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Adenoide kommen vor allem bei Kindern gehäuft vor und liegen im Nasenrachenraum. Diese Vergrößerung der Rachenmandel kann natürlich und beschwerdefrei Vorliegen, bei krankhafter Vergrößerung kann es jedoch zu erheblichen gesundheitlichen Problemen kommen. Besonders bei Kindern führt eine Vergrößerung häufig zu Atemwegsbehinderungen, Schnarchen, Mundatmung, chronischem Schnupfen und wiederkehrenden Mittelohrentzündungen, was die Sprachentwicklung, das Hörvermögen sowie den Schlaf beeinträchtigen kann. In schweren Fällen ist eine operative Entfernung der Adenoide (Adenotomie) notwendig, wenn konservative Behandlungen keine ausreichende Linderung bringen.
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Adenoide – Definition
Adenoide sind Ansammlungen von lymphatischem Gewebe im Nasenrachenraum, also im Bereich hinter der Nase und über dem Gaumen. Sie sind Teil des Immunsystems und spielen eine Rolle bei der Abwehr von Infektionen, insbesondere bei Kindern.
In jungen Jahren sind die Rachenmandeln besonders aktiv, da sie helfen, Krankheitserreger abzufangen und abzuwehren weswegen sie vor allem zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr häufig vergrößert vorliegen. Bei manchen Kindern können diese Adenoide allerdings pathologisch sein – also so groß, dass sie zu Atemproblemen, Schnarchen, wiederkehrenden Mittelohrentzündungen und einer Nasenatmungsbehinderung führen kann. In solchen Fällen wird manchmal eine operative Entfernung (Adenotomie) empfohlen.
Unterschiedliche Definitionen für Adenoide
Die Bezeichnung „Adenoide“ für die Rachenmandel im Allgemeinen kommt häufiger im Englischen vor (adenoid). Im klinischen Kontext wird das Adjektiv adenoid mit dem Begriff drüsenähnlich in Verbindung gebracht. Häufig bezeichnet die Nennung des Begriffs Adenoid als Synonym für Adenoide Vegetationen (drüsenähnliches Wachstum) eine Hyperplasie der Rachenmandel.
Was ist die Rachenmandel?
Die Rachenmandel bestehen aus lymphatischem Gewebe und sind Teil des sogenannten Waldeyer-Rachenrings, der aus verschiedenen Mandeln besteht. Sie befinden sich im oberen Teil des Nasenrachens (Nasopharynx), direkt hinter der Nasenhöhle. Die Gefäßversorgung der Adenoide erfolgt hauptsächlich durch Äste der Arteria pharyngea ascendens (die aufsteigende Arterie des Rachens), die ein Ast der Arteria carotis externa (der äußere Teil der Halsschlagader) ist, sowie durch kleinere Zweige der Arteria palatina ascendens und Arteria sphenopalatina, die die Nasenhöhle mit der Fossa pterygopalatina verbindet. Die nervale Versorgung wird durch Äste des Nervus glossopharyngeus (N. IX) und des Nervus trigeminus (N. V) vermittelt, die sensorische Signale aus dem Nasenrachenraum weiterleiten.
Die Adenoide sind mit einer Schleimhaut bedeckt, die bei Kontakt mit Krankheitserregern Immunreaktionen auslösen kann. Ihr Gewebe beinhaltet besonders viele Immunzellen, vor allem Lymphozyten, die eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr spielen. Dieses lymphatische Gewebe kann bei Infektionen anschwellen und sich im Laufe des Wachstums verändern. Am größten ist die Rachenmandeln bei Kindern zwischen zwei und sechs Jahren. Bei Erwachsenen sind die Adenoide oft stark verkleinert oder sogar vollständig zurückgebildet.
Adenoide Vegetationen und „Polypen“
Adenoide Vegetationen sind die Hyperplasie der Rachenmandeln, die auf Basis von chronischen Entzündungen auftreten. Diese Vergrößerung tritt fast nur bei Kindern auf, da ihr lymphatisches Gewebe noch deutlich aktiver ist. Ursache und Symptome sind äußerst unterschiedlich: Es können Viren oder Bakterien verantwortlich sein, ein vermuteter Zusammenhang mit familiärer Tendenz wird ebenfalls nicht ausgeschlossen. Kinder mit der Erkrankung atmen häufig durch den geöffneten Mund, da ihre Nasenatmung behindert ist. Zu den weiteren Symptomen gehören Schnarchen, eine „Laufnase“, klobige oder nasale Sprache und verminderter Appetit. In einigen Fällen sind auch die umliegenden Lymphknoten und die Gaumenmandeln vergrößert. Die Symptomtrias, die besonders häufig ist, besteht aus geöffnetem Mund, vorgelagerter Zunge und eingefallenen Nasenflügeln. Man nennt sie Facies adenoidea. Durch die besondere Nähe zur Öffnung der Tuba auditiva (Ohrtrompete), können pathologische Adenoide zu Belüftungsstörungen im Mittelohr führen. Bei Kindern mit diesen Folgen kann beispielsweise das Trommelfell vorgewölbt sein oder ein Paukenerguss vorliegen. In schwierigen Fällen kann die resultierende Schallleitungsstörung zu sprachlichen Entwicklungsstörungen führen. Weitere Komplikationen sind häufigere Infekte durch die Mundatmung.
Adenoide Vegetationen & Polypen
Umgangssprachlich bezieht sich der Begriff „Polypen“ auf die Adenoide. Bei letzteren ist jedoch das lymphatische Gewebe von der Hyperplasie betroffen, während bei medizinisch betrachtet „echten“ Polypen, die Schleimhaut hyperplastisch verändert ist.
Die Behandlung Adenoider Vegetationen ist bei ausbleibenden Symptomen nicht nötig. Kurzfristig auftretende Beschwerden lassen sich konservativ behandeln – durch abschwellende Nasentropfen (maximal eine Woche) und Antibiose bei Entzündung (Adenoiditis). Bei wiederkehrender Symptomatik ist eine Adenotomie (operative Entfernung, auch als “Polypenentfernung” bezeichnet) indiziert.
- Ackermann H, Aden K, Aurich M, Becker G, Bley C, Centgraf M, Dettenkofer M, Dörges S, Ebner W et al. Erkrankungen des Nasopharynx. In: Ackermann H, Aden K, Aurich M, Becker G, Bley C, Centgraf M, Dettenkofer M, Dörges S, Ebner W et al., Hrsg. AllEx – Alles fürs Examen. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2014
- Erkrankungen der Rachenmandeln, https://www.msdmanuals.com/... (Abrufdatum 07.09.2024)