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Der Dickdarm, lateinisch Intestinum crassum, stellt den letzten Abschnitt des Verdauungstrakts dar und ist für die Eindickung des Speisebreis durch die Resorption von Wasser und Salz zuständig. Darüber hinaus übernimmt der Dickdarm auch noch weitere wichtige Funktionen. Im folgenden Artikel gibt es daher Wissenswertes zum Dickdarm, dessen Anatomie und Aufbau sowie Funktionen und häufigen Erkrankungen.
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Dickdarm – Was ist der Dickdarm?
Der Dickdarm als Verdauungsorgan stellt den letzten Teil des Magen-Darm-Traktes dar. Er beginnt nach dem letzten Dünndarmabschnitt, dem Ileum, und reicht von dort aus bis zum Masterdarm und dem Analkanal. Man kann den Dickdarm dabei in vier weitere Abschnitte untergliedern. Räumlich befindet sich der letzte Teil des Verdauungstraktes dabei im Ober- und Unterbauch. Der Dickdarm ist hauptsächlich für die Eindickung des Speisebreis durch Wasser- und Salzentzug zuständig.
Dickdarm – Aufbau
Der Dickdarm weist verglichen mit dem Dünndarm einen größeren Durchmesser von etwa sechs Zentimetern auf und hat eine Länge von ungefähr 1,5 Meter. Er wird von der sogenannten “Bauhin-Klappe”, auch Ileozäkalklappe genannt, vom Dünndarm, genauer gesagt dem terminalen Ileum, getrennt.
Die Bauhin-Klappe markiert demnach den Beginn des Dickdarms im rechten Unterbauch und verhindert, dass der Darminhalt aus dem Dickdarm zurück in den Dünndarm gelangt.
Der Verlauf des Dickdarms ist dabei rahmenförmig. Zuerst führt dieser bis zur Unterseite der Leber nach oben, erstreckt sich dann quer bis zur linken Seite des Rumpfes bzw. zum linken Oberbauch und verläuft dann wieder nach unten bis zum After. Innerhalb des rahmenförmigen Dickdarms befindet sich der Dünndarm in der Bauchhöhle.
In seinem Verlauf wird der Dickdarm dabei noch einmal in mehrere Abschnitte gegliedert:
- Blinddarm (Zäkum) mit Appendix vermiformis (Wurmfortsatz)
- Colon: Colon ascendens (aufsteigendes Kolon), Colon transversum (querliegendes Kolon), Colon descendens (absteigendes Kolon) und Colon sigmoideum (Sigma/ s-förmig verlaufendes Kolon)
- Mastdarm (Rektum)
- Analkanal (Canalis analis)
Blinddarm (Zäkum) mit Wurmfortsatz (Appendix vermiformis)
Der erste Abschnitt des Dickdarms ist der Blinddarm mit einer Länge von etwa neun Zentimetern. Dieser verfügt über ein wurmartiges Anhängsel, den Appendix vermiformis. Dieser Wurmfortsatz wird fälschlicherweise oft als Blinddarm bezeichnet. Klinisch ist daher dann von der Blinddarmentzündung die Rede. Gemeint ist in diesem Fall jedoch die Entzündung des Wurmfortsatzes, im medizinischen Fachjargon Appendizitis genannt, und nicht die Entzündung des eigentlichen Blinddarms.
Grimmdarm (Colon)
An den eigentlichen Blinddarm schließt sich der Grimmdarm an. Dieser ist der zwischen Blinddarm und Mastdarm verlaufende größte Teil des Dickdarms, der auch als Colon zu Deutsch Kolon bezeichnet wird. Das Kolon wird hierbei in vier Unterabschnitte unterteilt. Zu diesen Abschnitten gehören:
- Colon ascendens (aufsteigendes Kolon)
- Colon transversum (querliegendes Kolon)
- Colon descendens (absteigendes Kolon)
- Colon sigmoideum (Sigma/ s-förmig verlaufendes Kolon)
Die Hauptaufgabe des Kolons besteht in der Resorption von Wasser und der Besiedlung des Speisebreis mit physiologischen Darmbakterien, die die unverdaulichen Nahrungsreste zersetzen. Auch die Resorption von Elektrolyten erfolgt in geringem Maße im Kolon.
Mastdarm (Rektum)
Der Mastdarm oder auch Enddarm (Rektum) ist der letzte Abschnitt des Dickdarms und führt über den Analkanal und den Anus (After) nach außen. Er hat eine Länge von etwa zwölf bis 15 Zentimetern, ist zweifach gekrümmt und übernimmt die Speicherfunktion für den Kot.
Gemeinsam mit dem inneren Schließmuskel ist dieser zudem für die Kontinenz verantwortlich. Der Mastdarm geht dabei in den Analkanal über. Gemeinsam bilden Mastdarm und Analkanal das sogenannte Kontinenzorgan.
