizintechnik befindet. All diese Fachbereiche benötigen professionelle, kardiotechnische Unterstützung. Einige Patienten/-innen sind im Rahmen von Operationen oder zur Behandlung auf System wie beispielsweise Herz-Lungen-Maschinen oder -Unterstützung angewiesen, falls die körpereigenen Organe in ihrer natürlichen Funktion ausfallen. In solchen Fällen kann der/die Betroffene an spezialisierte Geräte angeschlossen werden, die dann etwa die Sauerstoffanreicherung des Blutes (bei ausgefallener Lunge) oder die Pumpfunktion des Herzens übernehmen, um die Kreislaufzirkulation und damit das Leben des/der Patienten/-in zu erhalten.
Derartige Gerätschaften, wozu ebenfalls Blutaufbereitungsmaschinen, Laborgeräte, Herzschrittmacher oder Defibrillatoren gehören, werden von Kardiotechnikern/-innen verwaltet, fachgerecht betreut und überprüft. Dabei sind diese Tätigkeiten für die Vorbereitung von Operationen, während der Eingriffe und auch in der sich daran anschließenden Zeit durchzuführen. Darüber hinaus muss man als Kardiotechniker/in auch den/die Patienten-in, Angehörige sowie beteiligtes Personal über die Funktionsweise und korrekte Anwendung derartiger Systeme umfassend informieren und aufklären.
Kardiotechniker/in-Ausbildung – Übersicht
Bei der Ausbildung zum/-r Kardiotechniker/in handelt es sich vielmehr um eine Weiterbildung, die sich an medizinisches Personal mit bereits abgeschlossener Berufsausbildung richtet. Dabei wurde dieser Beruf erst im Jahr 1988 ins Leben gerufen, da Herzchirurgen nach der Erfindung der Herz-Lungen-Maschine (1951) zunehmend mit dessen Einsatz überfordert waren. Dies war darauf zurückzuführen, dass die technische Weiterentwicklung dieses Gerätes in rasantem Tempo vorangeschritten und zusätzlich die Anzahl der Operationen mit dieser und ähnlichen Maschinen exponentiell gestiegen ist. Die Inhalte der Weiterbildung zum/-r Kardiotechniker/in umfassen ein sehr breites Spektrum an Themengebieten, da in dieser Fachrichtung das Ingenieurswesen und die Medizin vereint werden.
Kardiotechniker/in-Ausbildung – Zugangsvoraussetzungen
Um die Weiterbildung zum/-r Kardiotechniker/in zu beginnen, muss man zunächst einmal eine abgeschlossene Ausbildung in einem medizinischen Beruf nachweisen, wozu zum Beispiel Pflegefachmann/-frau, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in oder Medizinische-technische/r Radiologieassistent/in gehören. Zudem ist in der Regel eine Berufserfahrung von mindestens zwei Jahren notwendig. Je nach Einrichtung, in der man die Weiterbildung macht, kann zusätzlich auch ein Nachweis über die gesundheitliche Eignung gefordert sein, wie es in vielen medizinischen Institutionen der Fall ist.
Neben diesen formalen Bedingungen gibt es auch eine Reihe von persönlichen Eigenschaften, die man für diesen Beruf mitbringen sollte. Dazu gehören:
- Technisches Verständnis
- Abstrakt-logisches Denken
- Verantwortungsbewusstsein
- Notfallstandhaftigkeit
- Sprachliches Ausdrucksvermögen
- Rechenfertigkeiten
- Planungs- und Organisationstalent
- Gründlichkeit
Kardiotechniker/in-Ausbildung – Form und Aufbau
Die genaue Ausprägung der Weiterbildung zum/-r Kardiotechniker/in unterliegt landesspezifischen Regelungen. Grundsätzlich wird sie allerdings von privaten Einrichtungen angeboten, die von der Deutschen Gesellschaft für Kardiotechnik als Ausbildungszentrum zertifiziert worden sind. Derartige Einrichtungen gibt es beispielsweise in Berlin, Furtwangen und Münster. Erwähnenswert ist außerdem, dass 60 % aller Kardiotechniker/innen in Deutschland ihre Ausbildung in Berlin bei der Akademie für Kardiotechnik des Deutschen Herzzentrums der Charité absolvieren. Die Weiterbildung gliedert sich dabei in einen praktischen und einen theoretischen Anteil.
