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Die Bauchspeicheldrüse, im Fachjargon auch Pankreas genannt, gehört zu den unpaaren Organen des Oberbauchs und ist überlebenswichtig. Ohne dieses Organ ist die Verdauung und Regulation des Blutzuckers dermaßen gestört, dass Neugeborene ohne Pankreas nicht überlebensfähig sind. In diesem Artikel gibt es dabei allgemein alle wichtigen Informationen rund um den Aufbau, die Funktion und relevante Krankheitsbilder der Bauchspeicheldrüse.
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Bauchspeicheldrüse – Definition
Die Bauchspeicheldrüse ist ein unpaares Organ in der Bauchhöhle, dass quer im rechten Oberbauch auf Höhe der Lendenwirbelkörper eins und zwei liegt. Dabei befindet sich das Organ zwischen der C-förmigen Krümmung des Zwölffingerdarms und der Milz sowie zudem vor der Aorta beziehungsweise der Wirbelsäule. Der Fachbegriff Pankreas leitet sich dabei von den griechischen Wörtern “pan” für “alles” sowie “kreas” für “Fleisch” ab.
Prinzipiell kann man der Bauchspeicheldrüse zwei übergeordnete Funktionen zuordnen: Zum einen die Hormonproduktion und zum anderen die Herstellung und Freisetzung von Verdauungsenzymen. Mit Nährstoffen wird das Pankreas dabei über verschiedene Gefäßäste aus der Aorta versorgt, wohingegen die Innervation des Organs durch Fasern des Sympathikus und des Parasympathikus erfolgt. Entwicklungsgeschichtlich entsteht die Bauchspeicheldrüse ungefähr in der fünften bis achten Entwicklungswoche, wobei sie sich aus zwei anfänglichen Knospen zusammenfügt.
Bauchspeicheldrüse – Aufbau
Die Bauchspeicheldrüse hat beim Erwachsenen etwa ein Gewicht von 40 bis 120 Gramm und weist eine Länge zwischen 14 und 20 Zentimetern auf. Überdies kann man das Pankreas in drei Teile untergliedern, wozu der rechts in der Zwölffingerdarmschlinge gelegene Pankreaskopf, der sich anschließende Pankreaskörper sowie der in der Nähe der Milz befindlich Pankreasschwanz, als letzter Teil, gehören. Außerdem wird die Bauchspeicheldrüse von einem ungefähr zwei Zentimeter dicken Ausführungsgang durchzogen (sogenannter Ductus pancreaticus), welcher für die exokrine Drüsenfunktion des Organs verantwortlich ist. Dieser Gang wiederum, der mit Eigennamen „Wirsung-Gang“ heißt, mündet in der großen Papille des Zwölffingerdarms (Papilla duodeni major).
Betrachtet man das Pankreasgewebe unter dem Mikroskop, kann man eine weitere Unterteilung anhand von verschiedenem Drüsengewebe feststellen. Etwa 98 Prozent davon sind exokrines Drüsengewebe, dass in kleine Läppchen untergliedert wird. Die übrigen zwei Prozent hingegen bilden den Anteil der endokrinen Drüsen, deren Dichte im Schwanzbereich am höchsten ist. Das ganze Organ wird zusätzlich von Bindegewebe durchzogen.
Exokrine und endokrine Drüsen
Bei exokrinen Drüsen handelt es sich um Drüsen, welche ihr Sekret auf eine innere (zum Beispiel den Darm) oder auf eine äußere (zum Beispiel die Haut) Körperoberfläche abgeben. Endokrin hingegen bezieht sich auf die Funktionsweise von Hormonen, welche über den Blutstrom ihren Zielort erreichen.
Bauchspeicheldrüse – Funktion
Die mikroskopische Struktur der Bauchspeicheldrüse gibt bereits einen guten Überblick über die beiden grundlegenden Funktionen des Pankreas. Dieses unterstützt somit zum einen die Verdauung, indem über exokrine Mechanismen der Sekretion Enzyme in den Zwölffingerdarm abgegeben werden.
Enzyme sind sogenannte Biokatalysatoren, die den Ablauf von chemischen Reaktionen im Körper unterstützen und erleichtern können. In diesem Falle sind die Enzyme der Bauchspeicheldrüse für die Aufspaltung von Nahrungsbestandteilen zuständig.
Die zweite Aufgabe des Organs besteht darin, Hormone zu bilden und ins Blut freizusetzen, welche hauptsächlich auf den Blutzuckerspiegel wirken. Bei Hormonen handelt es sich dabei um chemische Botenstoffe, die zur Informationsübermittlung innerhalb des Körpers dienen. Die wichtigsten Hauptvertreter bei der Bauchspeicheldrüse sind dabei die Hormone Insulin und Glukagon.
