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Das His-Bündel ist Durchtrittsstelle der Erregung des Herzens durch seine bindegewebige Ventrikelebene, die elektrische Verbindung zwischen Vorhöfen und Kammern und damit eine lebensnotwendige Struktur im menschlichen Körper. Mehr zu seiner Lage, aber auch Informationen zu Funktion, Eigenrhythmus und Bedeutung in der Klinik in diesem Artikel.
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His-Bündel – Definition
Das His-Bündel – auch AV-Bündel oder Latein: Fasciculus atrioventricularis – ist ein Teil des elektrischen Erregungsleitungssystems des Herzens und leitet die elektrischen Impulse vom AV-Knoten zu den Kammern weiter. Es besteht aus spezialisierten Herzmuskelzellen und befindet sich im unteren Bereich des rechten Vorhofs nahe der Grenze zu den Kammern.
His-Bündel – Lage und Anatomie
Grob ist das His-Bündel in der Ventilebene des Herzens lokalisiert. Vom rechten Atrium aus betrachtet liegt es zunächst subendokardial am Boden des Vorhofseptums. Es hat Maße von etwa 4 mm Dicke und 20 mm Breite. Von diesem Vorhofabschnitt aus zieht es durch das Trigonum fibrosum dextrum, zwischen dem Ring der Valva aortae und den Anulus fibrosus sinister und dexter, Richtung Herzkammern. Damit bildet es bei den meisten Menschen die einzige Durchtrittsstelle durch den Bindesgewebskörper des Herzens. Manchmal liegen anatomische Varianten vor, wenn zusätzlich weitere Durchtritte vorliegen, sogenannte Myokardbrücken. Diese können physiologisch unbedeutend sein, aber auch vorzeitige Ventrikelerregung bis hin zu Vorhofflimmern auslösen.
Der weitere Verlauf erfolgt durch das Ventrikelseptum als Kammerschenkel. Diesen Abschnitt bezeichnet man als Pars membranacea. Die aus einem Crus dextrum und einem Crus sinistrum bestehenden Fasern bezeichnet man auch als Tawara-Schenkel. Bei den meisten Menschen erfolgt die arterielle Versorgung über den R. interventricularis septalis aus der A. coronaria dextra.
Fasciculus atrioventricularis – Funktion
Die Funktion des His-Bündels besteht darin, elektrische Impulse vom AV-Knoten zu den Herzkammern weiterzuleiten, um eine koordinierte und effiziente Kontraktion der Kammern zu ermöglichen. Durch die Aufteilung in die Kammerschenkel verteilt es die Reizsignale auf die Herzkammern, damit diese synchron und regelmäßig kontrahieren können. Anders als im AV-Knoten ist die Erregungsleitung im AV-Bündel mit ca 2 m/s sehr schnell, da die Muskelzellen herum keine Gap Junctions enthalten. Diese treten erst vermehrt im Bereich des Arbeitsmyokard der Ventrikel auf, um hier dann die Reize regelmäßig zu verteilen.
Wo sieht man das His-Bündel im EKG?
Die Erregungsausbreitung über das His-Bündel im Elektrokardiogramm (EKG) ist Teil der PR-Strecke und des QRS-Komplexes.
- PR-Strecke: Die Erregungsleitung vom AV-Knoten durch das His-Bündel, die Tawara-Schenkel und die Purkinje-Fasern wird hauptsächlich in der PR-Strecke dargestellt. Diese Phase zeigt die Verzögerung und Weiterleitung der elektrischen Impulse von den Vorhöfen zu den Kammern.
- QRS-Komplex: Der QRS-Komplex zeigt die Depolarisation (Erregung) der Kammermuskulatur, die durch die Erregungsausbreitung über die Tawara-Schenkel und die Purkinje-Fasern eingeleitet wird. Die Überleitung durch das His-Bündel ist hier der Übergang von der PR-Strecke zum Beginn des QRS-Komplexes.
Das His-Bündel selbst erzeugt im EKG keine direkte sichtbare Aktivität, da die Erregung in dieser Struktur nur sehr kurz andauert und die elektrischen Signale klein sind. Sein funktionaler Beitrag ist jedoch in den genannten Phasen indirekt erkennbar. Eine genauere Ableitung erreicht man durch das sogenannte His-Bündel-EKG, bei dem intrakardial bipolar direkt die Signale des His-Bündels abgeleitet werden.
