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Ohne die Muskeln, die sich um unsere Augen herum befinden, könnten wir diese nicht bewegen und somit unsere Blicke nicht steuern. Die Augenmuskeln sind also essentiell für das Sehen wie wir es kennen. Wie genau sie eingeteilt werden, wie sie anatomisch verlaufen und welche Krankheitsbilder sich bei Störungen der Augenmuskulatur ergeben, beinhaltet dieser Artikel.
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Augenmuskeln – Definition
Zu den Augenmuskeln zählt man die Muskulatur, die sich am äußeren Auge und innerhalb des Augapfels befindet. Sie ermöglichen die Bewegung des Auges, die eine wichtige Voraussetzung für ein optimales Sehen darstellt.
Augenmuskeln – Einteilung und Anatomie
Bei den Augenmuskeln unterscheidet man die äußere von der inneren Augenmuskulatur. Die äußere Muskulatur, die für die Veränderung des Blickwinkels sorgt, besteht aus Skelettmuskulatur und kann willentlich gesteuert werden. Die innere Muskulatur dient zum einen der Nah- und Ferneinstellung des Auges durch die Veränderung der Linsenkrümmung (Akkommodation). Zum anderen steuert sie die Weite der Pupille (Pupillomotorik), sodass diese sich zum Beispiel bei einfallendem Licht verengen kann. Des Weiteren können auch die mimischen Muskeln, die am äußeren Auge liegen, zu der Augenmuskulatur gezählt werden, da sie die Weite der Augenlieder regulieren können.
Äußere Augenmuskeln
Die äußeren Augenmuskeln, die für die Bewegung des Auges sorgen, setzen sich aus vier geraden und zwei schrägen Muskeln zusammen. Aufgrund ihres Zusammenwirkens sind sie in der Lage, zahlreiche Drehbewegungen der Augen in alle möglichen Richtungen durchzuführen. Dabei ist für ein optimales Sehen wichtig, dass die Stellung der Augen zueinander in einer stabilen Position bleibt. Im Folgenden werden die äußeren Augenmuskeln genannt und ihr anatomischer Aufbau beschrieben:
- Musculus rectus superior: Er entspringt vom Anulus tendineus communis und setzt nach geradem Verlauf über die Sklera an der oberen Fläche des Augapfels an. Bei einer Kontraktion des Musculus rectus superior dreht sich der Augapfel nach oben. Außerdem kommt es zu einer Adduktion des Auges sowie zu einer einwärts gerichteten Rotation der oberen Augapfelhälfte.
- Musculus rectus inferior: Er entspringt ebenfalls vom Anulus tendineus communis und setzt nach geradem Verlauf über die Sklera an der unteren Fläche des Augapfels an. Zudem adduziert er das Auge und sorgt für eine auswärts gerichtete Rotation der oberen Augapfelhälfte.
- Musculus rectus lateralis: Entspringend am Anulus tendineus communis, setzt er am lateralen Augapfel an. Er dreht den Augapfel nach lateral (Abduktion).
- Musculus rectus medialis: Er zieht vom Anulus tendineus communis entlang der nasenseitigen Orbitawand nach vorn und setzt an der medialen Fläche des Augapfels an. Seine Kontraktion führt zu einer Einwärtsdrehung (Adduktion) des Augapfels. Des Weiteren bewirkt er bei einem starken Aufwärtsblick eine leichte Hebung. Beim Blick nach unten sorgt er für eine leichte Senkung des Augapfels.
- Musculus obliquus superior: Der Ursprung dieses Muskels befindet sich am Körper des Os sphenoidale, am Periost der Orbita und an der Durascheide des Nervus opticus. Von dort aus zieht er über den Musculus rectus medialis an den Rand der Orbita, wo seine Sehne durch die bindegewebige Trochlea hindurch tritt. Diese fungiert als Drehpunkt (Hypomochlion), die den Muskelzug umlenkt.
