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Die Arteria facialis ist eine zentrale Arterie für die Durchblutung des Gesichts und entspringt der Arteria carotis externa. Sie verläuft entlang des Unterkieferrandes und versorgt weite Teile des Gesichts mit Blut. Aufgrund ihrer oberflächlichen Lage kann sie im Bereich des Unterkiefers gut zur Pulstastung genutzt werden. Neben ihrer essenziellen Funktion in der Gesichtsdurchblutung ist sie klinisch von großer Bedeutung, da sie bei Blutungen, beispielsweise infolge medizinischer Eingriffe, eine Rolle spielen kann. Der folgende Artikel behandelt die Anatomie und den Verlauf sowie die klinische Bedeutung der A. facialis im Genaueren.
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Arteria facialis – Definition
Die Arteria facialis ist ein Gefäßast der Arteria carotis externa und verläuft entlang des Unterkieferrandes, wo sie getastet werden kann. Sie dient der arteriellen Versorgung des Großteils des Gesichts.
Arteria facialis – Anatomie und Verlauf
Die Arteria facialis gibt im Verlauf fünf Gefäßäste und mehrere kleinere Zweige ab. Mit diesen versorgt sie neben der mimischen Gesichtsmuskulatur auch Teile der Rachenwand. Außerdem versorgt sie den Mundboden und die Gaumenmandel (Tonsilla palatina).
Als der dritte Ast der Arteria carotis externa, entspringt die Arteria facialis beidseitig im sogenannten Trigonum caroticum, einem anatomisch abgrenzbaren Halsdreieck. In ihrem weiteren Verlauf unterkreuzt sie den M. digastricus und den M. stylohyoideus und verläuft weiter nach kranial. Als nächstes erreicht sie die Nähe des M. masseter, genauer gesagt verläuft sie nahe der Ansatzstelle des Muskels. Anterior des M. masseter verläuft sie nach kranial und weiter zur Wange. Am Vorderrand des M. masseter, am Unterkieferknochen, kann sie zudem zum Ertasten des Pulses dienen.
Trigonum caroticum
Das Trigonum caroticum befindet sich in der seitlichen Halsregion, der Regio cervicalis anterior und wird kranial vom M. digastricus, medial vom M. omohyoideus und lateral vom M. sternocleidomastoideus begrenzt. In ihm befindet sich die Aufzweigung der A. carotis communis in die A. carotis interna & externa, die V. jugularis interna sowie der N. vagus.
Die A. facialis ist eine sehr geschlängelte Arterie, was ihr eine gewisse Flexibilität gewährt, um der Mimik und den Kaubewegungen “standzuhalten” und nicht zu stark gedehnt oder auch komprimiert zu werden. Sie passt sich somit den Bewegungen des Gesichts an.
Das Gesicht ist ihr Hauptversorgungsgebiet und sie verläuft hier eher oberflächlich. In der Wange zieht sie in Richtung des Mundwinkels und steigt dann weiter nach kranial, dabei lateral der Nase verlaufend. Mit benachbarten Arterien kann die A. facialis Anastomosen bilden. Diese Arterien sind beispielsweise Äste der auf der Gegenseite verlaufenden A. facialis, der A. temporalis superficialis oder mit den Aa. buccales aus der A. maxillaris. Als A. angularis endet sie dann am medialen Augenwinkel.
Insgesamt gibt die A. facialis folgende Äste ab:
- A. palatina ascendens: Versorgt den weichen Gaumen, die Tonsillen und den Pharynx.
- A. submentalis: Versorgt die Glandula submandibularis und die suprahyoidale Muskulatur.
- A. labialis inferior: Versorgt die Unterlippe.
- A. labialis superior: Versorgt die Oberlippe.
- A. angularis: Endast, versorgt den medialen Augenwinkel.
Die A. angularis als Endast der A. facialis, die wiederum aus der A. carotis externa entspringt, bildet mit der A. dorsalis nasi, welche Endast der A. ophthalmica aus der A. carotis interna ist, eine Anastomose. So sind das Stromgebiet der A. carotis externa und der A. carotis interna verbunden.
