Inhaltsverzeichnis
Der Halsschlagader (Arteria carotis communis) gehört zu den größten und wichtigsten Strukturen im menschlichen Körper und versorgt fast den gesamten Kopf-Hals-Bereich mit arteriellem Blut. Entsprechend komplex ist ihr Verlauf und die Systematik ihrer Endäste. Der folgende Artikel gibt eine Übersicht über die Anatomie und Hauptäste der Arteria carotis, sowie über ihre jeweiligen Versorgungsgebiete. Neben der Bedeutung der Schlagader werden auch klassische Beschwerden und Erkrankungen der Carotis beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Arteria carotis – Definition
Die Halsschlagader (Arteria carotis communis, kurz ACC) ist die Hauptschlagader am Hals und versorgt fast die gesamte Kopf-Hals-Region mit arteriellem Blut. Sie entspringt auf der rechten Seite dem Truncus brachiocephalicus, links geht sie direkt aus der Aorta hervor. Etwa auf Höhe von C4 teilt sie sich in ihre beiden Hauptäste auf:
- A. carotis externa
- A. carotis interna
Merkhilfe: Wichtige Aufzweigungen im Körper
Die wichtigsten Verzweigungen im Körper lassen sich besonders gut merken, da sie immer auf Höhe des 4. Wirbels liegen:
- Die A. carotis communis zweigt sich auf Höhe von C4 in A. carotis externa und interna
- Die Trachea teilt sich auf Höhe Th4 in den rechten und linken Bronchus
- Die Aorta abdominalis teilt sich auf Höhe L4 in die beiden Aa. iliacae communes
Halsschlagader – Anatomie und Verlauf
Als Teil der Gefäß-Nerven-Straße am Hals – zu der auch V. jugularis und N. vagus gehören – verläuft die Halsschlagader lateral von Schilddrüse und Luftröhre nach kranial ohne Abzweigungen. Dabei wird sie zunächst vom M. sternocleidomastoideus verdeckt. Am oberen Schildknorpelrand – auf Höhe des 4. Halswirbelkörpers – teilt sie sich in zwei große Äste.
Arteria carotis interna
Die Arteria carotis interna führt in der Regel den Verlauf der Halsschlagader fort und zieht ohne Abzweigungen zur Schädelbasis und durch den Canalis caroticus ins Innere. Hier gibt sie unter anderem Versorgungsäste an die Paukenhöhle, die Hypophyse, das Ganglion des N. trigeminus, und die Dura Mater ab. Über die A. ophthalmica versorgt sie zudem Auge und Orbita, über die A. choroidea anterior vor allem Teile des Diencephalons und Mesencephalons, sowie den Plexus choroideus des Seitenventrikels, wo der Liquor produziert wird. Im Circulus arteriosus willisii anastomosiert sie schließlich mit der A. vertebralis, mit der sie das Großhirn versorgt. Durch die A. cerebri anterior und A. cerebri media versorgt sie vor allem die frontalen Teile.
Arteria carotis externa
Die Carotis externa versorgt entsprechend ihres Namens vor allem Strukturen extern des Schädels und teilt sich dafür in unzählige Endäste auf. Hier treten in vivo vielen Variationen auf, dennoch teilt man die Äste für eine Systematik in drei Gruppen: eine vordere, eine mittlere und eine hintere.
Endast | Versorgungsgebiet |
Vordere Gruppe | |
A. thyroidea superior | Schilddrüse, Kehlkopf, M. sternocleidomastoideus |
A. lingualis | Zunge, Kehldeckel, Gl. sublingualis, Mundhöhle, Mundboden |
A. facialis | Rachen, Gaumensegel, Tuba auditiva, Tonsilla palatina, Mundboden, Gl. submandibularis, Lippen, Nasenwurzel |
Mittlere Gruppe | |
A. pharyngea ascendens | Rachenwand, Mittelohrschleimhaut, Dura (hintere Schädelgrube) |
Hintere Gruppe | |
A. occipitalis | Kopfschwarte, Regio occipitalis, Nackenmuskulatur |
A. auricularis posterior | Canalis facialis, Paukenhöhle, Rückseite Ohrmuschel, Hinterhaupt, Ohrspeicheldrüse |
Darüber hinaus verfügt die externe Carotisarterie über zwei Endäste: Die Arteria maxillaris zieht inter dem Collum mandibulae in die Fossa infratemporalis, wo sie sich verzweigt und viele weitere Strukturen des Viszerocraniums versorgt. Die Arteria temporalis superficialis steigt vor dem Ohr zur Schläfe auf und versorgt diese Region.
Halsschlagader – Funktion und Bedeutung
Die Halsschlagader gehört zu den wichtigsten Gefäßstrukturen im menschlichen Körper, da sie fast den gesamten Kopf-Hals-Bereich und damit auch einen großen Teil des Zentralen Nervensystems mit arteriellem Blut versorgt. Darüber hinaus hat sie Bedeutung bei der Blutdruck- und Atmungsregulation: Die Carotisbifurkation verfügt über Chemorezeptoren (Glomus caroticum) und Barrorezeptoren (Sinus caroticus), wobei erstere den Sauerstoffgehalt und letztere den Blutdruck messen. Diese Informationen werden über den N. glossopharyngeus an den Hirnstamm weitergegeben.