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Kardiotechniker/in-Ausbildung – Inhalte, Dauer, Abschluss
Die Dauer der Weiterbildung zum/-r Kardiotechniker/in beträgt in der Regel zwei Jahre. An der Akademie für Kardiotechnik in Berlin werden zum Beispiel pro Ausbildungsjahr sieben mal 14 Tage theoretischer Unterricht absolviert, wobei dazwischen jeweils Praxisblöcke eingestreut sind. Der praktische Teil umfasst etwa die Gebiete Labordiagnostik und Dialysetherapie, wohingegen man in der Theorie Fächer wie Mess- und Elektrotechnik, Mikrobiologie und Kardiologie für Kinder und Erwachsene erwarten kann. Der theoretische Rahmenlehrplan für die Weiterbildung zum/-r Kardiotechniker/in beläuft sich auf eine Stundenzahl von 1.160 und sieht in Berlin wie folgt aus:
Unterrichtsfächer | Anzahl Stunden | Beispielhafte Inhalte |
Berufs- und Gesetzeskunde | 20 | Ethik, Gesundheitswesen, Rechtliche Vorschriften |
Deutsch | 20 | Diskussion, wissenschaftliches Arbeiten, Textanalyse |
Englisch | 30 | berufliche Terminologie, Textverständnis, Übersetzungen |
Mathematik | 50 | Zahlentheorie, Statistik, Logik |
Informationstechnik (EDV) | 40 | Betriebssysteme, PC-Technik, Zahlendarstellung |
Physik | 20 | Wärmelehre, Optik, Strahlenschutz |
Elektrotechnik | 50 | Energie, Kondensator, Magnetisches Feld |
Mess- und Biotechnik | 100 | Messfehler, medizinische Messtechniken, Organkonservierung |
Kardiotechnik | 180 | Herzchirurgie, Hämodynamik, blutsparende Maßnahmen |
Anatomie | 50 | Bewegungsapparat, Kopf & Hals, Mikroskopie |
Physiologie | 60 | Stoffwechsel, Kälte- & Wärmeregulation, Herz- und Lungentransplantation |
Chemie | 50 | Periodensystem, Kohlenhydrate, Energetik |
Herzchirurgie | 60 | Koronarchirurgie, Kombinierte Herzfehler, Schrittmachertherapie |
Thoraxchirurgie | 20 | Lungenfunktionsprüfungen, Eingriffe an Zwerchfell & Speiseröhre |
Gefäßchirurgie | 30 | Diagnostische Methoden, Gefäßrekonstruktion, Postoperative Komplikationen |
Intensivmedizin | 50 | Gefäßzugänge, Monitoring, Nierenversagen |
Anästhesie | 60 | Pharmakologie, Beatmung, Bluttransfusion |
Kardiologie | 80 | Notfälle, Koronare Herzerkrankungen, Arrhythmien |
Kinderkardiologie | 20 | Herzinsuffizienz, Herzfehler, Schock |
Labortechnik | 30 | Klinische Chemie, Probengewinnung, Laborparameter |
Hämatologie | 30 | Blutzusammensetzung, Erkrankungen, Blutparameter |
Hygiene | 20 | Bakterien, Viren, Hygiene im OP-Bereich |
Wahlpflichtfach | 50 | Besuch von Veranstaltungen & Ausstellungen der Kardiotechnik |
Neben der Theorie kann man in der Weiterbildung zum/-r Kardiotechniker/in auch eine Menge praktischer Inhalte erwarten. Insgesamt entfallen ungefähr 1.500 Stunden Unterricht auf diesen Bereich. Davon bilden die Fächer Kardiotechnik (800 Stunden), Kardiologie / Kinderkardiologie (240 Stunden) und Anästhesie (160 Stunden) den zeitlich gesehen größten Anteil.
Auch wenn der Unterricht für angehende Kardiotechniker/innen normalerweise an privaten Einrichtungen stattfindet, so müssen jedoch alle eine staatliche Abschlussprüfung ablegen. Diese besteht aus insgesamt drei Teilen. Im praktischen Part werden die Fächer Kardio-, Labor- und Medizintechnik geprüft. In einem mündlichen und einem schriftlichen Teil hingegen kommen jeweils fünf Fächer dran, darunter Kardiotechnik, Herz-/ Thorax-/ Gefäßchirurgie, Kardiologie / Kinderkardiologie, Anästhesie sowie Physiologie / Pathophysiologie.
Während der mündliche Anteil einen Zeitrahmen von ungefähr 30 Minuten beansprucht, dauert der schriftliche Teil grob sechseinhalb Stunden.
Perspektiven nach der Ausbildung
Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Weiterbildung kann man als Kardiotechniker/in seinen Aufgabenbereich innerhalb von medizinischen Institutionen stark erweitern und mit verschiedensten Spezialisten zusammenarbeiten. Dabei werden Kardiotechniker/innen für sehr unterschiedliche Arten von Einsätzen benötigt, da ihr erworbenes Fachwissen und die spezifischen Fähigkeiten nur von einer Handvoll Menschen beherrscht werden. Aus diesem Grund ist dieser Beruf für viele Disziplinen unentbehrlich.
Kardiotechniker/in – Gehalt während der Ausbildung
Die Ausbildung zum/-r Kardiotechniker/in wird nicht vergütet. Vielmehr fallen darüber hinaus Kosten für diese Weiterbildung an, die sich auf ungefähr 500 Euro pro Monat belaufen. Demnach muss man für die kompletten zwei Jahre Ausbildung mit einem Betrag von 12.000 Euro rechnen. Da die Ausbildung in Vollzeit erfolgt, ist es meist auch nicht möglich, nebenbei seinem ursprünglichen Beruf noch adäquat nachzugehen.
