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Der Dornfortsatz der Wirbel ist eine kleine, aber wichtige Struktur, die einen großen Einfluss auf Haltung und Beweglichkeit hat. Obwohl sie oft übersehen werden, spielen die Dornfortsätze eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung der Wirbelsäule und können bei Verletzungen oder Erkrankungen ernsthafte Auswirkungen haben. In diesem Zusammenhang geht es in diesem Artikel um Anatomie, Funktion und mögliche Problemen der Dornfortsätze.
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Dornfortsatz – Definition
Der Dornfortsatz, mit Fachbegriff als Processus spinosus bezeichnet, ist ein knöcherner Fortsatz an der Rückseite eines Wirbelbogens. Diese Knochenvorsprünge sind einfach angelegt. Das bedeutet, es gibt pro Wirbel nur einen Dornfortsatz. Der Processus spinosus ist somit Teil der Wirbelsäule und dient als Muskelansatz- und Befestigungspunkt für die umliegende Rückenmuskulatur. Zudem ist er gut von außen tastbar und kann daher zur Orientierung bei Untersuchungen und Eingriffen an der Wirbelsäule genutzt werden.
Dornfortsatz – Aufbau und Lage
Prinzipiell besitzen die meisten Wirbel der Wirbelsäule einen ähnlichen Aufbau: Der Wirbelkörper bildet den größten Teil des Wirbels und ist ringförmig aufgebaut. An seiner Unterseite befindet sich eine knorpelige Bandscheibe, die als Puffer zwischen den Wirbelkörpern dient. Dahingegen umgibt der Wirbelbogen den Wirbelkanal, welcher wiederum das Rückenmark schützt.
Zusätzlich entspringen an den seitlichen Enden des Wirbelbogens die Querfortsätze (je zwei), an den hinteren Enden der Dornfortsatz. Schließlich besitzt jeder Wirbel auch noch nach oben und unten jeweils zwei Gelenkfortsätze, wodurch alle Wirbel miteinander in Verbindung stehen.
Einen Dornfortsatz findet man an fast allen Segmenten der Wirbelsäule. Ausgenommen davon sind lediglich der erste Halswirbel (Atlas) sowie Steiß- und Kreuzbein. In den übrigen Bereichen erstreckt sich der Dornfortsatz jeweils rückseitig von der Mitte des Wirbelbogens nach hinten. Je nach Lage kann die genaue Form, Ausrichtung und Länge des Dornfortsatzes jedoch stark variieren.
Dornfortsatz – Variable Form
Die unterschiedliche Ausrichtung des Dornfortsatzes hängt mit der Funktion der jeweiligen Rückenmuskulatur zusammen und ermöglicht eine differenzierte Beweglichkeit der Wirbelsäule. Im Folgenden werden die Dornfortsätze in den einzelnen Abschnitten der Wirbelsäule genauer betrachtet. Dabei ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass es sich jeweils um die Normvariante der Anatomie handelt; davon abweichend gibt es viele verschiedene individuelle Ausprägungen.
Halswirbelsäule
Der erste Halswirbel (Atlas) stellt eine Besonderheit bezüglich des Dornfortsatzes dar. Hier ist der Fortsatz bis auf einen unscheinbaren Höcker zurückgebildet. Die Processus spinosi der folgenden Wirbelkörper zwei bis sechs sind hingegen recht kurz und stehen nahezu horizontal nach hinten. Auffällig ist außerdem eine gabelförmige Spaltung. Der unterste Halswirbel (Nummer sieben) ist hingegen nicht gegabelt; dafür ist er der längste und stärkste Dornfortsatz aller Halswirbel.
Ein prominenter Fortsatz
Dadurch, dass der Dornfortsatz des siebten Halswirbels so stark ausgeprägt ist, tastet beziehungsweise sieht man diesen von außen recht gut. Aus diesem Grund bezeichnet man diesen Wirbel auch als "Vertebra prominens".
Brustwirbelsäule
Die Dornfortsätze im Bereich der Brustwirbelsäule sind vergleichsweise lang und spitz. Sie ragen nach hinten/unten, wobei sie sich dachziegelartig übereinander anordnen. Dadurch verschließen sie sozusagen die Spalträume zwischen den Wirbeln. In der Regel ist der Dornfortsatz des ersten Brustwirbels am längsten.
Lendenwirbelsäule
Ein Dornfortsatz der Lendenwirbel zeichnet sich dadurch aus, dass er zum einen recht lang ist und zum anderen nahezu horizontal nach hinten verläuft. Außerdem sind die Dornfortsätze in diesem Bereich besonders breit und zur Seite hin abgeplattet.
Os sacrum
Das Kreuzbein (“Os sacrum”) besitzt keine richtigen Dornfortsätze mehr. Diese sind weitestgehend zurückgebildet, wobei nur noch eine verschmolzene Leiste übrig geblieben ist. Diese bezeichnet man als “Crista sacralis mediana”.
Dornfortsatz – Aufgabe und Funktion
Die Dornfortsätze der Wirbelsäule haben mehrere wichtige Aufgaben und Funktionen:
- Ansatzpunkt: Die Dornfortsätze dienen als Ansatzpunkt für viele Muskeln und Bänder, die für die Bewegung und Stabilisierung der Wirbelsäule, des Rumpfes und der Extremitäten wichtig sind. Diese Muskeln umfassen unter anderem die autochthone Rückenmuskulatur.
