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Die Kardia ist der Mageneingang, an welcher der Ösophagus (Speiseröhre) in den Magen mündet. Sie stellt sowohl makroskopisch als auch histologisch eine besondere Stelle dar und spielt eine wichtige Rolle bei der Verhinderung eines Rückflusses von Magensäure in den Ösophagus. Der folgende Artikel beleuchtet Definition, Anatomie, Funktion und Klinik dieses Magenabschnittes.
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Kardia – Definition
Die Kardia oder auch die Pars cardiaca (ventriculi) ist der Mageneingang und die Einmündung des Ösophagus in den Magen. Es ist also der nach oral hin gelegene Teil des Magens, der den unteren Ösophagussphinkter beinhaltet.
Kardia – Anatomie
Die Kardia ist einer der vier Abschnitte des Magens und bildet den ersten Abschnitt, durch welchen das Ostium cardiacum mit dem Ösophagus in Verbindung steht. Die Nahrung und Flüssigkeit aus dem Ösophagus kommt zuerst in der Kardia an. Dies geschieht etwa hinter dem 6. linken Rippenknorpel. Hier geht die zweischichtige Muskulatur des Ösophagus in die dreischichtige Magenmuskulatur über. Der Musculus spincter cardiae verhindert durch Kontraktion einen Reflux von Mageninhalt in den Ösophagus.
Ösophagogastraler Übergang
Der makroskopisch sichtbare Übergang vom mehrschichtigen Plattenepithel des Ösophagus zum einschichtigen hochprismatischen Epithel des Magens wird auch Z-Linie genannt. Sie liegt etwa 40 cm ab der Zahnreihe und liegt normalerweise genau beim Beginn der Magenfalten.
Histologie
Das mehrschichtig unverhornte Plattenepithel des Ösophagus geht in das einschichtige Zylinderepithel des Magens über und es kommen muköse Drüsen, die sogenannten Kardiadrüsen, vor. Sie liegen in der Lamina propria mucosae. Histologische Besonderheiten des Magens sind:
- Tunica mucosa mit einschichtigem zylindrischen Oberflächenepithel
- Tunica muscularis mit Fibrae obliquae (schräge Muskelfasern)
- Plicae gastricae, bei denen es sich um sichtbare Längsfalten, die aus der Tunica mucosa und der Tela submucosa aufgeworfen werden, handelt.
Die Tunica mucosa enthält einen Schleimteppich, der vom Oberflächenepithel selbst und den Nebenzellen gebildet wird. Außerdem treten die sogenannten Areae gastricae auf, in die die Foveolae gastricae (kleine trichterförmige Vertiefungen) münden. Letztere machen etwa ein Drittel der Höhe der Tunica mucosa aus.
Die Plicae gastricae verstreichen mit zunehmender Magenfüllung. Die typischen Zellen des Magens sind die Hauptzellen, Nebenzellen, sowie die Parietal- bzw. Belegzellen.
Die Zellen des Magens
Um sich die Aufgaben der Magenzellen merken zu können gibt es den folgenden Merkspruch: "Die Belegschaft ist sauer und intrigiert, weil die Nebenschaft schleimt und die Hauptschaft Pepsi trinkt." Damit kann man sich merken, dass die Hauptzellen Pepsionogen produzieren, die Nebenzellen Muzine (Schleimteppich) und die Belegzellen das saure HCl (Salzsäure) sowie Intrinsic Factor.
Versorgung
Die arterielle Versorgung der Kardia übernehmen Äste des Truncus coeliacus. Er gibt die Arteria gastrica sinistra ab, die als Hauptversorger der Kardia dient und entlang der kleinen Kurvatur des Magens zieht. Des weiteren kann die Arteria gastrica dextra aus der Arteria hepatica communis oder der Arteria hepatica propria des Truncus coelicacus kleinere Äste zur Pars cardiaca abgeben.
Durch die Vena gastrica sinistra und die Vena gastrica dextra wird das Blut durch die Vena portae hepatis (Pfortader) in die Leber transportiert. Zusätzlich gibt es kleine venöse Abflüsse über die Venae phrenicae inferiores. Bei ihnen handelt es sich um Venen der unteren Zwerchfellarterien, die teils mit den Venen des Ösophagus anastomisieren und somit einen weiteren Abflussweg bieten.
Die parasympathische Versorgung der Kardia übernimmt der Nervus vagus. Er ist sehr wichtig für die Regulation der Magensekretion sowie die Motilität. Der linke Nervus vagus (Truncus vagalis anterior) innerviert primär die Vorderseite, einschließlich der Kardia des Magens. Die sympathische Innervation erfolgt durch den Plexus coeliacus, dessen Fasern über die Nervi splanchnici kommen. Der Sympathikus wirkt hemmend auf die Magenbewegungen sowie Magensekretion.
