Wann ist ein/e Orthopäde/-in, die richtige Ansprechperson? Welche Rolle spielt dieses Berufsbild, das man durch eine Facharztausbildung “Orthopädie und Unfallchirurgie” erlernen kann, für die Menschen hierzulande? Die Bevölkerung in Deutschland wird im Schnitt immer älter und damit steigt auch die Quote an Menschen, die mit Verschleißerscheinungen an ihrem Bewegungsapparat zu kämpfen haben. Um derartige Erkrankungen kümmern sich Orthopäden/-innen. Dabei ist das Patientenklientel keineswegs auf ältere Personen beschränkt: Krankheiten an Knochen, Bändern, Gelenken, Muskeln und Co können in jedem Lebensalter auftreten.
Wie genau der Weg von einem/-r Assistenzarzt/-ärztin bis zum/-r Facharzt/-ärztin für Orthopädie aussieht, was für Voraussetzungen man mitbringen sollte und welche Perspektiven man nach dieser anspruchsvollen Weiterbildung zu erwarten hat, wird in diesem Beitrag beleuchtet.
Orthopäde/-in – Voraussetzungen
Bei der Zusatzweiterbildung zum/-r Orthopäden/-in handelt es sich um eine Facharztausbildung, dementsprechend ist ein erfolgreich abgeschlossenes Studium der Humanmedizin eine Grundvoraussetzung. Die Studienplätze sind dabei in Deutschland etwas rar, weshalb ein Abitur mit sehr guten Noten dafür notwendig ist. Man kann die Chancen auf einen Platz jedoch auch dadurch erhöhen:
- Teilnahme am jährlich angebotenen “Test für medizinische Studiengänge”
- abgeschlossene Berufsausbildung im Gesundheitswesen
- gesammelte Erfahrungen im Gesundheitsbereich (z.B. Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), Praktika, Praxis als Rettungsdiensthelfer/in, Erste-Hilfe-Kurs)
Die Facharzt-Weiterbildung Orthopädie wird seit 2005 nur noch in der kombinierten Variante als “Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie” angeboten, da die beiden Spezialgebiete viele Überschneidungen aufweisen.
Formale Voraussetzungen
Laut der Bundesärztekammer darf man die Weiterbildung “Orthopädie und Unfallchirurgie” antreten, wenn man eine ärztliche Approbation hat. Alternativ muss man eine andere, gültige Erlaubnis zur Ausübung eines ärztlichen Berufes vorweisen. Da die Zusatz-Weiterbildung in der Regel im Krankenhaus stattfindet, ist darüber hinaus auch ein Nachweis über eine Berufshaftpflichtversicherung erforderlich.
Persönliche Voraussetzungen
Im Berufsleben als Orthopäde/-in oder Unfallchirurg/in warten dann einige Herausforderungen, die fachlicher, persönlicher, aber auch zwischenmenschlicher Natur sein können. Welche Voraussetzungen man daher für diese Weiterbildung mitbringen sollte:
- offener Umgang mit Menschen, Empathie und gute Kommunikationsfähigkeiten
- handwerkliches Geschick und Präzision
- analytisches Denken, genaue Beobachtungsgabe und Motivation zum beständigen Lernen (über das komplette Berufsleben, z.B. durch Zusatz-Weiterbildungen)
- Disziplin, Durchhaltevermögen, Belastbarkeit sowie Verantwortungsbewusstsein
Orthopäde/-in – Inhalt und Dauer der Weiterbildung
Die Weiterbildung zum/-r Orthopäden/-in an sich ist kostenlos und nimmt in der Regel sechs Jahre in Anspruch. Die Facharztausbildung Orthopädie und Unfallchirurgie gliedert sich dabei in zwei Abschnitte:
- Die ersten zwei Jahre stellen die Basisweiterbildung dar, in welcher man sechs Monate in einer Notaufnahme, ebenso lange auf einer Intensivstation und weitere zwölf Monate in anderen spezialisierten Abteilungen innerhalb des Klinikums tätig ist.
- Daran schließt sich dann die vierjährige Facharzt-Weiterbildung an, an deren Ende eine Facharztprüfung steht.
Weiterbildungsinhalte im Detail
Während der Ausbildung zum/-r Orthopäden/-in lernt man einen breiten medizinischen Bereich kennen, wobei der Fokus stets auf dem menschlichen Stütz- und Bewegungsapparat und entsprechenden Krankheiten liegt. Die Themen für die Facharzt-Weiterbildung sind in der Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer festgelegt, woraus hier einige Auszüge im Überblick dargestellt sind:
- übergreifende Inhalte Chirurgie: chirurgische Techniken und Verwendung der Instrumente, Naht- und Knotentechniken, Wundheilung und -management, Risikoeinschätzung
- Lokalanästhesie und Schmerztherapie: Injektionen, Punktionen, Schmerztherapiepläne, verschiedene Arten der Anästhesie
- Notfall- und Intensivmedizin: Behandlung akuter Notfälle, lebensrettende Maßnahmen, Reanimation, Betreuung von intensivpflichtigen Patienten, Legen von Kathetern und Zugängen
- interdisziplinäre Inhalte Orthopädie und Unfallchirurgie: operative Verfahren, Gutachtenerstellung, Biomechanik
- diagnostische Verfahren: Ultraschall, Röntgen, Bildgebung im Notfall
- Weichteilverletzung und Wunden: Therapiemöglichkeiten, Verbrennungen, Wundversorgung
- konservative Therapiemaßnahmen: physikalische Therapien, Präventionsmaßnahmen, degenerative Erkrankungen, Rehabilitationsmaßnahmen
- Deformitäten und Reifungsstörungen: Erkrankungen im Kinder- und Jugendalter, angeborene Defekte
- rheumatische Erkrankungen: Diagnostik, Therapieoptionen
- Verletzungen, Erkrankungen und Funktionsstörungen der Hand und des Unterarms: Erstversorgung, Therapie
- Polytraumamanagement: Diagnostik und Therapie für Schwer- und Mehrfachverletzte
- operative Verfahren: Nervenfreilegung, Gefäßversorgung, Gelenke, Knochenfixierung, Prothesenanbringung
- Sportverletzungen
- Tumore an Stütz- und Bewegungsapparat
- Strahlenschutz
Wie viele Orthopäden/-innen gibt es?
