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Lipide begegnen uns vor allem im Zusammenhang mit der Ernährung. Sie erscheinen als Fettsäuren auf dem Etikett vieler Lebensmittel und finden sich als Cholesterin und Triglyceride in unserem Blut wieder.
Dieser Artikel stellt die verschiedenen Arten von Lipiden und ihre spezifischen Aufgaben im Körper vor. Darüber hinaus thematisiert er die aktuellen Ernährungsempfehlungen und die Leitlinien zur medikamentösen Lipidsenkung bei Fettstoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
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Lipide – Definition
Der Begriff Lipide vereint unter sich die große Gruppe der Fette und fettähnlichen Substanzen. Diese haben gemeinsam, dass sie – im Gegensatz zu wasserlöslichen Substanzen – wasserabweisend und somit in der Lage sind, eine Trennschicht zwischen Flüssigkeiten zu bilden. Im menschlichen Körper spielt das vor allem eine Rolle bei der Abgrenzung von Zellen und Blut oder Gewebeflüssigkeiten.
Lipide sind darüber hinaus sehr energiedichte Strukturen und stellen daher die wichtigsten Energielieferanten des Körpers dar.
In ihrer reinen Form finden sie sich hauptsächlich in den Energiespeichern und zum direkten Verbrauch in den Zellen. Zum Transport im Blut bilden Lipide mit Proteinen wie Apolipoprotein B die sogenannten „Lipoproteine“. Diese bestehen größtenteils aus den Lipiden an sich, während der Proteinanteil nur etwa zehn Prozent beträgt.
Stoffwechsel der Lipide, LDL und HDL
Erreicht Nahrung den Dünndarm, so spalten Enzyme die darin enthaltenen Lipide auf. Gallensäuren binden die dabei freiwerdenden Fettsäuren und schleusen sie durch die Darmwandzellen zum Blutgefäßsystem. Dort bilden sich lipidhaltige „Chylomikronen“ (die primäre Transportform der Lipide im Blut). Diese erreichen mit dem Blutstrom die Zielorgane, die alle benötigten Fettsäuren aus ihnen herauslösen. Im Anschluss baut die Leber die Überreste der Chylomikronen zu Lipoprotein VLDL um. Dieses gelangt erneut in die Blutbahn und beliefert die Organe mit Triglyceriden und Cholesterin. Durch Abspaltung der Triglyceride wird es immer weiter abgebaut, bis am Ende nur noch „LDL-Cholesterin“ übrigbleibt. Dessen Gegenspieler, HDL-Lipoprotein, bindet das überschüssige Cholesterin.
Neben den extern zugeführten Lipiden können Körperzellen und vor allem die Leber Lipide selbst herstellen. Liegt eine familiäre Fettstoffwechselstörung vor, so finden sich teils sehr hohe Cholesterin- oder Triglyceridspiegel im Blut. Diese können ohne Therapie Gefäßschäden und Entzündungen der Bauchspeicheldrüse auslösen.
Die Lipide und Lipoproteine Triglyceride, LDL-Cholesterin, HDL und Gesamt-Cholesterin im Blut sind wichtige Laborwerte. Sie ermöglichen eine Einschätzung der Herz-Kreislauf-Gesundheit, des Ernährungsstatus und der Lebensweise und können zudem auf eine gestörte Lipidsynthese hinweisen.
Lipide – Wirkung und Funktion
Lipide erfüllen im Körper verschiedene Funktionen und unterscheiden sich in ihrer Form. Triglyceride, Cholesterin und Phospholipide aus der Nahrung werden allesamt durch die Chylomikronen den Zielzellen angeboten. Diese verarbeiten sie je nach Bedarf.
Triglyceride sind wertvolle Speicherfette. Sie dienen als Energiereserve, polstern als Mantel empfindliche Organe und Gewebe ab und schützen den Körper vor Wärmeverlust.
Cholesterin benötigt der Körper vor allem beim Aufbau der Zellwände. Darüber hinaus dient es als Grundlage bei der Produktion vieler wichtiger Hormone. Phospholipide sind ebenfalls wichtige Bestandteile der Zellmembranen.
Aus freien Fettsäuren stellen die Zellen zudem Arachidonsäure her. Diese ist der Vorläufer von Prostaglandinen und Leukotrienen, die wichtige Vermittler bei entzündlichen Prozesse im Körper sind. Während das Immunsystem ohne Arachidonsäure nicht adäquat arbeiten kann, spielt eine erhöhte Zufuhr von Arachidonsäure möglicherweise eine Rolle bei der Entstehung chronisch-entzündlicher Krankheiten wie Rheuma oder Krebs.
Herz-Kreislauf-System
Für das Herz-Kreislauf-System ist vor allem LDL-Cholesterin relevant. Ist dieses im Blut erhöht, so lagert sich Cholesterin in Plaques an den Blutgefäßwänden der Arterien und Arteriolen an. Die resultierende Atherosklerose zeigt sich durch Durchblutungsstörungen am Herzen, im Gehirn und an den Beinen. Die Folge sind schlimmstenfalls Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Gefäßverschlüsse der Extremitäten.
Vor allem bei Risikofaktoren wie bereits vorher bestehende Gefäßerkrankungen, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit und familiärer Fettstoffwechselstörung sollten die LDL-Cholesterinwerte so weit wie möglich gesenkt werden, um die Plaque-Bildung zu verlangsamen. Die aktuellen Empfehlungen der Fachgesellschaften geben hierzu klare LDL-Zielwerte vor. Wichtige Bausteine der Lipidsenkung sind die Optimierung der Ernährung, regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf das Rauchen.
