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Aldosteron spielt eine zentrale Rolle im Rahmen der Regulation des systolischen Blutdrucks und des Flüssigkeitshaushaltes im Körper. Dieser Artikel stellt die wichtigsten Effekte des Hormons vor und erläutert die Auswirkungen einer gestörten Aldosteronsynthese.
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Aldosteron – Definition
Aldosteron ist ein aus Cholesterin gebildetes Steroidhormon und der wichtigste Vertreter der Mineralokortikoide. Seine Synthese findet in der Zona glomerulosa der Nebennierenrinde statt und erfolgt in Abhängigkeit anregender oder hemmender Signale.
Ein Blutdruckabfall, ein Natriummangel sowie erhöhte Kaliumkonzentrationen im Blut führen zur Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) von Niere, Leber und Nebenniere. In dessen Verlauf wird Aldosteron gebildet und freigesetzt. Auch ACTH aus der Hypophyse regt die Nebenniere zur Aldosteronbildung an, wobei es geringeren Einfluss hat als das RAAS.
Das Atriale Natriuretische Peptid (ANP), das die Herzvorhöfe bei einer Druckerhöhung im Herzen ausschütten, hemmt die Freisetzung.
Aldosteron – Wirkung und Funktion
Vorrangig dient es der Steuerung von Blutvolumen und systolischem Blutdruck. Dabei führt die Bindung des Hormons an Mineralokortikoid-Rezeptoren in der Niere zu einer gesteigerten Wiederaufnahme von Natrium aus dem Primärharn. Damit verbunden wird auch Wasser rückresorbiert, wodurch sich die Blutgefäße füllen und der Blutdruck ansteigt. Im Tausch gegen Natriumionen scheidet der Körper vermehrt Kalium sowie Protonen aus.
Neben diesen Kernaufgaben hat das Hormon weitere Effekte auf den Körper, die insbesondere bei einer übermäßigen Hormonbildung von Bedeutung sind.
Herz-Kreislauf-System
Das Herz-Kreislauf-System profitiert direkt von den blutdrucksteigernden Effekten des Aldosterons. Ein verbessertes Blutvolumen ermöglicht eine effiziente Ausschöpfung des Sauerstoffangebots durch die Zielorgane und -Gewebe. Darüber hinaus regt Aldosteron eine Kontraktion der glatten Muskulatur in den Blutgefäßwänden an, was den Blutdruck ebenfalls anhebt und aufrechterhält.
Umgekehrt können zu hohe Blutdruckwerte, die sich unter medikamentöser Therapie nicht adäquat senken lassen, hinweisend auf eine Überproduktion von Aldosteron sein und eine entsprechende Diagnostik erforderlich machen. Dabei nimmt der Arzt Blut ab und bestimmt das Verhältnis von Renin zu Aldosteron, da sich beide im Rahmen des RAAS gegenseitig beeinflussen. Die Diagnostik kann schwierig sein, denn viele Medikamente, die Betroffene bis dato zur Blutdrucksenkung einnehmen, müssen zuvor abgesetzt oder ausgetauscht werden.
Zentrales Nervensystem
Im Zentralen Nervensystem bindet Aldosteron an Mineralokortikoid-Rezeptoren im Hypothalamus des Zwischenhirns sowie im Hirnstamm. Dies führt zu einer Steigerung der Aktivität des sympathischen Nervensystems. Auch über diesen Weg kommt es zu einer Verengung der arteriellen Blutgefäße im Körper und der Blutdruck steigt an.
Inwieweit Aldosteron das Verhalten und die Stressreaktion beeinflusst, ist bis dato noch unklar. Wissenschaftliche Studien zu den Effekten von Aldosteron auf das Denken und Verhalten könnten hierüber Aufschluss bringen und sich auf den therapeutischen Einsatz des Hormons auswirken.
Glatte Muskulatur
Während die Blutgefäße direkt auf Aldosteron reagieren, kommt es beispielsweise in den Bronchien der Lunge und im Magen–Darm-Trakt zu indirekten Hormoneffekten.
Aldosteron scheint die Kontraktion von glatten Muskeln an den Bronchien zu verstärken und eine Verengung der Atemwege auszulösen. Diese Effekte werden verstärkt durch chronische Entzündungsreize unter Aldosteroneinfluss, die in einen zunehmenden Umbau des funktionalen Lungengewebes zu narbigen Bindegewebszügen münden. Dies verringert die Elastizität der Lunge. Zudem gehen erhöhte Blutdruckwerte, wie etwa unter langanhaltendem Einfluss von Aldosteron, mit einer Druckbelastung des Lungengewebes einher und können dessen Funktion ebenfalls mindern.
Ähnlich wie an der Niere löst Aldosteron im gesamten Magen-Darm-Trakt eine vermehrte Rückresorption von Natrium und Wasser aus, während Kalium ausgeschleust wird. Es besteht keine direkte Wirkung auf die Muskulatur, jedoch ist die Aktivität der glatten Muskeln des Verdauungssystems abhängig von einem ausreichend hohen Kaliumspiegel im Blut. Ein Kaliummangel kann entsprechend zu Verstopfung führen.
