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Haare befinden sich mit nur wenigen Ausnahmen auf nahezu allen Hautarealen unseres Körpers. Insgesamt besitzt ein Mensch über fünf Millionen von ihnen, wovon sich ungefähr 100.000 auf dem Kopf befinden. Neben einer ästhetischen Rolle, die Haare für viele Menschen spielen, erfüllen sie auch einige wichtige Funktionen für unseren Körper. Diese Aufgaben sowie der anatomische Aufbau von Haaren und die mit ihnen assoziierten Erkrankungen werden in diesem Artikel thematisiert.
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Haare – Definition
Haare sind fadenförmige Hautanhangsgebilde, die größtenteils aus Keratin zusammengesetzt sind. Sie bedecken fast die gesamte äußere Haut des Menschen, jedoch nicht die Schleimhäute. Man unterscheidet folgende drei Haarformen beim Menschen:
- Terminalhaare: Hierbei handelt es sich um kräftige, pigmentierte Haare, die sich wiederum in viele Unterformen wie Kopfhaare, Barthaare, Achselhaare oder Schamhaare einteilen lassen.
- Vellushaare: Sie sind dünn, normalerweise nicht pigmentiert und machen den größten Teil der allgemeinen Körperbehaarung aus.
- Lanugohaar: Lanugohaar ist die Bezeichnung für die pigmentlose pränatale Behaarung des Fetus.
Haare – Aufbau
Ein Haar besteht anatomisch betrachtet aus drei Teilen: dem Haarschaft, der Haarwurzel und dem Haarfollikel.
- Haarschaft: Der Haarschaft ist der sichtbare Teil des Haares. Er wird auch als Scaphus pili bezeichnet und besteht aus abgestorbenen Hornzellen, in denen sich Keratin gebildet hat. Diese ordnen sich entlang der Längsachse des Haares an und verleihen ihm seine Festigkeit und Struktur. Des Weiteren mündet zwischen dem Haarschaft und der Haarwurzel der Ausführungsgang der Talgdrüsen.
- Haarwurzel: Die Haarwurzel (Radix pili) ist vollständig in der Haut und ist somit von außen nicht sichtbar. Sie reicht bis in die Lederhaut und ist an ihrem unteren Ende kolbenartig aufgetrieben. Diese Struktur wird als Haarzwiebel bezeichnet und umgibt die Haarpapille. An der Grenze zur Haarpapille liegt eine Zellschicht, welche die Keratinozyten beinhaltet. Sie bilden die Haarsubstanz.
- Haarfollikel: Der Haarfollikel setzt sich aus der bindegewebigen Haarpapille und der Wurzelscheide zusammen. Er umgibt die Haarwurzel von außen und ist mit sensiblen Nerven ausgestattet. Diese können jede Bewegung des Haares wahrnehmen. Außerdem befindet sich entlang des Follikels glatte Muskulatur, damit das Haar bei Kälte oder Stress aufgerichtet werden kann.
Haare – Funktion
Haare erfüllen im menschlichen Körper verschiedene Funktionen:
- Wärmedämmung: Sie dienen der Wärmeregulation, indem sie ein zu schnelles Abkühlen des Körpers verhindern.
- Lichtschutz: Zudem absorbieren sie UV- und Wärmestrahlung und schützen dadurch vor schädlichen Einflüssen des Sonnenlichts.
- Tasten: Durch die sensiblen Nervenfasern am Haarfollikel dienen Haare als Tastsinn.
- Feuchtigkeitsschutz: Sie leiten überschüssige Flüssigkeiten (wie zum Beispiel Schweiß) von der Haut ab.
Bei Tieren erfüllen Haare (in Form von Fell) weitere Aufgaben wie die Tarnung, Drohung oder Verbreitung von körpereigenen Duftstoffen.
Haare – Erkrankungen
Da Haare für viele Menschen eine wichtige ästhetische Rolle spielen, kann ein Verlust dieser zu einer hohen psychischen Belastung der betroffenen Personen führen.
Haarausfall
Haarausfall (auch Alopezie genannt) kann sowohl physiologisch auftreten (zum Beispiel im Alter) als auch krankheitsbedingt vorkommen. Der sogenannte androgenetische Haarausfall wird durch die Wirkung von Androgenen ausgelöst und gehört zu den normalen Prozessen des Alterns. Ungefähr 80 Prozent aller Männer weltweit und 50 Prozent der Frauen (in der Regel nach der Menopause) sind davon betroffen. Wenn Haarausfall in einer Familie gehäuft auftritt, kann das für eine erblich bedingte Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber einem Hormon namens Dihydrotestosteron sprechen. Die medikamentöse Behandlung zielt in diesem Fall auf eine Verringerung der Wirkung von Dihydrotestosteron ab.
Haartransplantation
Bei der Haartransplantation handelt es sich um einen chirurgischen Eingriff, bei dem gesunde Haarwurzeln entnommen und an einer kahlen Stelle wieder eingesetzt werden. Das Ziel dieser Methode ist, dass die eingesetzten Haare natürlich wachsen und die vom Haarausfall betroffenen Stellen des Kopfes wieder auffüllen.
Bei einer weiteren Form des Haarausfalls, der Alopecia areata, kommt es zu einem kreisrunden Haarausfall, der sich in den meisten Fällen am Kopf befindet. Es handelt sich hierbei um eine Autoimmunerkrankung, die als die häufigste Haarausfallserkrankung weltweit gilt und meist im zweiten oder dritten Lebensjahrzent vorkommt. Darüber hinaus können auch viele weitere Faktoren wie Infektionen, Malignome, Traumata oder auch Medikamente (Zytostatika im Rahmen einer Chemotherapie) zu einem pathologischen Haarausfall führen. Dieser kann sowohl medikamentös (zum Beispiel durch das Besprühen der Kopfhaut mit Minoxidil) als auch durch die Transplantation von Haaren behandelt werden.
Häufige Fragen
- Wie schnell wachsen Haare?
- Wie viele Haare verliert man am Tag?
- Wie viel Haare hat ein Mensch?
- Warum werden Haare im Alter grau?
Unser Haar wächst am Tag ungefähr 0,3 bis 0,4 Millimeter und somit circa 1 bis 1,5 Zentimeter im Monat.
Bei einem gesunden Menschen ist ein Haarverlust von 70 bis 100 Haaren noch normal. Sobald mehr als 100 Haare am Tag ausfallen und ein Missverhältnis zwischen Haarausfall und neuem Haarwuchs besteht, spricht man von Haarausfall.
Insgesamt besitzt ein Mensch über fünf Millionen Haare, wovon sich ungefähr 100.000 auf dem Kopf befinden. Die Anzahl der Haare auf dem Kopf hängt zudem von der Haarfarbe ab. Während blonde Menschen beispielweise 150.000 Haare auf dem Kopf tragen, haben rothaarige Menschen im Schnitt nur 90.000 Haare.
Bestimmte Zellen an der Haarwurzel, die für die Farbe des Haares verantwortlich sind, produzieren im Alter nicht mehr genug Melanin (Farbstoff der Haare). Statt Melanin gelangen somit kleine Luftbläschen in die Hornschichten und lassen das Haar gräulich erscheinen.
Haut und Hautanhangsgebilde, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 02.05.2024)