- Musculus obliquus inferior: Er entspringt von der Crista lacrimalis anterior der Maxilla in der Nähe des Orbitabodens. Von dort aus macht er einen Bogen um den seitlichen Augapfel und kreuzt den Musculus rectus inferior. Die Endsehne des Musculus obliquus inferior strahlt schließlich fächerförmig aus und setzt an der hinteren, unteren und temporalen Seite des Augapfels an. Er dreht den Augapfel vor allem nach oben und hilft bei der Abduktion sowie bei der nach auswärts gerichteten Rotation der oberen Augapfelhälfte mit. Wenn das Auge in Adduktionsstellung liegt, ist er zudem an der Hebung des Auges beteiligt.
- Musculus levator palpebrae superioris: Dieser Muskel gehört im weiteren Sinne ebenfalls zu den äußeren Augenmuskeln. Er entspringt am Anulus tendineus communis und ist zu Beginn sehr schmal, wobei er im weiteren Verlauf immer breiter wird. Am Ende geht er in eine Aponeurose über, die sich in drei Lamellen aufteilt. Während die oberste Lamelle in das Septum orbitale einstrahlt und im Oberlid zwischen den Fasern der Pars palpebralis des Musculus orbicularis oculi endet, setzt die mittlere Lamelle am oberen Rand der Lidplatte des Oberlids an. Die untere Lamelle hingegen zieht zu der oberen Umschlagfalte der Bindehaut. Die Aufgabe dieses Muskels besteht in der Hebung des Oberlids. Dadurch, dass er agonistische Bewegungen mit dem Musculus rectus superior ausführt, hebt sich das Oberlid beim Blick nach oben und senkt sich beim Blick nach unten.
Des Weiteren werden die äußeren Augenmuskeln von insgesamt drei Hirnnerven innerviert:
- Nervus oculomotorius: Er innerviert den Musculus rectus superior, Musculus rectus inferior, Musculus rectus medialis, Musculus obliquus inferior, Musculus retractor bulbi und den Musculus levator palpebrae superioris.
- Nervus trochlearis: Der Nervus trochlearis innerviert den Musculus obliquus superior.
- Nervus abducens: Zu seinen innervierten Muskeln gehören der Musculus rectus lateralis und der Musculus retractor bulbi.
Innervation der Augenmuskeln
Jeder Augenmuskel wird von ungefähr Tausend Motoneuronen versorgt und unterliegt damit einer besonders sorgfältigen und ständigen Innervation. Die Motoneurone steuern dabei vier bis 40 Muskelfasern als motorische Einheit an. Dadurch wird die Zugkraft der Augenmuskulatur reguliert.
Die Blutversorgung der äußeren Augenmuskeln erfolgt über die Rami musculares und die Arteria lacrimalis, die alle aus der Arteria ophthalmica entspringen. Auch die Rami orbitales aus der Arteria infraorbitalis sind an der Blutversorgung beteiligt. Den Abfluss des Bluts gewährleisten die Vena ophthalmica superior und inferior.
Innere Augenmuskeln
Die innere Augenmuskulatur besteht aus den folgenden drei Muskeln, deren Hauptaufgabe die Akkommodation und die Anpassung der Pupillenweite an die äußeren Lichtverhältnisse ist:
- Musculus sphincter pupillae: Er ist ein vom vegetativen Nervensystem gesteuerter Ringmuskel des Auges, der die Pupille verengt (Miosis). Parasympathisch wird er über Nervenfasern aus dem Ganglion ciliare innerviert. Diese kommen wiederum aus dem Edinger-Westphal-Kern und gelangen über den Nervus oculomotorius zum Ganglion.