Kardiotechniker/in – Gehalt im weiteren Berufsleben
Das durchschnittliche Gehalt eines/-r ausgebildeten Kardiotechnikers/-in beträgt 4.217 Euro brutto pro Monat. Bei der Bezahlung gibt es jedoch relevante geographische Unterschiede: Die höchsten Gehälter kann man dabei im Bundesland Hessen mit durchschnittlich 4.564 Euro erwarten, die niedrigsten hingegen in Mecklenburg-Vorpommern (3.252 Euro). Darüber hinaus spielt auch die Größe des Unternehmens, in dem man angestellt ist, eine ausschlaggebende Rolle bei der Bezahlung in diesem Beruf:
Kardiotechniker/in – Aufgaben im Arbeitsalltag
Als Kardiotechniker/in wird man täglich mit einer breiten Varianz an Aufgaben konfrontiert. Diese gilt es, stets mit höchster Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit auszuführen, denn oftmals steht dabei die Gesundheit des/-r Patienten/-in oder sogar ein Leben auf dem Spiel. Im Anschluss findet sich eine Übersicht von häufigen Aufgaben, die es in diesem Job zu erfüllen gilt.
Arbeit mit medizintechnischen Systemen
Als erstes muss ein/e Kardiotechniker/in Systeme zur Unterstützung der Herz-, Lungen- oder Kreislauffunktion vor deren Einsatz individuell für den/die Patienten/-in vorbereiten. Dies kann etwa vor einer anstehenden OP oder vor einer Aufnahme auf eine intensivpflegerische Station notwendig sein. Mögliche Geräte, die dabei verwendet werden, sind zum Beispiel ECMO-Maschinen. Ist der/die Patient/in an das entsprechende System angeschlossen, obliegt es dem/-r Kardiotechniker/in, die Maschine konstant zu überwachen und zu steuern.
Was ist eine ECMO?
Das Akronym "ECMO" steht für "Extrakorporale Membranoxygenierung". Gemeint ist damit ein Verfahren, bei dem das Patientenblut aus einem körpereigenen Blutgefäß nach außerhalb des Körpers in eine Maschine geleitet wird, damit dort die roten Blutkörperchen mit neuem Sauerstoff beladen werden können. Zum Einsatz kommt das ECMO-Verfahren bei der intensivmedizinischen Betreuung von Patienten/-innen mit schwerem Herz- und/oder Lungenversagen und zum Teil bei Frühgeborenen.
Überwachung der Vitalzeichen
Als Kardiotechniker/in hat man außerdem die Aufgabe, bei seinen Patienten/-innen regelmäßige Messungen der Vitalparameter durchzuführen. Dazu gehört beispielsweise die Kontrolle des Blutdrucks, der Atemfrequenz und der Sauerstoffsättigung. Die durchgeführten Messungen müssen zudem präzise dokumentiert und ausgewertet werden, damit bei ungünstigen Werten entsprechende Maßnahmen zur Stabilisierung eingeleitet werden können.
Organisation und Verwaltung
Eine weitere Aufgabe als Kardiotechniker/in besteht darin, stets einen Überblick über die medizintechnische Ausstattung zu haben. Dabei ist es wichtig zu wissen, welche Geräte gerade zur Verfügung stehen und welche sich momentan wo und für wen im Einsatz befinden. Außerdem müssen die Maschinen stets auf ihre korrekte Funktionsweise überprüft werden. Termine für Wartungen und Maßnahmen zur Instandhaltung sind deswegen so wichtig, weil schon die kleinsten Fehler in der Ausrüstung verheerende Konsequenzen für Patienten/-innen mit sich bringen können.
Kardiotechniker/in – Weiterbildungsmöglichkeiten
Im Bereich der Kardiotechnik ist eine regelmäßige Weiterbildung von großer Bedeutung, da dieses Gebiet, wie auch die gesamte Medizin, einem ständigen Wandel unterliegt. Kardiotechniker/innen können ihr Wissen aktuell halten, indem sie beispielsweise Fachtagungen, Kongresse oder Veranstaltungen von Medizintechnik-Herstellern besuchen. Darüber hinaus kann man sich auch über ein Literaturstudium stets die neusten Informationen zu Eigen machen.
Daneben gibt es momentan keine weiteren Spezialisierungsmöglichkeiten für diesen Beruf. Allerdings kommt bei Vorliegen einer Hochschulberechtigung zur Weiterbildung auch ein Studium in Frage. Hierfür würde sich etwa Medizintechnik oder ein Bachelor of Science in Cardiovascular Perfusion (Charité Berlin) anbieten.
Kardiotechniker/in – Wo kann gearbeitet werden?
Kardiotechniker/innen werden in vielen Bereichen des Gesundheitswesens nachgefragt. Angestellt ist man in diesem Beruf meistens in Krankenhäusern, kardiologischen Laboren oder Unternehmen aus der Branche der Medizintechnik. Im Arbeitsalltag bewegt sich der/die Kardiotechniker/in dann zur Versorgung von Patienten/-innen häufig auf Intensivstationen und in OP-Bereichen, aber auch in Aufwach- und Behandlungsräumen oder in Laboren zu Analysezwecken.
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