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Das Ganglion stellatum trägt aufgrund seiner einzigartigen Form auch den Namen “Sternen-Ganglion”. Es entsteht durch die Fusion mehrerer sympathischer Ganglien und kann therapeutisch gezielt ausgeschaltet werden. Alles zu Definition, Anatomie und der Stellatumblockade gibt es in diesem Artikel.
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Ganglion stellatum – Definition
Ein Ganglion stellt eine Ansammlung von Nervenzellkörpern dar. In diesem Fall handelt es sich dabei hauptsächlich um Nerven des vegetativen Nervensystems, genauer gesagt des Sympathikus. Das Ganglion stellatum entsteht durch die Verschmelzung von Ganglion cervicale inferius mit dem ersten thorakalen Grenzstrangganglion. In seltenen Fällen ist auch das zweite oder sogar dritte Thorakalganglion ebenfalls fusioniert. Synonym kann man dieses Ganglion auch als “Ganglion cervicothoracicum” oder “Sternen-Ganglion” bezeichnen. Das Versorgungsgebiet erstreckt sich von Kopf und Hals, über Lunge und Herz bis zum Arm.
Ganglion stellatum – Anatomie
Das Ganglion stellatum ist ein vergleichsweise großes Ganglion, das circa zehn bis zwölf Millimeter breit und zwischen acht und 20 Millimetern groß ist. Es besitzt zudem eine polygonale Form mit sternenförmigen Ausläufern von Nerven (Namensgebung!).
Topographisch gesehen befindet es sich rechts und links der Halswirbelsäule, genauer gesagt vor dem Querfortsatz des sechsten Halswirbelkörpers und zwischen Arteria vertebralis und Arteria carotis communis. Darüber liegt die Arteria subclavia, medial befindet sich der Musculus longus colli.
Die Axone ziehen mit den Rami communicans albi zum Ganglion stellatum. Dort werden sie entweder auf das zweite Neuron umgeschaltet oder ziehen ohne jegliche Umschaltung hindurch. Wichtige wegführende Bahnen sind überdies:
- Ansa subclavia
- Nervus vertebralis
- Plexus subclavius
- Nervus cardiacus cervicalis inferior
Stellatumblockade
Die gezielte lokale Leitungsanästhesie des Ganglion stellatums bezeichnet man als Stellatumblockade. Sie wird ausschließlich einseitig und unter permanenter Überwachung der Vitalparameter durchgeführt.
Vorsicht, lebensgefährlich!
Eine beidseitige Stellatumblockade sollte nicht durchgeführt werden, da es zu einer tödlichen Stimmband- oder Zwerchfelllähmung kommen kann.
Da die Blutgefäße des Körpers sympathisch innerviert sind, sorgt eine Blockade des Ganglions für eine Vasodilatation (Gefäßerweiterung) im gesamten Versorgungsgebiet. Darüber hinaus lässt sich dort auch eine verminderte Schweißsekretion sowie ein Horner-Syndrom beobachten. Letzteres stellt das Zeichen für eine erfolgreiche Blockade des Sternen-Ganglions dar.
Horner-Syndrom
Das Horner-Syndrom ist eine Symptomtrias, die bei Ausfall des kranialen Sympathikus am Auge auftritt. Die Symptome umfassen:
- Miosis
- Ptosis
- Enophthalmus
Eventuell werden diese drei Symptome von Störungen der Schweißsekretion begleitet.
Eine Stellatumblockade kann in der Klinik bei verschiedenen Erkrankungen und Problemen angewendet werden. Darunter sind beispielsweise:
- Hyperhidrosis an Axilla / Hand
- Komplexes regionales Schmerz-Syndrom (CRPS)
- Lösung von Gefäßspasmen
- Migräne, halbseitige Kopfschmerzen
- Beschwerden nach Schädel-Hirn-Trauma
- Osteochondrose der HWS
- Periarthritis im Schultergelenk
- Trigeminus-/ Zosterneuralgie
- Morbus Raynaud
Mögliche Komplikationen dieses Eingriff umfassen Heiserkeit, eine Hämatombildung, Schluckbeschwerden und ein Pneumothorax.
Häufige Fragen
- Wo liegt das Ganglion stellatum?
- Was bewirkt eine Stellatumblockade?
- Was versorgt das Ganglion stellatum?
Das Ganglion stellatum befindet sich rechts und links der Halswirbelsäule, genauer gesagt vor dem Querfortsatz des sechsten Halswirbelkörpers und zwischen Arteria vertebralis und Arteria carotis communis. Darüber liegt zudem die Arteria subclavia, medial befindet sich der Musculus longus colli.
Eine Stellatumblockade blockiert den Sympathikus im Halsbereich, was zur Linderung von Schmerzen und anderen Symptomen führen kann, die durch nervöse Überaktivität verursacht werden. Sie wird oft zur Behandlung von komplexen regionalen Schmerzsyndromen, Durchblutungsstörungen und einigen Arten von Kopfschmerzen eingesetzt. Die Blockade kann zu einer vorübergehenden Verbesserung der Durchblutung und einer Verringerung der Schmerzwahrnehmung führen.
Das Ganglion stellatum versorgt den Sympathikus im Hals- und oberen Brustbereich. Es beeinflusst die Nervenversorgung der von Kopf und Hals, der oberen Extremitäten, des Herzens und der Lunge. Durch seine Rolle in der sympathischen Innervation trägt es zur Regulation von Blutgefäßen, Schweißdrüsen und Herzfunktion bei.
- Vegetative Innervation von Kopf und Hals, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 03.06.2024)
- Horner-Syndrom, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 03.06.2024)
- Aumüller G, Wennemuth G. Truncus sympathicus im Halsbereich. In: Aumüller G, Aust G, Conrad A, Engele J, Kirsch J, Maio G, Mayerhofer A, Mense S, Reißig D et al., Hrsg. Duale Reihe Anatomie. 5., korrigierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2020
- Ackermann H, Aden K, Aurich M, Becker G, Bley C, Centgraf M, Dettenkofer M, Dörges S, Ebner W et al. Komplexes regionales Schmerz-Syndrom (CRPS). In: Ackermann H, Aden K, Aurich M, Becker G, Bley C, Centgraf M, Dettenkofer M, Dörges S, Ebner W et al., Hrsg. AllEx – Alles fürs Examen. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2014