Inhaltsverzeichnis
Das Jungfernhäutchen, auch bekannt als „das Hymen“, ist ein sich an der Vaginalöffnung befindender, dehnbarer Gewebesaum. Das Hymen kann beim ersten Geschlechtsverkehr einreißen und es kommt zu einer Blutung. Im folgenden Artikel soll es um die Anatomie, den Aufbau, die Funktion und klinische Aspekte des Hymens gehen.
Inhaltsverzeichnis
Jungfernhäutchen – Definition
Als Hymen bezeichnet man den dünnen, dehnbaren Gewebesaum, der sich am Vaginaleingang befindet und diesen umrandet. Es ist eine Art Markierung zwischen dem inneren und äußeren Genital der Frau. Das Hymen verschließt den Vaginalkanal physiologischerweise nicht vollständig. Die verbleibende Öffnung zwischen Scheideneingangswand und Hymen ermöglicht das problemlose Abfließen des Menstruationsblutes.
Jungfernhäutchen – Anatomie und Aufbau
Das Hymen kann verschiedene Positionen um die vaginale Öffnung haben und weist anatomisch eine Variation an Formen auf.
Die wichtigsten Formen sind:
- ringförmig (Hymen annularis)
- halbmondförmig (Hymen semilunaris)
- sichelförmig (Hymen falciformis)
- siebförmig/durchlöchert (Hymen cribriformis)
- mit zwei Öffnungen (Hymen septus)
Weil bei vielen Frauen das Hymen kranzförmig die Scheidenöffnung umschließt, kann man es auch als vaginale Korona (lat. für „Kranz“) bezeichnen.
Normalerweise öffnet sich das Hymen schon vor der Geburt. Auch die Größe des Hymens variiert individuell sehr stark. Falls die Öffnung sich nicht verschließt, spricht man von einer Hymenalatresie, während ein intaktes, physiologisches Hymen in der Medizin als Hymen intactus oder Hymen imperforatus sive occlusus bezeichnet wird.
Die genaue Lage des Hymens ist in der Scheide und hinter den Lippen der Vulva (Schamlippen). Präziser gesagt liegt es etwa 2 bis 3 cm hinter dem Scheideneingang. Das Drüsensekret, das sich bei sexueller Erregung bildet, sammelt sich in einer Rinne, die der Scheideneingang zwischen dem Hymen und einem Band bildet. Das Band zieht von der Klitoris zu den kleinen Vulvalippen.
Jungfernhäutchen – Funktion
Normalerweise erfüllt das Hymen im weiblichen Körper keine besonderen Aufgaben und wird in der Regel bei der Geburt eines Kindes komplett zerstört. Das heißt also, es ist nicht wirklich klar, ob das Jungfernhäutchen einen biologischen Zweck erfüllt. Möglich ist, dass es dem Rückhalt des Spermas dient, um die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung zu erhöhen. Einige Wissenschaftler vermuten, dass es die Scheide vor Infektionen schützen soll und in dem Sinne als eine Art Barriere gegenüber Erregern dient. Der menschliche Körper ist noch nicht ganz erforscht und so könnte das Jungfernhäutchen auch einfach ein Überbleibsel der weiblichen Geschlechtsentwicklung sein.
In einigen Kulturen dient das Hymen als Symbol der Jungfräulichkeit, dabei kann es oft schon beim Sport, wie Turnen oder Reiten oder durch das Einführen von Tampons einreißen. Es wird angenommen, dass durch das Zerreißen des Hymens in der Hochzeitsnacht und einer darauf folgenden Blutung die Frau unberührt war und damit Jungfrau ist. Dies ist jedoch nicht korrekt.
Die Bedeutung des Jungfernhäutchen in Bezug auf die Jungfräulichkeit
In der Pubertät kommt es durch die hormonellen Veränderungen dazu, dass das Hymen dehnbarer wird. Das heißt, beim ersten Geschlechtsverkehr bleibt es intakt und es kommt zu keiner Blutung. Somit ist der Begriff "Jungfernhäutchen" irreführend. Manchmal reißt das Jungfernhäutchen aber beim ersten Geschlechtsverkehr einer Frau, also der Defloration ein und es kann zu einer Blutung kommen. Am medialen Rand der kleinen Schamlippen verbleiben dann sogenannte Carunculae hymenales als narbige Reste des Hymens.
Jungfernhäutchen – Klinik
Verschließt das Hymen den Scheideneingang komplett, so wird dies in der Medizin als Hymen imperforatus beziehungsweise als Hymenalatresie bezeichnet.Das Menstruationsblut kann dann nicht ausfließen und sammelt sich in der Vagina an. Es kann sich je nach Blutmenge bis in die Gebärmutter oder den Eileiter zurückstauen. Ab dem 10.-15. Lebensjahr klagen die Patientinnen über die zyklisch zunehmend auftretenden Bauchschmerzen. Diese sind mit Kopfschmerzen, Übelkeit und allgemeinem Gefühl von Unwohlsein verbunden. Die Schmerzen und das Problem können nur chirurgisch durch einen Mikroeingriff mit örtlicher Betäubung behandelt werden.
Hymen in der Rechtsmedizin
Durch das Betrachten des Hymens und dessen Aussehen kann nicht bestimmt werden, ob die Betroffene eine Jungfrau ist oder nicht. Auch das Erleben von sexualisierter Gewalt kann durch das Aussehen des Hymens nicht belegt werden.
Ein weiterer Eingriff, der klinisch am Hymen durchgeführt wird, ist in der Intimchirurgie die Hymenrekonstruktion. Diese soll in einigen Kulturen zum scheinbaren Beweis der Jungfräulichkeit dienen.
Häufige Fragen
- Wie sieht das Jungfernhäutchen aus?
- Was passiert, wenn das Jungfernhäutchen reißt?
- Woher weiß man, ob das Jungfernhäutchen schon gerissen ist?
- Wie tief ist das Jungfernhäutchen etwa?
Das Jungfernhäutchen bzw. Hymen ist ein dünner, elastischer Gewebesaum wie eine Hautfalte, der den Scheideneingang umrandet. Meist ist es ring- oder halbmondförmig verdeckt den Scheideneingang teilweise. Die Form kann jedoch auch stark variieren und beispielsweise auch sichelförmig oder mit zwei Öffnungen und medianem Septum sein.
Wenn das Jungfernhäutchen einreißt, kann es zu einer Blutung kommen. Dies ist aber nicht die Regel. Es wächst nicht nach und wird meist erst vollständig bei der Geburt eines Kindes zerstört.
Bei einigen kommt es beim Einreißen des Jungfernhäutchens zu Schmerzen oder Blutungen. Oft merkt man es aber auch gar nicht. Ein Arzt kann zwar sehen, ob es gerissen ist. Dadurch ist aber keineswegs auf Geschlechtsverkehr zu schließen, da das Jungfernhäutchen durch Sport oder auch Einführen eines Tampons reißen kann.
Das Jungfernhäutchen befindet sich hinter den kleinen Schamlippen und liegt etwa 2 bis 3 cm hinter dem Scheideneingang. Bei etwas korpulenteren Frauen möglicherweise noch 2 cm tiefer.
- Weyerstahl, T. & Stauber, M.: Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag. 4. Auflage, 2013
- Gätje, R. et. al., Kurzlehrbuch Gynäkologie und Geburtshilfe., Thieme, 2. aktualisierte Auflage
- Weibliche Geschlechtsorgane: Entwicklung, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum 04.05.2024)