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Der menschliche Körper besitzt eine erstaunliche Vielzahl an Ganglien. Im Gegensatz zum gleichnamigen Ganglion (Überbein), beschäftigt sich dieser Artikel mit den Ganglien der Nerven. Es wird dargestellt, was ein Ganglion ist und wie sie sich unterteilen lassen. Zudem geht der Artikel auf spezifische Ganglien des Körpers ein.
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Ganglien – Definition
Ganglien sind der Ort des Nervensystems, an dem sich die Nervenzellkörper (Perikarya) sammeln. Der dadurch entstehende Bereich ist etwas verdickt und von einer Kapsel umgeben. Auch wenn sie anatomisch gesehen sehr ähnlich sind, trifft die Bezeichnung als Ganglion vorwiegend auf Strukturen im peripheren Nervensystem zu. Im zentralen Nervensystem wird von Nuclei oder in der Einzahl Nucleus gesprochen.
Ganglien – Einteilung und Vorkommen
Ganglien können prinzipiell nach zwei Arten unterteilt werden. Zum einen erfolgt die Zuordnung in Bezug auf das Nervensystem, zum anderen bezogen auf die Lage. Teilweise unterscheiden sich dadurch auch die Funktionen, die die Ganglien übernehmen.
Unter die Einteilung nach dem Nervensystem fallen die Spinalganglien und die autonomen Ganglien. Erstere stellen lediglich eine anatomische Zusammenlagerung der Perikaryen dar, während in den autonomen Ganglien die Nervenfasern von prä- auf postganglionär verschaltet werden. Nach Körperregion wird folgende Unterscheidung vollzogen:
- Kopfganglien
- Hals-/ Zervikalganglien
- Brust-/ Thoraxganglien
- Lumbalganglien
- Sakralganglien
Im zentralen Nervensystem wird auch über Basalganglien gesprochen. Diese sind wichtig für die Abstimmung und Koordination der Bewegung, sowie die Regulation von Emotionen.
Spinalganglien
Das Spinalganglion findet sich in der Hinterwurzel (Radix posterior) eines Spinalnervs. Dementsprechend befindet sich in jedem Segment des Rückenmarks beidseits je ein Spinalganglion. Straffes Bindegewebe umhüllt das Ganglion, während das Innere (Stroma) mit lockerem Bindegewebe gefüllt ist. Es enthält zahlreiche freistehende Zellen, etwa Mastzellen, und besitzt ähnliche Eigenschaften wie der Liquor cerebrospinalis.
Den Hauptbestandteil der Spinalganglien bilden die Perikarya pseudounipolarer Neurone mit ihren Mantelzellen und die von ihnen ausgehenden Nervenfaserbündeln. Mantelzellen sind die Gliazellen des peripheren Nervensystems und unterstützen und regulieren den Stoffwechsel der Neurone. Histologisch erkennt man pseudounipolare Neurone an einem großen runden Zellkern mit sichtbaren Nucleoli (Kernkörperchen). Ein weiteres Merkmal ist die Nissl-Substanz, die in der Lipofuscin-Färbung deutlich wird.
Pseudounipolare Neurone sind sensorisch, sie leiten entsprechend afferente Informationen aus der Peripherie zum Rückenmark. Es lassen sich zwei Formen unterscheiden:
- A-Zellen: Sie sind zuständig für die Mechano- und Propriozeption. Histologisch fallen sie eher mit hellen und großen Zellkörpern auf.
- B-Zellen: Sie leiten Informationen der Nozi- und Thermorezeption, sowie der Viszerozeption. Ihre Perikarya sind eher dunkel gefärbt (durch die vermehrt vorhandene Nissl-Substanz).
Signalübertragung in Ganglien
Die Signale innerhalb der Ganglien werden auf zwei Hauptwegen übertragen. Ein wichtiges Prinzip ist die Konvergenz. Das bedeutet, dass sich viele präganglionäre Fasern im Ganglion bündeln und auf eine postganglionäre Faser übertragen werden. Der Gegensatz dazu ist die Divergenz. Um die Funktion als Verteiler auszuüben, verschaltet sich hierbei eine präganglionäre Faser auf viele postganglionäre.
