Inhaltsverzeichnis
Die Brust ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen unterschiedlich stark ausgeprägt und kann von zahlreichen Erkrankungen betroffen sein.
Dieser Artikel bietet einen Überblick über Anatomie, Funktion und Erkrankung der Brust.
Inhaltsverzeichnis
Brust – Definition
Die Brust (Mamma) zählt zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen und dient bei Frauen der Ernährung des Säuglings. Außerdem spielt sie durch ihre zahlreichen Nervenendungen im Bereich der Brustwarze eine Rolle bei der sexuellen Erregung der Frau.
Brust – Anatomie und Aufbau
Die Brüste liegen an der vorderen Brustwand variabel auf Höhe der 2. bis 6. Rippe in der Regio mammaria und sind paarig nebeneinander angelegt. Das Gewebe ist in seiner Gesamtheit von dem subkutanen Fettgewebe der Haut bedeckt. Es besteht aus einem drüsengewebigen und einem bindegewebigen Anteil, der unter anderem mit Fettgewebe gefüllt ist. Die Ausführungsgänge der Drüsen münden in die Brustwarze (Papilla mammaria). Der Warzenvorhof, der die Papilla umgibt, wird als Areola mammae bezeichnet. Dieser Bereich der Brust ist stark pigmentiert, wodurch er dunkler erscheint.
Medial wird die Brust von Ästen der Arteria thoracica interna, lateral von Ästen der Arteria thoracica lateralis versorgt. Die Sensible Innervation übernehmen Äste der Nervi intercostales, sowie Äste der Nervi supraclaviculares.
Lymphatische Versorgung der Brust
Der Lymphabfluss der Brust wird in drei Level, anhand ihrer Lage zum Musculus pectoralis minor, unterteilt:
- Level I: lateral des M. pectoralis minor
- Level II: auf Höhe des M. pectoralis minor, sowie interpektorale Rotter-Lymphknoten
- Level III: medial des M. pectoralis minor
Diese Unterteilung ist wichtig, da sich bei lymphatisch metastasiertem Brustkrebs sehr unterschiedliche Überlebensraten zeigen. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei Befall von Lymphknoten in Level I beträgt ca. 65 Prozent und bei Level II gerade mal ca. 31 Prozent. Bei Metastasierung von Lymphknoten im Bereich von Level III liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei nahezu null Prozent.
Weibliche Brust
Die Form der weiblichen Brust ist kegelförmig und besteht aus dem Drüsengewebe und dem Stroma, das Binde- und Fettgewebe enthält.
Histologisch unterscheidet sich die laktierende (milchproduzierende) Mamma von der nicht-laktierneden Mamma. Letztere besitzt einen wesentlich geringeren Anteil an Drüsengewebe und erscheint unter dem Mikroskop mit einem sehr großen bindegewebigen Anteil. Der Umbau zu mehr Drüsengewebe beginnt bereits im dritten Schwangerschaftsmonat und findet hormonbedingt statt.
Hier spielen vor allem Östrogene, Progesteron und Prolaktin eine Rolle. Die Drüsen sind beerenförmig gebaut und bestehen aus den Drüsen-Epithelzellen, die von sogenannten Myoepithelzellen umschlossen werden. Diese umschließenden Zellen sind beweglich und sorgen für den Transport aus den Drüsenendstücken in die Ausführungsgänge, welche stark verzweigt letztendlich an der Brustwarze münden.
Männliche Brust
Der Aufbau der männlichen Brust gleicht im wesentlichen dem der weiblichen, jedoch ist das Drüsengewebe bei weitem nicht so stark ausgeprägt. Das liegt vor allem an dem niedrigeren Spiegel des weiblichen Sexualhormons Östrogen, das bei Frauen in der Pubertät das Wachstum der Brust induziert. Also können auch Männer an Brustkrebs erkranken, er tritt allerdings um einiges seltener auf.
Brust – Aufgabe und Funktion
Die primäre Funktion der Brust ist die Milchproduktion (Laktation) zur Ernährung des Säuglings. Die Sekretion der Milch wird durch steigende Prolaktin-Spiegel induziert. Dies geschieht in der Regel nach der Ausstoßung der Plazenta, da das zu einem sinkenden Progesteron-Spiegel führt, denn Progesteron hemmt in der Regel die Milchsynthese. Die Milch besteht zum größten Teil aus Wasser. Der restliche Inhalt setzt sich aus Proteinen, Laktose und Lipiden zusammen. Zudem enthält sie wichtige Bestandteile des Immunsystems, wie Immunglobulin A, die antiinfektiös wirken.
Brust – Erkrankungen und Fehlbildungen
Erkrankungen der Brust können mit Symptomen, wie Schmerzen, Rötungen oder Verhärtungen einhergehen. In einigen Fällen können sie auch symptomlos beginnen oder verlaufen. Fehlbildungen der Brust sind in vielen Fällen genetisch bedingt als auch Ergebnis fehlender Bildung oder Rückbildung von Strukturen der Embryonalentwicklung.
Knoten in der Brust
Nicht bei jedem Knoten in der Brust handelt es sich um Brustkrebs, denn die meisten Verhärtungen stellen sich als gutartig heraus. Dennoch ist es empfehlenswert, den Befund schnell ärztlich abklären zu lassen. Zu den gutartigen Veränderungen in der Brust zählen unter anderem das Lipom, was einen gutartigen Tumor des Fettgewebes darstellt.
Brustkrebs (Mammakarzinom)
Brustkrebs ist der häufigste bösartige Tumor der Frau und betrifft in den Industriestaaten etwa jede achte Frau im Laufe ihres Lebens. Die meisten Mammakarzinome entstehen im Zeitraum um die Menopause herum.
