Inhaltsverzeichnis
Die Beinmuskulatur spielt eine wichtige Rolle bei der Bewegung und Stabilisierung des menschlichen Körpers. Sie ermöglicht grundlegende Bewegungsabläufe wie Gehen, Laufen, Springen und Hüpfen. Zudem trägt sie zur Balance bei und sorgt für eine effiziente Kraftübertragung von der unteren Körperhälfte auf den Boden. Die Anatomie der Beinmuskulatur ist komplex und umfasst mehrere Gruppen, die sich durch ihre Lage, Funktion und nervale Innervation unterscheiden. Welche Beinmuskeln es gibt, zu welcher Gruppe sie gehören, wie sie anatomisch verlaufen und welche Funktionen sie übernehmen, thematisiert dieser Artikel.
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Beinmuskulatur – Definition
Die Beinmuskulatur umfasst alle Skelettmuskeln, die an den Bewegungen des Oberschenkels, Unterschenkels und Fußes beteiligt sind. Sie ist essenziell für die Fortbewegung und unterstützt zugleich die aufrechte Haltung sowie die Stabilität des Körpers. Sie kann in folgende Gruppen aufgeteilt werden:
- Oberschenkelmuskulatur: Sie wird unterteilt in Extensoren, Flexoren und Adduktoren.
- Unterschenkelmuskulatur: Besteht aus der Extensorenloge, der Flexorenloge und der Fibularisloge.
- Fußmuskulatur: Aufgeteilt in intrinsische und extrinsische Muskeln.
Beinmuskulatur – Oberschenkelmuskeln
Die Oberschenkelmuskulatur ist maßgeblich an Bewegungen des Knie- und Hüftgelenks beteiligt. Sie wird in die folgenden drei Hauptgruppen unterteilt:
- Extensoren
- Flexoren
- Adduktoren
Diese Gruppen arbeiten eng zusammen, um eine Vielzahl von Bewegungen zu ermöglichen, wie das Strecken und Beugen des Knies sowie das Heranführen des Beins an den Körper.
Extensoren
Die Extensoren, angeführt vom Musculus quadriceps femoris, sind die stärksten Muskeln des Oberschenkels. Der Quadrizeps besteht aus vier Muskelköpfen: Musculus rectus femoris, Musculus vastus lateralis, Musculus vastus medialis und Musculus vastus intermedius. Diese Muskeln setzen gemeinsam an der Kniescheibe an und ermöglichen die Streckung des Knies. Der Musculus rectus femoris hat zusätzlich die Funktion, das Hüftgelenk zu beugen, da er als einziger Muskel dieser Gruppe über das Hüftgelenk verläuft. Die Extensoren spielen eine wichtige Rolle bei Aktivitäten wie Springen und Laufen, indem sie Kraft und Stabilität gewährleisten.
Flexoren
Die Flexoren befinden sich an der Rückseite des Oberschenkels und umfassen den Musculus biceps femoris, den Musculus semitendinosus und den Musculus semimembranosus. Der Musculus biceps femoris hat einen langen und einen kurzen Kopf, die gemeinsam die Außenrotation und Beugung des Knies unterstützen. Der Musculus semitendinosus und der Musculus semimembranosus tragen dagegen zur Innenrotation und Stabilisierung des Kniegelenks bei. Diese Muskeln entspringen überwiegend am Sitzbeinhöcker und setzen am Schienbein oder Wadenbein an.
Adduktoren
Die Adduktorengruppe liegt an der Innenseite des Oberschenkels und ist für das Heranziehen des Beins zur Körpermitte verantwortlich. Zu ihr gehören der Musculus adductor magnus, der Musculus adductor longus, der Musculus adductor brevis, der Musculus gracilis und der Musculus pectineus. Der Musculus adductor magnus ist der größte dieser Muskeln und erfüllt neben der Adduktion auch Funktionen wie die Streckung und Innenrotation im Hüftgelenk. Diese Muskeln stabilisieren das Becken während des Gehens und sind essenziell für Seitwärtsbewegungen.
Beinmuskulatur – Unterschenkelmuskeln
Die Unterschenkelmuskulatur wird in drei Kompartimente unterteilt: die Extensorenloge, die Flexorenloge und die Fibularisloge. Jede dieser Logen beherbergt Muskeln mit spezifischen Funktionen, die auf den Fuß und die Zehen wirken.
Extensorenloge
Diese Loge enthält die Muskeln, die für die Dorsalextension des Fußes verantwortlich sind. Der Musculus tibialis anterior ist der kräftigste Muskel dieser Gruppe und hebt den Fuß an, um ein Stolpern während des Gehens zu verhindern. Der Musculus extensor digitorum longus ist für die Streckung der Zehen zuständig, während der Musculus extensor hallucis longus die Großzehe hebt. Diese Muskeln spielen eine entscheidende Rolle bei der Fortbewegung, insbesondere beim Gehen und Laufen auf unebenem Gelände. Sie werden alle durch den Nervus fibularis profundus innerviert.
