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Einige Organe und Strukturen im menschlichen Körper besitzen ein sogenanntes Antrum. Dabei handelt es sich um eine kleine Aufweitung, die man sich ähnlich wie eine Eingangshalle eines Gebäudes vorstellen kann. Der Artikel beschäftigt sich mit der Anatomie der einzelnen Antra und geht dabei auf klinische Aspekte ein.
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Antrum – Definition
Im Allgemeinen beschreibt ein Antrum in der Anatomie eine Aufweitung eines Hohlraums. Diese Aufweitung kann in Organen oder Knochen vorkommen. Aber auch bei der Follikelreifung wird der Begriff genutzt.
Der Begriff stammt aus dem lateinischen und bedeutet übersetzt Höhle oder Grotte.
Antrum – Anatomie und Beispiele
Im ganzen Körper verteilt gibt es einige Beispiele für das Vorkommen eines Antrums. So findet es sich im Magen (Antrum pyloricum), an der Speiseröhre (Antrum cardiaci), an der Kieferhöhle (Antrum Highmorti) und am Schläfenbein (Antrum mastoideum). Während der Follikelreifung entsteht im Follikel eine Höhle, die man als Antrum folliculi bezeichnet.
Antrum pyloricum
Das Antrum pyloricum bildet den Anfang des Magenausgangs (Pars pylorica). Er schließt sich unmittelbar an den Magenkörper (Corpus ventriculi) an. Anatomisch ist das Antrum im rechten unteren Magenteil lokalisiert, etwas links vom Magenpförtner gelegen. Die Incisura angularis grenzt das Antrum pyloricum gegen den Corpus ventriculi ab.
In dem Magenabschnitt befinden sich wichtige endokrine Drüsenzellen. Die G-Zellen produzieren Gastrin. Dabei handelt es sich um ein Hormon, das die Produktion von Magensäure anregt und damit den pH-Wert im Magen senkt. Außerdem bewirkt Gastrin eine Förderung der Motilität des Dünndarms und der Gallenblase und stimuliert die Sekretion von Pepsinogen in den Hauptzellen des Magens und die Sekretion von Insulin im Pankreas. Die D-Zellen produzieren Somatostatin. Dieses Hormon registriert den pH-Wert des Chymus (Nahrungsbrei) und unterdrückt dementsprechend die Säureproduktion.
Antrum cardiaci
Das Antrum cardiaci, auch Vestibulum cardiacum genannt, bezeichnet einen Abschnitt der Speiseröhre (Ösophagus). Er befindet sich unterhalb des Diaphragmas und reicht bis zur Einmündung in die Kardia des Magens. Deshalb wird er auch als Pars abdominalis bezeichnet.
Das Antrum entspricht praktisch dem unteren Ösophagussphinkter. In Ruhe ist es geschlossen. Eine Füllung des Antrums erfolgt nur in der Schluckphase, wenn sich der untere Ösophagussphinkter öffnet.
Antrum Highmorti
Antrum Highmorti ist eine alte Bezeichnung für die Kieferhöhle (Sinus maxillaris). Diese zählt zu den Nasennebenhöhlen und beschreibt zwei paarig angeordnete Hohlräume im Oberkieferknochen (Maxilla), die mit respiratorischem Flimmerepithel ausgestattet sind. Sie gehören damit zu den Pneumatisationsräumen.
In Form einer dreiseitigen Pyramide befindet sich die Kieferhöhle zwischen der kranial liegenden Augenhöhle (Orbita) und den kaudal liegenden Oberkieferzähnen und dem harten Gaumen (Palatum durum). Dorsal grenzt sie an die Fossa pterygopalatina (Flügelgaumengrube) und medial an die untere Nasenmuschel (Concha nasalis inferior) und die Nasenhöhle.
Insgesamt bildet der Sinus maxillaris vier Buchten (Recessus) aus. Dazu gehören folgende:
- Recessus alveolaris: Er beschreibt eine Einsenkung an der Unterseite der Kieferhöhle, an der Teile der Zahnwurzeln in das Lumen der Höhle ragen können. Diese sind lediglich von Schleimhaut bedeckt.
- Recessus zygomaticus: Er stellt die laterale Seite dar und wird vom Os zygomaticum begrenzt.
- Recessus lacrimalis: Er bildet die vordere Kante und steht in anatomischer Beziehung zur Eckzahnwurzel.
- Recessus pterygopalatinus: Er steht in Beziehung zur Fossa pterygopalatina.
Die Innervation der Kieferhöhle übernimmt der Nervus maxillaris, der während seines Verlaufs Äste im Oberkiefer abgibt.
Aus klinischer Perspektive ist die häufigste Erkrankung dieser anatomischen Struktur die Kieferhöhlenentzündung (Sinusitis maxillaris). Bakterielle Entzündungen können in schweren Fällen zu einem Kieferhöhlenempyem führen.
Mund-Antrum-Verbindung
Nach zahnärztlichen Eingriffen kann eine nicht-physiologische Verbindung zwischen dem Mund und der Kieferhöhle entstehen. Ursache ist häufig eine Extraktion von Zahnwurzeln, die in das Lumen der Kieferhöhle ragen. Danach kann eine offene Verbindung der zwei Räume entstehen. Therapeutisch sollte diese Verbindung bei Möglichkeit sofort plastisch gedeckt werden.
Antrum mastoideum
Das Antrum mastoideum stellt einen weiteren Hohlraum in einem Knochen dar. Es befindet sich in der Pars petrosa des Os temporale (Schläfenbein) und ist mit Schleimhaut ausgekleidet. Anatomisch verbindet es die Paukenhöhle mit den Pneumatisationsräumen des Processus mastoideus.
Die kraniale Begrenzung der Struktur ist das Tegmen tympani, eine dünne Knochenplatte, die das Antrum von der mittleren Schädelgrube abtrennt. Kaudal liegen die Pneumatisationsräume des Processus mastoideus. Die seitliche Begrenzung bildet die Pars squamosa ossis temporalis. Medial grenzt eine dünne Platte die Höhle vom Innenohr und dem lateralen Bogengang.
Embryologisch ist die Entwicklung des Antrum mastoideum bei Geburt abgeschlossen. Die Pneumatisationsräume reifen allerdings erst zu Beginn der Pubertät, weshalb sie auch als Aussackungen oder Erweiterungen des Antrums angesehen werden können.
Antrum folliculi
Während der Reifung eines Follikels im Ovar durchläuft der Follikel fünf Stufen. Das Antrum folliculi (Follikelhöhle) ist ein Merkmal des Tertiärfollikels. Es entwickelt sich aus den Follikelepithelzellen und tritt als flüssigkeitsgefüllter Hohlraum auf. Während der Entwicklung zum sprungreifen Graaf-Follikel vergrößert sich das Antrum deutlich.
- Aumüller, Duale Reihe Anatomie, 6. Auflage, 2024
- Ovar, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 21.11.2024)