- Schutz: Gewissermaßen dienen sie dem Schutz der dahinterliegenden Nerven und Blutgefäße, sei es vor äußeren Einflüssen oder Verletzungen.
- Stabilisierung: Dorn- und Querfortsatz der Wirbel bilden zusammen mit dem Wirbelkörper eine stabile Struktur, die die Wirbelsäule vor Überlastungen und Verletzungen schützt.
- Beweglichkeit: Die Ausrichtung und Form der Dornfortsätze sind auch wichtig für die Beweglichkeit der Wirbelsäule und der umliegenden Körperbereiche. Zum Teil haben sie hierbei jedoch auch eine bewegungseinschränkende Rolle (wie etwa die Überlappung der Brustwirbel beim Zurückbeugen).
Dornfortsatz – Probleme und Krankheiten
Insgesamt gibt es einige Probleme und Krankheiten, die an oder um den Dornfortsatz herum auftreten können. In der folgenden Tabelle sind ein paar der häufigsten Pathologien mit Ursachen und Symptomen festgehalten.
Krankheit | Ursache(n) | Mögliche Symptome |
Wirbelfraktur mit Dornfortsatzbeteiligung | Tumore, Osteoporose, äußere Gewalteinwirkung | Schmerz im betroffenen Bereich (auch bei Bewegung/Belastung), Einschränkung der Beweglichkeit, Taubheitsgefühl/Kribbeln in den Extremitäten, Verlust der Kontrolle über Blase/Darm , Deformität/Krümmung der Wirbelsäule |
Dekubitus | Lange Druckbelastung der Haut unter dem Dornfortsatz | Rötung, Schmerzen, Schwellung, Verhärtung, Blasenbildung, Nekrose, Infektion |
Morbus Baastrup | Dornfortsätze benachbarter Wirbel reiben aufgrund von Abnutzung und Druck aneinander | Schmerzen, Steifheit, Muskelverspannungen, Taubheitsgefühl oder Kribbeln in den Beinen |
Morbus Scheuermann | Wachstumsbedingt, vermutlich genetische Komponente und durch ungleichmäßige Belastung | Schmerzen, Steifheit, abnormale Wirbelsäulenkrümmung |
Hyperostose | Überschüssige Knochenbildung aufgrund verschiedenster Erkrankungen | Schmerzen (schlimmer bei Druckbelastung), Steifheit, Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Schwäche in den Extremitäten, Kontrollverlust über Blase/Darm |
Häufige Fragen
- Wie gefährlich ist ein Lendenwirbelbruch?
- Wie fühlt sich eine Entzündung im Rücken an?
- Wie lange dauert es, bis ein Wirbelbruch heilt?
- Wie erkennt man eine Entzündung an der Wirbelsäule?
Ein Lendenwirbelbruch kann je nach Ausmaß und Lage sehr gefährlich sein und zu neurologischen Ausfällen, Schmerzen, Instabilität und irreversiblen Behinderungen führen. Die Schwere der Symptome hängt von der Art und dem Grad der Fraktur sowie der Beteiligung der Nerven und umliegenden Strukturen ab. Eine schnelle Diagnose und gezielte Therapie sind daher entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und die Funktion der Wirbelsäule wiederherzustellen.
Eine Entzündung im Rücken kann verschiedene Symptome verursachen, wie zum Beispiel Schmerzen, Schwellungen, Steifigkeit oder Rötungen im betroffenen Bereich. Der Schmerz kann dumpf oder scharf sein und sich in gewissen Situationen verschlimmern oder verbessern. Bei einer Entzündung der Wirbelsäule kann es auch zu neurologischen Symptomen wie Taubheit, Kribbeln oder Schwäche kommen.
In der Regel dauert es bei einem einfachen Wirbelbruch ohne neurologische Symptome etwa sechs bis zwölf Wochen, bis die Knochenheilung abgeschlossen ist. Die Heilungsdauer eines Wirbelbruchs hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Schwere der Fraktur, der Gesundheit des/der Patienten/-in und der Art der Therapie. Bei komplexeren Frakturen oder wenn operative Eingriffe erforderlich sind, kann die Heilungsdauer länger sein.
Eine Entzündung an der Wirbelsäule kann man selbst durch verschiedene Symptome erahnen/erkennen, wie zum Beispiel Schmerzen im Rücken, Steifheit, Schwellungen, Rötungen oder Überwärmung im Bereich der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte. Auch Begleitsymptome wie Fieber, Gewichtsverlust oder Erschöpfung können auf eine Entzündung hinweisen. Zur genauen Diagnosestellung können eine körperliche Untersuchung, eine Blutuntersuchung und bildgebende Verfahren wie Röntgen-, CT- oder MRT-Scans durchgeführt werden.
- Schünke M et. al., Prometheus: Lernatlas der Anatomie (Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem), Thieme, 5. Auflage
- Wirbel, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 21.03.2023)
- Sacrum, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 21.03.2023)
- Dornfortsatz, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 21.03.2023)