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FSH, das follikelstimulierende Hormon, ist hauptsächlich als wichtiges Hormon im Rahmen der Fortpflanzung bekannt. Darüber hinaus nimmt es jedoch auch Einfluss auf den Stoffwechsel und einige wichtige Organsysteme, wobei viele Mechanismen noch nicht zur Gänze entschlüsselt sind. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Effekte des FSH zusammen und erläutert in diesem Zusammenhang die Entstehung der Östrogendominanz in den Wechseljahren.
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FSH – Definition
Das FSH ist eines der Sexualhormone. Seine Synthese erfolgt im vorderen Lappen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) und ist abhängig vom Blutspiegel des vorgeschalteten Hormons GnRH (Gonadotropin Releasing Hormon) aus dem Hypothalamus.
FSH – Wirkung und Funktion
Die wichtigste Funktion betrifft die Anregung der Bildung von Sexualhormonen durch die weiblichen Eierstöcke, sowie die Aktivierung der Sertoli-Zellen des Hodens, die wesentlichen Einfluss auf die Spermienproduktion beim Mann nehmen.
In der ersten Hälfte des weiblichen Zyklus steigen die FSH-Spiegel an, wodurch Östrogen freigesetzt wird und einige Follikel im Eierstock heranreifen. Einer dieser Follikel setzt zum Zeitpunkt des Eisprungs die reife Eizelle frei, woraufhin zusätzlich zum vorhandenen Östrogen die Bildung von Progesteron stark zunimmt. Dies unterdrückt über einen Rückkopplungsmechanismus die Bildung von GnRH und somit von FSH, wodurch im Falle einer erfolgreichen Befruchtung der Eizelle das Heranreifen weiterer Follikel unterbunden wird. Zum Zyklusende hinsinken der Progesteron-Spiegel und das Östrogen ab, woraufhin wieder vermehrt FSH gebildet wird.
Es findet in der medizinischen Therapie Einsatz bei Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch. Unter die Haut oder in den Muskel injiziert regt es bei der Frau die Bildung reifer Follikel an und erhöht die Wahrscheinlichkeit, eine befruchtungsfähige Eizelle freizusetzen. Auch für die Vorbereitung einer in-vitro-Fertilisation kann FSH verwendet werden, denn hohen Dosen des Hormons lassen mehr Follikel gleichzeitig heranreifen, welche dann zur Befruchtung dem Eierstock entnommen werden können. Bei Mann wurde der Einsatz von FSH zur Verbesserung der Fertilität in der Vergangenheit erprobt. Hierbei konnten jedoch bislang keine eindeutigen Ergebnisse erzielt werden, die einen dauerhaften Einsatz des Hormons rechtfertigen könnten.
Die blauen Pfeile zeigen die Wirkung der Hormone an, die gelben und orangenen Pfeile stehen für die Stimulation durch LH und FSH, und die lila Pfeile zeigen die hemmende Wirkung von Inhibin und Progesteron auf die Hypophyse und den Hypothalamus.
Mit Beginn der Wechseljahre nimmt die Hormonproduktion der Eierstöcke ab. Der fehlende Anstieg der Geschlechtshormon-Spiegel im Blut vermittelt den übergeordneten Hormonzentren ein Signal zur vermehrten Ausschüttung von FSH. Hierdurch kommt es einige Zyklen lang noch einmal zu einer punktuellen Östrogenausschüttung, während durch ausbleibende Eisprünge kaum Progesteron gebildet wird. Das Hormon Östrogen dominiert damit über den gesamten Zyklus die Effekte des Progesterons, was die Betroffenen durch Brustspannen und eine verstärkte Regelblutung bemerken. Auch Vorblutungen und Unterbauchschmerzen können in diesem Zusammenhang auftreten. Zudem lösen die schwankenden Östrogen-Spiegel die typischen Hitzewallungen aus.Östrogendominanz und Wechseljahre
Herz-Kreislauf-System
Ob ein direkter Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System existiert, ist bislang noch nicht vollumfänglich erforscht. Es ist jedoch bekannt, dass die Östrogene, deren Synthese FSH-abhängig erfolgt, die Innenschichten der Blutgefäßwände vor Verkalkungen schützen und zudem einen günstigen Einfluss auf die Zusammenstellung der Blutfette nehmen. Kommt es zu einem Östrogenmangel, etwa infolge einer verminderten FSH-Freisetzung, so geht dies mit einer verringerten Bildung von gefäßschützenden und antientzündlichen Botenstoffen einher und die Gefäßwände verlieren an Elastizität. In der Folge steigt der Blutdruck an, was vor allem bei Frauen in der Postmenopause zu beobachten ist und Herz und Blutgefäße weiter belastet.
Zentrales Nervensystem
Wie beim Herz-Kreislauf-System sind auch im Zentralen Nervensystem die Effekte des FSH indirekter Natur und ergeben sich letztlich aus dem FSH-abhängigen Östrogenanstieg. Dieses Hormon unterstützt die Funktion des Hippocampus, einer Gehirnregion, die vor allem für das Lernen und Gedächtnis zuständig ist. Zudem wird ein Östrogenmangel häufig mit Stimmungsschwankungen in Verbindung gebracht. Somit könnte FSH zu einer ausgeglichenen Emotionslage beitragen.