Exokrine Drüsenfunktion
Die von der Bauchspeicheldrüse produzierten Enzyme sind derart aggressiv, dass zunächst einmal inaktive Vorstufen gebildet werden, damit sich das Organ vor einer Selbstverdauung schützen kann. Zu einer Aktivierung der Enzyme kommt es dann erst im Zwölffingerdarm, wo die Verdauungsarbeit der Nahrung beginnen kann.
Die Freisetzung der Verdauungsenzyme wird durch das Hormon Cholezystokinin stimuliert, welches wiederum durch den Kontakt von Dünndarmzellen mit freien Fettsäuren ausgeschüttet wird. Die anschließende Tabelle gibt einen Überblick der wichtigsten Pankreasenzyme sowie ihre spezifischen Funktionen.
Enzym | Aufgabe |
alpha-Amylase | Spaltung Kohlenhydrate |
Lipase, Phospholipase A, Cholesterinesterase | Spaltung Fette |
Elastase, Carboxypeptidase, Trypsin, Chymotrypsin | Spaltung Proteine |
Ribonuklease, Esoxyribonuklease | Spaltung RNA und DNA |
Neben diesen Enzymen schüttet das Pankreas auch Elektrolyte, wozu zum Beispiel Hydrogencarbonat und Chlorid gehören, sowie Wasser aus. Der Sinn dessen besteht darin, den vom Magen angesäuerten Nahrungsbrei wieder zu neutralisieren.
Endokrine Drüsenfunktion
Die endokrinen Zellen der Hormonbildung innerhalb der Bauchspeicheldrüse bezeichnet man als Langerhans-Zellen, welche inselartig über das Organ verstreut sind und daher auch nur in etwa zwei Prozent der gesamten Zellmasse ausmachen. Aufgrund von diesem Aspekt spricht man auch von Langerhans-Inseln. Die von diesen produzierten Hormone wirken hauptsächlich auf den Stoffwechsel der Kohlenhydrate. Im Detail sind die einzelnen Hormone in der anschließenden Tabelle einmal aufgeführt.
Hormon | Produzierende Zelle | Endokriner Gewebeanteil | Funktion |
Glukagon | A-Zelle | 20 % | Mobilisierung von Energiereserven, Konstanthaltung Blutzucker, Gegenspieler zu Insulin |
Insulin | B-Zelle | 70 – 80 % | Aufnahme von Zucker in die Zellen, Senkung Blutzucker, Stimulation Fettspeicherung, Anregung Stoffwechsel |
Somatostatin | D-Zelle | 5 % | Hemmung der Hormonproduktion |
Pankreatisches Polypeptid | PP-Zelle | 1 – 2 % | Hemmung von Bauchspeicheldrüse, Darmbewegung und Gallefluss |
Bauchspeicheldrüse – Erkrankungen
Innerhalb des klinischen Alltags trifft man auf einige Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse. Zu den mit am bekanntesten zählen dabei die Pankreatitis, das Pankreaskarzinom sowie das Krankheitsbild der Mukoviszidose.
Bei einer Pankreatitis handelt es sich um eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, welche akut oder chronisch auftreten kann. Im Rahmen einer akuten Pankreatitis erfolgt die Aktivierung der Pankreasenzyme zu früh, wodurch es zu einer Selbstverdauung von Organgewebe kommt. Symptome dieses Zustands sind starke Schmerzen im Oberbauch, die oft gürtelförmig bis in den Rücken ausstrahlen können sowie ein prall-elastischer Bauch.
Die häufigsten Ursachen dieser Erkrankung sind zum einen Alkoholkonsum und zum anderen bestehende Gallensteine, die zu einer Verlegung des Ausführungsganges führen. Bei einer chronischen Pankreatitis ist der Verlauf recht variabel. Diese Form wird am häufigsten durch Alkoholmissbrauch provoziert.
Das Pankreaskarzinom stellt die dritthäufigste Tumorart innerhalb des Magen-Darm-Traktes dar. Risikofaktoren für diese schwerwiegende Erkrankung sind beispielsweise Rauchen, Fettleibigkeit, Alkoholkonsum oder eine chronische Pankreatitis. Unglücklicherweise wird diese Krebsform oftmals erst sehr spät erkannt, da es in der Regel zu keinen Frühsymptomen kommt. Was hingegen früh stattfindet, ist die Metastasierung (Streuung) der bösartigen Zellen in die Leber, weshalb Betroffene meistens eine sehr schlechte Prognose zu erwarten haben. Nichtsdestotrotz sind mögliche Symptome eines Karzinoms der Bauchspeicheldrüse Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Gewichtsverlust oder auch eine pralle Gallenblase.
