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Das Abdomen beherbergt einige der wichtigsten Organe des Verdauungs- und Harnsystems und ist ein Ort, an dem sich viele komplexe physiologische Prozesse abspielen. Obwohl der menschliche Bauch auf den ersten Blick einfach erscheinen mag, ist er in Wirklichkeit ein ausgefeiltes System, das eine Menge Aufmerksamkeit verdient.
Dieser Artikel liefert einen Überblick über die Anatomie des Abdomens und geht zudem auf die wichtigsten Funktionen sowie relevante Krankheitsbilder ein.
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Abdomen – Definition
Das Abdomen, umgangssprachlich auch als Bauch bezeichnet, ist der Teil des Körpers zwischen dem Brustkorb und dem Becken. Es beherbergt viele wichtige Organe, was zu einer breiten Palette an diversen Funktionen führt. Das Abdomen setzt sich dabei aus der Bauchwand, der Bauchhöhle sowie den Baucheingeweiden zusammen. Gemeinsam mit dem sich nach unten hin anschließenden Becken bildet es zudem dem Rumpf.
Abdomen – Anatomie und Aufbau
Aus Sicht der Anatomie setzt sich das Abdomen aus drei Anteilen zusammen: Bauchwand, Bauchhöhle und Baucheingeweide. Hierbei stellt die Bauchwand die Begrenzung der Bauchhöhle nach vorne dar. In der Bauchhöhle wiederum liegen die Baucheingeweide, denen in funktioneller Hinsicht wichtige Aufgaben obliegen.
Darüber hinaus kommen im Abdomen auch lebenswichtige Blutgefäße, wie Aorta und Vena cava, so wie unzählige Lymphknoten und Nervenbahnen vor. Alle Organe des Bauchraumes werden dabei in arterieller Hinsicht von Ästen der Aorta abdominalis gespeist, wohingegen der venöse Abfluss überwiegend in die Vena cava inferior erfolgt. Vor allem die Verdauungsorgane leiten ihr venöses Blut jedoch erst einmal in die Pfortader ab. Schließlich erfolgt die Innervation der Organe des Abdomens durch Nervenäste des Vegetativen Nervensystems.
Begrenzungen
Zunächst einmal wird das Abdomen nach oben hin durch das Zwerchfell begrenzt. Diese muskuläre Membran trennt außerdem den Brust- vom Bauchraum ab. Das Zwerchfell ist an der unteren Grenze der Lunge angebracht und verläuft bis zum unteren Rand der Rippen und des Brustbeins. Von hinten grenzt die Bauchhöhle an die Wirbelsäule (inklusive autochthoner Rückenmuskulatur) sowie einige der tiefen Bauchmuskeln.
Die Begrenzungen des Abdomens nach links und rechts werden durch die seitlichen Bauchmuskeln gebildet, die sich entlang der Seiten des Bauches erstrecken und helfen, Bauch beziehungsweise Rumpf zu stabilisieren und zu bewegen. Ein weiterer Bauchmuskel liefert zudem die vordere Abdeckung: Der gerade Bauchmuskel (“Musculus rectus abdominis”), der in trainiertem Zustand das “Sixpack” bildet, erstreck sich über die gesamte Länge des Bauchraumes.
Schließlich wird die untere Grenze des Abdomens durch das Becken gebildet, welches aus den Hüftknochen und dem Kreuzbein besteht. Das Becken stellt die knöcherne Grundlage des unteren Bauchbereichs dar und schließt somit den Bauchraum nach unten hin ab.
Oberbauch
Vor allem im klinischen Kontext findet die Einteilung des Abdomens anhand einer gedachten Linie, welche quer durch den Bauchnabel verläuft, Anwendung. Der Bereich über diese Linie wird hierbei als Oberbauch (“Epigastrium”) bezeichnet und befindet sich oberhalb des Mesocolon transversums. Im Oberbauch findet man folgende Organe:
- Magen
- Duodenum
- Leber
- Gallenblase (und -wege)
- Milz
- Bauchspeicheldrüse
Mittelbauch
Der Bereich um den Bauchnabel herum wird als “Mittelbauch” oder “Mesogastrium” bezeichnet. Das Mesogastrium setzt sich wiederum aus der mittig gelegenen Regio umbilicalis sowie den nach links und rechts jeweils folgenden Regio lateralis zusammen.