Glatte Muskulatur
Durch die Östrogenfreisetzung fördert es indirekt eine Entspannung der glatten Muskelzellen und verbessert so die Durchblutung der Eingeweide, insbesondere der Geschlechtsorgane. Dies könnte im Rahmen der Eizellenwanderung durch den Eileiter sowie während der Schwangerschaft von Bedeutung sein. Eindeutige Studiendaten zu direkten Einflüssen des FSH auf glatte Muskelzellen liegen derzeit nicht vor.
Mobilisierung von Energiereserven
Östrogen und somit letztlich auch FSH unterstützen ein ausgewogenes Fettsäureprofil im Blut und schützen die Gefäße so vor Verkalkung. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf eine gesteigerte Fetteinlagerung in die Depots ab Beginn der Prämenopause, die möglicherweise auf einen direkten Einfluss von FSH auf Rezeptoren an der Oberfläche von Fettzellen zurückzuführen sein könnte. Ob und inwieweit eine medikamentöse Beeinflussung von FSH in der Behandlung von Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht sinnvoll sein könnte, lässt sich derzeit nicht mit Sicherheit sagen.
Sonstige Effekte
Vor allem im weiblichen Körper ab der Perimenopause, also mit Übergang in die Wechseljahre, steigt die Syntheserate des FSH häufig an beim Versuch, das Absinken der Östrogen-Spiegel zu kompensieren. Dabei beeinflussen hohe FSH-Blut-Spiegel den Knochenstoffwechsel negativ, indem sie den Abbau des Knochens beschleunigen. Dies führt zu einem erhöhten Risiko für die Entstehung einer Osteoporose und damit einer gesteigerten Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Knochenbrüchen auch bei leichten Belastungen oder gar für atraumatische Frakturen. Durch die externe Zufuhr von Östrogen im Rahmen einer Hormonersatztherapie kann der FSH-Spiegel gesenkt und die Knochenstruktur gestärkt werden. Allerdings wird eine solche Hormontherapie nicht allgemein empfohlen, da sie mit Nebenwirkungen und dem Risiko für weitere Erkrankungen wie Brustkrebs oder Gebärmutterkrebs einhergehen kann.
FSH – Abbau
Der Abbau von FSH erfolgt durch eine enzymatische Inaktivierung und Zersetzung des Hormons in der Leber. Die einzelnen Hormonbestandteile kann die Niere im Anschluss mit dem Urin ausscheiden. Durch seine kurze Halbwertszeit im Blut kann die Konzentration des follikelstimulierenden Hormons stark schwanken und sich während des Hormonzyklus schnell anpassen.
Häufige Fragen
- Was ist die Wirkung von FSH?
- Was erhöht den FSH-Spiegel?
- Was passiert, wenn der Körper zu viel FSH hat?
- Wann wird FSH ausgeschüttet?
FSH als follikelstimulierendes Hormon regt die Produktion von Östrogen durch die Eierstöcke und damit einhergehend die Ausreifung der Follikel an, die in der Zyklusmitte die befruchtungsfähige Eizelle freisetzen. Darüber hinaus ist FSH im männlichen Körper wichtig für die Reifung der Spermien.
Der FSH-Spiegel steigt an, wenn die Blut-Spiegel der von den Sexualorganen gebildeten Geschlechtshormone abfallen. Bei Frauen kommt dies regelhaft am Ende des Zyklus vor. Darüber hinaus kann eine Erkrankung der Eierstöcke, beispielsweise ein Polyzystisches Ovarsyndrom oder der Beginn der Perimenopause, zu einer verminderten Hormonsynthese führen und den FSH-Spiegel ansteigen lassen. Entsprechend ist bei Männern eine Störung der Hodenfunktion, etwa im Rahmen von Fehllagen der Hoden, der wichtigste Auslöser eines FSH-Anstiegs im Blut. Da die Ausschüttung des follikelstimulierenden Hormons von Hypothalamus und Hypophyse gesteuert wird, kann auch ein Tumor in diesen Bereichen des Gehirns Einfluss auf die Hormonproduktion nehmen.
Erhöhte FSH-Spiegel treten regelmäßig zu Beginn der Wechseljahre auf und führen bei wenigstens teilweise erhaltener Funktion der Geschlechtsorgane zu stark schwankenden Östrogen-Spiegeln im Blut. Diese äußern sich durch die klassischen Wechseljahresbeschwerden, zu denen vor allem Hitzewallungen zählen. Darüber hinaus scheint ein erhöhtes FSH die Knochendichte negativ zu beeinflussen und das Risiko für Frakturen zu erhöhen.
Die Hirnanhangsdrüse schüttet FSH aus, sobald ihr das Hormon GnRH aus dem Hypothalamus das entsprechende Signal übermittelt. Dies geschieht bei sinkenden Siegeln der Geschlechtshormone im Blut.
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