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Die Hüftknochen bilden gemeinsam mit dem Kreuzbein und dem Steißbein das knöcherne Becken des menschlichen Körpers. Der Hüftknochen hat drei Anteile, die zusammenwachsen. Diese komplexe Struktur spielt eine Rolle bei der Unterstützung und Stabilisierung des Oberkörpers sowie der Fortbewegung und dem Schutz der inneren Organe.
Der Hüftknochen ermöglicht dem Menschen durch die Verbindung mit dem Oberschenkelknochen im Hüftgelenk eine Vielzahl von Bewegungen. Diese sind für das Gehen und Laufen unverzichtbar. Im folgenden Artikel geht es um die genauere Anatomie, Funktion sowie Klinik des Hüftknochens.
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Hüftknochen – Definition
Die Hüfte wird durch die beiden Hüftknochen gebildet, die zusammen mit dem Kreuzbein (Os sacrum) das Becken formen. Jeder Hüftknochen besteht aus drei Teilen: das Os pubis (Schambein), Os ilium (Darmbein) und Os ischii (Sitzbein). Sie sind durch Wachstumsfugen, sogenannte Y-förmige Wachstumsfugen voneinander getrennt und haben sich etwa im 15. Lebensjahr zum gemeinsamen Hüftbein, dem Os coxae des Erwachsenen vereint.
Hüftknochen – Anatomie und Aufbau
Das Os ilium kranial, das Os ischii kaudal/dorsal und Os pubis kaudal/ventral bilden das Os coxae. Alle drei Knochen grenzen im Bereich der Hüftgelenkpfanne (Acetabulum) aneinander. Bis zur Pubertät bilden sie eine Y-förmige Wachstumsfuge, bei der es ungefähr im 15. Lebensjahr zu einer Verschmelzung kommt. Der Boden des Acetabulums wird Fossa acetabuli genannt. Da der Knochen hier relativ dünn ist, besteht eine erhöhte Frakturgefahr. Am Rand des Acetabulums ist der Knochen aber verdickt im Bereich der halbmondförmig mit Knorpel überzogenen Gelenkfläche (Facies lunata).
Os ilium
Das Os ilium bildet den kranialen Anteil des Os coxae. Es nimmt die größte Fläche des Hüftbeins ein. Das Os ilium ist ein Ursprungsort für die Becken- und auch Oberschenkelmuskulatur und lässt sich unterteilen in die Ala ossis ilii und den Corpus ossis ilii. Zu den knöchernen Strukturen der Ala ossis ilii, die von außen tastbar sind und der ärztlichen Diagnostik dienen, gehören die Crista iliaca (Darmbeinkamm), welcher der Entnahme von Knochenmark dient, die Spina iliaca anterior superior (vorderer, oberer Darmbeinstachel), welche der Orientierungslinie an der Bauchwand dient und die Spina iliaca posterior superior (hinterer, oberer Darmbeinstachel).
Spina iliaca anterior superior als Appendizitiszeichen
Die Spina iliaca anterior superior ist ein guter Tastpunkt durch die Haut und dient deshalb häufig als Orientierungspunkt bei der körperlichen Untersuchung. Ist beispielsweise der Appendix eines Patienten entzündet, kann man durch Druck auf den sogenannten Lanz-Punkt schauen, ob Schmerzen ausgelöst werden. Dies wäre der Fall, wenn der Blinddarm entzündet ist. Der Lanz-Punkt befindet sich im rechten Drittel auf einer gedachten Verbindungslinie zwischen den beiden Spinae iliacae anteriores superiores.
Die Außenfläche des Os ilium ist die Facies glutea, die Innenfläche die Fossa iliaca. Die Fossa iliaca wird nach kaudal durch die Linea arcuata begrenzt. Das Corpus ossis ilii besteht aus der Linea glutea inferior, dem Sulcus supraacetabularis, der Incisura ischiadica major und der Linea arcuata ossis ilii. Es besitzt nach medial eine höckrige Gelenkfläche, die sogenannte Facies auricularis für das Iliosakralgelenk.
Os pubis
Das Os pubis besteht aus den folgenden Anteilen:
- Corpus ossis pubis
- Ramus superior ossis pubis mit Pecten ossis pubis und Tuberculum pubicum
- Ramus inferior ossis pubis mit der Facies symphysialis ossis pubis
Der Ramus superior bildet den vorderen und unteren Teil des Acetabulums. An der Oberseite liegt ein Knochenkamm, der Pecten ossis pubis. An der sich medial befindenden Facies symphysialis sind die beiden Schambeine über die Symphysis pubica miteinander verbunden. Kranial der Facies symphysialis liegt das Tuberculum pubicum.
