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Dentin ist eine knochenähnliche Substanz, die maßgeblich für den Aufbau und die Stabilität unserer Zähne verantwortlich ist. Wie genau Dentin mikroskopisch aufgebaut ist und welche Arten es gibt, beschreibt dieser Artikel. Außerdem geht er auf das durch eine Dentinfraktur verursachte Cracked-Tooth-Syndrom ein.
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Dentin – Definition
Bei Dentin handelt es sich um ein knochenähnliches Gewebe, welches auch als Zahnbein bezeichnet wird und den größten Anteil der Zahnsubstanz ausmacht. An den Grenzflächen zur Zahnpulpa kann Dentin lebenslang neu gebildet werden.
Beständigkeit von Dentin
Dentin zählt zu einer der beständigsten organischen Materialen. Es ist härter als Knochen, jedoch weicher als Zahnschmelz.
Dentin – Aufbau
Dentin ist aus einem dichten Geflecht von Kollagenfasern aufgebaut. In diese sind Kalziumsalze in Form von Hydroxylapatit eingelagert. Dabei ist der Mineralisierungsgrad recht hoch und beträgt ungefähr 70 Prozent. Bei Dentin handelt es sich im Vergleich zu Zahnschmelz um ein lebendes Gewebe, das über kleine Kanäle (sogenannte Dentinkanäle), die von der Pulpa kommend in das Dentin hineinlaufen, innerviert und ernährt wird.
In diesen Dentinkanälchen befinden sich zudem die Odontoblasten, die hochspezialisierte zylindrische Zellen des Zahngewebes darstellen. Während Zahnschmelz nicht mehr neu hergestellt werden kann, ermöglichen die Odontoblasten eine lebenslange Neubildung von Dentin. Diese kann durch den Einfluss von bestimmten Reizen in Gang gesetzt werden. Die Körper der Odontoblasten liegen in der Pulpa und stehen mit freien Nervenendigungen in Kontakt. Außerdem besitzen sie Fortsätze, die sogenannten Tomes’schen Fasern, die in die Dentinkanäle hineinragen.
Dentin – Arten
Zunächst kann Dentin je nach Zeitpunkt der Bildung in drei Arten unterteilt werden. Das primäre Dentin wird während der Zahnentwicklung sowie der Zahnbildung angelegt und stellt die Hauptmasse des Zahns dar. Es ist zudem relativ gleichmäßig strukturiert und macht den Großteil des gesamten Dentins aus.
Das sekundäre Dentin hingegen wird nach der vollständigen Entwicklung der Zähne kontinuierlich gebildet und lebenslang hergestellt. Es bildet sich als Reaktion auf normale Reize wie zum Beispiel beim Kauen und engt mit steigendem Alter die Pulpahöhle ein. Dies führt dazu, dass die Sensibilität der Zähne im Alter abnimmt. Im Vergleich zu primärem Dentin wird es langsamer gebildet und hat oft eine weniger regelmäßige Struktur.
Tertiäres Dentin wird dann hergestellt, wenn der Zahn vor Verletzungen oder anderen Reizes (zum Beispiel Karies) geschützt werden muss. Es isoliert die Pulpa und versucht somit, den Zahn vor weiteren Schäden zu bewahren. Da es je nach Reizsituation sehr schnell gebildet werden muss, hat es ebenfalls eine eher unregelmäßige Struktur.
Neben den genannten Dentintypen gibt es noch verschiedene Arten des primären Dentins.
Manteldentin
Hierzu zählt zum einen das Manteldentin, welches als äußerste Schicht des Dentins direkt unter dem Schmelz liegt. Es unterscheidet sich in seiner Struktur und Zusammensetzung von anderen Dentinarten, da es weniger mineralisiert ist und die Kollagenfasern deutlich dicker sind. Außerdem wird Manteldentin als erstes Dentin während der Zahnentwicklung hergestellt und spielt eine wichtige Rolle in der Abfederung von Kräften zwischen dem Zahnschmelz und Dentin.
Zirkumpulpales Dentin
Zum anderen gehört auch das zirkumpulpale Dentin zum primären Dentin. Es entsteht zeitlich nach dem Manteldentin und stellt die innere Schicht dar. Im Gegensatz zum Manteldentin weisen die Odontoblastenfortsätze hier eine geringere Anzahl an Seitenverzweigungen auf. Aufgrund der Tatsache, dass die Mineralisation des Dentins in Zyklen stattfindet, bildet sich ein typisches Linienmuster, welches als Ebner-Linien bezeichnet wird. Daher nennt man das zirkumpulpale Dentin auch Ebner-Dentin.
