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Der Dottersack, ein Organ in der frühen embryonalen Entwicklung, spielt trotz seiner kurzen Existenz eine entscheidende Rolle bei der Versorgung des Embryos. Dieser Artikel beleuchtet die komplexe Funktion und Bedeutung des Dottersacks, von seiner Entstehung bis hin zu seinem Verschwinden im weiteren Verlauf der Schwangerschaft.
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Dottersack – Definition
Der Dottersack ist ein frühes embryonales Organ, das sich bei Wirbeltieren während der Entwicklung bildet. Er spielt eine wichtige Rolle bei der Ernährung des Embryos in den ersten Wochen, bevor die Plazenta vollständig entwickelt ist.
Dottersack – Anatomie
Der Dottersack besteht aus zwei Hauptschichten: einer äußeren mesodermalen und einer inneren endodermalen Schicht. Diese Struktur ist über den Dottergang (Ductus omphaloentericus) mit dem sich entwickelnden Darm des Embryos verbunden. In der Regel verschwindet der Ductus omphaloentericus im Laufe der achten Schwangerschaftswoche.
Embryologie und Entwicklung
Die befruchtete Eizelle entwickelt sich zur Blastozyste, die schon aus zwei verschiedenen Zelltypen entsteht: Dem Trophoblasten, der die äußere Hülle bildet und dem Embryoblasten, der das Innere ausfüllt. Aus den Embryoblasten geht eine erste zweiblättrige Keimscheibe hervor, die aus den unteren Epiblasten und den darüberliegenden Hypoblasten besteht. Die Epiblasten differenzieren sich zu den Zellen einer dreiblättrigen Keimscheibe, deren Blätter das Endoderm, Ektoderm und Mesoderm umfassen.
Die Entwicklung des Dottersacks beginnt in der frühen Embryonalphase, etwa in der zweiten Woche nach der Befruchtung. Er entsteht aus dem Hypoblasten, der inneren Zellschicht des Blastozyten. Der primäre Dottersack entwickelt sich zunächst, wird jedoch schnell von einem sekundären Dottersack ersetzt, der bis zur fünften oder sechsten Woche der Schwangerschaft aktiv bleibt.
Rückbildung
Die Rückbildung des Dottersacks beginnt, sobald die Plazenta vollständig funktionsfähig ist und die Versorgung des Embryos übernimmt, was typischerweise ab der siebten bis zehnten Schwangerschaftswoche geschieht. Der Dottersack verliert dann seine Bedeutung und beginnt, sich zu verkleinern. Im Laufe der weiteren Schwangerschaft wird er allmählich in die Nabelschnur integriert und bildet sich schließlich vollständig zurück. Bei den meisten Schwangerschaften ist der Dottersack bis zum Ende des ersten Trimesters nicht mehr sichtbar.
Dottersack – Funktion
Der Dottersack spielt eine zentrale Rolle in den frühen Stadien der Embryonalentwicklung und erfüllt mehrere wichtige Funktionen. Zu Beginn der Schwangerschaft ist der Dottersack die Hauptquelle für Nährstoffe, die den wachsenden Embryo versorgen, bevor die Plazenta vollständig entwickelt ist. Er ist auch die erste Stelle der Hämatopoese, wo die ersten Blutzellen gebildet werden, die für den embryonalen Kreislauf essenziell sind. Darüber hinaus beteiligt sich der Dottersack an der Bildung des primitiven Darms, indem er Zellen liefert, die sich in das frühe Verdauungssystem des Embryos integrieren. Im Verlauf der Schwangerschaft nimmt die Bedeutung des Dottersacks ab, da die Plazenta die Versorgung des Embryos übernimmt.
Entwicklung der Keimzellen
Es sammeln sich außerdem nach der vierten Entwicklungswoche die Urkeimzellen im Dottersack, die danach als spätere Keimzellen in die Anlagen der Keimdrüsen einwandern.