Anus (After)
Der Anus (After) stellt das Ende des Magen-Darm-Trakts dar und ist die Ausscheidungsöffnung des Darms. Bei der Stuhlentleerung (Defäkation) wird der Kot über den drei bis vier Zentimeter langen Analkanal und den Anus nach außen befördert. Über den Stuhl erfolgt dann die Ausscheidung von unverdaulichen Nahrungsbestandteilen, Darmbakterien und abgestorbenen Schleimhautzellen. Die Stuhlentleerung ist dabei willentlich und zeitlich steuerbar.
Versorgung des Dickdarms
Die arterielle Gefäßversorgung des Dickdarms erfolgt aus den großen Gefäßen Arteria mesenterica superior (obere Mesenterialarterie) und Arteria mesenterica inferior (untere Mesenterialarterie). Wie die einzelnen Abschnitte des Dickdarms dabei genau arteriell versorgt werden, zeigt die Tabelle:
Dickdarmabschnitt | Arterielle Gefäßversorgung |
Blinddarm (Zäkum) | – A. caecalis anterior (vordere Blinddarmarterie) – A. caecalis posterior (hintere Blinddarmarterie) |
Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) | A. appendicularis (Wurmfortsatzarterie) |
Colon ascendens (aufsteigendes Kolon) | – A. ileocolica (Krumm- und Dickdarmarterie) – A. colica dextra |
Colon transversum (querliegendes Kolon) | A. colica media (rechte Dickdarmarterie) |
Colon descendens (absteigendes Kolon) | A. colica sinistra (linke Dickdarmarterie |
Colon sigmoideum (Sigma/ s-förmig verlaufendes Kolon) | Aa. sigmoideae (Sigmoidalarterien) |
Mastdarm (Rektum) | – A. rectalis superior (obere Rektumarterie) – A. rectalis inferior (untere Rektumarterie) |
Die genannten Arterien stellen Endäste der großen Gefäße Arteria mesenterica superior und Arteria mesenterica inferior dar. Die Endäste der Arteria mesenterica superior sind dabei:
- A. caecalis anterior/posterior
- A. appendicularis
- A. ileocolica
- A. colica dextra
- A. colica media
Zu den Endästen der Arteria mesenterica inferior gehören die A. colica sinistra, Aa. sigmoideae und die A. rectalis superior. Darüber hinaus stammen die A. rectalis superior und A. rectalis inferior – Arterien, die das Rektum mit Blut versorgen – aus der Arteria pudenda interna, einem Gefäßast aus der Arteria iliaca interna, die aus der Arteria iliaca communis (gemeinsame Beckenarterie) hervorgeht.
Venöse Gefäßversorgung des Dickdarms
Die Bezeichnung der venösen Gefäßversorgung des Dickdarms entspricht hierbei in aller Regel den Namen der begleitenden Arterien des Dickdarms.
Histologischer Aufbau
Die verschiedenen Abschnitte des Verdauungssystems haben einen gemeinsamen histologischen Grundaufbau. Diese gemeinsamen histologischen Schichten sind:
- Tunica mucosa (Schleimhaut): mit Ausnahme der Speiseröhre und des Analkanals besitzen alle Abschnitte des Verdauungssystems ein einschichtiges hochprismatisches Zylinderepithel
- Tela submucosa: Die Tela submucosa ist eine Gewebeschicht und befindet sich zwischen der Schleimhaut und der Muskelschicht (glatte Muskulatur). Sie besteht aus lockerem, kollagenem Bindegewebe und enthält Blut- und Lymphgefäße, Nerven und Nervengeflechte (Plexus submucosus) sowie stellenweise Drüsen für die Schleimhaut.
- Tunica muscularis: Sie besteht aus glatter Muskulatur. Innen liegt eine Ringmuskelschicht (Stratum circulare) vor und außen eine Längsmuskelschicht (Stratum longitudinale). Zwischen den beiden Muskelschichten sind Gefäße sowie Nervengeflechte des enterischen Nervensystems (Plexus myentericus = Auerbach-Plexus) vorhanden.
- Tunica serosa (bei intraperitoneal, sprich innerhalb der Bauchfellhöhle gelegenen Organen) bzw. Tunica adventitia (bei extra- und retroperitonealen Organen, sprich die außerhalb- und hinter dem Bauchfell liegen)
Abhängig von der Funktion des jeweiligen Organs können noch weitere zusätzliche organspezifische histologische Besonderheiten genannt werden. Der Dickdarm lässt sich histologisch anhand seiner tiefen und dicht stehenden Krypten, den Streifen der Längsmuskelschicht (Tänien) und den zahlreichen schleimproduzierenden Becherzellen erkennen.
