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Als temporäre Struktur in den Eierstöcken ist der Gelbkörper (Corpus luteum) ein wichtiger Akteur in der hormonellen Regulation des weiblichen Zyklus. Das heißt aber auch, dass Erkrankungen dieser Struktur zu schwerwiegenden Problemen in der Schwangerschaft oder dem Zyklus der Frau haben können. In diesem Artikel sollen der Aufbau, die Funktion mit der Hormonproduktion und klinischen Erkrankungen des Corpus luteum dargestellt werden.
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Gelbkörper – Definition
Der Gelbkörper (Corpus luteum) ist eine Struktur die sich im Laufe des weiblichen Zyklus, genauer gesagt nach dem Eisprung, ausbildet und für die Produktion verschiedener Hormone zuständig ist. Damit spielt er eine wesentliche Rolle in der Regulation des weiblichen Zyklus und einer eventuellen Schwangerschaft.
Gelbkörper – Aufbau und Histologie
Im Laufe des weiblichen Zyklus entwickelt sich die Eizelle in den Follikeln der Rinde der Eierstöcke. Dabei sind dies zuerst die Primordialfollikel, die sich im Verlauf entwickeln zu Primär-, Sekundär-, und Tertiärfollikeln. Nur der dominante Tertiärfollikel geht den nächsten Schritt weiter und wird nun als Graaf-Follikel bezeichnet, aus dem dann letztendlich die Eizelle springt und in den Eileiter (Tuba uterina) abgegeben wird. Nach diesem Eisprung (Ovulation) wandelt sich der Follikel in den Gelbkörper um.
Diese zweite Hälfte des Zyklus wird Lutealphase genannt, da hier der Gelbkörper wesentliche Hormonproduktionen übernimmt. Jedoch bevor die Follikel zum Corpus luteum werden, machen sie einen Zwischenschritt durch, in dem der Follikel als Corpus rubrum bezeichnet wird. Dieses Corpus rubrum stellt den wachsenden Gelbkörper dar, der aufgrund seiner Vielzahl an Blutgefäßen rot erscheint (daher: “rubrum” = rot). Danach lagern sich nach und nach Fett– und Bindegewebe in das Corpus luteum ein. Seinen Namen verdankt der Gelbkörper der gelblichen Farbe, die ihren Ursprung in den vielen Fetteinlagerungen und dem Pigment Lutein hat.
Abbau
Der Gelbkörper wird ohne Schwangerschaft am Ende des Zyklus nach etwa 14 Tagen, in denen er existiert hat, zum Corpus albicans zurückgebildet. Dabei vernarbt die Struktur zu einem Bindegewebe, das reich an Kollagen ist. Im Verlauf verkalkt oder verknöchert es sogar, sodass es weißlich erscheint (daher: “albicans” = weiß).
Gelbkörper – Funktion und Hormone
Es können eben zwei Formen des Gelbkörpers unterschieden werden:
- Corpus luteum menstruationis: Diese Form des Gelbkörpers existiert nur 14 Tage, in der zweiten Hälfte des Zyklus, wenn keine Schwangerschaft aus dem Eisprung resultiert ist. Da der Östrogenspiegel abfällt, fehlt auch ein positives Feedback, das normalerweise die Ausschüttung von LH stimulieren würde. Somit geht das Corpus luteum etwa ab dem 22. Tag des Zyklus unter.
- Corpus luteum graviditatis: Sollte eine Befruchtung der Eizelle stattfinden und diese sich dann einnisten, wird das Hormon hCG von den Synzytiotrophoblasten des Embryos produziert, welches den Gelbkörper für circa vier Monate aufrecht erhält. Die Funktionen werden danach von der Plazenta übernommen, welche erst dann vollständig dazu in der Lage ist.
Schwangerschaftstest
Die gängigen Schwangerschaftsteststreifen versuchen hCG nachzuweisen, um eine Schwangerschaft zu bestätigen, da die hCG-Produktion in der Plazenta und dem Gelbkörper erfolgt. Dieser Nachweis ist normalerweise etwa ab dem 14. Tag möglich.
Die Hauptfunktion des Gelbkörpers ist es Hormone zu produzieren und damit den Zyklus der Frau abhängig davon, ob eine Schwangerschaft vorliegt oder nicht, zu regulieren. Dafür hat er zwei wichtige Zelltypen, die für die Produktion entsprechender Hormone verantwortlich sind. Die Granuslosa-Luteinzellen wachsen unter Einfluss des Hormons LH (luteinisierendes Hormon) heran und produzieren ein Pigment namens Lutein, das dem Corpus luteum zusätzlich die gelbe Farbe verleiht. Theka-Luteinzellen lagern genau so Lutein ein und färben sich gelblich. Beide Zelltypen sind für die Produktion von Progesteron zuständig.