Unterbauch
Unterhalb der gedachten Linie auf Höhe des Bauchnabels liegt der Unterbauch (Hypogastrium). Begrenzt wird dieser durch das Mesocolon transversum und das Becken. In diesem Bereich des Abdomens befinden sich der Dünndarm (ohne Duodenum) und der Dickdarm (ohne Rektum).
Bauchhöhle
Die Bauchhöhle, lateinisch “Cavitas abdominalis”, wird anhand von ihrer Auskleidung mit Bauchfell (Peritoneum) in einen intraperitonealen und einen extraperitonealen Raum eingeteilt. Dabei wird die Bauchhöhle vom Zwerchfell, den seitlichen Bauchwänden und der Beckenhöhle begrenzt. Hier befinden sich alle Bauchorgane, auf die im folgenden Unterpunkt genauer eingegangen wird.
Baucheingeweide
Der Inhalt der Bauchhöhle stellt den wichtigsten Bestandteil des Abdomens dar, denn hier liegen die Bauchorgane. Folgende Bauchorgane lassen sich im Bereich des Abdomens finden:
- Magen
- Dünndarm
- Dickdarm
- Leber
- Gallenblase
- Bauchspeicheldrüse
- Nieren
- Nebennieren
- Harnleiter
- Milz
Abdomen – Aufgaben und Funktion
Die Aufgaben/Funktionen des Abdomens werden maßgeblich durch die verschiedenen Organe bedingt, die in diesem Bereich liegen. Das Aufgabengebiet ist in seiner Gesamtheit ziemlich weitreichend und komplex. Demnach besitzen die Organe des Bauchraumes entscheidenden Einfluss auf Verdauung, Harnbildung, Hormonsystem und viele Stoffwechselprozesse. Im Anschluss folgt daher lediglich ein Überblick zu den wichtigsten Aufgaben und Funktionen der Organe/Organsysteme des Abdomens.
Zu Beginn des Verdauungstraktes kommt vor allem dem Magen eine wichtige Rolle zu, denn er zerkleinert, speichert und transportiert die aufgenommene Nahrung weiter in Richtung Darm. Hier erfolgt im Anschluss eine weitere Aufspaltung und Weiterleitung des Speisebreis sowie die Aufnahme der einzelnen Nährstoffe über die Darmwand. Eine Schlüsselrolle beim Verdauungsprozess spielen die von der Bauchspeicheldrüse in den Darm ausgeschütteten Enzyme, welche für eine biochemische Zerteilung der Nahrungsbestandteile sorgen. Darüber hinaus hat die Bauchspeicheldrüse auch wichtige Aufgaben innerhalb des Hormonsystems. Beispielsweise werden in diesem Organ die Hormone Insulin und Glucagon zur Regulation des Blutzuckers produziert.
Eine zentrale Stellung innerhalb des Abdomens nimmt die Leber ein: Dieses Organ ist ein wahrer Multitasking-Experte. Die Leber beeinflusst zum einen den Energiestoffwechsel, indem sie energiereiche Produkte abbaut, bildet und speichert. Zum anderen ist sie auch in vielerlei Hinsicht für die Entgiftung des Körpers zuständig und reguliert zudem eine Menge wichtiger Prozesse, darunter zum Beispiel den Blutzuckerspiegel sowie den Säure-Base-Haushalt.
Die Aufgaben der beiden Nieren bestehen darin, den Harn zu produzieren und somit für den Abtransport harnpflichtiger Substanzen zu sorgen. Der gebildete Harn wird über die beiden Harnleiter bis zur Blase weitergeleitet und kann von dort aus ausgeschieden werden. Des Weiteren sind die Nieren auch maßgeblich an der Blutdruckregulation und der Hormonbildung beteiligt.
Funktion der Nebennieren
Die Nebennieren sitzen zwar wie kleine Hüte auf den beiden Nieren, haben jedoch trotz der Ähnlichkeit beim Namen einen ganz anderen Aufgabenbereich. Die kleinen Organe produzieren ein breites Spektrum an Hormonen und setzen diese bei Bedarf frei. Unter diesen Hormonen befinden sich einige sehr bekannte Vertreter wie Adrenalin und Cortisol.
