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Die Bursa omentalis ist eine faszinierende anatomische Struktur im Bauchraum aber dennoch entscheidende Rolle bei der Funktion und Beweglichkeit der Bauchorgane. Als seröse Höhle zwischen den Blättern des Omentum majus fungiert sie als Gleitschicht und ermöglicht eine reibungslose Bewegung der Organe während der Verdauung und anderen körperlichen Aktivitäten. Obwohl sie eher im Schatten steht, ist ihr Verständnis von großer Bedeutung für die Diagnose und Behandlung abdomineller Beschwerden sowie für die Fortschritte in der Bauchchirurgie. Mehr Infos zur Anatomie, den Zugangswegen, der Funktion und der Entwicklung der Bursa gibt es in der folgenden Übersicht.
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Bursa omentalis – Definition
Die Bursa omentalis, auch als “kleiner Sack” bekannt, ist ein seröser Hohlraum im Abdomen. Sie liegt hinter dem Magen und vor der Bauchspeicheldrüse, zwischen den beiden Blättern des kleinen Netzes (Omentum minus). Diese Struktur ermöglicht die freie Beweglichkeit des Magens und dient als Gleitfläche zwischen den Organen.
Bursa omentalis – Anatomie und Begrenzungen
Als Bursa omentalis bezeichnet man den größten Spaltraum des Peritoneums (Bauchfell). Weitere Taschen sind:
- Recessus subphrenicus zwischen Leber (Hepar) und Zwerchfell (Diaphragma)
- Recessus subhepaticus zwischen Leber und Colon transversum
- Recessus hepatorenalis zwischen Leber, Zwerchfell und rechter Niere (Ren) und Nebenniere (Glandula suprarenalis)
Die Bursa selbst liegt hinter dem Magen und dem kleinen Netz (Omentum minus), an ihrem Boden finden sich die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) aber auch wichtige Gefäße, wie die Aorta abdominalis und die Vena cava inferior.
Tuber omentale
Das Tuber omentale (pancreatis) ist eine sicht- und tastbare Vorwölbung am Boden der Bursa omentalis. Die auch als Netzhöcker bezeichnete Struktur entsteht durch die Passage des Pankreas an der Wirbelsäule vorbei.
Der physiologische Eingang in die Höhle ist das Formalen omentale oder epiploicum. Es liegt kranial der Pars superior duodeni (Zwölffingerdarm) und des Processus caudatus hepatis (Leber) vor der Vena cava inferior. Nach ventral hin überzieht es das Ligamentum hepatoduodenale, das Teil des Omentum minus ist. Die Begrenzung der Bursa omentalis selbst ist folgendermaßen definiert:
Bergenzung | Grenzstruktur |
ventral | Omentum minus, Magenhinterwand, Lig. gastrocolicum |
dorsal | Pankreas, Aorta abdominalis, Truncus coeliacus, A./V. splenica, Gl. suprarenalis sinistra, Oberrand linke Niere |
kranial | Leber (Lobus caudatus), Recessus superior |
kaudal | Mesocolon transversum, Recessus inferior |
links | Milz, Ligamentum gastrosplenicum, Recessus splenicus |
rechts | Leber, Bulbus duodeni |
Quelle: Prometheus LernAtlas – Innere Organe (Thieme 2022)
Taschen und Falten
Innerhalb der Bursa omentalis bilden sich Taschen (Recessus) und Falten (Plicae), die durch unterschiedliche Strukturen aufgeworfen werden und die topographische Orientierung innerhalb der Aussackung erleichtern. Kranial schiebt sie sich als Recessus superior zwischen Vena cava inferior und Ösophagus. Hier hat sie auch die nächste Beziehung zum Zwerchfell. Der Recessus inferior befindet sich kaudal und zwischen dem Magen und dem Colon transversum. Hier zieht der “kleine Sack” bis zum Aufhängung des Dickdarmstücks, dem Mesocolon transversum. Links breitet er sich im Recessus splenicus bis zur Milz aus.