Schließlich gibt es noch die Mukoviszidose, wobei es sich um eine Erbkrankheit handelt, von der unter anderem auch die Bauchspeicheldrüse betroffen ist. Der erbliche Effekt beeinträchtigt dabei einen bestimmte Chlorid-Kanal im Körper und betrifft daher alle exokrinen Drüsen des Körpers. Folge dieser Erkrankung ist die Bildung eines zähen Schleims anstatt eines flüssigen Sekrets. Dies wiederum führt zu einer gestörten Verdauung mit chronischen Durchfällen. Die Lebenserwartung von Patienten/-innen mit dieser Erkrankung betrifft mittlerweile im Durchschnitt 57 Jahre.
Bauchspeicheldrüse – Fehlbildungen
Die Bauchspeicheldrüse entwickelt sich aus der Anlage von zwei Knospen, welche nach und nach miteinander verschmelzen. Typische, angeborene Fehlbildungen des Pankreas sind häufig auf eine gestörte Verschmelzung oder Entwicklung dieser beiden Knospen zurückzuführen. Dabei können unter anderem folgende Störungen auftreten:
- Pankreas divisum: fehlende Verschmelzung beider Knospen, führt zu zwei Ausführungsgängen, in der Regel kein Krankheitswert (ein zweiter Ausführungsgang besteht bei ungefähr 65 Prozent der Bevölkerung)
- Pankreas anulare: Knospen umschließen den Zwölffingerdarm, es kommt zur Einklemmung bis zum kompletten Verschluss dieses Darmabschnittes
- Pankreasagnesie: fehlende Anlage einer oder beider Pankreasknospen (Neugeborene ohne Bauchspeicheldrüse versterben meist direkt nach der Geburt)
Bauchspeicheldrüse – Verletzungen
Traumatische Verletzungen der Bauchspeicheldrüse sind rechten selten, da das Organ durch seine Lage an der hinteren Bauchwand gegen Einwirkungen von außen gut geschützt ist. Nichtsdestotrotz können Verletzungen des Pankreas jedoch zum Beispiel bei einem starken, stumpfen Oberbauchtrauma vorkommen.
Hierbei wird ein plötzlicher, sehr hoher Druck auf diese Bauchregion ausgeübt, wie es zum Beispiel bei Unfällen mit einem Fahrrad oder Roller passieren kann, wenn man bei einem Sturz am Lenker hängen bleibt.
Die Schweregrade in diesem Fall reichen von einer weitestgehend harmlosen Prellung bis zu einem Riss im Organ, was meistens zudem mit einer Pankreatitis und einer Bauchfellentzündung einhergeht. Verantwortlich dafür sind die zuvor erwähnten Enzyme der Verdauung, die durch ihren aggressiven Charakter so gut wie allen Strukturen außerhalb des Pankreas Schaden zufügen.
Häufige Fragen
- Wo liegt die Bauchspeicheldrüse?
- Welche Symptome treten bei Entzündung der Bauchspeicheldrüse auf?
- Wo habe ich Schmerzen, wenn die Bauchspeicheldrüse entzündet ist?
- Kann man komplett ohne Bauchspeicheldrüse leben?
Die Bauchspeicheldrüse liegt quer im rechten Oberbauch. Sie befindet sich zwischen der C-förmigen Krümmung des Zwölffingerdarms und der Milz. Zusätzlich liegt sie vor der Aorta und der Wirbelsäule.
Typische Symptome einer Pankreatitis sind starke Schmerzen im Oberbauch, oft gürtelförmig bis in den Rücken ausstrahlend. Dazu kommen ein prall-elastischer Bauch, Übelkeit und Verdauungsstörungen. Bei chronischen Verläufen können Gewichtsverlust und fettige Durchfälle auftreten.
Die Schmerzen treten im Oberbauch auf und strahlen häufig gürtelförmig bis in den Rücken aus. Sie können sehr intensiv sein und durch Druck auf den Bauch verstärkt werden.
Ja, ein Leben ohne Bauchspeicheldrüse ist möglich, erfordert jedoch Anpassungen. Nach einer Pankreatektomie müssen Betroffene strenge Lebensstiländerungen einhalten, wie den Verzicht auf Alkohol, fettarme Ernährung und das Nichtrauchen, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Außerdem müssen Hormone, wie zum Beispiel Insulin, und Verdauungsenzyme substituiert werden. Es dauert etwa ein Jahr, bis 80 % der körperlichen Leistungsfähigkeit wiederhergestellt sind. Danach können Betroffene bei maßvollem Verhalten ein weitgehend normales Leben führen.
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