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Die Epiglottis, die auch als Kehldeckel bezeichnet wird, ist für das Öffnen und Schließen des Kehlkopfeingangs zuständig und somit ein wichtiger Bestandteil des Atmungs- und Verdauungssystems. Welche Rolle sie dabei genau spielt, wie sie anatomisch aufgebaut ist und was man unter dem häufigsten Krankheitsbild der Epiglottis, der Epiglottitis, versteht, behandelt dieser Artikel.
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Epiglottis – Definition
Bei der Epiglottis handelt es sich um eine mit Schleimhaut überzogene Knorpelplatte, die sich am Eingang des Kehlkopfs (Larynx) befindet. Sie ist ein Teil des Kehlkopfskeletts und sorgt für den Verschluss des Kehlkopfs. Trotz ihrer relativ simplen Funktion ist der genaue Bewegungsmechanismus der Epiglottis komplex und noch nicht vollständig erforscht.
Epiglottis – Anatomie
Die Epiglottis liegt am Eingang des Larynx auf Höhe des Os hyoideum (Zungenbein), zu dem über das Ligamentum hyoepiglotticum eine Verbindung besteht. Zwischen der Vorderseite der Epiglottis und der Zunge befindet sich ein Raum, den man als Vallecula epiglottica bezeichnet.
Veränderungen der Epitglottis mit steigendem Alter
Mit steigendem Alter verändert sich die Position des Kehldeckels. Während sie bei Kindern noch eine schmalere und längere Form aufweist und manchmal sogar noch den weichen Gaumen berührt, befindet sie sich bei Erwachsenen in einer deutlich tieferen Postition.
Aufbau
Der Hauptbestandteil der Epiglottis wird von dem Kehldeckelknorpel (Cartilago epiglottica) gebildet. Dieser ist aus elastischem Knorpel aufgebaut und enthält viele kleine Öffnungen, durch die Gefäße ziehen. Auf der kaudalen Seite formt sich die Epiglottis zum Epiglottisstiel (Petiolus epiglottidis). An seinem Ende steht dieser durch das Ligamentum thyroepiglotticum mit der Rückseite des Schildknorpels (Cartilago thyroidea) in Kontakt und wird an dieser Stelle von einem Fettkörper, dem Corpus adiposum praeepiglotticum, umgeben. Des Weiteren wird die Schleimhaut der Epiglottis im oberen Teil vom Nervus glossopharyngeus (IX. Hirnnerv) sensibel versorgt. Der untere Teil wird hingegen vom Nervus vagus (X. Hirnnerv) innerviert. Durch diese Nerven kann auch im Bereich der Epiglottis der Würge- und Hustenreflex ausgelöst werden.
Mikroskopischer Aufbau
Die Epiglottis ist mit zwei verschiedenen Epitheltypen ausgestattet. Zum einen gibt es mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel, welches sich an der vorderen Seite der Epiglottis (also in Richtung Zunge) befindet. Es enthält vereinzelt Geschmacksrezeptoren. Zum anderen findet man auf der hinteren Seite, die zum Kehlkopf zeigt, respiratorisches Flimmerepithel, in dem sich zudem schleimproduzierende Becherzellen befinden. Das respiratorische Flimmerepithel ermöglicht die Befeuchtung und den Schutz der Atemwege.
Epiglottis – Funktion
Die Epiglottis spielt eine wichtige Rolle für den Schluckakt. Bei diesem Prozess bewegt sich der Kehlkopf nach oben und vorne, wodurch die Epiglottis passiv gegen den Kehlkopfeingang gedrückt wird. Dadurch verschließt sich dieser und es wird verhindert, dass Nahrung oder Flüssigkeit in die Atemwege gelangt. Der Eingang zur Speiseröhre bleibt hingegen geöffnet, sodass die Nahrung den Gastrointestinaltrakt passieren kann. Die Beweglichkeit der Epiglottis wird durch Muskeln des Kehlkopfes wie den Musculus thyreoepiglotticus und den Musculus aryepiglotticus ermöglicht. In Ruhe ist die Epiglottis nach oben gerichtet, sodass eine normale Atmung stattfinden kann.
Epiglottis – Epiglottitis
Bei der Epiglottitis handelt es sich um eine akute sowie lebensbedrohliche Entzündung der Epiglottis, die fast immer durch bakterielle Infektionen ausgelöst wird.
Ursachen
Die häufigste Ursache der Epiglottitis ist eine Infektion mit Bakterium Haemophilus influenzae Typ B. Als weitere Erreger (vor allem bei Erwachsenen) kommen Streptokokken der Serogruppe A, Streptococcus pneumoniae und Haemophilus parainfluenzae in Frage.
Vorkommen
Aufgrund der Tatsache, dass es eine Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ B, also den häufigsten Erreger der Epiglottitis, gibt, ist die Erkrankung in Industrieländern heutzutage selten geworden. Vor der Einführung der Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ B war die Epiglottitis allerdings eine häufige Erkrankung bei Kindern zwischen zwei und sechs Jahren. Bei Erwachsenen tritt die Erkrankung vor allem bei einem unzureichenden Impfstatus auf.
Symptome
Der Beginn der Erkrankung ist meist plötzlich und verläuft fulminant. Es kommt zu starken Halsschmerzen, hohem Fieber, Schluckbeschwerden (Dysphagie) und einer kloßigen Sprache. Häufig kann bei der körperlichen Untersuchung auch ein inspiratorischer Stridor, der auf eine Verengung der Atemwege hindeutet, festgestellt werden. Auch eine übermäßige Speichelproduktion (Hypersalivation) und die bevorzugte Sitzposition mit offenem Mund und leicht herausgestreckter Zunge (um die Atmung zu erleichtern) können gelegentlich beobachtet werden.
Diagnostik
Die Diagnose kann durch eine klinische Untersuchung und ergänzend auch durch eine nasale Endoskopie gestellt werden. Dabei erscheint der Kehldeckel in der Regel hochrot und entzündlich geschwollen. Aufgrund der Gefahr einer plötzlichen Atemwegsverlegung sollte während der Untersuchung immer Notfallequipment für eine Intubation oder Koniotomie bereitstehen.
Therapie
Die Therapie der Epiglottitis erfordert eine sofortige Krankenhauseinweisung. Dort werden Antibiotika wie Cefotaxim oder Ceftriaxon intravenös verabreicht. Kortikosteroide und gegebenenfalls Adrenalin-Inhalationen zur Schleimhautabschwellung können ebenfalls eingesetzt werden. In schweren Fällen muss die Atemwegssicherung durch Intubation erfolgen.
- Schünke M, et al., Prometheus Lernatlas – Kopf, Hals und Neuroanatomie (Thieme, 6. Auflage, 2022)
- Aumüller G. et al., Duale Reihe Anatomie (Thieme, 5. Auflage, 2020)