Lymphgefäße der Kardia drainieren in die Nodi lymphoidei gastrici sinistri, die entlang der Arteria gastrica sinistra verlaufen. Von den Nodi lymphoidei gastrici sinistri fließt die Lymphe weiter zu den Nodi lymphoidei coeliaci, die sich in der Nähe des Truncus coeliacus befindet. Sie sind die zentralen Sammelstellen für die Lymphe aus dem oberen Verdauungstrakt.
Kardia – Funktion
Die Kardia spielt eine wichtige Rolle zur Verhinderung des Rückflusses von Magensäure in den Ösophagus. Dies ermöglicht der Ösophagusspinkter, der sich nur öffnet, wenn Nahrung oder Flüssigkeit aus dem Ösophagus in den Magen gelangt.
Außerdem ist die Kardia in der Lage sich an die Füllung des Magens anzupassen, wenn Nahrung aufgenommen wird. So wird ein optimaler Übergang der Nahrung in den Magen ermöglicht, ohne dass ein erhöhter Druck auf den unteren Ösophagussphinkter ausgeübt wird. Der Spannungszustand kann durch bestimmte Mahlzeiten und Einflüsse verändert werde. Proteinreiche Mahlzeiten und gastrointestinale Peptidhormone wie Gastrin, Motilin und Substanz P wirken tonussteigernd. Fettreiche Mahlzeiten und bestimmte Medikamente sowie Genussmittel wie Kaffee, Alkohol oder Niktoin wirken tonusvermindernd.
Die Kardiadrüsen dienen dem als Schutz, da sie Schleim produzieren und somit das Epithel im Übergangsbereich vor dem sauren pH-Wert des Magensafts schützen.
Kardia – Klinik
Kommt es zu einer Fehlfunktion der Pars cardiaca, so bezeichnet man dies als Kardiainsuffizienz. Es kann zu einem pathologischen Reflux von Mageninhalt in den Ösophagus kommen, was entzündlich wirkt und als Refluxkrankheit oder auch als gastroösophageale Refluxkrankheit bezeichnet wird.
Bei dem Krankheitsbild der Kardiaachalasie handelt es sich um einen zu hohen Tonus der glatten Muskulatur, wodurch die Durchgängigkeit an der Kardia beeinträchtigt ist. Der Transport von Nahrung in den Magen ist erschwert und es kommt in der Folge zu einer Erweiterung der Speiseröhre und zu Symptomen wie Schluckbeschwerden, Rückfluss von unverdauter Nahrung und manchmal auch Schmerzen der Brust. Ursache ist der Untergang von Neuronen im Auerbach Plexus (Plexus myentericus), die die Muskelbewegungen des Ösophagus und des Schließmuskels steuern.
Häufige Fragen
- Was ist die Kardia des Magens?
- Welche Funktion hat die Kardia?
- Was ist der untere Ösophagussphinkter?
- Wie wird die Kardia mit Blut versorgt?
- Was passiert bei einem Reflux in der Kardia?
Die Kardia ist der Abschnitt des Magens, der direkt an den Ösophagus (Speiseröhre) anknüpft. Sie markiert den Übergang zwischen Ösophagus und Magen und enthält den unteren Ösophagussphinkter, der den Rückfluss von Magensäure in den Ösophagus verhindert.
Die Hauptfunktion der Kardia besteht darin, den Nahrungsdurchgang vom Ösophagus in den Magen zu regulieren. Außerdem verhindert sie den Rückfluss, also Reflux der Magensäure in den Ösophagus. Sie enthält Drüsen, die Schleim produzieren um das Epithel des Übergangsbereiches zu schützen.
Der untere Ösophagussphinkter ist ein Ringmuskel an der Kardia und reguliert den Übergang zwischen Ösophagus und Magen. Er öffnet sich, wenn Nahrung in den Magen soll und schließt sich, damit der Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre verhindert wird.
Sie wird hauptsächlich von der Arteria gastrica sinistra und der Arteria gastrica dextra, die beide aus dem Truncus coeliacus entspringen, versorgt.
Bei einem Reflux fließt Magensäure durch den unteren Ösophagussphinkter in die Speiseröhre zurück. Dadurch kann es zu Sodbrennen, Entzünden und langfristigen Erkrankungen kommen.
- Lüllmann-Rauch: Histologie. 2. Auflage Thieme 2006
- Magen, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 13.09.2024)
- Aumüller et al.: Duale Reihe Anatomie. 1. Auflage Thieme 2006