Dottersack – Klinik
Eine unregelmäßige oder ungewöhnliche Größe des Dottersacks kann auf mögliche Probleme hinweisen. Ein Dottersack, der zu groß oder zu klein ist oder ungewöhnliche Formen aufweist, kann auf eine Fehlgeburt, eine Eileiterschwangerschaft oder andere Entwicklungsstörungen hindeuten.
Ein Dottersacktumor ist eine seltene Form von Tumor, die von den Zellen des Dottersacks ausgeht. Diese Tumoren sind in der Regel in der frühen Kindheit oder Jugend anzutreffen, können aber auch bei Erwachsenen auftreten. Diese Tumoren gehören zur Gruppe der Keimzelltumoren und sind durch ihre Ähnlichkeit zu den Dottersackzellen gekennzeichnet. Damit können sie in verschiedenen Geweben des Körpers auftreten, insbesondere dort wo Keimzellen im Verlauf zu finden sind, wie bei den Eierstöcken, Hoden und dem Retroperitoneum (dem Bereich hinter dem Bauchraum).
Wenn der Ductus omphaloentericus nicht vollständig verschwindet, kann es zu einer sogenannten „Omphaloenterikuszyste“ kommen. Diese Zysten können in der Nähe der Nabelschnur auftreten und manchmal Beschwerden verursachen. Ein weiteres mögliches Phänomen ist das Meckel-Divertikel, ein Defekt, bei dem ein kleiner Teil des Ductus omphaloentericus bestehen bleibt und an der Wand des Dünndarms anhaftet. Dies kann zu Symptomen wie Bauchschmerzen und Blutungen führen und kann manchmal eine chirurgische Behandlung erfordern.
Häufige Fragen
- Welche Funktion hat der Dottersack?
- Wann bildet sich der Dottersack zurück?
- Wann kann man den Dottersack im Ultraschall sehen?
- Wie groß sollte der Dottersack sein?
Der Dottersack hat mehrere wichtige Funktionen in der frühen Embryonalentwicklung. Er dient zunächst als Hauptquelle für Nährstoffe, die den Embryo versorgen, bevor die Plazenta vollständig entwickelt ist. Zudem ist der Dottersack der erste Ort der Hämatopoese, wo die ersten Blutzellen gebildet werden, die für den embryonalen Kreislauf essenziell sind. Darüber hinaus unterstützt der Dottersack die Entwicklung des primitiven Darms und liefert Zellen, die später in das Verdauungssystem integriert werden.
Der Dottersack beginnt sich in der Regel nach der siebten bis zehnten Schwangerschaftswoche zurückzubilden, sobald die Plazenta vollständig funktionsfähig ist und die Versorgung des Embryos übernimmt. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft schrumpft der Dottersack und wird normalerweise bis zum Ende des ersten Trimesters vollständig zurückgebildet und ist im Ultraschall nicht mehr sichtbar.
Der Dottersack kann im Ultraschall typischerweise ab der fünften Schwangerschaftswoche sichtbar gemacht werden. Zu diesem Zeitpunkt ist er oft das erste Anzeichen einer intakten Frühschwangerschaft, bevor der Embryo selbst sichtbar ist. Die Sichtbarkeit des Dottersacks im Ultraschall bestätigt meist das Vorhandensein einer intrauterinen Schwangerschaft und dient als wichtiger Indikator für die frühe Entwicklung.
Der Dottersack ist in der 5. Schwangerschaftswoche (SSW) typischerweise etwa 2 bis 4 mm groß. Zu Beginn der 6. SSW sollte er in der Regel nicht größer als 6 mm sein. Danach beginnt der Dottersack meist, sich zurückzubilden, da die Plazenta zunehmend die Aufgabe übernimmt, Nährstoffe und Sauerstoff an den Embryo zu liefern. Die Größen können individuell abweichen und abhängig von der Kreislaufaktivität des Embryos sein.
- Lüllmann-Rauch, Renate: Taschenlehrbuch Histologie, Thieme (Stuttgart: 6. Auflage, 2019)
- Ulfig, Norbert: Kurzlehrbuch Embryologie, Thieme (Stuttgart: 3. Auflage, 2017)
- Embryonalentwicklung, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 15.08.2024)