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Das Ileum ist ein wichtiger Teil des menschlichen Verdauungstrakts und hat eine entscheidende Funktion bei der Verarbeitung der Nährstoffe aus der Nahrung. Es befindet sich am Ende des Dünndarms und ist durch seine spezielle Anatomie und Funktion einzigartig. Neben der Bezeichnung als Ileum wird dabei auch das Synonym „Krummdarm“ verwendet, um dessen anatomische Struktur zu benennen.
Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Aufbau und der Funktion des Krummdarms, klärt über die Bedeutung dieses Abschnitts des Magen-Darm-Trakts für die Gesundheit auf und zeigt darüber hinaus, welche Krankheiten oder möglichen Störungen das Ileum betreffen können.
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Ileum – Definition
Das Ileum ist der letzte Abschnitt des Dünndarms (Intestinum tenue) und schließt sich nahtlos an das vorangehende Jejunum, auch als Leerdarm bezeichnet, an. Insgesamt ist das Ileum bis zu drei Meter lang. Der gesamte Dünndarm, also auch der Krummdarm, ist dabei durch das Mesenterium (Gekröse) an der Hinterwand der Bauchhöhle aufgehängt. Der letzte Abschnitt des Dünndarms windet sich hierbei schlingenförmig bis er im rechten Unterbauch über die Bauhin-Klappe in den Blinddarm (Coecum) übergeht.
Ileum – Aufbau und Topografie
Im Grunde genommen entspricht der Aufbau des Ileums dem des Dünndarms im Allgemeinen. Die Schleimhaut ist hier allerdings weniger stark gefaltet und enthält weniger Zotten als im Jejunum. Das liegt daran, dass die meisten Nährstoffe bereits in den ersten beiden Abschnitten des Dünndarms resorbiert und ins Blut aufgenommen werden.
Das Ileum liegt dabei intraperitoneal, also innerhalb der Bauchhöhle. Über das Mesenterium (Gekröse) ist der gesamte Dünndarm außerdem an der hinteren Bauchwand „aufgehängt“.
Der Krummdarm hat keine scharfe Abgrenzung zum vorangehenden Leerdarm, windet sich aber am ehesten im rechten unteren Quadranten des Abdomens in verschieblichen Darmschlingen bis in den rechten Unterbauch. Dort befindet sich mit der sogenannten „Bauhin-Klappe“ der Übergang in den ersten Abschnitt des Dickdarms, das sogenannte Caecum.
Besonderheiten
Bei einigen wenigen Menschen weist das Ileum Besonderheiten auf. Aus der embryonalen Entwicklung ist bei diesen Menschen (etwa zwei Prozent der Bevölkerung) ein Residuum (Rückstand) des ehemaligen Dottergangs verblieben, welcher Nabel und Darm miteinander verbunden hat. Dabei handelt es sich um das sogenannte „Meckel-Divertikel“. Es ist etwa 60 Zentimeter vor der Bauhin-Klappe lokalisiert und erscheint in Form einer fingerförmigen Ausstülpung aus der Darmwand. Ein reizloses Meckel-Divertikel hat dabei keinen Krankheitswert.
Eine weitere Besonderheit des Ileums betrifft alle Menschen und wird Ileozäkalklappe (Bauhin-Klappe) genannt. Sie wird durch einen Musklering innerhalb einer aufgeworfenen Schleimhautfalte im terminalen Ileum gebildet und steuert den Fluss des Chymus, als des Verdauungsbreis, in den Dickdarm.
Blutversorgung und Lymphabfluss
Die arterielle Blutversorgung des Ileums erfolgt über komplexe Verzweigungen letztlich aus der A. mesenterica superior. Die Arterien verlaufen hierbei über das Gekröse (Mesenterikum) zum Darmrohr. Das nährstoffreiche Blut aus dem Dünndarm fließt über die gleichnamige V. mesenterica superior in die Pfortader ab.
Der lymphatische Abfluss des Dünndarms erfolgt über ein großes Netzwerk aus Lymphbahnen und Lymphknoten, die sich in großer Zahl im Mesenterium befinden. Über verschiedene Stationen fließt die Lymphflüssigkeit dabei letztlich in die Nodi lymphoidei mesenterici superiores. Eine Ausnahme bildet hierbei jedoch das terminale Ileum dessen Lymphe über die Nodi lymphoidei ileocolici abdrainiert wird.
Innervation
Die Innervation des Ileums erfolgt, wie für alle Organe des Gastrointestinaltraktes, vegetativ autonom durch sympathische und parasympathische Nervenfasern. Die sympathischen Nervenfasern hemmen dabei die Aktivität des Krummdarms und stammen aus den Nn. splanchnici major und minor. Die parasympathischen Fasern hingegen entstammen dem Nervus vagus und fördern Verdauungsprozesse.
Ausserdem enthält der gesamte Dünndarm ein Geflecht aus Nervenfasern, das als enterisches Nervensystem bezeichnet wird und unabhängig vom zentralen Nervensystem funktioniert. Das enterische Nervensystem setzt sich aus dem Meissner- und dem Auberbach-Plexus zusammen und reguliert unter anderem die Darmmotilität (Beweglichkeit) und die Blutgefäße.