Ersatzrhythmus und Eigenfrequenz
Wie die im Erregungsleitungssystem vorgeschalteten Stationen – Sinus– und AV-Knoten – haben auch die Zellen des His-Bündels eine Schrittmacheraktivität. Seine Eigenaktivität liegt bei etwa 20-40 Erregungen pro Minute. Entsprechend ist seine Aktivität den vorherigen Stationen der Erregung untergeordnet und ist beim physiologischen Herzschlag nicht von Bedeutung. Anders sieht es aus, wenn die Erregung aus dem Vorhof nicht in die Kammern übertragen werden kann. In diesem ist das AV-Bündel für den Kammerersatzrhythmus verantwortlich.
His-Bündel – Klinik und Beschwerden
Beschwerden oder Störungen am His-Bündel, wie beispielsweise ein peripheren AV-Blocks (also eine Leitungsstörung nach dem AV-Knoten), können die Weiterleitung der elektrischen Impulse im Herzen beeinträchtigen und zu Symptomen wie Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Ohnmachtsanfällen oder einer eingeschränkten Herzleistung führen.
His-Bündel-Ablation
Schwere Herzrhythmusstörungen, wie Therapiefraktäre supraventrikuläre Tachykardien (also Herzrasen, dessen Ursprung noch vor den Herzkammern liegt), können in einigen Fällen durch eine Ablation, also Abtragung beziehungsweise elektrisches Durchtrennen des His-Bündels verbessert werden. Das Verfahren kann minimalinvasiv mit Katheter durchgeführt werden. Man erzeugt einen künstlichen totalen peripheren AV-Block III, unterbricht also die Erregungsleitung komplett. Dadurch wird nicht die Tachykardie selbst therapiert, ihre Auswirkung kann aber nicht mehr das ganze Herz betreffen. Kompensatorisch müssen betroffene Patienten dann einen Herzschrittmacher implantiert bekommen, der richtige Signale aus dem Atrium überträgt und bei Fehlfunktion einen möglichst rhythmischen Herzschlag erzeugt.
Häufige Fragen
- Was ist das Bündel aus His- und Purkinje-Fasern?
- Wo verläuft das His-Bündel?
- Welcher EKG-Parameter wird während der Erregungsausbreitung im His-Bündel registriert?
- Was ist eine His-Bündel-Ablation?
Das Bündel aus His- und Purkinje-Fasern ist ein zentraler Teil des elektrischen Erregungsleitungssystems des Herzens, das die koordinierte Kontraktion der Herzkammern ermöglicht. Das His-Bündel leitet die elektrischen Impulse vom AV-Knoten zu den Tawara-Schenkeln weiter, während die Purkinje-Fasern diese Signale bis in die Kammermuskulatur übertragen. Gemeinsam sorgen sie für eine schnelle und gleichmäßige Ausbreitung der Erregung, wodurch eine effektive Pumpfunktion des Herzens gewährleistet wird.
Das His-Bündel verläuft im Herzen vom AV-Knoten, der sich im unteren Teil des rechten Vorhofs in der Nähe des Vorhofseptums befindet, durch das Herzscheidewandseptum (Septum interatriale). Es zieht dann weiter in das ventrikuläre Septum (Herzkammerscheidewand), wo es sich in die beiden Tawara-Schenkel (rechter und linker Schenkel) aufteilt. Diese Schenkel leiten die Erregung weiter zu den Purkinje-Fasern in der Kammermuskulatur.
Die Erregungsausbreitung im His-Bündel wird im EKG hauptsächlich durch die PR-Strecke repräsentiert. Diese Phase zeigt die Überleitung der elektrischen Erregung vom AV-Knoten über das His-Bündel und die Tawara-Schenkel bis zu den Purkinje-Fasern, bevor die Depolarisation der Herzkammern (QRS-Komplex) beginnt. Die Erregungsausbreitung im His-Bündel selbst erzeugt keine isolierte, direkt sichtbare Welle im EKG, da die Signale zu schwach und kurz sind.
Die His-Bündel-Ablation ist ein Verfahren, bei dem das His-Bündel gezielt verödet wird, um die elektrische Weiterleitung zwischen Vorhöfen und Kammern zu unterbrechen. Sie wird bei schweren Herzrhythmusstörungen wie therapieresistentem Vorhofflimmern eingesetzt, wenn andere Behandlungen nicht wirksam sind. Da der natürliche Erregungsleitungsweg blockiert wird, ist die Implantation eines Herzschrittmachers erforderlich, um den Herzrhythmus zu steuern.
- Aust et al., Duale Reihe Anatomie, Thieme (Verlag), 6. Auflage, 2024
- Behrends et al., Duale Reihe Physiologie, Thieme (Verlag), 4. Auflage, 2021
- Sesto, F. (eds) Arrhythmie-Kompendium I. Springer (Verlag), 2. Auflage, 1987