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Der Haarfollikel spielt eine zentrale Rolle für das menschliche Haar. Es handelt sich um eine in die Lederhaut eindringende Struktur, die zentrale Bedeutung für das Wachstum der Haare hat und somit wichtige Funktionen wie den Schutz vor äußeren Einflüssen und die Wärmeregulation erfüllt. Dieser Artikel betrachtet die Anatomie, Funktion sowie klinische Relevanz des Haarfollikels.
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Haarfollikel – Definition
Als Haarfollikel, im Lateinischen auch bekannt als Folliculus pili (folliculus= “kleines Säckchen”), bezeichnet man eine längliche Einstülpung des Epithels der Epidermis in die Dermis (Lederhaut) hinein. Es enthält die Haarwurzel und die unteren Teile des Haarschafts und verankert das Haar in der Haut. Gemeinsam mit dem Musculus arrector pili und der Talgdrüse ist es eine Funktionseinheit.
Haarfollikel – Anatomie und Aufbau
Das Haarfollikel besteht aus zwei Schichten, einer inneren epithelialen Wurzelscheide sowie einer äußeren bindegewebigen Wurzelscheide. Während die äußere Haarwurzelscheide als eine Einstülpung des Stratum basale der Haut angesehen werden kann, die eine hüllenartige Struktur für die Haarwurzel ist, ist die innere epitheliale Wurzelscheide dreischichtig aufgebaut. An der Basis des Folliculus pili befindet sich die Haarzwiebel. Hier sind die dermalen Papillen, die das Haarwachstum reguliert, und Haarmatrixzellen aufzufinden. Die Haarzwiebel und die innere Epithelschicht bilden das Haar. Die innere Wurzelscheide bildet einen röhrenförmigen Kanal für das Haar.
Schon bei Geburt ist die endgültige Follikelanzahl festgelegt. Im Laufe des Lebens entstehen keine neuen Haarfollikel mehr.Follikelanzahl
Außen wird der Haarfollikel von einer bindegewebigen Schicht umgeben. Sie wird aus dermalem Bindegewebe gebildet und dient der Blutversorgung der Epithelscheide. Drüsen, die in den Folliculus pili münden, produzieren Talg und scheiden andere Substanzen, wie beispielsweise Duftstoffe, ab. Die Musculi arrectores pilorum, sorgen für das Aufstellen der Haare.
Die Musculi arrectores pilorum setzen unterhalb der Talgdrüsen an und sind für das Aufstellen der Haare verantwortlich. Es handelt sich um einen kleineren, glatten Muskel, der mit jedem Folliculus pili in der Haut in Verbindung steht. Durch die Kontraktion des Muskels richtet sich das Haar auf und führt zu der sichtbaren "Gänsehaut", wenn es zum Beispiel kalt ist oder man Angst verspürt.Gänsehaut
Die Talgdrüsen scheiden den öligen Talg in den Haarfollikel aus. Das Haar wird dadurch weich gehalten und zudem antibakteriell. Sensorische, mechanorezeptorische Informationen, wie der Tastsinn werden durch feine Nervenfasern, welche im Haarfollikel enden gesteuert und dienen der sympathischen Innervation der Muskeln.
Haarfollikel – Funktion
Ein Haarfollikel durchläuft verschiedene Wachstumsphasen, die aus folgenden Phasen bestehen:
- Anagenphase: Wachstumsphase, in welcher die Generierung eines neuen Haares erfolgt und 3 bis 5 Jahre dauert, die Haare in dieser Phase heißen “Papillarhaare”.
- Katagenphase: Phase, die zwei Wochen andauert und eine Übergangsphase darstellt, in der das Haar vom Follikel abgestoßen wird, die Haare diese Phase werden “Beethaare” genannt.
- Telogenphase: Die sogenannte Ruhephase, in der sich die Haarpapille neu bildet und der Haarfollikel erneuert. Haare dieser Phase werden “Kolbenhaare” genannt.