Histologischer Aufbau
Wie beim gesamten Magen-Darm-Trakt, entspricht auch der histologische Aufbau des Ileums einem bestimmten Prinzip. Beim histologischen Aufbau handelt es sich dabei grundsätzlich um Strukturen, die ausschließlich unter einem Mikroskop erkennbare sind. Hierzu zählen beim Krummdarm:
- Tunica mucosa (Schleimhaut)
- Tunica muscularis
- Tunica serosa
Die Tunica mucosa besteht hierbei aus einschichtigem hochprismatischen Epithel. Zur Vergrößerung der Oberfläche enthält diese außerdem Zotten (Ausstülpungen) und Krypten (Einsenkungen).
Es folgt die Tunica muscularis, die aus einer außen liegenden Längsmuskelschicht und einer innen liegenden Ringmuskelschicht besteht. Zwischen der Schleimhaut und der Muskelschicht liegen eingebettet in lockerem Bindegewebe Teile der Nervenfasern des enterischen Nervensystems (Meissner-Plexus). Die restlichen Fasern (Auerbach-Plexus) verlaufen, bindegewebig umgeben, zwischen der inneren und äußeren Muskelschicht. Zu den anderen Organen des Bauchraums hin, wird das Ileum von der Tunica serosa abgegrenzt, die aus einschichtigem Plattenepithel besteht.
Ileum – Funktion
Die Hauptfunktion des Ileums besteht darin Vitamin B12, Gallensalze und alle verbliebenen Nährstoffe aus dem Verdauungsbrei aufzunehmen. Auch Wasser und Elektrolyte werden im Krummdarm dem Chymus entzogen. Obwohl die meisten Nährstoffe bereits in den vorangegangen Abschnitten des Dünndarms resorbiert wurden, nimmt das Ileum weiterhin an der Nährstoffresorption teil und befördert alle Stoffe, die noch im Verdauungsbrei verblieben sind, weiter in die Blutbahn. Dazu zählen vor allem Cobalamin (Vitamin B12) und andere Vitamine, Elektrolyte und Spurenelemente.
Im letzten Abschnitt des Krummdarms findet die Wiederaufnahme der Gallensalze statt. Diese werden in der Leber hergestellt und im Zwölffingerdarm (Duodenum) zur besseren Verdaubarkeit von Fetten dem Nahrungsbrei zugemischt. Im terminalen Ileum holt sich der Körper diese Gallensalze zurück, damit sie für einen neuen Kreislauf wieder zur Verfügung stehen. Dieses Prinzip nennt sich „enterohepatischer Kreislauf“.
Da in der Schleimhaut des Ileums eine große Zahl lymphatischer Zellen lokalisiert ist, übernimmt es auch für das Immunsystem und die Abwehr von Krankheitserregern eine entscheidende Funktion.
Ileum – Erkrankungen
Das Ileum kann von verschiedenen Erkrankungen betroffen sein. Eine der häufigen Erkrankungen des Ileums ist die Diarrhoe (Durchfall). Diese kann verschiedenste Ursachen haben und beispielsweise nach Magen-Darm-Infektionen oder dem Verzehr von verdorbenen Lebensmitteln auftreten. Auch bestimmte Medikamente oder psychogene Ursachen können daneben beispielsweise Auslöser von Durchfallerkrankungen sein.
Weitere pathologische Veränderungen, die das Ileum betreffen können, sind Passagestörungen wie Hernien (Eingeweidebrüche), Ileus (Darmverschluss) oder Volvulus (Verdrehungen). Vor allem der Darmverschluss oder die akute Verdrehung von Darmschlingen stellen medizinische Notfälle dar und bedürfen in der Regel einer raschen operativen Versorgung, um lebensbedrohliche Komplikationen zu verhindern.
Der Darmtrakt ist darüber hinaus ebenfalls häufig Ursprung von Tumorerkrankungen wie gastrointestinalen Stromatumoren, Lymphomen oder Sarkomen. Daher sind ab einem bestimmten Lebensalter oder dem Vorliegen einer familiären Prädispositon auch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen empfohlen.
Weiterhin können auch chronisch entzündliche Erkrankungen, wie zum Beispiel Morbus Crohn, das Ileum ganz oder teilweise betreffen.
Ileum – Untersuchungsmöglichkeiten
In Abhängigkeit von der vorliegenden Erkrankung steht eine Vielzahl verschiedener Untersuchungsmöglichkeiten des Ileums zur Verfügung. Dazu zählen beispielsweise klassische bildgebende Verfahren wie die Sonografie (Ultraschall), das Röntgen, die Computertomografie (CT) oder die Magnetresonanztomografie (MRT).
Mit endoskopischen Untersuchungen (Darmspiegelungen) kann in der Regel vor allem das terminale Ileum, also der letzte Abschnitt des Krummdarms, untersucht werden. Daneben bieten auch Laboruntersuchungen Aufschluss über Erkrankungen des Ileums.