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Die Fruchtblase spielt während der Schwangerschaft eine entscheidende Rolle für die gesunde Entwicklung des ungeborenen Kindes. Als schützende Hülle umgibt sie das Baby und ist mit Fruchtwasser gefüllt, das nicht nur als Stoßdämpfer fungiert, sondern auch lebenswichtige Funktionen wie die Regulierung der Temperatur und die Unterstützung der Organentwicklung erfüllt. Der Zustand der Fruchtblase und des Fruchtwassers ist ein zentraler Aspekt der pränatalen Betreuung, da Abweichungen wie ein vorzeitiger Blasensprung oder eine unzureichende Fruchtwassermenge ernsthafte Komplikationen für Mutter und Kind verursachen können. In diesem Artikel wird die Entstehung, Anatomie und Funktion der Fruchtblase sowie mögliche Beschwerden näher beleuchtet.
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Fruchtblase – Definition
Die Fruchtblase – auch Fruchwassersack oder Fruchtsack genannt – ist eine dünne, aber stabile Membran, die das ungeborene Kind während der Schwangerschaft im Mutterleib umgibt. Sie ist mit Fruchtwasser gefüllt, das das Baby schützt, es vor Stößen bewahrt und ihm Bewegungsfreiheit bietet. Die Fruchtblase besteht aus zwei Schichten: dem Amnion (innere Schicht) und dem Chorion (äußere Schicht). Sie platzt normalerweise kurz vor oder während der Geburt, was als „Blasensprung“ bezeichnet wird und den Beginn der Wehen anzeigt.
Fruchtblase – Aufbau und Funktion
Mit Beginn der Fetalperiode verschmelzen die währen der Entwicklung des Embryos entstandenen Eihäute miteinander. Das Amnion bildet die innere Ei- oder Fruchthaut (zum Fötus hin), das Chorion die äußere. Letzteres liegt direkt der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) auf. Zwischen diesen Schichten befindet sich die Amnionhöhle, die mit Fruchtwasser gefüllt ist. Die Funktion der Fruchtblase ist vielfältig: Sie schützt den Fötus vor mechanischen Stößen und Druck, ermöglicht seine Bewegungsfreiheit und reguliert die Temperatur. Das Fruchtwasser hilft zudem, die Entwicklung von Lungen und Muskeln des Babys zu unterstützen.
Fruchtblase platzt – der Blasensprung
Als „Blasensprung“ bezeichnet man im Allgemeinen die Eröffnung der Fruchtblase während des Geburtsvorgangs. In der Regel findet er nach der vollständigen Eröffnung des Muttermunds statt und kündigt die Austreibungsphase der Geburt an. Er kann aber auch früher oder später im Geburtsablauf vorkommen. Bei einigen Geburten eröffnet sich die Fruchtblase überhaupt nicht vollständig. Mehr zu den verschiedenen Bezeichnungen des Blasensprungs zeigt die folgende Tabelle:
Bezeichnung | Erklärung |
Rechtzeitiger Blasensprung | Blasensprung bei vollständig eröffnetem Muttermund |
Vorzeitiger Blasensprung | Blasensprung bereits vor Beginn der Eröffnungsphase, höchstes Infektionsrisiko |
Frühzeitiger Blasensprung | Blasensprung zu Beginn der Eröffnungsphase |
Verspäteter Blasensprung | Blasensprung erst während der Austrittsperiode |
Hoher Blasensprung | Ruptur oberhalb des Muttermunds, wobei die Vorblase noch ertastbar ist |
Zweizeitiger Blasensprung | Sprung am unteren Eipol anschließend an einen hohen Blasensprung |
Falscher Blasensprung | Nur das Chorion ruptiert, es geht lediglich Flüssigkeit die zwischen den Eihäuten war, ab |
In der Regel rupturiert beim Blasensprung die sogenannte „Vorblase“. Das ist der Teil des Fruchtsacks, der zwischen dem Kopf des Kindes und dem Muttermund, beziehungsweise dem Cervixkanal liegt.