Bei genetisch bedingten Mammakarzinomen lassen sich oft Mutationen im BRCA-1 und BRCA-2 Gen feststellen. Die Einnahme von Östrogen-Präparaten zeigt eine leichte Erhöhung des Brustkrebsrisikos, das sich aber 10 Jahre nach Absetzen des Präparats nicht mehr nachweisen lässt. Andere Faktoren, wie Nikotin- oder Alkoholmissbrauch erhöhen auch das Risiko.
Der Großteil der Karzinome entsteht in den terminalen Ausführungsgängen der Brustdrüse. Teilt man die Brust in Quadranten, wobei die Brustwarze der Schnittpunkt beider Achsen ist, ist der laterale, obere Quadrant mit Abstand am häufigsten von Brustkrebs betroffen. Zudem ist die linke Brust häufiger befallen als die rechte.
Da die Brust sehr stark von Lymphgefäßen durchzogen ist, metastasieren Mammakarzinome teilweise relativ früh in umliegende Lymphknoten. Aus diesem Grund werden bei operativen Entfernungen häufig die sogenannten Wächterlymphknoten prophylaktisch mit entfernt. Bei diesen handelt es sich um Lymphknoten in direkter Nachbarschaft des Primärtumors, die im Falle des Mammakarzinoms häufig im Bereich der gleichseitigen Achsel lokalisiert sind, da über sie etwa 75 Prozent der Lymphe der Brust abfließt. Über das Blut können Krebszellen in entfernteres Gewebe einwandern, wobei Knochenmetastasen am häufigsten vorkommen.
Das Mammakarzinom wird typischerweise nach TNM-Klassifikation eingeteilt. Dabei steht T für die Tumorgröße, N für den Grad des Lymphknotenbefalls und M dafür, ob Metastasierungen in anderes Gewebe vorliegen. Die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate beträgt bei Frauen etwa 88 Prozent.
Therapie des Mammakarzinoms
Die Therapie hängt stark von der Größe, Metastasierung und Histologie des Gewebes ab. Je nach Befund können Chemo-, Strahlen- oder Hormontherapie zum Einsatz kommen. Auch operative Eingriffe können vorgenommen werden.
Brustdrüsenentzündung
Entzündungen der Brustdrüse werden auch Mastitis genannt und können innerhalb sowie außerhalb der Stillzeit auftreten. Durch beispielsweise unregelmäßiges Stillen kann ein Milchstau auftreten. Unabhängig davon können auch Keime über die Brustwarze in das Drüsengewebe gelangen und dort zu Entzündungen führen. Auch hier kann es zu Vergrößerungen der lokalen Lymphknoten kommen.
Klassischerweise schwillt die Brust an, rötet sich und schmerzt.
Makromastie und Mikromastie
Unter Makromastie versteht man eine überdurchschnittlich große, unter Mikromastie eine durchschnittlich eher kleine Brust. In der Regel ist das nicht als krankhaft zu werten, auch wenn beide Brüste unterschiedliche Größen aufweisen sollten. Gründe dafür sind teilweise genetischer sowie hormoneller Natur. Sowohl große als auch kleine Brüste erfüllen normalerweise gleichwertig ihre Funktion.
Weitere Erkrankungen und Fehlbildungen der Brust
Zysten sind pathologische Veränderungen des Gewebes, bei der sich Flüssigkeit im Gewebe innerhalb einer Kapsel sammelt. Sie können auch in der Brust auftreten und dort für Verhärtungen sorgen und müssen in der Regel operativ entfernt werden.
Entwickeln sich drei oder mehr Brustwarzen spricht man von einer Polythelie. Es können sich allerdings auch keine Brustwarzen ausbilden, was als Athelie bezeichnet wird.
Durch Medikamente oder hohe Spiegel an Östrogenen kann auch bei Männern das Brustgewebe wachsen und zur sogenannten Gynäkomastie führen. Adipöse Menschen sind häufiger betroffen, da Fettzellen zu einem gewissen Teil Östrogene ausschütten.
Brust abtasten und vorbeugen
Tatsächlich ist es möglich, sich selbst die Brust abzutasten und auf mögliche Knoten oder Verhärtungen zu untersuchen. Der beste Zeitpunkt dazu ist etwa eine Woche nach der Periode, wenn die Brust weich ist und man das Gespürte nicht mit zyklusabhängigen Verhärtungen verwechselt. Jeder Abschnitt der Brust sollte systematisch abgetastet und dabei auch die Tiefe beachtet werden. Wer seine Brust regelmäßig abtastet, kann auch Veränderungen feststellen.
Allen Frauen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr wird ein sogenanntes Mammographie-Screening empfohlen. Dabei handelt es sich um eine Röntgenuntersuchung der Brust, deren Kosten von der Krankenkasse übernommen werden. Jedoch soll es zukünftig auch möglich sein, die Mammographie bis einschließlich des 76. Lebensjahres wahrzunehmen.
Eine ärztliche Abtast-Untersuchung zur Brustkrebsvorsorge wird ab dem 30. Lebensjahr jährlich für Frauen angeboten.
- Lüllmann-Rauch, Renate: Taschenlehrbuch Histologie, Thieme (Stuttgart: 6. Auflage, 2019)
- Aumüller, Gerhard et al.: Duale Reihe Anatomie, Thieme (Stuttgart: 5. Auflage, 2020)
- Schenke, Michael et al.: Prometheus Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem, Thieme (Stuttgart: 6. Auflage, 2022)
- Mamma, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 19.04.2024)
- Brustkrebs-Früherkennung, https://www.krebsinformationsdienst.de/... (Abrufdatum: 19.04.2024)