Nach der Telogenphase bildet sich die Matrix neu und die Produktion eines Haares beginnt wieder und die Anagenphase folgt. Somit dient der Haarfollikel dem Haarzyklus.
Des weiteren haben Haare, die durch den Haarfollikel gebildet werden, einige wichtige Funktionen. Sie bilden eine schützende Schicht für die Haut vor ultravioletter Lichtstrahlung. Beispielsweise schirmen Wimpern die Augen ab und schützen das Auge vor direktem Sonnenlicht oder Fremdkörpern. Haare filtern zudem die Luft, sind beteiligt an der Regulation der Wärme und dem Tastsinn.
Haarfollikel – Klinik
Kommt es zu einer Entzündung der Haarfollikel, spricht man von einer Follikulitis. Häufig kommt sie in Form der sogenannten Folliculitis barbae, einer Entzündung des Barthaares. Aufgrund eines verstopften Follikelausganges besteht die Gefahr, dass sich der gesamte Follikel entzündet. Es kann auf die Umgebung übertragen werden und somit eine Entzündung des gesamten Subkutangewebes, das den Follikel umgibt, entstehen.
Die Therapie kann lokal erfolgen mit einem Antiseptikum oder auch antibiotisch, während bei schwereren Fällen eine systemische antibiotische Therapie erfolgt.
Haarausfall entsteht durch verschiedene Faktoren, die den Follikel beeinträchtigen. Dazu gehören hormonelle Veränderungen, genetische Veranlagung, Entzündungen des Follikels (Follikulitis), Nährstoffmangel, Stress oder verstopfte Haarfollikel bei überschüssigem Talg oder Produkten.
Häufige Fragen
- Was ist ein Haarfollikel?
- Wie funktioniert der Haarfollikel?
- Was verursacht den Haarausfall im Zusammenhang mit dem Haarfollikel?
- Können Haarfollikel nachwachsen oder sich regenerieren?
- Welche Rolle spielen Haarfollikel bei der Gänsehaut?
Ein Haarfollikel ist eine längliche Einstülpung in die Dermis. Er beherbergt die Haarwurzel und die unteren Teile des Haarschafts. Er bildet eine Funktionseinheit mit dem Musculus arrector pili und der Talgdrüse und ist verantwortlich für den Erhalt und das Wachstum des Haares.
Der Haarfollikel durchläuft einen Zyklus aus drei Hauptphasen. Dazu gehören die Anagenphase (Wachstumsphase), in der neues Haar gebildet wird und mehrere Jahre andauern kann. Darauf folgt die Katagenphase, eine Übergangsphase, die etwa zwei Wochen anhält und in der der Haarfollikel das Haar abstößt. Zuletzt schließt sich die Telogenphase an, eine Ruhephase, in der das alte Haar ausfällt, bevor ein neues Haarwachstum beginnt.
Haarausfall wird durch verschiedene Faktoren, die den Haarfollikel beeinträchtigen, bedingt. Dazu gehören genetische Veranlagung, hormonelle Unstimmigkeiten, Entzündungen des Follikels, ein Nährstoffmangel, Stress oder das Verstopfen eines Follikels durch Talg oder Produkte.
Haarfollikel werden schon bei der Geburt in einer bestimmten Anzahl angelegt. Neue Haarfollikel bilden sich im Laufe des Lebens nicht mehr. Durch bestimmte Medikamente oder Therapien können inaktive Follikel jedoch reaktiviert werden, es sei denn es handelt sich um eine dauerhafte Schädigung.
Durch die Verbindung mit dem Musculus arrector pili, bei dem es sich um einen sehr kleinen glatten Muskel handelt, und dessen Kontraktion bei Kälte oder emotionalen Reaktionen, richten sich die Haare auf. Dadurch stehen die Haare aufrecht und erzeugen die “Gänsehaut”.
- Lüllmann-Rauch: Histologie. 2. Auflage Thieme 2006
- Haut und Hautanhangsgebilde, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 17.09.2024)