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Das Herz ist nicht nur ein muskuläres Pumporgan, sondern besitzt auch ein stabiles Gerüst aus Bindegewebe, das als Herzskelett bezeichnet wird. Diese Struktur spielt eine essenzielle Rolle für die mechanische Stabilität des Herzens, die Befestigung der Herzklappen und die elektrische Isolation zwischen den Vorhöfen und den Ventrikeln. In diesem Artikel werden die Anatomie, Funktion und klinische Relevanz des Herzskeletts detailliert dargestellt.
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Herzskelett – Definition
Das Herzskelett ist eine bindegewebige Trennschicht, die der Ventilebene des Herzens entspricht und die Vorhöfe von den Ventrikeln separiert. Es besteht aus mehreren Faserringen (Anuli fibrosi) sowie weiteren bindegewebigen Strukturen, die für die Aufhängung der Herzklappen sowie die strukturelle Integrität des Herzens von Bedeutung sind. Darüber hinaus hat das Herzskelett eine isolierende Funktion im Erregungsleitungssystem des Herzens.
Herzskelett – Anatomie
Das Herzskelett setzt sich aus mehreren wichtigen Strukturen zusammen. Der Anulus fibrosus dexter umgibt das Ostium der Trikuspidalklappe und besteht vorwiegend aus Fettgewebe mit kollagenfaserigen Abschnitten, während der Anulus fibrosus sinister das Ostium der Mitralklappe umgibt und aus straffem kollagenfaserigem Bindegewebe besteht. Der Faserring um die Aortenklappe nennt sich Anulus aortae und verbindet sich mit den Anuli fibrosi der Mitral- und Trikuspidalklappe. Der Anulus trunci pulmonalis umgibt die Pulmonalklappe und ist über die Konussehne (Tendo infundibuli) mit dem Anulus aortae verbunden. Zwischen den Anuli fibrosi liegt das Trigonum fibrosum dextrum, ein faserknorpeliges Dreieck, von dem die Pars membranacea des Septum interventriculare sowie des Septum atrioventriculare ausgeht. Zudem entspringt von hier die Todaro-Sehne. Ergänzend existiert das Trigonum fibrosum sinistrum, eine kleinere bindegewebige Struktur, die an den Anulus aortae grenzt.
Unterschiede je nach Spezies
Das Herzskelett kann je nach Spezies unterschiedliche Zusatzelemente enthalten. So sind bei Paarhufern Herzknochen, bei Pferden und Hunden Herzknorpel in die Struktur eingelagert.
Herzskelett – Funktion
Das Herzskelett erfüllt mehrere entscheidende Aufgaben. Es dient der mechanischen Stabilisierung der Klappenebene und gewährleistet eine stabile Verankerung der Klappenstrukturen. Dadurch wird verhindert, dass sich die Klappenöffnungen während des Herzzyklus exzessiv ausdehnen. Eine weitere wichtige Funktion ist die Befestigung der Klappen selbst. Die Segel- und Taschenklappen sind fest mit den Anuli fibrosi verbunden, wodurch ihre optimale Funktion sichergestellt wird.
Neben diesen strukturellen Aufgaben kommt dem Herzskelett eine essenzielle Rolle bei der Erregungsleitung zu. Es trennt die Vorhofmuskulatur von der Ventrikelmuskulatur und verhindert somit eine unkontrollierte Erregungsweiterleitung. Lediglich das His-Bündel durchbricht das Trigonum fibrosum dextrum und ermöglicht so die geordnete Weiterleitung der elektrischen Impulse.
Darüber hinaus spielt das Herzskelett eine bedeutende Rolle in der Koordination der Herzaktion. Die strikte Trennung der Erregungsleitung zwischen Vorhöfen und Kammern sorgt dafür, dass sich diese zeitlich versetzt kontrahieren. Dadurch wird eine effiziente Pumpfunktion gewährleistet. Die mechanische Funktion des Herzskeletts zeigt sich auch in seiner Beteiligung an der Herzbewegung. Während der Systole wird die Ventilebene in Richtung der Herzspitze gezogen, wodurch das Blut in die großen Arterien transportiert wird. In der Diastole kehrt die Ventilebene zurück in ihre Ausgangsposition, was die passive Füllung der Vorhöfe mit Blut unterstützt.
Herzskelett – Klinische Relevanz
Veränderungen des Herzskeletts können verschiedene pathologische Zustände begünstigen. Besonders relevant sind hierbei akzessorische Leitungsbahnen, die das Herzskelett umgehen. In seltenen Fällen existieren alternative Erregungsleitungswege zwischen Vorhof und Kammer, die eine AV-Reentrytachykardie verursachen können. Dabei kommt es zu kreisenden Erregungen, die eine anfallsweise auftretende Herzrhythmusstörung bedingen.
Ein weiterer klinisch relevanter Aspekt ist die Degeneration des Bindegewebes. Altersbedingte oder pathologische Veränderungen können zu einer Auflockerung oder Verkalkung des Herzskeletts führen. Dies kann die mechanische Stabilität des Herzens beeinträchtigen und zu Funktionsstörungen der Herzklappen führen. Eine spezielle Form dieser Veränderung ist die Herzskelettverkalkung, bei der es zur Ablagerung von Kalksalzen im Bindegewebe kommt. Diese Ablagerungen können die Klappenbeweglichkeit reduzieren und so zu Erkrankungen wie Aortenstenose oder Mitralklappeninsuffizienz beitragen.
Neben diesen strukturellen Veränderungen kann eine funktionelle Beeinträchtigung des Herzskeletts ebenfalls problematisch sein. Wenn die mechanische Stabilität des Klappenapparates nachlässt, kann es zu einem unzureichenden Schluss der Herzklappen kommen, was eine Insuffizienz nach sich zieht. Auch entzündliche Prozesse wie eine Endokarditis können das Herzskelett betreffen und die Klappenfunktion nachhaltig schädigen.
- Aufbau des Herzens, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 06.02.2025)