Die empfohlene Ernährung bei erhöhtem Risiko für Herz- oder Gefäßerkrankungen beinhaltet wenig Zucker und Alkohol, da diese die Triglyceridsynthese in der Leber fördern und die Blutfette ansteigen lassen. Darüber hinaus sollte der Anteil gesättigter Fettsäuren in der Nahrung gesenkt werden zugunsten der mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Letztere unterstützen die HDL-Bildung und tragen so zur Senkung des LDL-Spiegels bei. Ernährung und Lipide
Omega-3-Fettsäuren aus fettem Seefisch und Leinöl wirken entzündungshemmend, während Omega-6-Fettsäuren aus Fleisch, Eiern und Frittiertem entzündliche Prozesse fördern. Daher sollte das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren in der Nahrung maximal 5:1 betragen. Tierische Fette sollten wegen der enthaltenen Arachidonsäure reduziert werden. All diese Empfehlungen, kombiniert mit viel Bewegungen, helfen, das LDL-Cholesterin um bis zu 20 Prozent und die Triglyceride um bis zu 30 Prozent abzusenken. Sind niedrigere Werte anzustreben oder liegt eine Fettstoffwechselstörung vor, so ist eine medikamentöse Therapie erforderlich.
Zentrales Nervensystem
Um Impulse schnell und zielgerichtet im Körper oder Gehirn verbreiten zu können, sind Nervenzellen von einer isolierenden Hülle umgeben. Diese enthält Sphingomyelin, das von den Sphingolipiden abgeleitet ist, sowie Phospholipide und Cholesterin. Störungen in der Lipidschicht führen zu fehlgeleiteten Impulsen und einer verlangsamten Reizverarbeitung.
Glatte Muskulatur
Lipide formen die Zellmembranen glatter Muskelzellen, die unter anderem in Blutgefäßen, im Magen-Darm-Trakt und den Bronchien vorkommen. Darüber hinaus scheint Cholesterin die Erregbarkeit der Muskelzellen direkt beeinflussen zu können. Einerseits sorgen Lipide in der Zellwand für eine sichere Verankerung von Ionentransportern, etwa für Calcium. Zudem gibt es Hinweise aus Studien, dass Cholesterin diese Ionenkanäle verändern und damit die zelluläre Beweglichkeit anpassen könnte. Die genauen Effekte der Lipide auf glatte Muskelzellen sind noch nicht zur Gänze entschlüsselt.
Mobilisierung von Energiereserven
Speicherfett wird in Fettzellen, den Adipozyten, eingelagert und bei Bedarf wieder aus diesen freigesetzt. Ihr Abbau liefert große Mengen an Energie. Auf den Umsatz der Energiespeicher nehmen Lipide keinen direkten Einfluss.
Sonstige Effekte
Fettsäuren, die der Körper über die Lipide aufnimmt, dienen als Grundsubstanzen für die Bildung von Entzündungsbotenstoffen und Hormonen, mit denen der Körper zahlreiche Prozesse beeinflusst.
In den Zellmembranen gibt es zudem kleine Bereiche, die sogenannten Lipid rafts, an denen sich eine andere Lipidzusammensetzung zeigt als im übrigen Mantel der Zellen. Diese Stellen dienen möglicherweise der gezielten Kommunikation mit der Umgebung.
Lipide – Abbau
Lipide werden nach Bedarf gezielt durch enzymatische Spaltung zersetzt, um ihre Bestandteile zum Einbau in Zellwände oder zur Energiegewinnung zu nutzen.
Häufige Fragen
- Was ist die Wirkung von Lipiden?
- Was erhöht den Lipid-Spiegel?
- Was passiert, wenn der Körper zu viel Lipide hat?
- Wann werden Lipide ausgeschüttet?
Lipide stellen dem Körper eine wichtige Energiequelle bereit und liefern mit den Fettsäuren Bausteine für Zellmembranen und die Produktion von Hormonen und anderen Botenstoffen.
Der Lipid-Spiegel steigt durch die externe Zufuhr von Zucker und Fett an, sowie durch die körpereigene Cholesterin- und Triglycerid-Synthese vor allem in der Leber. Bei Fettstoffwechselstörungen liegen oft deutlich zu hohe Lipid-Spiegel im Blut vor.
Zu hohe Lipidwerte fördern die Verkalkung von Blutgefäßen und begünstigen damit Herzinfarkte, Schlaganfälle und Durchblutungsstörungen. Massiv erhöhte Triglyceridwerte führen zu Entzündungen der Bauchspeicheldrüse. Bei extrem hohen Werten können mittels Lipidapherese, einer Form der Blutwäsche, Lipide aus dem Blut entfernt werden.
Lipide werden aus den Depots freigesetzt, wenn der Körper Energie benötigt. Signale hierzu sind unter anderem die Ausschüttung von Kortisol oder Adrenalin in Stresssituationen.
- Beverley, K. M., Levitan, I., Cholesterol regulation of mechanosensitive ion channels. In: Frontiers in Cell and Developmental Biology. (Frontiers Media S. A., 25.01.2024)
- Simopoulos, A. P., The importance of the ratio of omega-6/omega-3 essential fatty acids. In: Biomedicine & Pharmacotherapy (Elsevier, Ausgabe 8/2002)