Wirkung von Progesteron
Progesteron soll die Gebärmutter (Uterus) für eine mögliche Schwangerschaft vorbeireiten. Dies tut es, indem es den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) fördert und ein Zusammenziehen der glatten Muskulatur im Uterus verhindert.
Spontane Kontraktionen
Nach Absinken des Progesteronspeigels während der Menstruationsblutung, ist die glatte Muskulatur des Uterus besonders erregbar. Dadurch kann es zu einem spontanen, schmerzhaften Zusammenziehen der Uterusmuskulatur kommen.
Zusätzlich wirkt es sich auch auf die Erhöhung der Körpertemperatur um etwa 0,4 Grad Celsius aus und fördert die Entwicklung des Drüsengewebes in der Brust.
Eine Hyperventilation, die von hohen Spiegeln des Hormons verursacht wird, senkt den Anteil an Kohlenstoffdioxid (CO2) im mütterlichen Blut. Dadurch entsteht ein Unterschied in den Partialdrücken des Gases in mütterlichem und kindlichem Blut, das den Übertritt von CO2 im fetalen Blut auf das mütterliche Blut erleichtert. Denn die Mutter ist mit ihrer Lunge für das Abatmen des anfallenden Kohlenstoffdioxids verantwortlich. Zusätzlich entsteht so eine leichte respiratorische Alkalose (basisches Blut), die vermutlich den Sauerstoffversorgung des ungeborenen Kindes verbessert.
Ein Abfall an Progesteron und Östrogenen am Ende des Zyklus verursacht eine Vasokonstriktion der Spiralarterien in der Gebärmutterschleimhaut und damit das Abstoßen dieser mit der Menstruationsblutung.
Gelbkörper – Klinik und Schwangerschaft
Ein Mangel an Progesteron kann Fehlgeburten begünstigen. Solch ein Mangel kann bei einer Insuffizienz (Schwäche) des Corpus luteum auftreten. So kann das Aufrechterhalten der Schwangerschaft gestört sein, da die Plazenta erst ab dem zweiten Monat der Schwangerschaft damit beginnt Funktionen des Gelbkörpers zu übernehmen.
Im Bereich des Gelbkörpers können sich auch Zysten bilden, die aber in der Regel symptomlos bleiben. Unter Umständen könnten sie zu einer Verdrehung des Ovars (Eierstock) führen, was dann zu Schmerzen führen kann.
Häufige Fragen
- Was ist der Gelbkörper und welche Funktion hat er?
- Welche Rolle spielt der Gelbkörper in der Schwangerschaft?
- Wie lange bleibt der Gelbkörper bestehen?
- Welche Hormone produziert der Gelbkörper?
Der Gelbkörper (Corpus luteum) ist eine temporäre hormonproduzierende Struktur, die sich im Eierstock nach dem Eisprung aus dem zurückgebliebenen Follikel bildet. Seine Hauptfunktion besteht darin, das Hormon Progesteron und kleinere Mengen Östrogen zu produzieren. Progesteron spielt eine entscheidende Rolle dabei, die Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung einer befruchteten Eizelle vorzubereiten.
Der Gelbkörper spielt eine entscheidende Rolle in der frühen Schwangerschaft, indem er das Hormon Progesteron produziert. Progesteron ist wichtig, um die Gebärmutterschleimhaut aufrechtzuerhalten, die Gebärmutter auf die Einnistung der befruchteten Eizelle vorzubereiten und eine stabile Umgebung für die Entwicklung des Embryos zu schaffen. Es verhindert zudem Kontraktionen der Gebärmutter, die eine frühe Schwangerschaft stören könnten. Sobald die Plazenta ausgereift genug ist, übernimmt sie die Progesteronproduktion, und der Gelbkörper bildet sich langsam zurück.
Der Gelbkörper bleibt in der Regel etwa 10 bis 14 Tage nach dem Eisprung bestehen, falls keine Befruchtung stattfindet. In diesem Fall degeneriert er und wird zum Corpus albicans (einer narbigen Struktur), was zu einem Abfall des Progesteronspiegels und zur Menstruation führt. Wenn jedoch eine Schwangerschaft eintritt, bleibt der Gelbkörper durch das Hormon hCG (humanes Choriongonadotropin) aktiv und kann bis zum Ende des ersten Trimesters bestehen bleiben, bis die Plazenta die Produktion von Progesteron übernimmt.
Der Gelbkörper produziert hauptsächlich das Hormon Progesteron sowie kleinere Mengen an Östrogen (vor allem Östradiol). Progesteron ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der Gebärmutterschleimhaut und die Vorbereitung der Gebärmutter auf eine mögliche Schwangerschaft. Östrogen unterstützt ebenfalls die Vorbereitung und den Erhalt der Gebärmutterschleimhaut und spielt eine Rolle bei der Regulation des Menstruationszyklus.
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