Letztlich stellt die Milz gewissermaßen eine Filterstation innerhalb des Blutkreislaufs dar. In dieser Rolle ist sie hauptsächlich für den Abbau alter Blutzellen und für die immunologische Überwachung zuständig.
Abdomen – Beschwerden und Erkrankungen
Bei der Vielzahl an funktionell wichtigen Organen im Bereich des Abdomens gibt es natürlich ein breites Spektrum an Krankheiten und Beschwerden. Oftmals sind die anfänglichen Symptome recht unspezifisch und umfassen allgemeine Beschwerden, wie Bauchschmerzen in Ober-/ Unterbauch oder Übelkeit. Im Folgenden wird sich auf einige der häufigsten Erkrankungen in Zusammenhang mit dem Abdomen beschränkt.
Eine erste Gruppe von Erkrankungen stellen dabei Magen-Darm-Beschwerden dar. Viele Menschen leiden unter Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall. Diese sind oftmals auf Probleme des Verdauungstraktes zurückzuführen, vor allem im Bereich von Magen und Darm. Allerdings kann der genaue Auslöser für die Symptomatik sehr unterschiedlich sein. Möglich sind in dieser Hinsicht beispielsweise ernährungsbedingte Unverträglichkeiten, Stress, Neubildungen von Gewebe oder aber Infektionen.
Eine weitere Krankheit, an der eine Vielzahl an Menschen leiden, ist die Gastroösophageale Refluxkrankheit. Diese Erkrankung tritt auf, wenn Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt und Symptome wie Sodbrennen, Bauchschmerzen im Bereich des Oberbauchs und Übelkeit verursacht. Wenn dieser Reflux nicht adäquat behandelt wird, kann es zu Entzündungen und Umstrukturierungen des Gewebes in der Speiseröhre führen, die bis hin zu Stufen von Krebs reichen können.
Daneben kann auch die Leber als zentrales Stoffwechselorgan von verschiedenen Erkrankungen betroffen sein. Zu den häufigsten zählen dabei Entzündungen (Hepatitis), Zirrhosen oder Verfettungen. Bei der großen Bandbreite an Aufgaben, die von der Leber im menschlichen Stoffwechsel übernommen werden, können derartige Krankheitsbilder viele verschiede Symptome und Ungleichgewichte im Körper hervorrufen. Oftmals geht die Symptomatik bei Leberproblemen mit Bauchschmerzen, Gelbsucht und Verdauungsproblemen einher.
Als letztes Beispiel für Erkrankungen des Abdomens gibt es auch Bauchspeicheldrüsenerkrankungen. Da die Bauchspeicheldrüse sehr empfindlich ist, führen Entzündungen oder bösartige Tumore an dieser im Allgemeinen zu schlimmsten Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen. Darüber hinaus können Erkrankungen auch funktionelle Einbußen nach sich ziehen, was bei den vielen Enzymen der Bauchspeicheldrüse weitreichende Konsequenzen im Rahmen der Verdauung haben kann.
Untersuchung des Abdomens
In der Regel besteht die Erstuntersuchung des Abdomens zunächst aus der körperlichen Untersuchung. Diese umfasst in der Klinik folgende Schritte in dieser festgelegten Reihenfolge:
- Inspektion (Bauch und Patient/in im Allgemeinen ansehen)
- Auskultation (Abhören via Stethoskop)
- Perkussion (Abklopfen)
- Palpation (Abtasten)
Nach diesem allgemeinen Teil kann dann noch – je nach Indikation – eine Untersuchung der Organe im Speziellen erfolgen, zum Beispiel vom Wurmfortsatz des Blinddarms, der Leber oder der Milz. Entsteht aus der körperlichen Untersuchung bereits ein erster Verdacht oder aber tritt genau das Gegenteil ein, kann anschließend daran noch auf die apparative Diagnostik zurückgegriffen werden. Für das Abdomen stehen dabei jede Menge Untersuchungsmethoden bereit. Gängige Verfahren sind etwa Ultraschall, Röntgen, Computertomographie oder Kernspin.
- Pjontek et. Al., Heidelberger Standarduntersuchung, HeiCuMed, 3. Auflage
- Schünke M et. al., Prometheus: Lernatlas der Anatomie (Innere Organe), Thieme, 5. Auflage
- Bauchhöhle, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 08.05.2023)