- Musculus dilatator pupillae: Dieser Muskel besteht aus strahlenförmigen Muskelzügen, die sich in der Regenbogenhaut (Iris) befinden. Er sorgt für eine Erweiterung der Pupille (Mydriasis) und wirkt somit antagonistisch zum Musculus sphincter pupillae. Die sympathische Innervation erfolgt über Nervenfasern, die aus dem zilospinalen Zentrum stammen. Nach der Verschaltung im Ganglion cervicale superius laufen sie durch das Ganglion ciliare und ziehen schließlich mit den Nervi ciliares longi ins Auge.
- Musculus ciliaris: Der Musculus ciliaris liegt an der Außenseite des Corpus ciliare und entspringt an der Sklera sowie an der Descemet-Membran. Er setzt an der Bruch-Membran und ist mit den Zonulafasern verbunden, durch die er seine Wirkung ausüben kann. Bei der Kontraktion des Musculus ciliaris kommt es zu einer Entspannung der Zonulafasern, die an der Linse befestigt sind. Die Linse kann sich dann aufgrund ihrer Eigenelastizität abkugeln und somit ihre Brechkraft verändern. Dieser Vorgang spielt eine wichtige Rolle für die Akkommodation. Des Weiteren wird der Musculus ciliaris über Fasern aus dem Edinger-Westphal-Kern innerviert. Nach der Umschaltung schließen sich die postganglionären parasympathischen Fasern den Nervi ciliares breves an und gelangen so zum Musculus ciliaris.
Die Blutversorgung der inneren Augenmuskeln erfolgt durch die Arteriae ciliares anteriores, bei denen es sich um Äste der Arteria ophthalmica handelt. Der Abfluss des Bluts geschieht über die Venae ciliares anteriores sowie über die Vortexvenen.
Mimische Muskulatur im Augenbereich
Die mimische Muskulatur, die sich rund um das Auge befindet, ermöglicht zum einen den Lidschluss, der für die Benetzung des Auges mit Tränenflüssigkeit eine wichtige Rolle spielt. Zum anderen ist sie für die Bewegung der Augenbrauen verantwortlich. Zu der mimischen Muskulatur des Auges zählen die folgenden drei Muskeln:
- Musculus orbicularis oculi: Hierbei handelt es sich um einen das Auge kreisförmig umgebenden Muskel. Er sorgt für den Lidschluss und ermöglicht somit auch die Verteilung der Tränenflüssigkeit. Dadurch, dass er mit der Dermis verwachsen ist, folgt die Haut den Muskelbewegungen. Daraus resultierend bilden sich mimische Hautfalten, die auch als Krähenfüße bezeichnet werden. Die Innervation des Musculus orbicularis oculi erfolgt über den siebten Hirnnerv, den Nervus facialis.
- Musculus corrugator supercilii: Er ist ein kleiner, pyramidenförmiger Muskel, der sich in der Lidspalte befindet. Der Ursprung liegt am Arcus superciliaris des Os frontale, von wo sie schräg nach kranial sowie lateral verlaufen und letztendlich in die Haut der seitlichen Augenbrauen einstrahlen. Seine Aufgabe besteht darin, die Augenbrauen nach medial und unten zu ziehen. Durch die Verwachsung mit der Haut entstehen senkrechte Falten auf der Stirn, die man auch Zornes-Falten nennt. Die Innervation erfolgt ebenfalls aus Ästen des Nervus facialis
- Musculus depressor supercilii: Der Musculus depressor supercilii ist ein zweiköpfiger Muskel im Bereich der Lidspalte. Sein Ursprung befindet sich sowohl am Processus frontalis der Maxilla als auch am Arcus superciliaris des Os frontale. Er setzt ebenfalls an der medialen Augenbraue an und wird von dem Nervus facialis innerviert. Er zieht die Augenbraue, genau wie der Musculus corrugator supercilii, nach unten und sorgt damit auch für die Bildung der Zornes-Falten.
- Schünke M et. al., Prometheus: Lernatlas der Anatomie (Kopf, Hals und Neuroanatomie), Thieme, 5. Auflage
- Aumüller G et al., Duale Reihe Anatomie, Thieme, 5. Auflage