Arteria facialis – Klinische Relevanz
Da die Arteria facialis in ihrem Verlauf den Tonsillen sehr nah liegt, kann es bei einer Tonsillektomie (Entfernung der Gaumenmandeln) zu einer Läsion der Arterie kommen. Dies kann mit einer schweren Blutung einhergehen.
Die A. facialis kann zum Ertasten des Pulses am Unterkiefer dienen, welches man sich bei klinischen Untersuchungen zu nutze macht. Außerdem anastomosiert die A. facialis über ihren Ast, der A. palatina ascendens mit der A. palatina descendens als Ast der A. maxillaris. Diese Anastomose stellt auch eine Blutungsquelle dar. Hier sollte man die A. carotis externa im Trigonum caroticum abblocken, um die Blutung zu unterbinden.
Im Rahmen von ästhetischen und chirurgischen Erkrankungen, kann es bei plastischen Eingriffen im Gesicht, wie beispielsweise Injektionen von Dermalfillern, zum Verschluss der Arterie kommen. Dies kann von Nekrosen bis hin zur Erblindung führen, da es zum Verschluss der Anastomose zur A. ophthalmica kommen kann.
Über die Vena angularis ist eine Verbindung zum Sinus cavernosus vorhanden. Infektionen des mittleren Gesichtsbereiechs können sich über venöse Anastomosen ins Schädelinnere ausbreiten, denn die Venen in diesem Bereich haben keine Klappen. Man spricht von der “Gefahrenzone des Gesichts”, die zwischen Nasenwurzel und Mundwinkeln liegt. Es würde zu einer Sinus-cavernosus-Thrombose kommen, welche potenziell lebensbedrohlich sein kann.
Häufige Fragen
- Welche Gebiete versorgt die Arteria facialis?
- Wo kann man den Puls der Arteria facialis tasten?
- Welche Äste gibt die Arteria facialis ab?
- Warum ist die Arteria facialis so geschlängelt?
- Welche klinische Bedeutung hat die Arteria facialis?
Sie versorgt hauptsächlich das Gesicht, einschließlich der Lippen, Wangen, Nase und Teile der Rachenwand. Auch der Mundboden, die Gaumenmandeln und die mimische Muskulatur erhalten über sie Blut.
Der Puls der A. facialis kann am Unterkiefer getastet werden. Genauer gesagt kann er am vorderen Rand des M. masseter, wo die Arterie über den Unterkieferknochen entlangzieht.
Die A. facialis gibt die A. palatina ascendens zur Versorgung des Gaumens und des Pharynx, die A. submentalis zur Versorgung des Mundbodens, die A labialis inferior und superior zur Versorgung der Unter-/ und Oberlippe, sowie die A. angularis als ihr Endast, zur Versorgung des inneren Augenwinkels, ab.
Die geschlängelte Verlaufsform der A. facialis ermöglicht es ihr, sich den Bewegungen des Gesichts anzupassen, insbesondere der Mimik und dem Kauen, ohne dabei übermäßig gedehnt oder auch komprimiert zu werden.
Sie ist vor allem relevant in der Chirurgie oder auch Notfallmedizin. Aufgrund ihres oberflächlichen Verlaufes, kann es bei Gesichtsverletzungen oder Eingriffen, wie einer Tonsillektomie, zu starken Blutungen kommen. Außerdem kann eine Verstopfung oder Schädigung der Arterie durch ästhetische Eingriffe, wie Dermalfiller-Injektionen, schwerwiegende Folgen haben. Diese Folgen können von Gewebsnekrosen bis hin zur Erblindung reichen.
- Schünke et al. (Hrsg.): Prometheus Lernatlas der Anatomie: Kopf, Hals und Neuroanatomie. 4. Auflage Thieme 2015
- Aumüller et al.: Duale Reihe Anatomie. 1. Auflage Thieme 2006
- Übersicht der Kopf- und Halsregion, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 11.03.2025)