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Chromatiden sind essenzielle Einheiten, in denen genetisches Material während der Zellteilung organisiert, repliziert und verteilt wird. Ihr Aufbau aus DNA, Histonen, Zentromeren und Telomeren stellt sicher, dass die genetische Information während der Zellteilung korrekt weitergegeben wird. Fehler in ihrer Funktion können schwerwiegende Folgen haben, die von genetischen Erkrankungen bis hin zu Krebserkrankungen führen können. Um diese klinische Relevanz sowie die Definition, die Anatomie und den Aufbau sowie die Funktion und Aufgaben dieser Strukturen geht es in dem folgenden Artikel.
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Chromatid – Definition
Ein Chromatid ist eine der beiden identischen Längshälften eines Chromosoms, die durch die Verdopplung der DNA während der Zellteilung entstehen. Sie sind durch das Centromer miteinander verbunden. Je nach Zeitpunkt des Zellzyklus liegen Chromosomen als 1-Chromatid-Chromosomen, wie nach der Mitose, oder als 2-Chromatid-Chromosomen, zum Beispiel nach der S-Phase, vor. Die beiden identischen Hälften eines Chromosoms bezeichnet man als Schwesterchromatiden.
Chromatid – Anatomie und Aufbau
Ein Chromatid besteht aus DNA und Proteinen, die die genetische Information in einer kompakten Struktur verpacken. Zu den verschiedenen wichtigen Bestandteilen eines Chromatids gehören:
- DNA: Sie liegt in Form einer Doppelhelix vor und trägt die Erbinformation.
- Histonproteine: Die DNA ist um diese Proteine gewickelt, was zu einer kompakteren Form führt. DNA und Histonproteine in Kombination bilden das sogenannte Chromatin.
- Zentromer: Das Zentromer ist der Bereich, der die beiden Schwesterchromatiden eines Chromosoms zusammenhält und eine zentrale Rolle bei der Zellteilung spielt.
- Telomere: Die Enden der Chromatiden, die vor DNA-Abbau schützen und verhindern, dass die Chromosomen aneinander haften. Sie bestehen aus repetitiven DNA-Sequenzen.
Somit ist ein Chromatid also ein Teil eines Chromosoms und besteht zum größten Teil aus dicht verpackter DNA, die in Kombination mit Proteinen eine stabile und organisierte Struktur bildet. Der Aufbau gewährleistet, dass die DNA während der Zellteilung korrekt aufgeteilt wird.
Chromatid – Funktion und Aufgaben
Die Hauptaufgabe des Chromatids ist es, die genetische Information während der Zellteilung korrekt zu übermitteln, das heißt sie exakt zu verdoppeln und weiterzugeben. Dies geschieht in zwei Schritten:
- DNA-Replikation: Vor der Zellteilung wird die DNA in jedem Chromosom verdoppelt, sodass jedes Chromosom aus zwei identischen Chromatiden besteht.
- Verteilung der genetischen Information: Während der Mitose oder Meiose trennen sich die Schwesterchromatiden und werden auf die Tochterzellen verteilt, wodurch jede Zelle eine vollständige Kopie des genetischen Materials erhält.
Außerdem tragen sie auch zur genetischen Variation bei, insbesondere während der Meiose. In der Prophase I der Meiose kann es zu einem Austausch von DNA-Abschnitten zwischen Chromatiden homologer Chromosomen kommen, was man Crossing-over nennt. Dieses Crossing-over trägt zur Erhöhung der genetischen Vielfalt bei.
Aus dem Englischen übersetzt bedeutet crossing-over "Überkreuzung" und bezeichnet dementsprechend auch die Überkreuzung von Abschnitten homologer Chromosomen und Austausch des genetischen Materials. Dieser Mechanismus findet im Pachytän der Prophase I der ersten Reifeteilung der Meiose I statt und dient der genetischen Variabilität der aus den Keimzellen enstehenden Nachkommen.Crossing-over
Das Zentromer spielt eine wichtige Rolle bei der Anheftung der Mikrotubuli an die Chromatiden und ihrer anschließenden Bewegung zu den Polen während der Zellteilung.
Chromatiden helfen die genetische Information korrekt an die Tochterzellen weiterzugeben und sichern damit die genetische Integrität.
Chromatid – Klinische Relevanz
Kommt es zu Störungen in der Funktion oder Struktur von Chromatiden, so können schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit auftreten. Dazu können gehören:
- Aneuploidie: Hier kommt es durch einen Fehler in der Trennung zu einer falschen Anzahl von Chromosomen in den Tochterzellen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist das Down-Syndrom, bei dem es zu einer Trisomie des Chromosoms 21 kommt.
- Krebs: Durch Defekte in der Zellteilung und der DNA-Replikation, die durch Mutationen in Genen wie BRCA1 oder p53 verursacht werden, wird das Risiko für verschiedenen Krebsarten erhöht.
- Telomerverkürzung: Die Verkürzung der Telomere, die die Enden der Chromatiden schützen, spielt eine Rolle beim Altern und steht auch mit altersbedingten Krankheiten in Verbindung.
Fehlerbehaftete Chromatiden können also zu ernsthaften genetische und zellulären Einschränkungen führen, die für die Gesundheit eine große Rolle spielen.
Häufige Fragen
- Worin liegt der Unterschied zwischen Chromosom und Chromatid?
- Wann entstehen Chromatiden?
- Wann trennen sich die Schwesterchromatiden?
- Wie unterscheidet sich ein Chromatid von der DNA?
Das Chromosom ist eine strukturierte Form der DNA, die Gene enthält. In der Metaphase eines Zellzyklus besteht es aus zwei Schwesterchromatiden. Ein Chromatid ist eine Hälfte eines replizierten Chromosoms, die identisch zur anderen Hälfte ist.
Chromatiden entstehen während der S-Phase (Synthesephase) des Zellzyklus, wenn die DNA repliziert wird.
Die Schwesterchromatiden trennen sich während der Anaphase der Mitose oder der Anaphase II der Meiose. Nach der Trennung wird jedes Schwesterchromatid als ein eigenständiges Chromosom betrachtet.
Die DNA ist die molekulare Substanz, die die genetische Information trägt. Ein Chromatid ist die hochgradig organisierte Struktur der DNA, die Teil eines Chromosoms ist. Ein Chromatid enthält eine einzige, kontinuierliche DNA-Doppelhelix.
- Aufbau von DNA und RNA, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 28.12.2024)
- Alberts et al., Molekularbiologie der Zelle, 5. Auflage, Wiley-VCH, 2013.