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Adrenalin ist lebenswichtig für eine regelrechte Körperfunktion. Entsprechend hat es sich als wichtiges Medikament bei vielen vital bedrohlichen Erkrankungen etabliert. Dieser Artikel erläutert die Effekte von Adrenalin im Körper und nennt die gängigen Einsatzgebiete im medizinischen Alltag.
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Adrenalin – Definition
Das Hormon Adrenalin entstammt in der Hauptsache der Nebenniere, Glandula adrenalis. Es gehört zu den sogenannten Katecholaminen. Diese benötigt der Körper, um im Rahmen einer Stress- oder Gefahrensituation leistungsfähiger zu werden, sodass die Wahrscheinlichkeit steigt, eine Flucht oder einen Kampf zu überleben.
Adrenalin – Wirkung und Funktion
Adrenalin hat vielfältige Effekte auf die verschiedenen Organsysteme des Körpers. Diese resultieren aus einer Bindung des Hormons an sogenannte Alpha- und Beta-Rezeptoren an den entsprechenden Zielzellen.
Die Notfall- und Intensivmedizin macht sich einige dieser Effekte bei der Therapie schwerer akuter Erkrankungen wie dem allergischen Schock zunutze. Dabei ist zu beachten, dass die Wirkung in Abhängigkeit von der verabreichten Dosis variiert.
Herz-Kreislauf-System
In niedriger Dosierung aktiviert Adrenalin vor allem Betarezeptoren. Am Herzen bewirkt dies eine Erhöhung der Schlagfrequenz, der Pumpkraft des Herzmuskels und des systolischen Blutdrucks, also des oberen Blutdruckwertes. Hieraus resultiert eine Steigerung des Herzzeitvolumens. Das ist die Blutmenge, die in einer bestimmten Zeitspanne durch den Körper gepumpt werden kann.
In der Körperperipherie löst es in dieser Dosis eine Weitstellung der Blutgefäße aus, sodass mehr Blut in die Extremitäten und vor allem die Skelettmuskeln läuft. Hierdurch verringert sich der Widerstand, gegen den das Herz anpumpen muss. Mit zunehmender Erhöhung der Adrenalindosis wirkt dieses vermehrt auf Alpharezeptoren, die als Gegenspieler der Betarezeptoren die Blutgefäße vor allem in der Haut und den Nieren verengen, wodurch der Blutdruck weiter steigt. Je höher es dosiert ist, desto stärker ausgeprägt ist dieser Effekt.
Die gefäßverengende Wirkung machen sich Chirurgen bei operativen Eingriffen mit lokaler Betäubung zunutze. Eine Zugabe von Adrenalin zum Lokalanästhetikum ist nach offizieller Herstellerangabe synthetischen Adrenalins an sich nicht gestattet. Jedoch zeigt sich, dass bei vielen Eingriffen durch eine vorübergehende Gefäßverengung weniger Blutungen im Operationsgebiet auftreten. Der Eingriff kann hierdurch unter besseren Sichtverhältnissen erfolgen. Weil die Blutgefäße nicht verödet werden müssen, stellt sich nach Abfluten des Adrenalins eine bessere Durchblutung im Wundgebiet ein, was die Wundheilung unterstützt.
Im Falle einer andauernden und zu starken Aktivierung des Körpers durch Adrenalin können Herzrhythmusstörungen entstehen. Zudem kann der Herzmuskel geschädigt werden.
Zentrales Nervensystem
Im zentralen Nervensystem wirkt es eher indirekt. Das Hormon an sich kann aus dem Körperkreislauf nicht in das hirneigene Blutgefäßsystem übertreten. Jedoch bilden auch Nervenzellen im Gehirn Adrenalin, wenn eine Stressreaktion des Körpers auftritt. Durch die resultierend gesteigerte Aktivität im zentralen Nervensystem erfolgen wiederum Rückkopplungen in den Körper, speziell an die Nebennieren, die daraufhin weiteres Adrenalin freisetzen.
Glatte Muskulatur
Die Wirkung auf die glatte Muskulatur unterscheidet sich in Abhängigkeit davon, ob die Muskeln überwiegend Alpha-Rezeptoren oder Beta-Rezeptoren aufweisen. Alpha-Rezeptoren finden sich beispielsweise am Schließmuskel der Harnblase und bewirken eine Anspannung des Muskels, sodass das Wasserlassen unterbunden wird. Beta-Rezeptoren an der Lunge lassen die Muskeln in den kleinen Bronchien erschlaffen und erleichtern die Atmung. Im Magen-Darm-Trakt bewirken sie eine Verringerung der Darmperistaltik.
