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Die Ellenbeuge ist eine anatomische Region, die oft übersehen wird, aber eine erstaunliche Vielfalt an klinischer Bedeutung und Funktion aufweist. Als Schnittstelle zwischen Ober- und Unterarm spielt die Ellenbeuge eine entscheidende Rolle in der Bewegung des Arms und ist gleichzeitig ein wichtiger Bereich für medizinische Eingriffe wie Blutentnahmen und Injektionen. Darüber hinaus ist die Ellenbeuge ein Ort, der bei verschiedenen Erkrankungen, von Hautproblemen bis hin zu systemischen Erkrankungen, Symptome manifestieren kann. Dieser Artikel erkundet die vielseitige Natur der Ellenbeuge, ihre Anatomie, ihre klinische Bedeutung und die verschiedenen Herausforderungen, die mit dieser oft übersehenen, aber wichtigen Körperregion verbunden sind.
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Ellenbeuge – Definition
Die Ellenbeuge oder Armbeuge (Latein: Fossa cubitalis) ist die Innenseite des Ellenbogens, also die konkave Stelle in der Mitte des Arms, wenn er im rechten Winkel gebeugt ist. Sie besteht aus Haut, Muskeln, Sehnen und Blutgefäßen. Hier geht der Oberarm in den Unterarm über. Diese Region ist empfindlich und oft zur Blutentnahme oder Injektionen genutzt.
Ellenbeuge – Anatomie und Aufbau
Ventral des Ellenbogens erstreckt sich oberflächlich die Regio cubitalis anterior, in deren Zentrum die Fossa cubitalis liegt. Die Ellenbeuge selbst verfügt – anders als beispielsweise die Kniebeuge (Fossa poplitea) – nicht über scharf definierte Grenzen. Die Begrenzungen lassen sich über die vorhandenen Muskeln abschätzen:
- Proximal durch den Musculus biceps brachii
- Distal durch den Musculus pronator teres und den Musculus brachioradialis
Den Boden der Ellenbeuge bildet der M. brachialis. Durch die Anordnung der Armmuskulatur und die Verjüngung des Bizeps zur Bizepssehne hin, entsteht eine Y-Form.
Gefäße
Die Gefäßstrukturen der Ellenbeuge sind vielfältig. Hier teilt sich die Oberarmarterie (A. brachialis) in die beiden den Unterarm versorgenden Arterien (A. radialis und A. ulnaris) auf. Die Region selbst wird durch ein Gefäßnetz – das Rete articulare cubiti – versorgt.
Das Rete articulare cubiti wird aus mehreren Arterien des Oberarms gespeist: Von hinter dem Humerus kommen zwei Gefäßäste, die A. collateralis media und die A. collateralis radialis. Beide entspringen aus der A. profunda brachii und bilden Verbindungen zur Arteria radialis über die Aa. recurrens radialis und interossea. Direkt aus der A. brachialis stammen die Aa. collaterales ulnares superior und inferior, die über die A. recurrens ulnaris Verbindungen zur A. ulnaris aufweisen. Somit ist die Blutversorgung beispielsweise auch bei einer Blockade der A. brachialis distal des Abgangs der A. profunda brachii gesichert.
Auch die Venenanordnung der Armbeuge ist bedeutend: Hier sind bei den meisten Menschen die großen oberflächlichen Venen des Arms – V. basilica und V. cephalica miteinander und mit beispielsweise der V. mediana antebrachii über die V. mediana cubiti verbunden. Hier fließt auch das Blut von tiefer liegenden Unterarmvenen über die V. perforans (V. mediana cubiti profunda) zur Hautoberfläche. In diesem Bereich sind Variationen der Anatomie häufig: Einzelne Venen können doppelt oder dreifach vorliegen und sich den Versorgungsbereich teilen, bei vielen Menschen fehlt die V. mediana cubiti.
Anatomische Varianten und ihre Bedeutung bei der Blutabnahme
Die Blutabnahme am Arm ist häufig, erfolgt meist in der V. mediana cubiti und ist in fast allen weiteren anatomischen Varianten möglich. Die untersuchende Person sollte dabei jedoch stets auf eine oberflächliche Arteria ulnaris achten: Diese Variante kommt bei etwa 3% der Menschen vor. Erkennen kann man die Arterie am Puls oder bei Perforation dem hellroten arteriellen Blut. Eine perforierte Arterie kann stark bluten, weswegen die Kompression stärker und länger erfolgen sollte.
Topographie
Topographisch betrachtet lässt sich die Armbeuge in eine oberflächliche und eine tiefe Präparation einteilen. Die oberflächlichen Strukturen liegen unter der Faszien und den epifaszialen Leitungsbahnen. Hier ist eine prominente Struktur der N. medianus und der N. musculocutaneus mit seinen Hautästen. Weitere Strukturen werden von den oberflächlich liegenden Muskeln verdeckt:
- M. biceps brachii
- M. brachioradialis
- M. pronator teres
- M. flexor carpi radialis
- M. palmaris longus
Nach Präparation des Bizeps und Brachioradialis werden vor allem die Strukturen des N. radialis deutlich sichtbar. Auch die arterielle Versorgung des Unterarms lässt sich in der tiefen Schicht der Ellenbeuge gut nachvollziehen. Auch der M. supinator kommt hier zum Vorschein.
