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Die Loge de Guyon ist eine wichtige anatomische Struktur im Bereich des Handgelenks. Sie bildet einen Kanal, durch den der Nervus ulnaris und die Arteria ulnaris verlaufen. Aufgrund der beengten anatomischen Verhältnisse kann es hier zu Nervenkompressionssyndromen kommen, die als Loge-de-Guyon-Syndrom bezeichnet werden. Diese Erkrankung kann erhebliche funktionelle Einschränkungen der Hand verursachen und erfordert eine sorgfältige Differenzialdiagnose sowie gezielte therapeutische Maßnahmen.
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Loge de Guyon – Definition
Die Loge de Guyon, auch als Canalis ulnaris bekannt, ist ein anatomischer Durchtrittsraum im Bereich des Handgelenks. Aufgrund ihrer engen Struktur ist sie anfällig für mechanische Kompressionen, die neurologische und vaskuläre Beeinträchtigungen zur Folge haben können.
Loge de Guyon – Anatomie und Funktion
Die Loge de Guyon bildet einen Durchtrittskanal für den Nervus ulnaris und die Arteria ulnaris. Sie wird durch das Ligamentum carpi palmare und die Handwurzelknochen begrenzt.
Die Loge de Guyon hat eine wesentliche Bedeutung für die Funktion der Hand, da sie als Durchtrittsstelle für den Nervus ulnaris dient. Der Ramus superficialis dieses Nervs ist vorwiegend sensorisch und versorgt die palmare ulnare Handkante sowie den kleinen Finger und die ulnare Hälfte des Ringfingers. Der Ramus profundus hingegen ist motorisch aktiv und innerviert die Musculi interossei, den Musculus adductor pollicis sowie Teile der Hypothenarmuskulatur. Eine Beeinträchtigung dieser Strukturen kann zu Sensibilitätsstörungen und motorischen Einschränkungen führen.
Loge de Guyon – Loge-de-Guyon-Syndrom
Das Loge-de-Guyon-Syndrom bezeichnet eine Kompression des Nervus ulnaris in der Loge de Guyon. Diese Erkrankung kann durch verschiedene mechanische oder pathologische Ursachen hervorgerufen werden. Die Symptomatik ist abhängig von der betroffenen Nervenfaser und reicht von Sensibilitätsstörungen bis hin zu motorischen Ausfällen. Eine frühzeitige Diagnostik ist entscheidend, um irreversible Schäden zu vermeiden.
Ursachen
Eine mechanische Kompression des Nervus ulnaris in der Loge de Guyon kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Dauerhafte Druckbelastungen entstehen beispielsweise beim Radfahren oder bei der Nutzung von Krücken. Auch wiederholte Stoßbelastungen der Handwurzel, wie sie beim Hämmern mit dem Handballen auftreten, können eine Rolle spielen. Raumfordernde Prozesse wie Ganglien, Lipome oder vaskuläre Anomalien können ebenfalls zu einer Einengung führen. Frakturen der Handwurzelknochen, insbesondere des Hamulus ossis hamati oder des Os pisiforme, können den Nerv zusätzlich komprimieren. Darüber hinaus können Thrombosen oder Aneurysmen der Arteria ulnaris eine sekundäre Nervenschädigung hervorrufen.
Symptome
Die Symptome des Loge-de-Guyon-Syndroms hängen von der Lokalisation und dem Ausmaß der Nervenschädigung ab. Zu den ersten Anzeichen gehören Kribbelgefühle und Parästhesien im kleinen Finger sowie in der ulnaren Hälfte des Ringfingers. In fortgeschrittenen Stadien treten Muskelschwäche und eine Lähmung der Musculi interossei auf, wodurch das Spreizen und Zusammenführen der Finger erschwert wird. Bei stärkerer Schädigung des Ramus profundus kann es zudem zu einer Daumenadduktionsschwäche kommen, die die Feinmotorik erheblich beeinträchtigt.
Charakteristikum des Loge-de-Guyon-Syndroms
Charakteristisch für das Loge-de-Guyon-Syndrom ist das Fehlen von Sensibilitätsstörungen am Handrücken, da der dort verlaufende Ramus dorsalis bereits proximal der Loge abzweigt.
Abhängig von der genauen Lokalisation der Kompression unterscheidet man drei Typen nach Gross und Gelbermann: Typ I betrifft sowohl sensorische als auch motorische Anteile des Nervus ulnaris, Typ II betrifft ausschließlich den motorischen Ramus profundus und führt zu isolierten motorischen Ausfällen der Handbinnenmuskulatur, während Typ III den sensiblen Ramus superficialis betrifft und zu Taubheitsgefühlen in der palmaren ulnaren Handkante sowie im kleinen Finger und der ulnaren Hälfte des Ringfingers führt.
Diagnostik
Die Diagnose des Loge-de-Guyon-Syndroms basiert auf einer klinischen Untersuchung und elektrophysiologischen Tests. Die Elektroneurographie (ENG) misst die Nervenleitgeschwindigkeit und hilft dabei, die Schädigung exakt zu lokalisieren. Eine MR-Neurographie ermöglicht eine detaillierte Darstellung des Nervus ulnaris sowie möglicher Kompressionsursachen wie Ganglien oder Frakturen. Differenzialdiagnostisch ist eine Abgrenzung zu anderen Erkrankungen wie dem Sulcus-ulnaris-Syndrom oder dem Karpaltunnelsyndrom erforderlich, da diese ähnliche Symptome verursachen können.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Nervenschädigung. In leichten Fällen kann eine konservative Behandlung erfolgen, die unter anderem eine Ruhigstellung des Handgelenks mithilfe einer Nachtlagerungsschiene umfasst. Zusätzlich sollten belastende Tätigkeiten wie Radfahren oder die Nutzung von Krücken vermieden werden. Bei anhaltenden Beschwerden oder einer nachgewiesenen mechanischen Einengung kann eine operative Dekompression des Nervs erforderlich sein. Dabei wird das Ligamentum carpi palmare gespalten, um dem Nerv mehr Raum zu geben. Falls ein Ganglion oder Tumor vorliegt, wird dieses zusätzlich entfernt. Nach einer operativen Dekompression kann eine gezielte Rehabilitation durch Physiotherapie und Ergotherapie notwendig sein, um die Feinmotorik und Muskelkraft der Hand wiederherzustellen.
Prävention
Um einer Kompression des Nervus ulnaris vorzubeugen, sollten verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Die Verwendung ergonomischer Hilfsmittel wie gepolsterte Handschuhe oder ergonomische Fahrradlenker kann die Druckbelastung reduzieren. Repetitive Belastungen sollten vermieden werden, insbesondere bei berufsbedingten Tätigkeiten, bei denen eine ergonomische Handhaltung von großer Bedeutung ist. Zudem sollten Handverletzungen frühzeitig behandelt werden, um eine sekundäre Nervenschädigung zu verhindern.
- Hand, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 07.02.2025)
- Nervus-ulnaris-Lähmung, https://next.amboss.com/... (Abrufdatum: 07.02.2025)