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Der Graaf-Follikel ist ein essenzielles Element der weiblichen Fortpflanzungsphysiologie und stellt das Endstadium der Follikelreifung im Ovar dar. Seine Entwicklung ist von komplexen hormonellen und zellulären Prozessen gesteuert, die letztlich in der Freisetzung einer befruchtungsfähigen Eizelle während des Eisprungs münden. Dieser Text gibt eine detaillierte Darstellung der Struktur, Entwicklung und Funktion des Graaf-Follikels und thematisiert dabei die Follikelreifung sowie die den Eisprung.
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Graaf-Follikel – Definition
Der Graaf-Follikel ist die letzte Entwicklungsstufe der Ovarialfollikel und charakterisiert sich durch eine große, mit Flüssigkeit gefüllte Follikelhöhle (Antrum folliculi). Die Eizelle ist in einer Zellschicht, der sogenannten Corona radiata, eingebettet und wird von einer Gruppe von Granulosazellen, dem Cumulus oophorus, umgeben. Die gesamte Struktur ist von zwei Zelllagen, der Theca interna und Theca externa, umschlossen. Während die Theca interna Steroidhormone produziert, dient die Theca externa als bindegewebige Schicht zur mechanischen Stabilisierung.
Graaf-Follikel – Follikelreifung
Die Entwicklung der Ovarialfollikel beginnt bereits während der Embryonalentwicklung, wenn sich im Ovar Millionen von Primordialfollikeln anlegen. Im Verlauf des Lebens einer Frau reduziert sich diese Anzahl, sodass nur eine begrenzte Anzahl von Follikeln die vollständige Reifung durchläuft. Die Follikelreifung erfolgt in mehreren aufeinanderfolgenden Stadien:
Primordialfollikel
Die Primordialfollikel sind die früheste Form der Ovarialfollikel und bestehen aus einer primären Eizelle, die von einer einschichtigen Lage flacher Follikelepithelzellen umgeben ist. Diese Follikel befinden sich in einer ruhenden Phase, bis sie durch hormonelle Signale zur weiteren Reifung angeregt werden.
Primärfollikel
Mit der Aktivierung beginnt der Übergang zum Primärfollikel. In diesem Stadium wächst die Eizelle und das umgebende Epithel differenziert sich zu einer einschichtigen Schicht aus hochprismatischen Granulosazellen. Zudem bildet sich zwischen Eizelle und Follikelepithel die Zona pellucida, eine glycoproteinreiche Schicht, die eine wichtige Rolle bei der späteren Befruchtung spielt.
Sekundärfollikel
Im Sekundärfollikel proliferieren die Granulosazellen und es entstehen mehrere Zellschichten, die miteinander über Gap Junctions kommunizieren. Zusätzlich entwickelt sich das Thecaorgan, bestehend aus den Theca-interna- und Theca-externa-Zellen. Diese Zellen sind an der Produktion von Steroidhormonen beteiligt, die die weitere Reifung des Follikels beeinflussen.
Tertiärfollikel
Das nächste Stadium ist der Tertiärfollikel, der sich durch die Ausbildung von mit Flüssigkeit gefüllten Spalträumen auszeichnet. Diese Spalträume verschmelzen im weiteren Verlauf zum Antrum folliculi, wodurch der Follikel eine signifikante Größe erreicht. Der Liquor folliculi, eine hyaluronsäurereiche Flüssigkeit, sammelt sich in der Follikelhöhle an. Der Follikel erreicht eine Größe von etwa einem Zentimeter und ist nun bereit für den finalen Entwicklungsschritt.
Graaf-Follikel
Der Graaf-Follikel stellt das Endstadium der Follikelentwicklung dar. Die einzelnen Spalträume haben sich vollständig zu einer großen Follikelhöhle vereint, in der die Eizelle im Cumulus oophorus eingebettet ist. Der Follikel wächst weiter, bis er eine Größe von etwa zwei Zentimetern erreicht. Unter hormoneller Steuerung kommt es zur Selektion eines dominanten Follikels, während die übrigen Tertiärfollikel degenerieren (Follikelatresie).
Hormonelle Steuerung
Die hormonelle Regulation der Follikelreifung erfolgt durch ein Zusammenspiel mehrerer Hormone. Ein entscheidender Faktor ist das follikelstimulierende Hormon (FSH), das von der Hypophyse ausgeschüttet wird und das Wachstum der Primär- und Sekundärfollikel stimuliert. Während der frühen Follikelphase steigt die Konzentration von FSH an, wodurch die Granulosazellen zur verstärkten Produktion von Östrogen angeregt werden. Dieses Östrogen hemmt über eine negative Rückkopplung die weitere FSH-Sekretion, sodass nur ein dominanter Follikel weiter heranreifen kann. Die Theca-interna-Zellen produzieren Androgene, die in den Granulosazellen zu Estradiol umgewandelt werden, was die Proliferation der Granulosazellen weiter verstärkt. Parallel dazu fördert das luteinisierende Hormon (LH) die Steroidproduktion und unterstützt die finale Reifung des dominanten Follikels.
Graaf-Follikel – Eisprung
Der Eisprung, der auch als Ovulation bezeichnet wird, ist der Prozess, bei dem die reife Eizelle aus dem Graaf-Follikel freigesetzt wird. Etwa zur Mitte des Menstruationszyklus kommt es zu einem markanten Anstieg der LH-Konzentration (LH-Peak), der etwa 10 bis 12 Stunden vor dem Eisprung auftritt. Dieser LH-Peak bewirkt mehrere Prozesse: Zum einen wird die Produktion von Enzymen angeregt, die die Follikelwand auflösen, zum anderen fördert er die endgültige Reifeteilung der Eizelle, die nun in die Metaphase der zweiten meiotischen Teilung übergeht. Gleichzeitig sorgt eine Kontraktion der Theca-externa-Zellen dafür, dass der Follikel aufreißt und die Eizelle zusammen mit der Corona radiata in den Eileiter ausgestoßen wird. Die Eizelle bleibt dort für etwa 24 Stunden befruchtungsfähig.
Umwandlung zum Gelbkörper
Nach der Ovulation wandelt sich der Graaf-Follikel in den Gelbkörper (Corpus luteum) um. Dieser besteht aus umgewandelten Granulosazellen (Granulosaluteinzellen) und Thekazellen (Thekaluteinzellen), die große Mengen Progesteron produzieren. Dieses Hormon ist essenziell für die Vorbereitung und Erhaltung der Gebärmutterschleimhaut. Bleibt eine Befruchtung aus, degeneriert der Gelbkörper zum Corpus luteum menstruationis und wird resorbiert.
Funktion des Gelbkörpers bei Schwangerschaft
Bei einer Schwangerschaft bleibt der Gelbkörper als Corpus luteum graviditatis erhalten und übernimmt die Progesteron-Produktion bis zur zehnten Schwangerschaftswoche, bevor die Plazenta diese Funktion übernimmt.
Verhaltensbiologische Veränderungen
Die hormonellen Veränderungen während der Follikelreifung und der Ovulation beeinflussen auch das Verhalten der Frau. Während der fruchtbaren Phase steigen die Estradiolspiegel an, was zu einer erhöhten sexuellen Attraktivität und gesteigerten Libido führen kann. Zudem verändern sich Geruch und Zusammensetzung des Vaginalsekrets, was durch pheromonähnliche Stoffe wie Kopuline eine olfaktorische Signalwirkung auf potenzielle Partner haben kann.
- Ovar, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 04.02.2025)