Dentin – Cracked-Tooth-Syndrom
Durch einen Riss in der Zahnhartsubstanz (Dentinfraktur), der sich durch das Dentin zieht, wird das sogenannte Cracked-Tooth-Syndrom ausgelöst. Unter diesem Begriff werden die Symptome zusammengefasst, die durch die Dentinfraktur entstehen.
Vorkommen
Das Cracked-Tooth-Syndrom kann theoretisch in jedem Alter vorkommen, jedoch tritt es besonders oft zwischen dem 40. und dem 50. Lebensjahr auf. Man geht sogar davon aus, dass es in Industrieländern eine der häufigsten Ursachen für einen Zahnverlust ist. Am meisten betroffen sind die hinteren Backenzähne im Ober- und Unterkiefer, gefolgt von den vorderen Backenzähnen im Ober- und Unterkiefer.
Ursachen
Verschiedene Faktoren können zu einer Fraktur des Dentins führen. Hierzu zählen unter anderem:
- nicht angemessen sowie schlecht gestaltete Präparate und Füllmaterialien
- die Verletzung von einem oder mehreren Zähnen
- ein Inlay mit Keilwirkung (darunter versteht man eine Füllung, die nach der Kariesentfernung als Ersatz für Schmelz- und Dentindefekte eingesetzt wird)
- Manipulationen, die durch einen zahnärztlichen Eingriff verursacht werden
- starke thermische Schwankungen
In aller Regel verläuft die Dentinfraktur von mesial (Teil des Gebisses, welcher der Zahnbogenmitte zugewandt ist) nach distal. In der Mehrheit der Fälle steht das Cracked-Tooth-Syndrom außerdem mit dem Vorliegen von Karies in Verbindung.
Symptome
Aufgrund der unterschiedlichen Faktoren, die ein Cracked-Tooth-Syndrom auslösen können, ist die Ausprägung der Symptome oft variabel. So kann sich das Krankheitsbild beispielsweise durch Zahnschmerzen, die bei der Kaubewegung entstehen, oder solche, die beim Lösen eines Bisses auftreten, bemerkbar machen. Außerdem kann es zu einer erhöhten Empfindlichkeit des Zahnes gegenüber Kälte kommen. Auch ein Ziehen oder ein Schmerz beim Essen von süßen Lebensmitteln kann gelegentlich beobachtet werden.
Diagnostik
Durch die Variabilität der Symptome und die Tatsache, dass der Riss im Zahn nur schwer zu erkennen ist, gestaltet sich das Stellen der Diagnose oft schwierig. Wichtig ist daher zunächst eine sorgfältige Anamnese, die erfragt, in welchen Situationen (beispielsweise beim Lösen eines Bisses) es zu Schmerzen kommt. Anschließend sollte eine detaillierte Inspektion des Zahnes erfolgen. Dabei können spezielle Lupen, Kameras oder eine spezielle Lichtquelle (Transilluminator) hilfreich sein. Auch das Anfertigen von Röntgenbildern kann zur Diagnostik beitragen, da hierdurch andere wichtige Differenzialdiagnosen wie Karies oder Entzündungen ausgeschlossen werden können.
Behandlung
Die Behandlung des Cracked-Tooth-Syndroms hängt von der Tiefe sowie der Lages des Risses ab. Bei oberflächlichen Frakturen kann eine Krone eingesetzt werden, die den Zahn stabilisiert und den Riss daran hindert, weiter fortzuschreiten. Falls der Riss bereits die Pulpa erreicht hat, kann hingegen auch eine Wurzelkanalbehandlung nötig sein. Bei einer besonders schweren Ausprägung des Krankheitsbildes, bei der der Zahn beispielsweise bereits in mehrere Teile gespaltet ist, bleibt oft nur die Entfernung des Zahnes als Therapie übrig. Bei weniger stark beschädigten Zähnen kann jedoch auch eine Schiene zur Entlastung sinnvoll sein.
- Lüllmann-Rauch, Renate: Taschenlehrbuch Histologie, Thieme (Stuttgart: 6. Auflage, 2019)