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Die Cochlea hat die Form eines Schneckenhauses und beheimatet das eigentliche Hörorgan. Bei Schwerhörigkeit kann in diese filigrane Röhre ein Implantat eingepflanzt werden, welches sogar bei schwersten Hörstörungen wieder ein Hörempfinden ermöglichen kann. Alles rund um Anatomie, Funktion und Implantate der Cochlea gibt es in dem nachfolgenden Artikel.
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Cochlea – Definition
Die Cochlea ist ein Bestandteil des Innenohrs. Sie wird im Deutschen auch als “Hörschnecke” bezeichnet, da sie äußerlich an die Form eines Schneckenhauses erinnert. In ihr befindet sich der Sitz der eigentlichen Schallempfindung.
Cochlea – Anatomie
Die Cochlea besteht aus einem knöchernen und aus einem membranösen Anteil. Die knöcherne Achse bildet der Modiolus. Um diese zentrale Achse windet sich wiederum der Canalis spiralis cochleae, ein spiralförmiges Rohr. Dieser Gang ist ungefähr 35 Millimeter lang und weist 2,5 Windungen auf. Der horizontale Durchmesser beträgt neun Millimeter, der vertikale lediglich fünf. Über die Basis cochleae besteht zudem eine Verbindung zur Paukenhöhle, denn hier befindet sich das runde Fenster. Die Spitze der Cochlea bezeichnet man als “Cupula”.
Vom Modiolus entspringt des Weiteren eine dünne Knochenleiste, welche sich schraubenförmig durch den Canalis spiralis cochleae zieht und diesen wiederum in drei Röhrenabschnitte unterteilt:
- Scala vestibuli (Vorhoftreppe)
- Scala media (Ductus cochlearis)
- Scala tympani (Paukentreppe)
Scala vestibuli und Scala tympani sind mit der sogenannten Perilymphe gefüllt. Dabei handelt es sich um eine wässrige Körperflüssigkeit, deren Elektrolytzusammensetzung der des Liquors ähnelt. Charakteristisch besitzt die Perilymphe einen geringen Kalium- und einen hohen Natriumgehalt.
Im Gegensatz dazu ist die Scala media mit kaliumreicher (und natriumarmer) Endolymphe gefüllt. Diese Zusammensetzung ähnelt der Konzentration der intrazellulären Flüssigkeit. Die Endolymphe wird von den Epithelzellen der Stria vascularis sezerniert.
Endo- und Perilymphe
Die charakteristischen Ionenkonzentrationen in Endo- und Perilymphe sind essentiell, damit die Haarzellen des Corti-Organs physiologisch funktionieren und das Hören ermöglichen können.
Das Helicotrema befindet sich an der Spitze der Cochlea und verbindet die Scala vestibuli mit der Scala tympani. Der dazwischen liegende Ductus cochlearis wird durch folgende Strukturen von den benachbarten Räumen abgegrenzt:
- Abgrenzung zur Scala vestibuli: Reissner-Membran (Membrana vestibularis)
- Abgrenzung zur Scala tympani: Basilarmembran
Das eigentliche Hörorgan
Auf der Basilarmembran liegt das sogenannte Corti-Organ. Diese Struktur ragt in den Ductus cochlearis hinein und stellt das Hörorgan dar.
Funktion und Mechanismus der Hörschnecke
Das in der Cochlea sitzende Corti-Organ wandelt Schallwellen in elektrische Nervenimpulse um. Aufgenommene Schallwellen gelangen zunächst über Außen- und Mittelohr zum ovalen Fenster. Diese übertragenen Schallwellen sorgen für Schwingungen innerhalb der mit Flüssigkeit gefüllten Teilräume der Hörschnecke, was auch die dortige Basilarmembran bewegt. Eine spezielle Art von Mechanorezeptor, die sogenannten “Haarzellen”, werden durch diese Schwingungen in ihrer Länge gedehnt / gestaucht und generieren aus dieser Längenveränderung ein elektrisches Signal. Dieser Impuls wird anschließend über den Nervus vestibulocochlearis bis zum ZNS weitergeleitet. Nach der dortigen Verarbeitung kommt der Höreindruck zustande.
Cochlea – Klinik: Implantat
Bei einer Schädigung der Haarzellen im Corti-Organ kann es zu einer Schwerhörigkeit kommen. Ist der Hörnerv jedoch noch intakt, kann dieser über ein Cochlea-Implantat alternativ stimuliert werden. Dabei wird ein Elektrodenträger in die Hörschnecke eingeführt und regt die dortigen Nervenzellen elektrisch an. Ein solcher Eingriff eignet sich für Kinder mit angeborener Hörstörung sowie für Erwachsene mit entsprechenden Ausfällen.
Unterschied Hörgerät / Cochlea-Implantat
Ein Hörgerät verstärkt lediglich den aufgenommenen Schall akustisch. Somit sind diese Hilfsmittel auf eine Restfunktion der Haarzellen angewiesen. Ein Cochlea-Implantat hingegen stimuliert die Nervenzellen im Innenohr direkt und unterliegt somit nicht dieser Bedingung.