Die Falten im Bereich der Bursa werden vor allem durch Gefäßstrukturen an ihrem Boden vorgerufen. Die Plica gastropancreatica beinhaltet die Arteria gastrica sinistra. Sie Verläuft von der Kardia des Magens zum Pankreas und teilt sie in Medianebene. So entsteht rechts ein Vorraum (Vestibulum bursae omentalis) und links ein Hauptraum. Auch die Arteria hepatis communis wirft eine Falte auf: Die Plica hepatopancreatica.
Entwicklung und Embryologie
Der “kleine Sack” entwickelt sich während der embryonalen Phase in Verbindung mit der Drehung des Magens und der Entwicklung des Mesenteriums. Zu Beginn liegt der Magen median, und das Mesenterium verbindet die Bauchorgane mit der hinteren Bauchwand. Während der embryonalen Drehung des Magens nach links wird das hintere Mesenterium nach rechts verschoben, wodurch hinter dem Magen ein Raum entsteht, der zur Bursa omentalis wird.
Mit der weiteren Entwicklung des großen Netzes (Omentum majus), das nach unten über den Dünndarm wächst und sich mit dem vorderen Mesenteriumblatt verbindet, vergrößert sich die Bursa omentalis. Teile des Omentum majus verschmelzen schließlich, sodass die Bursa als Tasche hinter dem Magen bestehen bleibt. Das Foramen omentale (Foramen epiploicum) bleibt als Öffnung zurück und verbindet die sie mit der Hauptbauchhöhle.
Bursa omentalis – Funktion
Die Bursa omentalis spielt eine entscheidende Rolle bei der Mobilität und Positionierung der Bauchorgane. Sie fungiert als Gleitschicht zwischen den Organen, insbesondere dem Magen und der Bauchspeicheldrüse, und erleichtert so deren Bewegungen während der Verdauung und anderen körperlichen Aktivitäten. Darüber hinaus ermöglicht die Bursa omentalis eine gewisse Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Bauchorgane an Veränderungen in ihrer Umgebung, was für eine optimale Funktion des Verdauungstrakts und anderer abdomineller Strukturen entscheidend ist.
Bursa omentalis – Beschwerden und Klinik
Beschwerden der Bursa omentalis können durch entzündliche Prozesse oder Verklebungen verursacht werden und äußern sich häufig in Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen und eingeschränkter Organbeweglichkeit. Bei Flüssigkeitsansammlungen durch Beschwerden wie einen perforierten Magenulkus oder Blutungen kann sich die Bursa aus einem kleinen Spalt zu einer großen Aussackung entwickeln.
Notfall Blutung
Durch Aussackungen wie die Bursa omentalis können große Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum vorkommen, ohne, dass sich der Bauch nach außen vorwölbt. Dies ist vor allem in der Notfallmedizin zu beachten. Menschen mit Verletzungen im Bereich der Bauchhöhle können verbluten ohne, dass man es von außen sieht.
Chirugische Eröffnung
Die wohl wichtigste klinische Bedeutung der Bursa omentalis findet sich in der Pancreaschirurgie. Die Bauchspeicheldrüse liegt am Boden des Spaltraums und kann nach dessen Eröffnung leicht erreicht werden. Die chirurgischen Zugangswege sind:
- Das Formen omentale
- Antekolischer Zugang durch das Lig. gastrocolicum
- Kolischer Zugang über das Mesocolon transversum
- Zugang über das Omentum minus
- Zugang über das Lig. gastrolienale (splenicum)
- Schünke M, Schulte E, Schumacher U, Voll M, Wesker K. 6.6 Topografie der Bursa omentalis. In: Schünke M, Schulte E, Schumacher U, Voll M, Wesker K, Hrsg. Prometheus LernAtlas – Innere Organe. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2022
- Kirsch J. Bursa omentalis. In: Aumüller G, Aust G, Conrad A, Engele J, Kirsch J, Maio G, Mayerhofer A, Mense S, Reißig D et al., Hrsg. Duale Reihe Anatomie. 5., korrigierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2020
- Brand-Saberi B, Ulfig N. Die Bursa omentalis. In: Brand-Saberi B, Ulfig N, Hrsg. Kurzlehrbuch Embryologie. 4., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2023
- Abdomen und Becken: Übersicht und Topographie https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum 21.05.2024)