Autonome Ganglien
Nervenzellansammlungen des peripheren, vegetativen Nervensystems werden als autonome Ganglien bezeichnet. Sie lassen sich wiederum in verschiedene Hauptgruppen einteilen.
- Sympathische Ganglien: Grenzstrangganglien und prävertebrale Ganglien
- Parasympathische Ganglien: intramurale Ganglien (Enterisches Nervensystem), Ganglien im Kopfbereich
Die Grenzstrangganglien sind beidseits der Wirbelsäule zu finden. Sie führen efferente, motorische Fasern, beispielsweise zur Innervation der Blutgefäße, der Bronchien oder weiterer glatter Muskulatur. Präganglionäre Fasern verlassen den Spinalnerv im Ramus communicans albus, werden in den Grenzstrangganglien umgeschaltet. Die postganglionären Fasern ziehen anschließend als Ramus communicans griseus wieder zurück zum Spinalnerven und von dort zum Zielorgan.
Vor der Wirbelsäule (ventral) liegen die prävertebralen Ganglien in direkter Nähe zu großen Blutgefäßen. Sie laufen zwar auch durch die Grenzstrangganglien, werden dort aber nicht verschaltet. Erst direkt im prävertebralen Ganglion werden sie auf postganglionäre Fasern umgeschaltet. Die drei wichtigsten umfassen das Ganglion coeliacum, Ganglion mesentericus superius und inferius. Sie innervieren vorwiegend den Magen-Darm-Trakt und andere Organe im Abdomen wie das Pankreas.
In direkter Umgebung der Zielorgane sind die parasympathischen Ganglien auffindbar. Meistens liegen sie in kleinen Netzen direkt in der Organwand (intramural). Einige wenige Ausnahmen, die größer sind, befinden sich im Kopfbereich. Dazu zählen das Ganglion ciliare oder auch das Ganglion pterygopalatinum sowie das Ganglion oticum und submandibulare. Auch das enterische Nervensystem, zu dem der Meissner- und Auerbachplexus gehört, werden von parasympathischen Ganglien gebildet. Sie sind für die Regulation der Durchblutung und Motilität des Darms zuständig.
Aufteilung nach der anatomischen Region
Zu den Kopfganglien zählen vorwiegend die vier parasympathischen Kopfganglien. Ihre Aufgabe liegt in der Innervation der Drüsen am Kopf und der inneren Augenmuskeln. Daneben existieren weitere Ganglien vereinzelt, wie das Ganglion geniculatum oder trigeminale.
In der Region des Halses finden sich das Ganglion cervicale superius, medius und inferius. Sie zählen zu den sympathischen Ganglien und sind Bestandteil des Grenzstrangs.
Ebenfalls paravertebral gelegen und Teil des Grenzstranges sind die Thorakalganglien entlang der Brustwirbelsäule. Elf bis zwölf Paare finden sich entlang der Wirbelsäule, welche mit ihren Fasern den Nervus splanchnicus major, minor und imus bilden. Lumbal existieren vier weitere Ganglienpaare, die die Nervi splanchnici lumbales bilden. Den Abschluss bilden die vier paarigen Sakralganglien, die die Nervi splanchnicisacrales bilden.
Ganglien – Klinik und Erkrankungen
Auch die Ganglien können von Infektionen und Entzündungen betroffen sein oder zur Theraie genutzt werden. Ein Beispiel dafür ist die Trigeminusneuralgie und der Nutzen des Ganglion trigeminus. Bei dieser Erkrankung treten Schmerzen in Bereichen des Gesichts auf, die vom Nervus trigeminus versorgt werden. Durch das Ganglion verlaufen unmyelinisierte Nervenfasern der Klasse C, die Schmerz weiterleiten. Sie können als Therapie ausgeschaltet werden.
Im Rahmen einer Infektion mit Herpes-simplex-Viren, die zu Genitalherpes führt, kann die Erkrankung nach eigentlich erfolgreicher Behandlung rezidivieren. Die Ursache dafür lässt sich mit den Sakralganglien begründen. In diesen überdauern die Viren, bis sie wieder eine Infektion auslösen können.
- Aumüller G et. al., Duale Reihe der Anatomie, 5. Auflage, Thieme
- Nervengewebe, Synapsen und Transmitter, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum: 01.06.2024)