Klinik und Beschwerden
Beschwerden im Zusammenhang mit der Fruchtblase treten meist auf, wenn es zu Abweichungen im normalen Verlauf der Schwangerschaft kommt. Ein vorzeitiger Blasensprung, bei dem die Fruchtblase vor Beginn der Wehen reißt, kann zu einem erhöhten Infektionsrisiko führen, da Keime leichter in die Gebärmutter gelangen können. Bei einem hohen Blasensprung tritt nur wenig Fruchtwasser aus, was manchmal schwer erkennbar ist, aber zu Komplikationen führen kann, wenn es unbemerkt bleibt. Ein Polyhydramnion, also eine übermäßige Menge an Fruchtwasser, kann Druck auf die inneren Organe ausüben und zu Atemproblemen oder Schmerzen bei der Mutter führen. Andererseits kann ein Oligohydramnion, ein Mangel an Fruchtwasser, das Risiko von Fehlbildungen beim Fötus erhöhen und die Bewegungsfreiheit des Babys einschränken. Auch kann ein falscher Blasensprung, bei dem nur das Chorion ruptiert, für Verwirrung sorgen und muss ärztlich abgeklärt werden.
Um den Geburtsvorgang zu beeinflussen oder zu beschleunigen kann während der Geburt die Fruchtblase auch künstlich durch eine Hebamme eröffnet werden. In diesem Fall spricht man von einer Amniotomie.
Häufige Fragen
- Wann platzt die Fruchtblase am meisten?
- Wie lange kann ein Baby im Bauch bleiben wenn die Fruchtblase geplatzt ist?
- Kann die Fruchtblase platzen ohne dass man es merkt?
- Ist die Plazenta mit in der Fruchtblase?
- Wie nennt man Babys, die in der Fruchtblase geboren werden?
- Kann sich ein Riss in der Fruchtblase wieder schließen?
Die Fruchtblase platzt meist während der Geburtswehen oder kurz davor, was den Blasensprung auslöst. In den meisten Fällen geschieht dies am Ende der Eröffnungsphase, wenn sich der Muttermund vollständig eröffnet hat. Seltener tritt ein vorzeitiger Blasensprung auf, bei dem die Fruchtblase vor Beginn der Wehen reißt.
Nach dem Platzen der Fruchtblase sollte die Geburt in der Regel innerhalb von 24 Stunden beginnen, um das Risiko einer Infektion für Mutter und Kind zu minimieren. Wenn die Wehen nicht von selbst einsetzen, wird oft eine medizinische Einleitung der Geburt in Erwägung gezogen. In manchen Fällen kann das Baby noch länger im Bauch bleiben, wenn es medizinisch überwacht wird, aber das Infektionsrisiko steigt mit der Zeit erheblich an.
Ja, die Fruchtblase kann platzen, ohne dass es sofort bemerkt wird. Dies geschieht oft bei einem hohen Blasensprung, bei dem die Fruchtblase weiter oben reißt und nur wenig Fruchtwasser austritt. Der Austritt kann langsam und unauffällig sein, sodass es sich eher wie ein leichtes Tröpfeln anfühlt und mit Ausfluss verwechselt werden kann. In solchen Fällen ist es wichtig, ärztlichen Rat einzuholen, um Komplikationen auszuschließen.
Nein, die Plazenta befindet sich nicht innerhalb der Fruchtblase. Die Plazenta ist an der Gebärmutterwand befestigt und versorgt das Baby über die Nabelschnur mit Sauerstoff und Nährstoffen. Die Fruchtblase umgibt hingegen nur den Fötus und das Fruchtwasser, während die Plazenta außerhalb der Fruchtblase bleibt. Beide Strukturen arbeiten zusammen, aber sie sind getrennte anatomische Einheiten.
Babys, die in der noch intakten Fruchtblase geboren werden, nennt man “Glückshaube” oder “en caul”-Geburten. Diese seltene Geburtsform tritt auf, wenn die Fruchtblase während der Geburt nicht reißt und das Baby vollständig von ihr umgeben bleibt. Solche Geburten gelten in vielen Kulturen als besonders glücksbringend.
Ein Riss in der Fruchtblase kann sich in der Regel nicht von selbst wieder schließen. Sobald die Fruchtblase einmal gerissen ist, beginnt das Fruchtwasser auszutreten, und der Riss bleibt offen. In seltenen Fällen kann es zu einem Teilriss kommen, bei dem ein Teil der Fruchtblase beschädigt ist, aber nicht vollständig reißt. Bei solchen Situationen wird oft eine sorgfältige Überwachung der Schwangerschaft durchgeführt, um sicherzustellen, dass keine Infektionen auftreten und die Geburt rechtzeitig eingeleitet wird, falls nötig.
- Schulte E. Weibliches Genitale. In: Aumüller G, Aust G, Conrad A, Engele J, Kirsch J, Maio G, Mayerhofer A, Mense S, Reißig D et al., Hrsg. Duale Reihe Anatomie. 5., korrigierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2020
- Physiologische Geburt, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum 08.09.2024)