Im Vergleich zum Dünndarm verfügt der Dickdarm nämlich nicht über Zotten, deren Funktion die Oberflächenvergrößerung ist. Diese wird im Dickdarm durch Krypten und die sogenannte Haustren ermöglicht. Letztere sind Ausbuchtungen der Dickdarmwand und verleihen dem Dickdarm das typische segmentierte Aussehen. Die Tänien sind drei kräftige Gewebestränge, die folgende Eigennamen besitzen:
- Taenia libera: frei sichtbar und nicht verwachsen
- Taenia mesocolica: verwachsen mit dem Mesocolon transverum (Gekröse (Mesenterium)) des Colon tranversum
- Taenia omentalis: verwachsen mit dem Omentum majus, dem großen Netz/Bauchnetz
Darmflora
Der Dickdarm besitzt tausende Stämme unterschiedlicher Bakterien, die eine dicht besiedelte Darmflora bilden und für den Organismus wichtig und unentbehrlich sind. Eine gesunde Darmflora ist dabei wichtig für eine geregelte Verdauung und dient unter anderem der Verwertung von Nahrungsbestandteilen (zum Beispiel schwer verdauliche Stoffe wie Zellulose), unterstützt die Versorgung mit Vitaminen, der Produktion kurzkettiger Fettsäuren sowie der Immunabwehr.
Im Darm befinden sich circa 70 bis 80 Prozent der körpereigenen Abwehrzellen – eine gesunde Darmflora stärkt somit das Immunsystem des Körpers. Wird die Darmflora beispielsweise durch die Einnahme von Antibiotika empfindlich gestört bzw. ins Ungleichgewicht gebracht, können Verdauungsstörungen die Folge sein. Durch das Verteilungsungleichgewicht zwischen den verschiedenen Darmmikroorganismen können so Verdauungsprobleme wie zum Beispiel Durchfall entstehen.
Ob Veränderungen der Darmflora ursächlich für die Entstehung von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts wie das Reizdarmsyndrom, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sind, ist bisweilen wissenschaftlich nicht vollständig geklärt. Allerdings liefern Studien Belege, dass sich die Darmflora von Reizdarm-Patienten/-innen deutlich von der von gesunden Menschen unterscheidet. Unklar ist jedoch, ob diese Veränderung Ursache oder Folge des Krankheitsbildes ist.
Dickdarm – Erkrankungen
Die Ursachen von Darmbeschwerden, zu denen beispielsweise Bauchschmerzen, Krämpfe, Blähungen, Durchfall (Diarrhoe) oder Verstopfung (Obstipation) gehören, sind vielfältig. Die Beschwerden können harmlos und selbstlimitierend sein, aber auch Anzeichen für schwerwiegende Erkrankungen darstellen. Insbesondere bei lang bestehender Symptomatik wird empfohlen, diese ärztlich abzuklären.
Die Erkrankungen des Dickdarms werden dabei in den Fachbereichen der Gastroenterologie und der Abdominalchirurgie diagnostiziert und therapiert. Folgende beispielhafte Erkrankungen des Dickdarms können unter anderem genannt werden:
- Reizdarmsyndrom
- Divertikulose: Ausstülpungen des Dickdarms
- Divertikulitis: Entzündung der Ausstülpungen des Dickdarms
- Blinddarmentzündung (Appendizitis)
- Dickdarmpolypen (Geschwülste)
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED): Morbus Crohn, Colitis ulcerosa
- Infektionskrankheiten
- Pseudomembranöse Colitis: Entzündung des Dickdarmes (Kolitis), ausgelöst durch die vorherige
- Einnahme von Antibiotika
- Ischämische Darmerkrankungen (ischämisch = verminderte/fehlende Durchblutung)
- Hämorrhoidalleiden
- Tumorerkrankungen (zum Beispiel Colonkarzinom, Rektumkarzinom)
Dickdarm – Untersuchungsmöglichkeiten
Für den Dickdarm stehen verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung. Hierzu gehört zum Beispiel die Stuhldiagnostik mit:
- Stuhluntersuchung auf enteropathogene Keime
- Nachweis von Calprotectin als Diagnosemarker bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
- Okkultbluttest zum Nachweis von Blut im Stuhl als Früherkennungsuntersuchung bei Darmkrebs
Darüber hinaus kann eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie des Abdomens), eine Rekto-/Koloskopie (Darmspiegelung), die eine Methode der Wahl zur Darmkrebsfrüherkennung und Detektion von kolorektalen Polypen ist, sowie eine Röntgenaufnahme des Darms (Röntgen des Abdomens), CT-Aufnahme des Darms (CT des Abdomens) und die virtuelle Koloskopie mittels CT zur Untersuchung des Darms durchgeführt werden.
Die genannten Untersuchungsverfahren können zur Abklärung bei bestehenden unklaren Symptomen zum Einsatz kommen und im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen, beispielsweise zur Früherkennung von Darmkrebs, erfolgen.
- Thieme, Dickdarm, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 12.01.2023)
- Gesundheitszentrum Kleis, Darmflora, https://gesundheitszentrum-kleis.de/... (Abrufdatum: 12.01.2023)
- Thieme, Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, Dickdarm, https://www.thieme-connect.com/... (Abrufdatum: 12.01.2023)
- Privatärztliche Praxisklinik für Venen- und Enddarmerkrankungen, Dickdarm, https://praxisklinik.com/... (Abrufdatum: 12.01.2023)
- NDR, Probiotika und Präbiotika, https://www.ndr.de/... (Abrufdatum: 12.01.2023)