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Das Daumensattelgelenk macht den Daumen zu dem beweglichsten aller Finger und ermöglicht wichtige Bewegungsabläufe wie das Greifen von Gegenständen. In diesem Artikel geht es um den Aufbau, die genaue Funktion und Verletzungen beziehungsweise Erkrankungen des Daumensattelgelenks.
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Daumensattelgelenk – Definition
Unter dem Daumensattelgelenk, welches auf Latein Articulatio carpometacarpalis pollicis heißt, versteht man die gelenkige Verbindung zwischen dem Os trapezium und dem Os metacarpale I.
Daumensattelgelenk – Anatomie
Wie der Name bereits verrät, handelt es sich bei diesem Gelenk um ein Sattelgelenk, dass sich durch eine Reitsattel-ähnliche Verf0rmung der Gelenkflächen auszeichnet. Dabei entspricht die Konvexität der einen Gelenkfläche der Konkavität der anderen und umgekehrt. Das Daumensattelgelenk ist das einzige der fünf Karpometakarpalgelenke, das frei beweglich ist, während es sich bei den anderen Gelenkverbindungen um Amphiarthrosen handelt.
Des Weiteren verstärken verschiedene Bänder von ventral und dorsal die Gelenkkapsel. Hierzu zählen unter anderem folgende:
- Ligamentum carpometacarpale dorsoradiale
- Ligamentum carpometacarpale obliquum anterius
- Ligamentum carpometacarpale obliquum posterius
- Ligamentum trapeziometacarpale
Daumensattelgelenk – Funktion
Das Daumensattelgelenk ermöglicht zahlreiche Bewegungsabläufe des Daumens wie die Flexion, Extension, Abduktion, Adduktion, Rotation und Opposition. Vor allem die Opposition spielt beispielsweise beim Greifen nach Gegenstände eine besonders wichtige Rolle und hebt das Daumensattelgelenk von den anderen Karpometakarpalgelenken ab.
Als Opposition bezeichnet man die Bewegung des Daumens, bei der dieser den anderen Finger gegenübergestellt wird und sie berühren kann. Damit ermöglicht sie das präzise Greifen und Halten von Gegenständen.Opposition
Daumensattelgelenk – Erkrankungen und Verletzungen
Das Daumensattelgelenk kann sowohl von degenerativen Prozesse wie es bei der Rhizarthrose der Fall ist, als auch von Traumata, die meist ursächlich für Frakturen sind, betroffen sein. Die folgenden Abschnitte gehen näher auf die Rhizarthrose sowie auf die Bennett-Luxationsfraktur und Rolando-Fraktur ein.
Rhizarthrose
Bei der Rhizarthrose handelt es sich um eine Arthrose im Daumensattelgelenk. Sie zählt zu den am häufigsten vorkommenden degenerativen Veränderungen im Handbereich und betrifft oft postmenopausale Frauen. Eine Rhizarthrose wird von mehreren Faktoren verursacht, wobei eine mechanische Überbelastung und hormonelle Einflüsse eine wichtige Rolle spielen. Durch eine Arthrose in diesem Gelenk kommt es zu einem Abgleiten des Os metacarpale I, sodass der Daumen in der Abduktion beeinträchtigt ist und gleichzeitig eine Hypermobilität des proximalen Daumenglieds vorliegt. Außerdem zeigen sich belastungsabhängige Schmerzen mit Kraftverlust insbesondere bei Oppositionsbewegungen und Drehbewegungen. Im Verlauf führt die Erkrankung zu einer Bewegungseinschränkung mit Adduktionskontraktur.
Die Diagnostik einer Rhizarthrose ergibt sich durch eine klinische Untersuchung und eine Darstellung des Gelenks durch Röntgenbilder in zwei Ebenen. Im Röntgen-Bild zeigen sich dabei typische Arthrosezeichen wie eine Gelenkspaltverschmälerung, subchondrale Sklerosierung oder Osteophyten. Die Behandlung einer Rhizarthrose in einem wenig fortgeschrittenen Stadium kann konservativ erfolgen, indem Schmerzmittel angewendet werden und das Gelenk mittels einer Orthese ruhig gestellt wird. Falls die konservativen Maßnahmen keine Besserung bringen, ist ein operatives Vorgehen indidziert.
Bennett-Luxationsfraktur
Hierbei handelt es sich um eine intraartikuläre basisnahe Schrägfraktur des Os metacarpale I mit Subluxation im Daumensattelgelenk. Gleichzeitigem kommt es auch zu einem knöchernem Ausriss des Ligamentum trapeziometacarpale an der Basis des Os metacarpale I. Die Ursache für diesen Frakturtyp ist meist eine axiale Gewalteinwirkung auf den adduzierten Daumen, die zum Beispiel bei einem Sturz auf die Hand entstehen kann.
Als Symptome liegen Druckschmerzen und eine Schwellung als Folge des ossären Blutaustrittes vor. Auch bewegungsabhängige Schmerzen sowie eine tastbare Instabilität und Deformierung des Daumengelenks können vorkommen. Die Fraktur wird durch die genaue Erfragung des Unfallmechanismus, einer klinischen Untersuchung und durch die Anfertigung von Röntgen-Bildern der Hand in zwei Ebenen diagnostiziert. Die Therapie erfolgt in der Regel operativ, wobei als Verfahren eine offene Reposition mit anschließender interner Fixierung oder eine minimalinvasive Spickdrahtosteosynthese mit temporärer Fixation des MCP I am MCP II in Fragen kommen. Außerdem sollte postoperativ eine Ruhigstellung im Gips oder in einer Daumenschiene erfolgen. Auch eine physiotherapeutische Behandlung kann sinnvoll sein, weil dadurch die Thenarmuskulatur gestärkt wird. Hierfür werden häufig Therapiebälle benutzt, mithilfe derer das Greifverhalten gestärkt und einer Einsteifung des Gelenks vorgebeugt wird.
Rolando-Fraktur
Unter der Rolando-Fraktur versteht man eine intraartikuläre, basisnahe, Y- oder T-förmige 3-Fragment-Fraktur des Os metacarpale I mit Subluxation im Daumensattelgelenk. Der ursächliche Mechanismus ist dem der Bennett-Luxationsfraktur ähnlich, da auch hier meist eine axiale Gewalteinwirkung auf den adduzierten Daumen vorliegt. Symptome sind Schmerzen bei Druck und Bewegung sowie eine sichtbare Schwellung und Deformierung des Gelenks. Die Anamnese, klinische Untersuchung und Röntgen-Bilder in zwei Ebenen bilden die Diagnostik. Eine Rolando-Fraktur stellt immer eine Indikation für eine Operation dar, bei der man eine kleine Zugschraube, eine Miniplatte oder einen sogenannten Kirschnerdraht einbringt. Nach der Operation sollte eine Ruhigstellung im Gips oder einer Daumenschiene erfolgen.
- Schünke M et. al., Prometheus: Lernatlas der Anatomie (Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem), Thieme, 5. Auflage
- Aumüller G et al., Duale Reihe Anatomie, Thieme, 5. Auflage