Flexorenloge
Die Flexorenloge, auch als Wadenmuskulatur bekannt, ist in oberflächliche und tiefe Schichten unterteilt. Zu den oberflächlichen Muskeln gehören der Musculus gastrocnemius, der Musculus soleus und der Musculus plantaris. Der Musculus gastrocnemius, auch Zwillingswadenmuskel genannt, ist zusammen mit dem Musculus soleus für die Plantarflexion des Fußes verantwortlich, wie sie beispielsweise beim Abdrücken des Fußes während des Laufens erfolgt. In der tieferen Schicht liegen der Musculus tibialis posterior, der Musculus flexor digitorum longus und der Musculus flexor hallucis longus. Diese Muskeln sind für die Stabilisierung des Fußgewölbes sowie für die Beugung der Zehen zuständig. Der Nervus tibialis versorgt alle Muskeln dieser Gruppe.
Stärkste Muskelgruppe des Körpers
Der Musculus triceps surae, bestehend aus dem Musculus gastrocnemius und dem Musculus soleus, ist die stärkste Muskelgruppe im menschlichen Körper. Sie kann Kräfte von bis zu 1,5 Tonnen erzeugen, um den Körper beim Springen oder Laufen vom Boden abzustoßen.
Fibularisloge
Die Fibularisloge umfasst den Musculus fibularis longus und den Musculus fibularis brevis. Beide Muskeln sind für die Pronation des Fußes verantwortlich, was bedeutet, dass sie den Fuß nach außen drehen und gleichzeitig absenken. Diese Funktion ist besonders wichtig für das Gleichgewicht und die Anpassung des Fußes an unebenen Untergrund. Der Musculus fibularis longus spielt zusätzlich eine Rolle bei der Unterstützung des Quergewölbes des Fußes, da seine Sehne unterhalb des Fußes verläuft. Beide Muskeln werden durch den Nervus fibularis superficialis innerviert.
Beinmuskulatur – Fußmuskeln
Die Fußmuskulatur kann in intrinsische und extrinsische Muskeln unterteilt werden. Diese Einteilung berücksichtigt, ob die Muskeln ihren Ursprung innerhalb oder außerhalb des Fußes haben.
Extrinsische Fußmuskeln
Die extrinsischen Fußmuskeln entspringen am Unterschenkel und ziehen mit langen Sehnen in den Fuß. Sie übernehmen primär grobmotorische Aufgaben wie die Hebung oder Senkung des Fußes und die Bewegung der Zehen. Dazu zählen unter anderem die Muskeln der Flexoren- und Extensorenloge, wie der Musculus tibialis anterior und der Musculus flexor hallucis longus, die bereits beschrieben wurden. Diese Muskeln sorgen für die Kraftübertragung von der Wade auf den Fuß und stabilisieren ihn bei Aktivitäten wie Gehen oder Springen.
Intrinsische Fußmuskeln
Die intrinsischen Fußmuskeln haben ihren Ursprung direkt im Fuß und sind für die Feinmotorik sowie die Stabilisierung des Fußgewölbes zuständig. Sie befinden sich in Schichten, die auf der Plantar- und Dorsalseite des Fußes angeordnet sind.
Auf der Plantarseite befinden sich mehrere Muskelgruppen:
- Die Großzehenmuskeln (Musculus abductor hallucis, Musculus flexor hallucis brevis und Musculus adductor hallucis) sind für die Beweglichkeit und Stabilität der Großzehe zuständig. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Abrollbewegung des Fußes.
- Die Kleinzehenmuskeln (Musculus abductor digiti minimi, Musculus flexor digiti minimi brevis und Musculus opponens digiti minimi) ermöglichen die Bewegung der Kleinzehe und stabilisieren die Fußaußenkante.
- Die Mittelloge umfasst den Musculus flexor digitorum brevis, den Musculus quadratus plantae und die Musculi lumbricales. Diese Muskeln unterstützen die Beugung und Spreizung der Zehen und tragen zur Spannung des Längsgewölbes bei.
Auf der Dorsalseite des Fußes befinden sich der Musculus extensor digitorum brevis und der Musculus extensor hallucis brevis. Diese Muskeln sind für die Streckung der Zehen verantwortlich und werden durch den Nervus fibularis profundus innerviert.
- Oberschenkel und Knie, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 27.01.2025)
- Unterschenkel, https://www.amboss.com/... (Abrufdatum: 27.01.2025)