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Die Bauchschlagader ist das wichtigste Gefäß zur Versorgung der Organe und Strukturen im Bereich des Abdomens. Dementsprechend sind Verletzungen dieser Arterie zum Teil akut lebensgefährlich und stellen medizinische Notfallsituationen dar. Da ein Aneurysma oftmals das Risiko für eine Ruptur darstellt, sollte es nach Entdeckung sehr genau im Auge behalten werden.
In diesem Artikel gibt es alle wichtigen Informationen zur Anatomie der Bauchschlagader sowie zum Krankheitsbild des Bauchaortenaneurysmas.
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Bauchschlagader – Definition
Die Bauchschlagader, oder synonym Bauchaorta beziehungsweise Aorta abdominalis, reicht vom Zwerchfell bis zur Aortenbifurkation. Sie stellt die Fortsetzung der Aorta thoracica dar und gibt zahlreiche Äste zur Versorgung der Strukturen im Bauch- und Beckenbereich ab. Darunter befinden sich die Verdauungsorgane, das Zwerchfell, Organe des Urogenitalsystems sowie die hintere Leibeswand.
Aorta descendens
Aorta abdominalis und Aorta thoracica bilden zusammen den absteigenden Teil der Hauptschlagader, die Aorta descendens.
Bauchschlagader – Anatomie und Aufbau
Die Bauchschlagader geht aus der thorakalen Aorta nach dem Durchtritt durch das Zwerchfell hervor. Die Durchtrittstelle wiederum, Hiatus aorticus genannt, befindet sich auf Höhe des zwölften Brustwirbelkörpers. Die Aorta abdominalis verläuft retroperitoneal, ist also direkt an der Rückwand der Bauchhöhle fixiert. Sie befindet sich etwas links der Mittellinie. Begleitet wird sie von der Vena cava inferior (rechts) und vom Ductus thoracicus (rechts hinten). Das Ende der Bauchschlagader befindet sich bei der Aortenbifurkation (Bifurcatio aortae). An dieser Stelle teilt sich die Bauchaorta in die beiden Arteriae iliacae communes (Versorgung von Becken und Beinen) auf. Die Bifurkation befindet sich auf Höhe des Bauchnabels beziehungsweise des vierten Lendenwirbelkörpers.
Wichtige Äste und Abgänge
Aus der Bauchschlagader entspringen alle Arterien zur Versorgung des Bauchraumes. Daneben findet man weitere Äste für die Beckenorgane sowie zusätzliche Strukturen in diesem Gebiet.
Die Abgänge der Aorta abdominalis lassen sich in paarige (beidseits vorhandene) sowie unpaarige Gefäße einteilen. Während die paarigen Äste die Wand des Abdomens, die paarigen (retroperitonealen) Organe sowie die Keimdrüse versorgen, sind die unpaarigen Arterien hauptsächlich für die Milz sowie die unpaaren Verdauungsorgane zuständig.
Alle Äste der Bauchaorta von oben nach unten sind in der anschließenden Tabelle aufgelistet.
Abgänge (von oben nach unten) | Paarig / Unpaarig? | Versorgungsgebiet |
Aa. phrenicae inferiores | paarig | Nebenniere, Unterseite Zwerchfell |
Truncus coeliacus | unpaarig | Pankreas, Magen, Omentum majus, Ösophagus, Leber, Gallenblase, Duodenum |
A. suprarenalis media, dextra und sinistra | paarig | Nebenniere |
A. mesenterica superior | unpaarig | Duodenum, Pankreaskopf, Jejunum, Ileum, Zäkum, Appendix vermiformis, Colon ascendens, Colon transversum |
A. renalis dextra / sinistra | paarig | Nebenniere, Niere, Nierenkapsel, Ureter |
A. ovarica (Frau) / A. testicularis (Mann) dextra und sinistra | paarig |
|
Aa. lumbales I-IV | paarig | Spinalkanal, Bauchwand, Rückenmuskulatur |
A. mesenterica inferior | unpaarig | Colon descendens, Colon sigmoideum, Rektum |
A. sacralis mediana | unpaarig | Wirbelsäule (Os sacrum, Os coccygis), Rückenmark |
Weitere Einteilung
Anhand der Nierenarterien (A. renalis) ist eine weitere topografische Einteilung der Bauchschlagader möglich:
- Suprarenaler Abschnitt: oberhalb des Abgangs der Nierenarterien
- Infrarenaler Abschnitt: unterhalb des Abgangs der Nierenarterien
Aneurysma der Bauchschlagader (Bauchaortenaneurysma)
Ein Bauchaortenaneurysma (kurz: BAA) stellt eine Aussackung der Gefäßwand der Bauchschlagader dar. Man spricht in diesem Bereich von einem Aneurysma, wenn die Ausweitung mehr als drei (Männer) beziehungsweise 2,7 Zentimeter (Frauen) beträgt. Die meisten Aneurysmen der Aorta abdominalis (95 Prozent) befinden sich infrarenal.
