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Der Bewegungsapparat gibt dem menschlichen Körper seine charakteristische Form und Stabilität. Die beiden Anteile, aktiver und passiver Bewegungsapparat, sorgen außerdem gemeinsam für ein großes Spektrum an Bewegungsmöglichkeiten. Allerdings ist dieses System auch der Ursprung vieler verschiedener Erkrankungen und Beschwerden. Dieser Artikel befasst sich rundum mit Aufbau, Funktion und typischen Krankheitsbildern des aktiven und passiven Bewegungsapparates.
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Bewegungsapparat – Definition
Der Bewegungsapparat ist das System des menschlichen Körpers, das für die Bewegung verantwortlich ist. Er besteht aus vielen Strukturen, darunter Knochen, Gelenke, Muskeln, Sehnen, Bändern und diversen anderen Hilfseinrichtungen. All diese Bestandteile arbeiten wiederum zusammen, um verschiedene Bewegungen des Körpers zu ermöglichen. Aufgrund seiner Funktion wird er oftmals auch als Bewegungs- und Stützapparat bezeichnet.
Bewegungsapparat – Aufbau
Der Stütz- und Bewegungsapparat ist aus verschiedenen Teilen aufgebaut, die zusammenarbeiten, um Bewegungen des Körpers zu ermöglichen und zu kontrollieren. Das Stützgerüst bildet dabei der sogenannte passive Bewegungsapparat. Für die Bewegung ist hingegen der aktive Teil zuständig. Grob gesagt, zählen Knochen und Gelenke zum aktiven Bewegungsapparat, Skelettmuskulatur hingegen zum passiven. Beide Anteile werden bei ihren spezifischen Aufgaben durch einige Hilfseinrichtungen (z. B: Knorpel, Sehnen, Bänder) des Körpers unterstützt.
Aktiver Bewegungsapparat
Der aktive Bewegungsapparat ist ganz seinem Namen nach für aktive Bewegungen zuständig. Im Zentrum steht dabei die Skelettmuskulatur, die allerdings ganz auf sich allein gestellt noch nicht für gezielte motorische Funktionen geeignet wäre. Dafür sind zusätzliche Hilfseinrichtungen notwendig. Zum einen setzt jeder Muskel über Sehnen direkt am Knochen an, wodurch die Kraft der Kontraktion überhaupt erst zielgerichtet übertragen werden kann. Jeder Muskel ist zudem von eine Faszie umhüllt. Dabei handelt es sich um stabile Fasern aus Bindegewebe, die die einem einzelnen Muskel zugehörigen Fasern nach außen hin abgrenzen und für Form sowie Stabilität sorgen.
Auch Sehnen haben klassischerweise eine Ummantelung, die Sehnenscheiden. Diese wiederum ermöglichen ein reibungsfreies Gleiten der Sehnen. Um zusätzlich gegen Reibungs- und Druckkräfte gewappnet zu sein, wird der aktive Bewegungsapparat außerdem von jeder Menge Schleimbeuteln unterstützt.
Muskeln über Muskeln
Jeder Mensch besitzt unglaubliche 656 verschiedene Muskeln. Davon gehören knapp 400 zur Skelettmuskulatur und damit zum aktiven Bewegungsapparat.
Passiver Bewegungsapparat
Zum passiven Bewegungsapparat zählen alle Bestandteile, die sich nicht selbstständig bewegen können. Dies umfasst also das gesamte Skelettsystem aus Knochen und Gelenken (verschiedene Arten, z. B. Kugelgelenke, Scharniergelenke, Drehgelenke) sowie wichtige Hilfseinrichtungen wie Bänder und Knorpel. Im menschlichen Körper gibt es sehr viele verschiedene Knochen, insgesamt stolze 206 Stück. Hierbei tauchen Knochen verschiedener Arten auf. Nachfolgend ist eine Übersicht der häufigsten Typen aufgelistet:
- Röhrenknochen (z. B. Oberarm- und Oberschenkelknochen)
- Platte Knochen (z. B. Brustbein, Schädelknochen, Rippen)
- Kurze Knochen (z. B. Rückenwirbel, Hand- und Fußwurzelknochen)
Nur durch Knochen alleine wäre allerdings noch keine Bewegung möglich. Treffen zwei Knochen aufeinander, spricht man von einem Gelenk. Diese Knochenverbindungen werden meistens durch verschiedene Strukturen ergänzt: Knorpel mindern beispielsweise die Reibung in Knochenverbindungen, Bänder hingegen stabilisieren und geben Halt.