Laut einer wissenschaftlichen Studie, die 2019 für den Deutschen Bundestag erschienen ist, sieht die Versorgungslade so aus: Insgesamt arbeiten 16.128 Menschen in der Orthopädie / Unfallchirurgie. Davon sind 5.885 niedergelassen und 8.053 arbeiten stationär. 2022 leben 83,13 Millionen Menschen in Deutschland.
Anerkennung
Ein in Deutschland erworbener Titel als Facharzt/-ärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie ist im kompletten EU-Wirtschaftsraum gültig, sprich in allen EU-Mitgliedsstaaten sowie in Norwegen, Liechtenstein, Island und der Schweiz.
Außerhalb der EU verkompliziert sich die Sache etwas, denn dort gelten je nach Land andere Regelungen: In den USA beispielsweise wird eine in Deutschland erworbene Approbation oder Facharztausbildung nicht als gültig erachtet, es werden nur die amerikanischen Examen und Prüfungen anerkannt. Umgekehrt müssen auch Personen, die ihre Zulassung zur ärztlichen Tätigkeit im Ausland absolviert haben, oftmals ein Anerkennungsverfahren durchlaufen, um in Deutschland als Arzt / Ärztin praktizieren zu dürfen.
Orthopäde/-in – Gehalt
Die Orthopädie gehört mit zu den am höchsten bezahlten Facharztrichtungen in der Medizin. Als fertige/r Facharzt/-ärztin kann man in einem tariflichen Anstellungsverhältnis mit einem monatlichen Bruttogehalt zwischen 5.833 und 7.667 Euro rechnen. Im weiteren Verlauf der Karriere als Spezialist/in für Orthopädie ist bei der Bezahlung auch noch Luft nach oben: Oberärzte/-innen verdienen im Schnitt 7.333 bis 8.833 Euro pro Monat, in einer Position als leitende/r Oberarzt/-ärztin oder als Chefarzt/-ärztin winken Gehälter von bis zu über 10.000 Euro pro Monat. Deutlich darüber liegen die finanziellen Aussichten außerhalb eines Klinikums: Als Orthopäde/-in in einer geteilten Praxisgemeinschaft verdient man im Durchschnitt 18.583 Euro brutto im Monat.
Aufgaben eines/-r Orthopäden/-in
Orthopädinnen und Orthopäden befassen sich im Allgemeinen mit Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates. Dazu gehören etwa die Versorgung von Knochen und Gelenken, Muskeln, Sehnen und Bändern. Mit derartigen Verletzungen beschäftigen sich auch Unfallchirurgen/-innen, wobei in diesem Fachbereich die Schäden normalerweise akut als Unfallfolge auftreten.
In der Orthopädie liegt das Augenmerk eher auf entwicklungs- und abnutzungsbedingten oder chronischen Ursachen. Darunter fallen etwa die angeborenen und erworbenen Deformitäten sowie deren Erkennung und Behandlung. Bestandteil davon sind aber auch Krankheitsbilder wie Arthrose, Muskelverletzungen oder Knorpelschäden (inkl. Diagnostik und Therapie). Im Detail sieht das Aufgabenfeld im Fachgebiet eines/-r Unfallchirurgen/-in wie folgt aus:
- Anamnesegespräche mit Patienten/-innen
- Diagnostik mithilfe verschiedenster Verfahren, darunter manuelle Untersuchungen, Ultraschall und Röntgen
- Therapieempfehlungen (z. B. OP, Massage, Haltungskorrektur, Physiotherapie, Schuhanpassungen)
- Operationen am Bewegungsapparat (z. B. Einsetzen künstlicher Gelenke, invasive Korrektur von Fehlstellungen, Knorpel- und Bandersatz)
- Gutachten, Arztbriefe und Überweisungsscheine erstellen
Orthopäde/-in Stellenangebote
Orthopäde/-in – Einsatzorte
Als Orthopäde/-in kann man in einem Klinikum mit einer entsprechend spezialisierten Station arbeiten. Darüber hinaus gibt es sogar ganze Krankenhäuser, die sich komplett auf orthopädische Fälle beschränkt haben. Neben einem Krankenhaus benötigen auch andere Einrichtungen, wie beispielsweise Rehazentren orthopädische Unterstützung. Letztlich bietet sich auch eine eigene orthopädische Praxis beziehungsweise eine Gemeinschaftspraxis als Arbeitsort an.
Passende Stellen für Orthopäden/-innen
Auf der Suche nach einem Job im medizinischen Bereich? Medi-Karriere bietet zahlreiche Angebote zu freien Stellen als Arzt / Ärztin, Jobs als Assistenzarzt/-ärztin oder auch Stellenangebote für Fachärzte/-innen.
1. Deutscher Bundestag, Anzahl der Ärzte verschiedener Fachrichtungen (Stand: 2019), https://www.bundestag.de/... (Abrufdatum: 02.12.2022).
2. Ulmato, Orthopäde, https://www.ulmato.de/... (Abrufdatum: 25.11.2022).
3. Anerkennung in Deutschland, Facharzt/-ärztin, https://www.anerkennung-in-deutschland.de/... (Abrufdatum: 25.11.2022).