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Gut versteckt unter mehreren Anteilen des Gehirns liegt der Kleinhirnbrückenwinkel. Hier verlaufen wichtige Strukturen, es manifestieren sich jedoch auch häufig Tumore in diesem Bereich. Die wichtigsten Informationen zu diesem anatomischen Bereich gibt es in diesem Artikel.
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Kleinhirnbrückenwinkel – Was ist das?
Der Kleinhirnbrückenwinkel (kurz “KBW”) ist eine Nische an der Außenseite des Kleinhirns. In diesem Bereich können sich (meist gutartige) Tumore bilden und dort verlaufende Nervenfasern komprimieren.
Kleinhirnbrückenwinkel – Anatomie
Der Kleinhirnbrückenwinkel wird von den Kleinhirntonsillen, dem unteren Rand des Pons sowie von der Medulla oblongata begrenzt. Es handelt sich dabei um eine Erweiterung des Subarachnoidalraums. Demensprechend ist der KBW mit Liquor gefüllt und wird auch als “Cisterna pontocerebellaris” bezeichnet.
Folgende Strukturen durchziehen den Kleinhirnbrückenwinkel:
- Nervus facialis und Nervus intermedius (bilden beide zusammen den VII. Hirnnerven)
- Nervus vestibulocochlearis (VIII. Hirnnerv)
- A. cerebelli inferior posterior (PICA)
- A. cerebelli inferior anterior (AICA)
- Hirnvenen
Klinik – Akustikusneurinom
Pathologische Prozesse im Kleinhirnbrückenwinkel erzeugen ein komplexes Symptommuster, das im Allgemeinen als “Kleinhirnbrückenwinkelsyndrom” bezeichnet wird. Oftmals sind dafür Tumore verantwortlich.
Der häufigste Tumor in diesem Bereich ist das Akustikusneurinom (Synonym: Vestibularisschwannom).
Häufigkeit Akustikusneurinom
Das Akustikusneurinom macht zwar lediglich acht Prozent aller intrakraniellen Tumore aus, jedoch 80 bis 90 Prozent aller Tumore im KBW.
Das Vestibularisschwannom geht ganz dem Namen nach von den Myelin-bildenden Schwann-Zellen des Nervus vestibulochochlearis aus. Symptome sind in erster Linie auf den Ausfall der Hirnnervenfunktionen (durch Kompression) zurückzuführen. Dabei kommt es beispielsweise zu:
- Hörminderung / Taubheit
- Nystagmus
- Gleichgewichtsstörungen
- Tinnitus
- Schwindel
Daneben kann es durch Druck auf das Kleinhirn auch zu Paresen und Ataxie kommen. Zum Teil zeigen sich auch Zeichen eines erhöhten Hirndrucks (etwa Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen). Größere Neurinome im Kleinhirnbrückenwinkel können darüber hinaus auch weitere Hirnnerven beeinträchtigen, vor allem den Nervus trigeminus sowie den Nervus facialis. Dann kommt es außerdem zu Lähmungen und Störungen der Sensibilität im Gesicht.
Die Entscheidung über die Behandlung eines Akustikusneurinoms erfolgt immer individuell. Kleinere Tumore ohne Symptomatik werden in der Regel regelmäßig via MRT im Auge behalten (“watch and scan”). Bei größeren Raumforderungen hingegen (mit entsprechenden Beschwerden) kann eine Bestrahlung und / oder eine mikrochirurgische OP notwendig sein. Insgesamt ist die Prognose dieser Tumorart jedoch recht gut, da es sich um einen Grad I Tumor laut WHO-Klassifikation handelt.
- Trepel M, Neuroanatomie, Kapitel 2.3 : Hirnnerven (Nervi craniales), Elsevier, 8. Auflage, 2022
- Barth H, Schön R, Hirntumoren In: Henne-Bruns D, Duale Reihe Chirurgie. 4., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2012
- Grehl H, Zimmermann M. Akustikusneurinom (Vestibularisschwannom). In: Grehl H, Reinhardt F, Hrsg. Checkliste Neurologie, 7. überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme, 2021
- Das Kleinhirn und sein Brückenwinkel, https://www.thieme-connect.com/... (Abrufdatum: 23.11.2023)
- Akustikusneurinom und andere periphere Neurinome, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 23.11.2023)