Wozu zählen die Bandscheiben?
Bandscheiben sind spezielle knorpelige Strukturen des passiven Bewegungsapparates, die die einzelnen Wirbelkörper der Wirbelsäule miteinander verbinden. Sie bestehen außen aus einem faserigen Ring und einem weichen Kern im Inneren. Die Funktion der Bandscheiben besteht darin, Bewegungen der Wirbelsäule zu ermöglichen und außerdem gewissermaßen als Stoßdämpfer zu arbeiten.
Bewegungsapparat – Funktion
Der Bewegungsapparat hat eine Vielzahl wichtiger Funktionen, die für das alltägliche Leben von unverzichtbarer Bedeutung sind. Hier sind die wichtigsten Funktionen im Überblick dargestellt:
- Bewegung: Die Hauptfunktion des Bewegungsapparates ist es, Bewegungen des Körpers zu ermöglichen und zu kontrollieren. Die Knochen, Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder arbeiten zusammen, um Bewegungen wie Gehen, Laufen, Springen und Heben zu ermöglichen.
- Stützung: Der Bewegungsapparat gibt dem Körper seine Form und Stabilität. Die Knochen bilden das gesamte Skelettsystem, was dem Menschen seine typische aufrechte Haltung verleiht. Die Muskeln und Sehnen unterstützen darüber hinaus die Knochen und halten sie in ihrer Position.
- Schutz: Der Bewegungsapparat schützt außerdem wichtige Organe im Körper. Zum Beispiel schützen die Knochen des Schädels das Gehirn vor Gewalteinwirkungen von außen, Knochen der Brust bilden einen Schutzmantel um die wichtigen Organe Herz und Lunge.
- Produktion von Blutzellen: Einige Knochen des Bewegungsapparates sind auch an der Produktion von Blutzellen beteiligt. Dieser Prozess findet im Inneren der Knochen (im Knochenmark) statt.
Bewegungsapparat – Krankheiten und Beschwerden
Prinzipiell können alle Strukturen des aktiven sowie des passiven Bewegungsapparates von Krankheiten und Beschwerden betroffen sein. Das kommt auch ziemlich oft vor; nicht umsonst sind in Deutschland Rückenschmerzen der häufigste Grund für eine Krankmeldung. Daneben gehören zu den Erkrankungen des Bewegungsapparates einige typische Vertreter, von dem die meisten Menschen schon einmal gehört haben.
Ein recht oft vorkommender Auslöser für Rückenschmerzen ist zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall. Dabei reißt der äußere Faserring ein und die weiche Masse des Kerns quillt hervor. Dadurch werden umliegende Strukturen gequetscht, in vielen Fällen Spinalnerven. Das kann starke Schmerzen, Taubheitsgefühle und sogar Lähmungserscheinungen hervorrufen.
Eine weitere klassische Erkrankung, von der vor allem der aktive Teil des Bewegungsapparates betroffen ist, ist die “Fibromyalgie”. Man nennt sie umgangssprachlich auch “Weichteilrheuma”. Hierbei kommt es zu Schmerzen und entzündlichen Reaktionen in verschiedensten Muskeln und an Sehnenansätzen. 90 Prozent aller Patienten/-innen sind dabei weiblich. Bei einer isolierten Entzündung einer Sehne spricht man von einer “Tendinitis” (lat. “Tendon” = Sehne), bei Muskelentzündung von einer “Myositis” und bei einem entzündeten Schleimbeutel von einer “Bursitis” (lat. “Bursa” = Schleimbeutel).