Ellenbeuge – Funktion und Bedeutung
Insgesamt ist die Ellenbeuge vor allem eine Durchgangsstruktur für Nerven und Gefäße, die den Unterarm versorgen. Aufgrund ihren komplexen Aufbaus hat sie jedoch viele Bedeutungen für die Klinik.
Klinische Relevanz
Die Haus in der Fossa cubitalis ist dünn und gut drchblutet. Bei den meisten Menschen gibt es hier große oberflächliche Venen, die leicht zugänglich und für die Blutabnahme gut geeignet sind. Die vielen Gefäßstrukturen lassen aber noch andere klinische Verfahren zu. So lässt sich beispielsweise beim Blutdruck-Messen der Puls in der A. brachialis gut mit einem Stethoskop auskultieren (Korotkow-Geräusch). Weitere Klinische Verfahren sind die Anlage eines Shunts in der Ellenbeuge, beispielsweise zur erleichterten Gefäßperforation bei Dialyse-Patienten. Untersuchungen die weiter verbreitet sind, ist das Testen des Bizepssehnenreflex in der Ellenbeuge.
Armbeuge – Schmerzen und Beschwerden
Schmerzen und Beschwerden in der Ellenbeuge können verschiedene Ursachen haben. Häufig resultieren sie aus übermäßiger Belastung durch repetitive Bewegungen, wie sie etwa bei bestimmten Berufen oder sportlichen Aktivitäten auftreten können. Verletzungen wie Prellungen, Verstauchungen oder Sehnenentzündungen sind ebenfalls häufige Gründe für Beschwerden in diesem Bereich. Gelenkprobleme wie Arthritis oder Bursitis können ebenfalls Schmerzen in der Ellenbeuge verursachen. Aufgrund der dünnen Haut ist die Armbeuge auch ein Ort, an dem Keime leicht eindringen können. Hautreizungen, Entzündungen und andere Hautkrankheiten wie Kontaktdermatitis oder Ekzeme finden sich hier häufig.
Neurodermitis
Neurodermitis, auch als atopische Dermatitis bekannt, ist eine chronische Hauterkrankung, die häufig in der Kindheit auftritt, aber auch Erwachsene betreffen kann. Die Ellenbeuge ist eine häufig betroffene Stelle aufgrund ihrer Hautfalten und der empfindlichen Natur der Haut in diesem Bereich. Zu den Symptomen gehören Juckreiz, Rötung, Schuppung und manchmal sogar nässende Läsionen. Auslöser können Umweltfaktoren wie allergene Substanzen, aber auch Stress und Temperaturschwankungen sein. Die Behandlung umfasst oft die Anwendung von topischen Steroiden zur Entzündungslinderung, feuchtigkeitsspendende Cremes und die Vermeidung von Auslösern, die die Symptome verschlimmern können.
Häufige Fragen
- Wie heißt die Vene in der Ellenbeuge?
- Was ist die Innenseite vom Ellenbogen?
- Was verläuft im Sulcus bicipitalis medialis?
- Woher kommen Schmerzen im Ellenbogen?
Die Vene in der Ellenbeuge heißt Vena basilica. Sie ist eine der Hauptvenen (neben der V. cephalica und der V. mediana cubiti), die sich in diesem Bereich befinden und oft für medizinische Eingriffe wie Blutentnahmen genutzt wird. Die Vena basilica verläuft entlang der Innenseite der Ellenbeuge und ist Teil des venösen Systems des Arms.
Die Innenseite des Ellenbogens ist die konkave Region zwischen dem Ober- und Unterarm, wenn der Arm im rechten Winkel gebeugt ist. Anatomisch gesehen befinden sich hier wichtige Strukturen wie Nerven, Blutgefäße, Sehnen und Muskelansätze.
Im Sulcus bicipitalis medialis, auch als innerer Bizepssehnenkanal bekannt, verläuft die Sehne des Musculus biceps brachii. Diese Sehne verläuft entlang der Innenseite des Oberarms und ist an der Beugung des Ellenbogens beteiligt. Der Sulcus bicipitalis medialis ist eine Vertiefung an der Innenseite des Oberarms, in der die Bizepssehne liegt.
Schmerzen im Ellenbogen können aus verschiedenen Gründen auftreten, einschließlich Überlastung durch repetitive Bewegungen, Verletzungen wie Prellungen oder Verstauchungen, Entzündungen der Sehnen (Tendinitis), Arthritis oder Bursitis, Nervenkompression (z. B. durch das Einklemmen des Nervus ulnaris) oder sogar durch strahlende Schmerzen von anderen Regionen wie Schulter oder Hand.
- Pape et al., Physiologie, Thieme (Verlag), 10.Auflage, 2023
- Aumüller et al., Duale Reihe Anatomie, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2020
- Schünke et al., Prometheus LernAtlas – Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem, Thieme (Verlag), 6. Auflage, 2022
- Platzer et al., Taschenatlas Anatomie, Band 1: Bewegungsapparat, Thieme (Verlag), 12. Auflage, 2018