Klinik: Puls an der Halsschlagader messen
Im Verlauf der Halsschlagader – also seitlich der Luftröhre – lässt sich der Puls tasten, am besten etwa zwei Finger breit unter dem Unterrand der Mandibula. Für die Beurteilung ist diese Stelle aufgrund ihrer Nähe zum Herzen besonders gut geeignet. Vorsicht: Der Carotispuls darf niemals auf beiden Seiten gleichzeitig gemessen werden, da hier eine leichte Ischämie oder eine Synkope ausgelöst werden kann.
Carotisarterie – Beschwerden und Krankheiten
Durch die hohe Bedeutung der Halsschlagader hat es besonders schwere Folgen, wenn die Blutzufuhr durch Carotisstenosen, -Verengungen oder -Verkalkungen verringert oder komplett gestoppt ist. Je nach ausgefallenen Stromgebiet treten hier Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit oder spezifischere Symptome wie Paresen oder Taubheitsgefühle auf. Im schlimmsten Fall kommt es zum Ischämischen Schlaganfall.
Kollateralkreisläufe bei Verschluss der A. carotis interna
Ist die Blutzufuhr durch die Arteria carotis interna verhindert (beispielsweise aufgrund einer Stenose) kann über die anderen kopfversorgenden Arterien – A. vertebralis und A. carotis externa arterielles Blut entgegen seiner normalen Blutrichtung zum Gehirn gelangen und die Versorgung ersetzen. Wenn diese Kollateralkreisläufe ausreichend ausgeprägt sind, treten keine Symptome auf.
- Ophthalmikakollaterale: A. carotis externa über A. facialis über A. angularis über A. ophthalmica zum Karotissiphon
- Okzipitalisanastomose: A. carotis externa über A. occipitalis über kleine meningeale Arterien zur A. vertebralis
Aneurysmen
Als Aneurysma wird eine pathologische, irreversible Ausweitung einer Arterie bezeichnet, das gleich zwei mögliche Komplikationen mit sich bringt: Aufgrund der Aufweitung entsteht eine Raumforderung, die andere Strukturen komprimieren kann – beispielsweise zieht die A. carotis interna nah am Chiasma optimum vorbei, bei Aneurysmen in diesem Bereich kann es zu Sehstörungen kommen. Darüber hinaus verdünnt sich die Wand der Arterie im Bereich des Aneurysmas. Je nach Ausmaß und Strapazierung (beispielsweise durch hohen Blutdruck) kann das Aneurysma platzen. Es kommt zu einer Subarachnoidalblutung und/oder einem Schlaganfall. Aneurysmen werden durch Neuroradiologen/-innen und Neurochirurgen/-innen diagnostiziert und durch Coiling oder Clipping behandelt.
Häufige Fragen
- Was passiert bei Verengung der Halsschlagader?
- Was verengt die Halsschlagader?
- Was versorgt Arteria carotis interna?
- Wo entspringt die Arteria carotis communis?
Die Halsschlagader nimmt eine besonders große Rolle bei der Versorgung des Kopf-Hals-Bereichs ein. Eine Verengung der Halsschlagader bedeutet meist eine Unterversorgung von den hier vorhandenen Strukturen. Als Symptome können Schwindel, Übelkeit, (Kopf)Schmerzen oder Paresen auftreten. Im schlimmsten Fall verursacht ein Verschluss einen Schlaganfall.
Verengungen der Halsschlagader können unterschiedliche Gründe haben: Beispielsweise kann Arteriosklerose eine Verengung verursachen oder ein Thrombus das Gefäß verstopfen. Eher ungewöhnlicher ist beispielsweise ein dissecans – die Spaltung der Arterienwand mit Entstehung eines zweiten Lumens, das das eigentliche Gefäß einengt.
Die Arteria carotis interna ist einer der großen Äste der A. carotis communis und versorgt vor allem Strukturen des Zentralen Nervensystems: Di-, Met und Telencephalon (vor allem über die A. cerebri anterior und media). Darüber hinaus hat sie auch Äste zu den Augen, der Paukenhöhle und der Dura.
Die Arteria carotis communis entspringt links und rechts unterschiedlich: Die rechte Halsschlagader ist ein Ast des Turnus brachiocephalicus, bevor dieser in die A. subclavia übergeht. Die rechte A. carotis hat ihren Ursprung direkt am Aortenbogen. Anschließend laufen beide Arterien recht gerade nach kranial und sind Teil der Gefäß-Nerven-Straße am Hals.
- Schünke et al., Prometheus LernAtlas – Kopf, Hals und Neuroanatomie, Thieme (Verlag), 6. Auflage, 2022
- Aumüller et al., Duale Reihe Anatomie, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2020
- Fritsch et al., Taschenatlas Anatomie, Band 2: Innere Organe, Thieme (Verlag), 12. Auflage, 2018
- Kirsch et al. Taschenlehrbuch Anatomie, Thieme (Verlag), 2. Auflage, 2017
- Neurath et al., Checkliste Anamnese und klinische Untersuchung, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2018