Auch von der bekannten Osteoporose sind überwiegend Frauen betroffen. Osteoporose ist die am häufigsten auftretende Krankheit der Knochen und ist mit einem Abbau der Knochensubstanz assoziiert. Diese werden somit instabil und brüchig. Da der Hormonspiegel entscheidende Auswirkungen auf die Knochendichte und -festigkeit besitzt, leiden vor allem Frauen nach den Wechseljahren an dieser Erkrankung. Eine ausgewogene Ernährung sowie genügend Aufnahme von Calcium und Vitamin D können der Osteoporose präventiv entgegenwirken.
Eine abschließende Krankheit, die immer dort auftritt, wo zwei Knochen miteinander in Verbindung stehen, ist Arthrose. Bei Arthrose kommt es zur (meist) altersbedingten Abnutzung des Gelenkknorpels, wodurch das entsprechende Gelenk nach und nach in seiner Beweglichkeit eingeschränkt wird und außerdem Schmerzen verursacht werden.
Häufige Fragen
- Welche Krankheiten gehören zu den Autoimmunkrankheiten?
- Welche neuromuskulären Erkrankungen gibt es?
- Kann Stress eine Autoimmunerkrankung auslösen?
- Was tun bei Muskel- und Nervenschmerzen?
Autoimmunkrankheiten sind Erkrankungen, bei denen das Immunsystem des Körpers fälschlicherweise körpereigene Gewebe und Organe als fremd erkennt und deshalb angreift. Es gibt viele verschiedene Arten von Autoimmunkrankheiten, manche davon betreffen auch den Bewegungsapparat:
Rheumatoide Arthritis – eine Erkrankung, bei der das Immunsystem die Gelenke angreift und Entzündungen, Schmerzen und Steifheit verursacht.
Multiple Sklerose – eine Erkrankung, bei der das Immunsystem die schützende Hülle um die Nervenfasern im Gehirn und Rückenmark angreift, was zu Beeinträchtigungen der Bewegung, Sensibilität und Kognition führt.
Neuromuskuläre Erkrankungen betreffen das Zusammenspiel zwischen Nervensystem und Muskulatur. Es gibt viele verschiedene Arten von neuromuskulären Erkrankungen, einige der häufigsten sind: Multiple Sklerose, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Muskeldystrophie und Myasthenia gravis.
Stress kann das Immunsystem beeinflussen und auf verschiedene Arten Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Es gibt Hinweise darauf, dass Stress das Risiko für bestimmte Autoimmunerkrankungen erhöhen kann, indem er das Immunsystem dysreguliert und eine übermäßige Entzündungsreaktion verursacht. Stress kann auch dazu führen, dass das Immunsystem körpereigene Gewebe und Organe angreift, was zu Autoimmunerkrankungen führen kann.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Stress nicht die alleinige Ursache für Autoimmunerkrankungen ist und dass viele Faktoren bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen eine Rolle spielen, einschließlich genetischer und Umweltfaktoren. Wichtig zu erwähnen ist zudem, dass nicht jede/r, der/die Stress hat, automatisch eine Autoimmunerkrankung entwickelt.
Bei Muskel- und Nervenschmerzen gibt es verschiedene Maßnahmen, die zur Linderung der Beschwerden beitragen können. Hier sind einige Vorschläge: Wärme- oder Kältebehandlung, Massagen, Schmerzmedikamente, Physiotherapie, Entspannungstechniken und Akupunktur. Es ist wichtig, die Ursache der Muskel- und Nervenschmerzen zu ermitteln, um eine angemessene Behandlung zu gewährleisten. Bei anhaltenden oder schweren Schmerzen sollte man immer eine/n Arzt/Ärztin aufsuchen, um eine genaue Diagnose und Behandlung zu erhalten.
- Schünke M et. al., Prometheus: Lernatlas der Anatomie (Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem), Thieme, 5. Auflage
- Bewegungsapparat im Überblick, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 25.02.2023)