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Die Leiste, auch bezeichnet als Regio inguinalis, befindet sich am Übergang des Unterbauches zum Oberschenkel und stellt einen bedeutenden anatomischen Bereich des Körpers dar. Sie beinhaltet relevante Strukturen, wie den Leistenkanal, der eine Verbindung zwischen der inneren und äußeren Bauchwand darstellt. Klinisch ist die Leiste vor allem wichtig in Hinblick auf Leisten- oder Schenkelhernien. Der folgende Artikel erläutert die Anatomie, Begrenzungen sowie die klinische Bedeutung der Leiste.
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Leiste – Definition
Die Leiste, auch Regio inguinalis, ist ein anatomischer Bereich des Körpers, der sich im unteren Teil des Bauches am Übergang zum Oberschenkel befindet. Sie beinhaltet den Leistenkanal, welche die innere und äußere Bauchwand verbindet.
Leiste – Anatomie und Begrenzungen
Die Leiste bzw. Leistenregion gibt es beidseitig und wird demenstprechend als Regio inguinalis sinister und dexter (rechte und linke Leistenregion) bezeichnet. Die kraniale Begrenzung der Leiste ist eine angenommene Linie, die die beiden Spinae iliacae anteriores superiores verbindet. Die mediale Begrenzung bildet der laterale Rand des M. rectus abdominis, während kaudal das Ligamentum inguinale liegt, das an die Oberfläche abbildet.
Im Bereich der linken Leiste befindet sich das Colon descendens, das Sigmoid und bei Frauen auch der linke Eierstock (Ovar) sowie der linke Eileiter (Tuba uterina). In der rechten Leistenregion liegen der Dünndarm, das Zäkum (Blinddarm) sowie die Appendix vermiformis. Außerdem liegt dort das Colon ascendens und bei Frauen der rechter Eierstock und der rechte Eileiter.
In der Leiste befinden sich zudem Leistenlymphknoten, die den Lymphabfluss aus den unteren Extremitäten sowie Genitalien aufnehmen. Zudem nehmen sie die Lymphe aus dem untersten Teil der vorderen Bauchwand auf und werden in eine tiefe und oberflächliche Gruppe unterteilt.
Leistenkanal
In der Regio inguinalis befindet sich der Leistenkanal, auch als Canalis inguinalis bezeichnet. Der Leistenkanal beginnt in der Bauchhöhle kranial/lateral und verläuft nach kaudal/medial in Richtung der Bauchwand. Er befindet sich zwischen der Fascia transversalis und der Externusaponeurose über dem Leistenband. Im Leistenkanal befindet sich folgende anatomisch relevante Strukturen:
- N. ilioinguinalis
- R. genitalis des N. genitofemoralis
- Frau: Ligamentum teres uteri
- Mann: Samenstrang (Funiculus spermaticus)
Zudem befinden sich dort wichtige Lymphknoten. Der Leistenkanal beinhaltet relevante Öffnungen, die klinisch im Zusammenhang von Hernien wichtig sind. Der innere Leistenring bildet sozusagen den Eingang des Leistenkanals und wird als Anulus inguinalis profundus bezeichnet. Er befindet sich kranial und lateral der inneren Bauchwand und lateral der A. und V. epigastrica inferior.
Der äußere Leistenring, auch bezeichnet als Anulus inguinalis superficialis, stellt den Ausgang des Leistenkanals dar und befindet sich kaudal und medial in der äußeren Bauchwand sowie medial der A. und V. epigastrica inferior.
Der Leistenkanal bei Männern weist in seiner embryologischen Entwicklung eine Besonderheit auf. Denn die Hoden wandern während der embryologischen Entwicklung durch den Leistenkanal in den Hodensack, man spricht vom "Descensus testis". Fehlentwicklungen können zu Anomalien wie dem sogenannten Kryptorchismus, also Hodenhochstand führen.Descensus testis
Leiste – Klinik
Die Leiste stellt einen Zugangsort für chirurgische Eingriffe oder auch Linkskatheteruntersuchungen dar. Zudem kann dort auch der Puls der Arteria femoralis getastet werden. Typische Beschwerden der Leistenregion sind Schmerzen durch Zerrungen beim Sport oder auch ein ziehender Schmerz bei entzündlichen Prozessen wie Appendizitis oder Lymphknotenentzündungen.
Hernien
Die Leiste ist zudem durch den sich in ihr befindenden Leistenkanal ein klinisch relevanter Ort für Hernien. Die Schenkelhernie ist eine Verlagerung von Eingeweiden, dessen Bruchsack unterhalb des Leistenbandes, medial der A. und V. femoralis und lateral des Ligamentum lacunare austritt. Der Bruchsack der Hernie ist häufig schwer zu tasten.