Hyperaldosteronismus und seine Folgen
Unter Hyperaldosteronismus, auch „Conn-Syndrom“, versteht der Mediziner einen Überschuss an Aldosteron im Körper. Meist entsteht dieser infolge einer übermäßigen Hormonbildung durch Zellen der Nebennierenrinde oder (gutartige oder bösartige) Nebennierentumore, die sich der Kontrolle höherer Steuerungszentren entziehen und ungeachtet des Bedarfs kontinuierlich Aldosteron freisetzen. In der Folge kommt es zu Strukturveränderungen des Herzens, dessen Bindegewebe narbig umgebaut wird (Herzfibrose). Zudem verdickt sich die Wand des linken Ventrikels und das Herz vergrößert sich, während die Herzleistung nachlässt. Die Blutgefäße verkalken unter dem Einfluss dauerhaft erhöhter Blutdruckwerte und der anhaltenden Entzündungsaktivität im Körper, die von Aldosteron unterhalten wird.
Mobilisierung von Energiereserven
Die Mobilisierung von körpereigenen Reserven fördert Aldosteron nicht primär. Jedoch kann die Blutdrucksteigerung unter Aldosteroneinfluss den Abbau von Zucker- und Fettreserven erforderlich machen. Darüber hinaus scheint das Hormon einen Einfluss auf den Kohlenhydratstoffwechsel zu besitzen. Wissenschaftler vermuten, dass Aldosteron insulinresistente Zustände fördern könnte, was langfristig die Entstehung einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) begünstigt.
Sonstige Effekte
Um die gesteigerte Natriumrückresorption auszugleichen, scheidet der Körper Kalium über die Niere und den Darm aus. Bei einer verminderten Aldosteronsynthese oder -Freisetzung, etwa im Rahmen einer Nebennierenschwäche (Morbus Addison), kann die Kaliumausscheidung massiv gestört sein. Dies führt unter Umständen zu einer ausgeprägten Überhöhung des Kaliumspiegels, einer Hyperkaliämie, die lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen begünstigt.
Nebeneffekte von Aldosteron betreffen die Aufrechterhaltung von Entzündungsvorgängen im Körper, was sich vor allem negativ auf die Blutgefäßwände auswirkt.
Aldosteron – Abbau
Mit einer eher kurzen Halbwertszeit von etwa 20 Minuten wirkt sich Aldosteron vor allem akut auf Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes aus.
Sein Abbau erfolgt hauptsächlich in der Leber, wo es durch enzymatische Prozesse inaktiviert und in wirkungslose Metaboliten aufgespalten wird. Diese scheidet der Körper anschließend über den Urin aus.
Häufige Fragen
- Was ist die Wirkung von Aldosteron?
- Was erhöht den Aldosteron-Spiegel?
- Was passiert, wenn der Körper zu viel Aldosteron hat?
- Wann wird Aldosteron ausgeschüttet?
Aldosteron steigert die Wiederaufnahme von Natrium und Wasser aus dem von der Niere gebildeten Primärharn. Dadurch steigt das Blutvolumen im Herz-Kreislauf-System an und der Blutdruck steigt. Im Gegenzug zu Natrium wird Kalium ausgeschieden.
Der Aldosteron-Spiegel wird erhöht, wenn die Rezeptoren im Körper einen zu niedrigen Natriumgehalt im Blut oder einen zu geringen Blutdruck registrieren. Das Ziel der Aldosteronfreisetzung ist eine Steigerung des Flüssigkeitsvolumens und damit ein Blutdruckanstieg, der die Durchblutung lebenswichtiger Organe sichert.
Bei einem Aldosteronüberschuss kommt es zu teils krisenhaft erhöhten Blutdruckwerten, die von Symptomen wie Kopfschmerzen begleitet sein und die Organe dauerhaft schädigen können. Zudem kann ein Kaliummangel auftreten, der Verstopfung und die Entstehung von Herzrhythmusstörungen begünstigt. Auch Störungen des Energiehaushaltes bis hin zur Entstehung einer Zuckerkrankheit werden als Folge chronischer Aldosteronüberschüsse diskutiert.
Aldosteron wird ausgeschüttet, wenn sich das Blutvolumen im Körper verringert und der Blutdruck oder der Blutfluss in der Niere abnehmen. Auch erhöhte Kaliumwerte im Blut regen die Aldosteronsynthese und -Freisetzung an.
Aldosteron, https://flexikon.doccheck.com/... (10.10.2024)
Aldosteron, https://de.wikipedia.org/... (10.10.2024)
Nebennierenrinde (NNR). (2019). In G. Herold, Innere Medizin (S. 780 ff.). Köln: Herold, Gerd