Os ischii
Das Os ischii bildet den unteren, hinteren Teil des Acetabulums und besteht aus dem Corpus ossis ischii und dem Ramus ossis ischii, der sich nach dorsal und kaudal zum Sitzbeinhöcker, dem Tuber ischiadicum verbreitert. Am Corpus befindet sich die Spina ischiadica (Sitzbeinstachel).
Die beiden Hüftbeine sind im Bereich des Os ilium über die Iliosakralgelenke (Articulationes sacroiliacae) mit dem Os sacrum verbunden. Die Ossa pubis sind ventral über die Schambeinfuge (Symphysis pubica) miteinander verwachsen.
Die Knochen sind über knorpelige Verbindungen und Bänder mit dem Os sacrum verbunden, wodurch das Konstrukt des Beckens und der Hüfte stabilisiert wird.
Hüftknochen – Funktion
Die Hüftknochen haben einige wichtige Funktionen. Zum einen sind sie wichtig für die Stabilität und Unterstützung, da sie das Gewicht des Oberkörpers tragen und auf die Beine übertragen. Dies ist sehr wichtig für das Stehen, Gehen und Laufen. Des weiteren spielen die Hüftknochen eine wichtige Rolle beim Schutz der inneren Organe, da sie das Becken bilden, welches wichtige Organe des Unterbauchs und Becken schützt. Hierzu gehören die Harnblase, der Darm und bei Frauen auch der Uterus und die Ovarien.
Die Hüftknochen dienen auch vielen Muskeln und Sehnen als Ursprungsort. Dazu gehören die Glutealmuskulatur, also der Musculus gluteus maximus, medius und minimus. Der Musculus gluteus maximus hat seine Ursprünge an der Facies dorsalis des Os sacrum, der Facies glutea des Os ilium und der Crista iliaca sowie der Spina iliaca posterior superior. Die Musculi gluteii medii und minimi haben ihren Ursprung an der Facies glutea des Os ilium. Diese und weitere Muskeln mit Ursprung im Hüftknochen-Bereich sind in der folgenden Tabelle aufgeführt.
Muskel Ursprung im Bereich der Hüftknochen Musculus gluteus maximus
Musculus gluteus medius Musculus gluteus minimus
Musculus adductor longus
Musculus adductor brevis
Musculus adductor magnus
Musculus gracilis
Musculus iliacus
Musculus biceps femoris, Caput longum Musculus semitendinosus Musculus semimembranosus
Musculus tensor fasciae latae Musculus sartorius
Musculus rectus femoris
Zur Gelenkbildung sind die Hüftknochen ebenfalls wichtig, da sie zusammen mit dem Oberschenkelknochen (Femur) das Hüftgelenk, welches ein Kugelgelenk ist, bilden und damit eine große Bewegungsfreiheit ermöglichen. Als letzter Punkt lässt sich noch hinzufügen, dass das Knochenmark der Hüftknochen ein wichtiger Ort der Blutbildung (Hämatopoese) ist und die Hüftknochen somit auch als Ort der Blutbildung nennbar sind.
Hüftknochen – Klinik
Klinisch können verschiedene Erkrankungen und Probleme im Bereich der Hüftknochen auftreten, die vor allem das Hüftgelenk betreffen.
Besonders häufig kommt es zu Frakturen (also Brüchen) bei älteren Menschen bedingt durch Osteoporose. Meist betreffen die Hüftfrakturen den Oberschenkelhals oder den Bereich des Oberschenkelkopfes. Durch Autounfälle und den resultierenden schweren Traumata sowie durch Stürze kann es zu lebensbedrohlichen Beckenfrakturen kommen.
Eine Osteoarthritis ist ein degenerativer Gelenkverschleiß und betrifft das Hüftgelenk. Hier treten Schmerzen, Steifheit und eine Einschränkung der Beweglichkeit der Hüfte auf.
Passt der Hüftkopf nicht richtig in das Acetabulum (Hüftpfanne), ist dies eine Fehlbildung und kann zu Instabilität, Schmerzen und zudem einem erhöhten Risiko für Arthrose führen.
Ein Riss im Labrum (Knorpelring) der Hüftpfanne führt zu Schmerzen, Klickgeräuschen und Instabilität im Hüftgelenk. Hier wird, wenn möglich, die Gelenklippe wieder an den Rand des Acetabulums angenähert bzw. refixiert. Es wird durch eine Hüftarthroskopie behandelt.
- Gray, H., & Standring, S. (Eds.). (2020). Gray’s Anatomy: The Anatomical Basis of Clinical Practice. Elsevier.
- Schünke et al. (Hrsg.): Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage Thieme 2014
- Hüftbein (Os coxae), https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum 28.05.2024)