Das Implantat besteht aus einem äußeren Teil mit einem Mikrofon. Dieses nimmt die Schallwellen auf und leitet sie an einen Soundprozessor weiter, welcher (wie bei einem klassischen Hörgerät) hinter dem Ohr sitzt. Der Prozessor erzeugt daraufhin ein elektrisches Reizmuster und sendet dieses Signal an das Cochlea-Implantat. Die in der Scala tympani vorhandenen Nervenzellen werden dadurch angeregt und leiten das Signal an den Hörnerven weiter.
Ablauf Operation
Die Operation erfolgt normalerweise in Vollnarkose. Das Mastoid wird leicht angebohrt und anschließend die Empfangsspule in dem Knochenbett dahinter verankert. Außerdem wird ein feines Elektronenbündel in die Cochlea vorgeschoben, welches später der elektrischen Reizübertragung dient. Nach der Implantation wird das Gerät individuell eingestellt. Dies muss in der Regel mehrmals wiederholt werden, bis das erwünschte Ergebnis erreicht ist.
Kosten
Die Kosten eines Cochlea-Implantat belaufen sich inklusive Rehabilitation und Operation auf rund 40.000 Euro. Sofern ein reguläres Hörgerät dem Patienten nicht helfen kann, wird diese Summe jedoch meist von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Vor- und Nachteile
Als Entscheidungshilfe für oder gegen ein Cochlea-Implantat kann die folgende Auflistung an Vor- und Nachteilen hilfreich sein.
Vorteile Nachteile Verbessertes Sprachverständnis Mögliche Nebenwirkungen des Eingriffs:
Gesteigerter Ton- und Lautstärkeumfang Implantat muss beim Schlafen / Sport abgenommen werden Möglichkeit zum Musik hören Mögliche technische Probleme Steigerung der Lebensqualität Regelmäßige Wartung und Pflege notwendig Bessere Kommunikationsfähigkeit / soziale Interaktionen Chirurgische Risiken Sicherheit im Alltagssituationen (z. B. Verkehr) Einschränkung bei MRT-Untersuchungen Verbesserte Berufschancen Gewöhnungsbedürftige Verwendung
Häufige Fragen
- Was passiert in der Cochlea?
- Welche Flüssigkeit ist in der Cochlea?
- Wie groß ist die Cochlea?
- Kann man mit Cochlea-Implantat normal Hören?
- Was ist ein Cochlea-Implantat einfach erklärt?
- Was kostet ein Cochlea-Implantat?
In der Cochlea, einem Teil des Innenohrs, wird Schall in elektrische Signale umgewandelt. Schallwellen bewegen die Flüssigkeit sowie die Basilarmembran in der Cochlea, was die Haarzellen stimuliert. Diese Haarzellen erzeugen elektrische Impulse, die über den Hörnerv an das Gehirn weitergeleitet werden, wo sie als Geräusche interpretiert werden.
In der Cochlea befinden sich zwei Arten von Flüssigkeiten: Endolymphe und Perilymphe. Die Endolymphe füllt den Ductus cochlearis (Scala media)und hat eine hohe Kaliumkonzentration, während die Perilymphe den Raum zwischen dem knöchernen und dem membranösen Labyrinth (Scala tympani und Scala vestibuli) füllt und eine hohe Natriumkonzentration hat. Diese Flüssigkeiten spielen eine wichtige Rolle bei der Umwandlung von Schallwellen in elektrische Signale.
Die Cochlea ist etwa 9 mm breit und 5 mm hoch. Sie ist spiralig geformt und ähnelt einem Schneckenhaus, wobei sie sich etwa 2,5 Mal um ihre Achse windet. Trotz ihrer geringen Größe spielt sie eine entscheidende Rolle im Hörprozess.
Ein Cochlea-Implantat ermöglicht vielen Menschen mit schwerem Hörverlust, Geräusche und Sprache besser zu hören, jedoch entspricht das Hören mit einem Implantat nicht dem natürlichen Hören. Es wandelt Schall in elektrische Signale um, die direkt den Hörnerv stimulieren, was oft zu einem anderen Höreindruck führt. Die Qualität des Hörens mit einem Cochlea-Implantat kann variieren und erfordert oft eine Anpassungsphase sowie Hörtherapie.
Ein Cochlea-Implantat ist ein medizinisches Gerät, das Menschen mit starkem Hörverlust hilft, besser zu hören. Es besteht aus einem äußeren Teil, der Schall aufnimmt und in elektrische Signale umwandelt, und einem inneren Teil in der Cochlea selber, der diese Signale direkt an den Hörnerv weiterleitet. So können Personen, die herkömmliche Hörgeräte nicht nutzen können, wieder Geräusche und Sprache wahrnehmen.
Die Kosten eines Cochlea-Implantat belaufen sich inklusive Rehabilitation und Operation auf rund 40.000 Euro. Sofern ein reguläres Hörgerät dem Patienten nicht helfen kann, wird diese Summe jedoch meist von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
- Geiger J. Hörgeräte und Cochlea-Implantate. In: Pape H, Kurtz A, Silbernagl S, Hrsg. Physiologie. 9., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019
- Innenohr, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 18.06.2024)
- Cochlea-Implantat: Endlich wieder hören, https://www.mediclin.de/... (Abrufdatum: 20.06.2024)