Die Prävalenz beträgt in Deutschland rund 3,5 Prozent. Dabei findet man eine Häufigkeitsgipfel im Alter von 70 bis 80 Jahren. Außerdem sind deutlich mehr Männer als Frauen betroffen (Verhältnis 6:1).
Normalerweise bleibt ein Bauchaortenaneurysma unbemerkt, ist harmlos und verursacht in der Regel überhaupt keine Beschwerden. Allerdings besteht im Rahmen einer zunehmenden Aussackung die Gefahr einer plötzlichen Ruptur. Hierbei handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Notfall, der unbedingt vermieden werden sollte.
Rupturrisiko Bauchaortenaneurysma
Das Rupturrisiko pro Jahr ist abhängig vom Aortendurchmesser:
- < 4cm: 0%
- 5 - 6cm: 3 - 15%
- 7 - 8cm: 20 - 40%
- > 8cm: 30 - 50%
Symptome
Aneurysmen der Bauchaorta sind meist symptomlose. Große Aussackungen können jedoch Rücken-, Bauch- oder Flankenschmerzen verursachen. Bei der Ruptur eines Aneurysmas kommt es zu plötzlichen Schmerzen im Rücken, die zudem in die Seite oder die Leiste ausstrahlen können. Durch den starken Blutverlust sind Begleitsymptome einer Ruptur oft Schwindel, Bewusstlosigkeit sowie ein Zusammenbruch des Kreislaufs.
Ursachen und Risikofaktoren
Ursächlich für ein Aneurysma der Bauchschlagader ist im Allgemeinen ein Verlust der Elastizität der Gefäßwand. Der häufigste Auslöser dafür ist die Arteriosklerose. Alle Risikofaktoren für ein Aneurysma in diesem Bereich korrelieren dementsprechend auch mit dem Risiko für eine Gefäßverkalkung.
Hier ist eine Auflistung wichtiger Risikofaktoren:
- Geschlecht (Männer!)
- Alter
- Rauchen
- Genetische Veranlagung
- Übergewicht
- Diabetes
- Bluthochdruck
- Koronare Herzkrankheit
- Erhöhte Blutfettwerte
Diagnose und Früherkennung
Die Untersuchung der Wahl zur Diagnose eines Aneurysmas der Bauchschlagader stellt die Sonografie (Ultraschalluntersuchung) des Abdomens dar. Im Rahmen dieser Untersuchung lässt sich der Durchmesser der Bauchaorta ermitteln. Erwähnen muss man jedoch, dass es sich bei der Entdeckung eines solchen Aneurysmas meist um einen Zufallsbefund handelt.
Sollte eine behandlungsbedürftige Aussackung entdeckt werden, muss in der Regel für die weitere Therapieplanung zusätzlich eine Computertomographie (CT) erfolgen.
Für die Früherkennung eines BAA eignet sich ebenfalls die Sonografie. Somit lässt sich ein frühzeitiges Eingreifen erreichen, bevor es zur lebensbedrohlichen Ruptur kommt.
Behandlung
Bei kleineren Aneurysmen der Bauchschlagader von unter fünf Zentimetern ist meist eine regelmäßige Beobachtung alle drei bis sechs Monate ausreichend. Somit lassen sich beunruhigende Veränderungen frühzeitig erfassen. Weitere konservative Behandlungsansätze umfassen eine optimale Blutdruckeinstellung, das Vermeiden von schwerer körperlicher Belastung (vor allem Bewegungen mit Bauchpresse) sowie Stuhlgangsregulierung.
Große oder schnell wachsende Aneurysmen sollten mit Hilfe eines operativen Eingriffs versorgt werden. Hierbei kommen zum einen offene Verfahren zum Einsatz. Dabei wird das Aneurysma eröffnet und an der Stelle ein künstliches Gefäßstück eingesetzt. Zum anderen gibt es endovaskuläre Therapieverfahren, wobei ein Stent in die Gefäßausbuchtung eingesetzt wird.
- Bergert H, Hanke S. Bauchaortenaneurysma (BAA). In: Largiadèr F, Saeger H, Keel M, Hrsg. Checkliste Chirurgie. 11., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2016
- Leitungsbahnen des Bauchraums, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 18.11.2023)
- Arterien der Bauch- und Beckenorgane: Überblick, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 18.11.2023)
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- Aortenaneurysma, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 18.11.2023)