Magen-Darm-Trakt
Das Ziel der Adrenalin-Freisetzung ist die Befähigung des Körpers, bei Gefahr schnell die Flucht ergreifen zu können. Da die Verdauungsvorgänge in diesem Fall zu vernachlässigen sind und möglichst viel Blut im Herz-Kreislauf-System so wie in der Muskulatur benötigt wird, bewirkt Adrenalin eine reduzierte Durchblutung im Magen-Darm-Trakt.
Atmung
An der Lunge bewirkt Adrenalin eine Aufweitung der Bronchien und eine leichte Steigerung der Atemfrequenz. Dies führt zu einer besseren Belüftung der Lunge und, in Kombination mit den anderen Effekten, zu einer besseren Versorgung des Körpers mit Sauerstoff.
Adrenalin gehört zu den wichtigsten Notfallmedikamenten. Es findet Einsatz in der Behandlung des allergischen Schocks, der zu einer massiven Verengung der Atemwege führen kann, sowie bei einigen Herzrhythmusstörungen mit zu langsamem Herzschlag und im Rahmen der Herz-Kreislauf-Wiederbelebung. Hierbei bewirkt hochdosiertes Adrenalin eine Zentralisierung des Blutes, sowie eine Blutdruck- und Pulssteigerung. Dies unterstützt die Blutversorgung der lebenswichtigen Organe.Adrenalin-Spritze
Mobilisierung von Eigenreserven
Adrenalin fördert die Freisetzung von Zucker und Fett aus den körpereigenen Energiereserven, wodurch der Blutzuckerspiegel ansteigt. Der Körper wird akut leistungsfähiger. Gleichzeitig wird durch die Adrenalinwirkung die Ausschüttung von Insulin gedrosselt. Insulin bewirkt eine Verdrängung des Zuckers aus dem Blut, was den Effekt hemmen würde.
Sonstige Effekte
Unter Einfluss von Adrenalin bildet der Körper vermehrt Schweiß, wodurch die Gefahr einer Überhitzung während der Anstrengung reduziert wird. Zudem weiten sich die Pupillen, die Sicht wird verbessert. Adrenalin kann darüber hinaus die Blutgerinnung beschleunigen, sodass im Falle einer Verletzung ein geringerer Blutverlust entsteht.
Adrenalin – Abbau
Überschüssiges Adrenalin baut der Körper über eine enzymatische Zersetzung ab. Zunächst erfolgt unter Einfluss der Catechyl-O-Methyltransferase (COMT) eine Strukturveränderung am Adrenalin, die es in Metanephrin umwandelt. Dieses wird im Anschluss von der Monoaminooxidase (MAO) zu Vanillinmandelsäure umgebaut, um hiernach mit dem Urin ausgeschieden zu werden.
Häufige Fragen
- Was ist die Wirkung von Adrenalin?
- Was erhöht den Adrenalin-Spiegel?
- Was passiert, wenn der Körper zu viel Adrenalin hat?
- Wann wird Adrenalin ausgeschüttet?
Grob gesagt steigert Adrenalin die Leistungsfähigkeit des Körpers und führt zu einer besseren Blutversorgung aller Organe und Organsysteme, die für eine Kampf- oder Fluchtreaktion erforderlich sind. Während das Herz-Kreislauf-System, die Muskeln und die Sinne gesteigert werden, stellt der Körper andere Funktionen wie die Urinbildung und die Verdauung zurück.
Stress und eine Unterzuckerung führen zu einer vermehrten Ausschüttung von Adrenalin. Zudem kann es im Rahmen von Krebserkrankungen der Nebenniere dazu kommen, dass die Adrenalinproduktion steigt.
Dauerhaft erhöhte Adrenalinspiegel fördern die Entstehung von Herzrhythmusstörungen und aktivieren das Herz, was auf lange Sicht zur Entwicklung einer Herzschwäche beitragen kann. Zudem geht die gefäßverengende Wirkung von Adrenalin in der Haut und weit entlegenen Extremitätenteilen wie den Fingern oder Zehen mit Durchblutungsstörungen einher. Dies kann schlimmstenfalls zum Absterben der betroffenen Regionen führen.
Adrenalin wird ständig in einer geringen Menge von den Nebennieren bereitgestellt und trägt zur regelrechten Körperfunktion bei. Im Falle einer akuten Gefahr kann die Ausschüttung, als Reaktion auf einen entsprechenden Impuls aus dem Gehirn, massiv gesteigert werden.
- Lenzen-Schulte, M., & Schnabl, S. M. (2017). Zusatz zum Lokalanästhetikum: Adrenalin für Akren, Nase, Ohr und Penis. Deutsches Ärzteblatt.