Die Leistenhernie ist die häufigste Hernienform. Es kommt zu einer Ausstülpung des Peritoneums oder auch intraabomineller Strukturen durch eine natürliche Schwachstelle der Bauchwand, die eben im Bereich der Leiste liegt. Es können eine direkte und eine indirekte Leistenhernie mit unterschiedlichem Lageverhältnis zur A. und V. epigastrica inferior voneinander abgegrenzt werden. Dabei ist die direkte Leistenhernie immer erworben und die indirekte kann angeboren oder erworben sein.
Hernie Innere Bruchpforte Äußere Bruchpforte Direkte Leistenhernie Trigonum Hesselbach (medial der Vasa epigastrica) Äußerer Leistenring Indirekte Leistenhernie Innerer Leistenring (lateral der Vasa epigastrica) Äußerer Leistenring
Um eine Leistenhernie zur diagnostizieren, ist die körperliche Untersuchung der wichtigste Schritt. Bei männlichen Patienten kann man im Stehen eine Leiste durch die Skrotalhaut bis zum äußeren Leistenring tasten. Dann kann der Patient gebeten werden zu husten, denn durch den intraabdominellen Druck, der entsteht, kommt es zur Vorwölbung des Bruchsacks, wodurch dieses getastet werden kann.
Die Behandlung der Leistenhernie kann durch eine offene Operation mit Netzverstärkung erfolgen oder durch minimalinvasive Verfahren. Beim direkten Bruch wird die Öffnung operativ verschlossen, beim indirekten Bruch muss eine Öffnung für den Samenstrang bleiben. Zu den heutigen Standardverfahren gehören die Transabdominelle präperitoneale Hernioplastik und die Total extraperitoneale Hernioplastik, bei denen es sich um zwei laparoskopische Verfahren handelt.
Häufige Fragen
- Welche Organe befinden sich in der Leiste?
- Was ist der Leistenkanal und warum ist er wichtig?
- Was sind typische Beschwerden in der Leistenregion?
- Was ist eine Leistenhernie?
Die Leistenregion enthält verschiedene Strukturen, dazu gehören beim Mann der Leistenkanal mit dem Samenstrang, bei der Frau mit dem Ligamentum teres uteri und bei beiden Geschlechtern Nerven wie der N. ilioinguinalis und der Ramus genitalis des N. genitofemoralis. In der linken Leistenregion befinden sich das Colon descendens, Colon sigmoideum, bei Frauen der linke Eierstock und der Eileiter. In der rechten Leistenregion befinden sich der Dünndarm, Blinddarm (Appendix) sowie der rechte Eierstock und Eileiter bei Frauen.
Der Leistenkanal (Canalis inguinalis) ist eine Verbindung zwischen der inneren und äußeren Bauchwand. Beim Mann zieht der Samenstrang durch den Kanal und bei der Frau verläuft das Band der Gebärmutter (Ligamentum teres uteri) durch den Kanal. Der Kanal stellt zudem eine natürliche Schwachstelle der Bauchwand und häufig der Ort, an dem Leistenhernien entstehen.
Häufige Beschwerden der Leiste können Leistenschmerzen durch Zerrungen, beispielswiese durch Sport sein. Außerdem kann es zu Schwellungen oder Vorwölbungen als ein Hinweis auf Hernien kommen. Ein ziehender Schmerz kann durch entzündliche Prozesse wie bei der Appendizitis oder Lymphknotenentzündungen auftreten.
Eine Leistenhernie ist ein sehr häufig auftretendes Krankheitsbild und stellt den Durchtritt von Baucheingeweide oder ggf. intraabdominellen Strukturen durch den Leistenkanal dar. Es wird eine indirekte Leistenhernie von einer direkten Leistenhernie unterschieden. Die indirekte Leistenhernie tritt durch den inneren Leistenring, lateral der Vasa epigastrica in den Leistenkanal ein, während die direkte Leistenhernie die Bauchwand durch das Trigonum Hesselbach medial der Vasa epigastrica durchtritt. Beide haben ihre äußere Bruchpforte am äußeren Leistenring.
- Aumüller et al.: Duale Reihe Anatomie. 1. Auflage Thieme 2006,
- Standring, S. (2016). Gray’s Anatomy (41st ed.). Edinburgh: Elsevier Churchill Livingstone.
- Bauchwand, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum 22.01.2025)