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Der Glaskörper (Corpus vitreum) ist ein Bestandteil des Auges, der eine wichtige Rolle für die Stabilität des Augapfels und die Lichtbrechung spielt. Obwohl er oft im Hintergrund der augenärztlichen Diagnostik steht, kann eine Vielzahl von Erkrankungen des Glaskörpers zu erheblichen Beeinträchtigungen des Sehvermögens führen. Wie der Glaskörper anatomisch aufgebaut ist, welche Funktion er hat und von welchen Erkrankungen er betroffen sein kann, erklärt dieser Artikel.
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Glaskörper – Definition
Der Glaskörper ist eine gelartige, transparente Substanz, die den Raum zwischen der Linse und der Retina ausfüllt. Er macht etwa 80 Prozent des Augapfels aus und ist für die Aufrechterhaltung seiner Form von entscheidender Bedeutung. Der Corpus vitreum besteht hauptsächlich aus Wasser, das durch ein feines Kollagengerüst stabilisiert wird, und aus Hyaluronsäure und einer kleinen Anzahl von Zellen.
Glaskörper – Anatomie und Struktur
Der Glaskörper grenzt nach vorne an die hintere Linsenkapsel und nach hinten an die Retina. Er besitzt eine zentrale Vertiefung, die Fossa hyaloidea, die der Linse Raum gibt. Durch den Corpus vitreum verläuft der Canalis hyaloideus, ein Rudiment der embryonalen Arteria hyaloidea, das als feiner Kanal erhalten bleibt. Die Hauptstruktur des Glaskörpers wird durch ein feines Netz aus Kollagenfasern, das sogenannte Stroma vitreum, gebildet. Diese Fasern verleihen dem Glaskörper Stabilität und Form. Eingelagert in dieses Netzwerk ist der Humor vitreus, eine Substanz, die zu über 98 Prozent aus Wasser besteht. Daneben enthält der Corpus vitreum auch Hyaluronsäure, die für die Viskosität und Elastizität verantwortlich ist.
Die äußerste Schicht, die Membrana vitrea, besteht aus verdichtetem Kollagen und bildet die Grenze zu den angrenzenden Strukturen. Innerhalb des Glaskörpers finden sich Zellen wie Hyalozyten, die vor allem an der Synthese von Hyaluronsäure beteiligt sind, und Fibroblasten, die das Kollagengerüst aufrechterhalten. Diese Zellen sind essenziell für die Erhaltung der Glaskörpermatrix und tragen zur Regeneration bei.
Glaskörper – Funktion
Der Glaskörper erfüllt mehrere essenzielle Aufgaben. Seine gelartige Konsistenz und der ausgeübte Druck helfen, die Form des Augapfels aufrechtzuerhalten und die umliegenden Strukturen, insbesondere die Retina, zu stabilisieren. Eine wichtige Rolle spielt der Corpus vitreum auch bei der Lichtbrechung: Er sorgt dafür, dass das einfallende Licht ungehindert zur Netzhaut gelangen kann, und ist damit Teil des dioptrischen Apparats, der die Sehschärfe ermöglicht.
Zudem dient der Glaskörper als mechanischer Puffer, der die empfindlichen Strukturen des Auges vor äußeren Einwirkungen schützt. Diese Stoßdämpferfunktion ist besonders wichtig bei plötzlichen Bewegungen oder Erschütterungen. Darüber hinaus wird dem Glaskörper eine Rolle im Schutz vor oxidativem Stress zugeschrieben, da er freie Radikale abfangen und so die umliegenden Gewebe, insbesondere die Retina, vor Schäden bewahren kann.
Ernährung angrenzender Strukturen
Ein weniger bekannter, aber dennoch bedeutsamer Aspekt ist die Beteiligung des Glaskörpers an der Ernährung der angrenzenden Strukturen. Zwar ist der Glaskörper selbst nicht stark durchblutet, er ermöglicht jedoch den Austausch von Nährstoffen und Abbauprodukten zwischen der Retina und dem übrigen Augeninneren.
Glaskörper – Klinik
Der Glaskörper kann von krankhaften oder auch alterbedingten Prozessen betroffen sein, die das Sehen teils sehr stark beeinträchtigen können. Im Folgenden wird auf die Glaskörperabhebung, die Glaskörpertrübung sowie auf weitere Erkrankungen des Corpus vitreum eingegangen.
Glaskörperabhebung
Eine Glaskörperabhebung tritt auf, wenn sich der Glaskörper von der Retina ablöst. Dies ist häufig altersbedingt und wird durch die Verflüssigung des Glaskörpers verursacht. Erste Symptome sind sogenannte “mouches volantes” (fliegende Mücken), kleine bewegliche Punkte oder Linien im Sichtfeld, die durch die Schattenbildung von Kollagenfasern entstehen. Inkomplette Abhebungen können zudem Lichtblitze auslösen, da Zugspannungen an der Netzhaut auftreten.
Komplikationen einer Glaskörperabhebung umfassen die Entstehung von Netzhautforamina, bei denen die Netzhaut einreißt, und Netzhautablösungen. Die Diagnose erfolgt über eine Ophthalmoskopie oder Ultraschalluntersuchung. Die Therapie richtet sich primär auf die Komplikationen, sodass beispielsweise durch eine Laserkoagulation die Stabilisierung der Netzhaut erreicht werden kann.
Glaskörpertrübung
Glaskörpertrübungen entstehen durch zelluläre oder nicht-zelluläre Ablagerungen, die die Transparenz des Glaskörpers beeinträchtigen. Eine harmlose Form sind die “mouches volantes”, die durch degenerative Veränderungen des Kollagengerüsts hervorgerufen werden. Eine andere Form ist die asteroidale Hyalose, bei der Hydroxylapatit kristallisiert und sternförmige Trübungen verursacht.
Synchisis scintillans ist eine seltene Erkrankung, bei der Cholesterinkristalle im Glaskörper präzipitieren und ein funkensähnliches Phänomen im Sichtfeld hervorrufen. Solche Trübungen können störend sein, sind jedoch meist harmlos.
Weitere Erkankungen
Zu den weiteren Erkrankungen des Glaskörpers zählen Glaskörperblutungen, die durch Verletzungen oder Gefäßanomalien entstehen können. Persistierender hyperplastischer primärer Vitreus ist eine seltene angeborene Störung, bei der embryonale Strukturen im Glaskörper verbleiben. Entzündliche Prozesse wie die Glaskörperentzündung sind ebenfalls möglich und bedürfen oft einer intensiven Therapie.
- Auge und Orbita, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 02.01.2025)