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Das Handgelenk besteht aus einer komplexen Anordnung von Knochen, Bändern, Sehnen und Muskeln, die zusammenarbeiten, um eine Vielzahl von Bewegungen zu ermöglichen. Dazu gehört die Beugung, Streckung und das seitliche Neigen der Hand. Es spielt eine entscheidende Rolle bei der Feinabstimmung der Bewegungen der Hand und ist für zahlreiche alltägliche Aktivitäten unerlässlich, vom Tippen auf einer Tastatur bis zum Halten von Gegenständen.
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Handgelenk – Definition
Das Handgelenk (Latein: Articulatio manus oder carpi) verbindet den distalen Unterarm und die Hand und setzt sich aus zwei Teilen zusammen:
- Die proximale Articulatio radiocarpalis zwischen distalem Radius und proximalen Handwurzelknochen
- Die distale Articulatio mediocarpalis zwischen den Reihen der Handwurzelknochen
Es handelt sich also um eine sogenannte Articulatio composita – ein Gelenk, das aus mehr als zwei Knochen besteht. Distal schließt sich das Mittelhandgelenk an.
Articulatio radiocarpalis – Anatomie
Das proximale Handgelenk ist ein Eigelenk. Seine Gelenkpfanne bilden die Facies articularis carpalis am distalen Ende des Radius (Speiche) und der Discus articularis, wobei letzterer die Ulna (Elle) vom Gelenk trennt. Letztere ist also nicht beteiligt. Der Kopf wird aus drei Handwurzelknochen gebildet – Os scaphoideum, Os lunatum und Os triquetrum. Diese sind so durch überknorpelte Bänder miteinander verbunden, dass sie (wie die Gelenkpfanne auch) eine elliptische Form bilden. Ihr breiter Durchmesser liegt in radioulnarer Richtung. Die dünne Gelenkkapsel wird durch mehrere Bänder stabilisiert:
- Die Ligamenta radiocarpalia dorsale und palmare, die vom Radius schräg zu den ulnar gelegenen Handwurzelknochen verlaufen, verhindern das ulnare Abgleiten des Carpus und hemmen die Radialabduktion
- Die Kollateralbänder (Ligamentum collaterale carpi radiale und Ligamentum collaterale ulnare), die vom jeweiligen Processus styloideus des genannten Knochens ausgehen, hemmen radial und ulnar die Abduktion
Articulatio mediocarpalis – Anatomie
Das distale Handgelenk ist eher ein Scharniergelenk, das zur zusätzlichen Stabilität verzahnt ist. Es befindet sich zwischen der proximalen und distalen Reihe der Ossa carpi. Diese werden zwar durch Bänder fest miteinander verbunden, sind aber doch kein starrer Block. Durch die Ausgleichsbewegungen der Handwurzelknochen lässt die Articulatio mediocarpalis mehr Bewegungsspielraum als ein gewöhnliches Scharniergelenk. Beteiligte Bänder sind:
- Die Binnenbänder (Ligamenta intercarpalia interossea), die die Knochen verbinden und doch einen gewissen Bewegungsspielraum lassen
- Die Ligamenta intercarpalia dorsalia und palmaria liegen an der Oberfläche der Knochen und dienen der Verstärkung der Gelenkkapsel. Palmar spannt das Ligamentum carpi radiatum vom Os capitatum aus und hemmt die Dorsalextension. Die Palmarflexion wird durch das drossle Bogenband (Ligamentum carpi arcuatum) begrenzt, das vom Kahnbein zum Dreiecksbein verläuft.
- Retinaculum flexorum und Retinaculum extensorum kann man zu den Karpalbändern zählen, da sie an den Handwurzelknochen anheften, dabei werden sie vornehmlich mit den Sehnen der langen Fingerbeuger und -Strecker am Unterarm genannt. Sie stabilisieren die Handwurzel.
Fest verbunden mit dem Bandapparat ist die Gelenkkapsel der Articulatio mediocarpalis. Der ganze Apparat des Handgelenks ist palmar straffer als dorsal.
Interaktion und räumliche Trennung
Normalerweise sind die Handgelenke anatomisch voneinander getrennt: Die Gelenkhöhlen werden durch die Bandverbindungen der proximalen Handwurzelknochen voneinander abgeschnitten. Funktionell bilden sie jedoch eine Einheit. Es ist also kaum möglich, einen Teil des Handgelenks zu bewegen, ohne dass der andere auch beteiligt ist. Das ermöglicht die vielen Bewegungsmöglichkeiten der Hand bei vorhandener Stabilität.
Handgelenk – Mechanik und Funktion
Die Bewegung der Hand wird primär durch die langen Sehnen der Unterarmmuskulatur ermöglicht. Das Handgelenks kann man dabei in radioulnarer und die dorsopalmarer Achse bewegen. Der Bewegungsumfang äußert sich folgendermaßen:
Bewegungsrichtung | Bewegungsumfang |
Dorsalextension | 40 – 60 Grad (max. 85 Grad) |
Palmarflexion | 50 – 60 Grad (max. 80 Grad) |
Radialabduktion | 20 – 30 Grad |
Ulnarabduktion | 30 – 40 Grad |
Weitere Bewegungsmöglichkeiten der Hand
Die Bewegung der Hand beschränkt sich nicht lediglich auf die Achsen im Handgelenk. Dieses ist kein Kugelgelenk, ermöglicht also keine Drehung, die in der Hand sonst aber möglich ist. Die Pronation (Innenrotation) und Supination (Außenrotation) entsteht durch das proximale und distale Radioulnargelenk. Bei der Drehung dreht sich also der ganze Unterarm, wobei sich seine Knochen bei der Pronation überkreuzen, bei der Supination parallel stehen.
Handgelenk – Schmerzen und Entzündung
Schmerzen und Entzündungen im Handgelenk können viele Faktoren verursachen: Überlastung, Verletzungen wie Verstauchungen oder Brüche, Arthritis und repetitive Belastungssyndrome gehören zu den Gründen. Symptome umfassen Schmerzen, Schwellungen, Steifheit und Bewegungseinschränkungen. Behandlungsmöglichkeiten können Ruhe, physikalische Therapie, entzündungshemmende Medikamente, Kortikosteroid-Injektionen und chirurgische Eingriffe sein. Eine Frühzeitige Diagnose und Behandlung sind wichtig, um Komplikationen zu vermeiden und die volle Funktionsfähigkeit wiederherzustellen.
Sehnenscheidenentzündung
Die Sehnenscheidenentzündung im Handgelenk ist eine häufige Erkrankung, die durch Entzündungen der Sehnenscheiden verursacht wird. Man nennt sie auch auch als Tendovaginitis. Normalerweise umgeben die Sehnenscheiden Sehnen und schützen sie vor Reibung. Bei einer Entzündung kann Überbeanspruchung, repetitive Bewegung, Verletzung oder anatomische Faktoren die Ursache sein. Zu den Symptomen gehören Schmerzen, Schwellungen, Reizung. Manchmal auch ein knirschendes Gefühl während der Bewegung des Handgelenks. Bei der Behandlung steht vor allem die schnelle Entlastung der Sehnen im Fokus.
1. Wurzinger L. Proximales und distales Handgelenk. In: Aumüller G et al., Duale Reihe Anatomie. 5., korrigierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2020